Zahnfleischbluten - so wird es behandelt!

Vor dem Beginn der eigentlichen Therapie des Zahnfleischblutens steht die Ursachensuche im Vordergrund einer zielführenden Behandlung. Nur mit dem Wissen um den Grund für die Entstehung des Zahnfleischblutens kann nach erfolgreicher Therapie ein Wiederauftreten des Symptoms verhindert werden.

Therapie bei Zahnfleischbluten

Einleitung

Für das Auftreten von Zahnfleischbluten kann es eine Vielzahl von Ursachen geben. Der mit Abstand häufigste Grund für solche Blutungen im Bereich des Zahnfleischs ist das Vorliegen einer Zahnfleischentzündung (sog.Gingivitis). Die Gingivitis entsteht im Regelfall auf Grund einer mangelnden oder unsorgfältig durchgeführten Mundhygiene.
In der Mundhöhle lebende Erreger, vor allem Bakterien, können bei unzureichender Zahnpflege über kleinste Spalten zwischen dem Zahn und dem Zahnfleisch in die Tiefe gelangen.
Unterhalb des Zahnfleischrandes sondern diese Erreger Stoffwechselprodukte ab und provozieren das Gewebe dadurch zunehmend, welches mit einer lokalen Entzündung reagiert.

Der Organismus reagiert auf diesen Reiz mit der Freisetzung spezifischer Entzündungsmediatoren und der Steigerung der Gewebedurchblutung. In Folge dessen kommt es zur vermehrten Einwanderung von Blutzellen (vor allem Leukozyten).

Über einen längeren Zeitraum begünstigt dieser Vorgang die Bildung tiefer Zahnfleischtaschen, in die Erreger nun noch leichter einwandern können.
Die Gingivitis, deren erstes und wichtigstes Symptom das Auftreten von Zahnfleischbluten ist, ist eine der meist verbreiteten Erkrankungen überhaupt. Ab einem Alter von etwa 40 Jahren leidet durchschnittlich jeder dritte Patient an einer Gingivitis.

 

Ursachen des Zahnfleischblutens

Obwohl die Zahnfleischentzündung der Hauptgrund für die Entstehung von Zahnfleischbluten ist, existieren eine Reihe weiterer Faktoren, die ursächlich sein können.

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Blutungen im Bereich des Zahnfleisches können auch durch mechanische Irritierung ausgelöst werden.
Zu viel Druck beim Zähneputzen oder eine zu feste Bürstenstärke schädigt das Zahnfleisch und kann, neben dem Auslösen von Zahnfleischbluten, sogar zum Zahnfleischrückgang führen. Viele Patienten bemerken diese Blutungen deshalb häufig, nachdem sie sich die Zähne geputzt haben. Bei der Wahl der idealen Zahnbürste sollte zum Schutz des Zahnfleischs darauf geachtet werden, möglichst eine Bürste in mittlerer Stärke zu erwerben.

Außerdem können verschiedene Infektionen (zum Beispiel Zahnfleischbluten als Anzeichen einer HIV-Infektion) zur Entstehung von Zahnfleischbluten beitragen.

Auch auf die hormonellen Veränderungen im Zuge einer Schwangerschaft kann das Zahnfleisch (die Ginigiva) durch starke Entzündungsprozesse reagieren. Auch in diesen Fällen kann es zum Zahnfleischbluten kommen. 

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Die Therapie bei Zahnfleischbluten

Vor dem Beginn der eigentlichen Behandlung des Zahnfleischblutens steht die Ursachensuche im Vordergrund. Nur mit dem Wissen um den Grund für die Entstehung des Zahnfleischblutens kann nach erfolgreicher Therapie ein Wiederauftreten des Symptoms verhindert werden (gezielte Prophylaxe).
Aus diesem Grund wird in der Regel zuerst ein umfangreiches Screening erhoben.
Screening bedeutet in diesem Fall, dass sowohl der Zustand der Zähne, als auch der des Zahnfleischs exakt beurteilt werden. Zum einen werden Tiefe und Ausdehnung möglicher Zahnfleischtaschen gemessen, zum anderen müssen auch die übrigen Abschnitte des Zahnhalteapparats (zum Beispiel der Kieferknochen) begutachtet werden. 

Die genaue Tiefe der Taschen wird durch das Einführen einer schmalen, skalierten Sonde zwischen Zahnsubstanz und Zahnfleisch bestimmt. Für den Patienten ist dies in der Regel schmerzfrei und auch die Funktion des Zahnhalteapparates wird während der Messung nicht beeinträchtigt.

Des Weiteren kann im Zuge der Voruntersuchungen ein mikrobieller Test zur genauen Keimbestimmung durchgeführt werden. Bei diesem Test werden kurzzeitig saugfähige Papierstiftchen in die Zahnfleischtaschen eingebracht und anschließend im Labor auf Keime überprüft. In schweren Fällen empfiehlt sich außerdem die Anfertigung eines Röntgenbildes (OPG), welches die im Kiefer befindlichen Zähne und den knöchernen Kiefer abbildet. Anhand dieser Röntgenaufnahme kann der Zustand des Knochengerüstes beurteilt und abgeschätzt werden, inwieweit sich die entzündlichen Prozesse bereits ausgebreitet haben.

