Dieser Artikel befasst sich mit dem Wulstbruch, bei dem nicht alle Knochenschichten am Bruch beteiligt sind sondern nur die inneren Schichten.
Ein Wulstbruch, auch Torusbruch genannt, ist ein umgangssprachlich als unvollständiger Bruch bezeichnete Verletzung eines Knochens, welcher speziell im Kindesalter auftritt. In aller Regel tritt diese Frakturform an langen Röhrenknochen wie beispielsweise den Unterarm- oder Unterschenkelknochen auf, wenn sich diese noch im Wachstum befinden. Meist sind es Stauchungsbrüche, die einen Wulstbruch hervorrufen.
Beim „Bruch“ kommt es dann jedoch nicht dazu, dass sich zwei Knochenfragmente bilden. Vielmehr sind nur die inneren Schichten des Knochens gebrochen, wohingegen die äußere Knochenhaut intakt bleibt und dafür sorgt, dass keine separaten Teile entstehen. Im Röntgenbild stellt sich der Wulstbruch mit einer Ausbeulung an der vermeintlich gebrochenen Stelle dar, was auch die Namensgebung erklärt.
Für den Laien ist es wohl sehr schwer zu erkennen, ob es durch die Verletzung zu einem Wulstbruch gekommen ist. Dies ist allerdings sowieso zweitrangig, da die Versorgung durch medizinisches Fachpersonal vorgenommen muss, welche die Therapie aufgrund der Bruchart entsprechend anpassen.
Generelle Anzeichen eines Knochenbruchs, wie starke Schmerzen bei Berührung der gebrochenen Region, eventuelle entstehende Blutergüsse oder die Beobachtung des Verletzungshergangs können Anzeichen für einen Knochenbruch sein. Bei genauerer körperlicher Untersuchung könnte festgestellt werden, dass der Bruch keine zwei getrennten Knochenfragmente hervorgebracht hat, was jedoch in aller Regel durch das Röntgenverfahren erledigt wird, da es wesentlich schmerzfreier für den Patienten ist. Sogenannte sicherer Bruchzeichen sind beim Wulstbruch nicht sichtbar. Hierzu zählen sichtbare Knochenenden, Fehlstellungen und Knochenreiben.
Aufgrund des Unfallhergangs haben die Kinder häufig noch andere, leichtere Verletzungen. Typisch sind hierbei besonders Schürfwunden und Prellmarken an den Händen, da die Kinder sich mit den Händen auffangen und der Unterarm dadurch gestaucht wird. Beim Unterschenkel ist aufgrund des Unfalls auch ein Bänderschaden möglich.
Kleine Kinder geben bei Schmerzen oft Bauchschmerzen und Übelkeit an, da sie sämtliche Schmerzen auf den Bauch projizieren. Bei sehr dünnen Kindern lässt sich in einigen Fällen der Wulstbruch tasten oder kann sogar sichtbar sein. In seltenen Fällen kommen Wulstbrüche im Rahmen größerer Unfallgeschehen vor. Bei mehrfach verletzten Kindern sind viele andere Symptome möglich. Hierzu zählen auch Verletzungen mit Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System oder das Gehirn. Dies sind jedoch keine Symptome, die unmittelbar mit dem Wulstbruch zusammenhängen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Arm gebrochen beim Kind
Schmerzen sind typische Begleitsymptome jedes Knochenbruchs. Die entstehen zum einen durch die beim Bruch ebenfalls mit verletzten kleinen Nervenendigungen und zum anderen durch den Druck, der im Gewebe entsteht. Durch das Anschwellen des Unterarmes – wo die Torusfraktur in aller Regel entsteht- werden die Nerven komprimiert, was ebenfalls zur Schmerzentstehung beiträgt. Auch die äußerste Knochenschicht, die Knochenhaut (das Periost) ist besonders schmerzempfindlich. Da sie jedoch nicht wie bei anderen Knochenbrüchen mit zerrissen wurde, sind die Schmerzen verglichen mit einem kompletten Bruch geringer.
Die sichere Diagnosestellung erfolgt durch die Betrachtung des Röntgenbildes. Hier zeigen sich diverse Erkennungsmerkmale, die einen Wulstbruch sehr wahrscheinlich machen. Im Röntgenbild zeigt sich im Vergleich zur gesunden Seite ein runder Wulst, meist mittig, am Knochen. Es finden sich zudem keine zwei getrennten Knochenfragmente. Das bedeutet, dass man im Röntgenbild keinen Bruchspalt erkennen kann. Weiterhin – und namensgebend für die Verletzung- zeigt sich eine kleine Ausbeulung am Knochenrand, die dadurch entsteht, dass sich das bei Kindern noch weiche Knochenmaterial hier aufstaut und platzbedingt hierhin ausweichen muss.
Auch der Unfallhergang gibt einen Hinweis auf einen möglichen Wulstbruch. Der Unfallhergang kann von älteren Kindern selbst beschrieben werden, während jüngere Kinder auf die Aussagen von Beobachtern angewiesen sind.
Weitere Informationen hierzu: Röntgenuntersuchung beim Kind
Die Behandlung des Wulstbruches erfolgt in aller Regel konservativ. Konkret bedeutet dies, dass keine Operation des Bruches nötig ist. Der Umstand, dass die Knochenhaut rundherum noch intakt ist, sorgt für gute Heilungsergebnisse beim konservativen Vorgehen. Dabei wird der Knochen, sofern leicht verrutscht, unter Kontrolle durch ein Röntgenbild wieder in die richtige Position gerückt und anschließend mithilfe eines Gipses fixiert. Eine Ruhigstellung ist normalerweise nur für ungefähr vier Wochen nötig.
Eine Operation würde in diesem Falle nur eine Manipulation des Knochen-Wachstumszentrums bedeuten, was dafür sorgen kann, dass der Knochen nicht mehr weiterwächst. Es empfiehlt sich generell, kindliche Frakturen mit so wenig Manipulation der Wachstumszentren wie möglich zu behandeln.
Nur wenn die Knochenenden nicht gerade aufeinander stehen kann eine Operation zusätzlich helfen. In diesem Fall gibt es verschiedene Stabilisierungsmöglichkeiten, wie Drähte oder Platten, welche den Bruch ruhigstellen. Bei starken Schmerzen kann auch bei Kindern eine Schmerzbehandlung mit Ibuprofen oder Paracetamol durchgeführt werden.
Für die Wiederherstellung der vollständigen