Die Therapie des Zahnfleischblutens kann im Grunde von jedem niedergelassenen Zahnarzt durchgeführt werden. In besonders ausgeprägten Fällen oder bei Vordringen der entzündlichen Prozesse in den Kieferknochen empfiehlt es sich jedoch, einen speziellen Facharzt für Parodontologie (Parodontologen) aufzusuchen.


Während der Therapie an sich wird im Normalfall eine sogenannte Professionelle Zahnreinigung (kurz: PZR) durchgeführt. Jeder einzelne Zahn wird während dieser Zahnreinigung von allen Seiten gereinigt.
Der behandelnde Zahnarzt verwendet dafür spezielle Instrumente (Küretten). Durch ihren individuellen Schliff vermögen es die Küretten, sowohl weiche (Plaque), als auch harte (Zahnstein) Zahnbeläge von der Zahnoberfläche abzutragen. Einige Zahnärzte führen die Professionelle Zahnreinigung unter Anwendung eines „Sandstrahlers“ (Air Flow) durch.

Die Kosten der Professionellen Zahnreinigung werden in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Die meisten Zahn-Zusatzversicherungen tragen jedoch die mit diesem Verfahren verbundenen Kosten. Diese betragen durchschnittlich zwischen 70 und 150 Euro.

Homöopathie

Globuli aus der Homöopathie können häufigem Zahnfleischbluten entgegenwirken. Dabei ist entscheidend, welche Ursache den Symptomen vorangegangen sind, um das individuell passende Präparat zu verordnen. Bei unspezifischem Zahnfleischbluten wird in der Regel Mercurius solubilis und Kalium bichromicum in der Potenz D12 dreimal täglich a 5 Globuli eingenommen. Mercurius solubilis ist ebenfalls ein Präparat, welches bei gehäuften Zahnfleischentzündungen und Blutungen durch die hormonelle Umstellung während der Schwangerschaft eingenommen wird. Bei älteren Menschen, deren Immunsystem geschwächt ist und die daher anfälliger für vermehrte Blutungen sind, ist Kalium phosphoricum geeignet. Dabei wird durch Kalium phosphoricum nicht nur das Zahnfleischbluten vermindert, sondern ebenfalls die Immunabwehr gestärkt. Massive Formen von Zahnfleischbluten und Entzündungen des Zahnfleisches werden hingegen mit Barium carbonicum behandelt.

Um die Ursache der Blutungsneigung zu ergründen und daraufhin das passende homöopathische Präparat zu bestimmen, ist das Aufsuchen des Zahnarztes unumgänglich, da in  Globuli allein nicht zum Ziel führen und eine zahnärztliche Therapie von Nöten ist. Zu der Effektivität der Globuli gibt es keinerlei wissenschaftliche Evidenz. Bei Beschwerden, die länger als zwei Wochen andauern, muss unverzüglich der Zahnarzt aufgesucht werden.

Hausmittel bei Zahnfleischbluten

Hausmittel können einem vermehrten Zahnfleischbluten entgegenwirken, indem sie die Symptome lindern. Wichtig ist, dass der Betroffene intensive Mundhygiene mit Reinigung der Zahnzwischenräume betreibt, auch wenn unangenehme Schmerzen auftreten, denn sofern Plaque, also weicher Zahnbelag, auf den Zähnen verbleibt, können sich die Bakterien dort weiter vermehren und ihre Stoffwechselprodukte zwischen Zahn und Zahnfleischsaum absondern, welche dort zu Entzündungen führen können. Somit bleiben Blutungs-Beschwerden weiterhin bestehen.

Die Mundhygiene sollte gründlich, aber trotzdem vorsichtig erfolgen, um mit der Zahnbürste keine mechanischen Verletzungen zu produzieren. Daher ist es wichtig, mit so wenig Druck wie möglich zu putzen. Elektrische Zahnbürsten mit Drucksensor sind daher empfehlenswert. Spülungen mit Myrrhe, Kamille und Salbei können zusätzlich eine antibakterielle Wirkung entfalten und durch mehrmalige tägliche Anwendung das Zahnfleisch beruhigen.

Gurgeln mit Teebaumöl oder das Ölziehen mit Kokosöl oder Olivenöl können ebenfalls Bakterien in der Mundhöhle bekämpfen und somit eine Linderung der Symptome schaffen. Dabei sollte das Öl etwa fünf bis zehn Minuten in der Mundhöhle verbleiben, um seine Wirkung optimal zu entfalten.

Weiterhin sollte auf besonders heiße oder scharfe Lebensmittel verzichtet werden, um keine zusätzlichen Irritationen zu schaffen. Sofern die Hausmittel keine dauerhafte Besserung erzeugen, muss der Zahnarzt aufgesucht werden, um gegebenenfalls medikamentös das vermehrte Zahnfleischbluten zu behandeln.

Erfahren Sie mehr dazu unter: Hausmittel gegen Zahnfleischbluten

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 20.06.2013 - Letzte Änderung: 01.12.2022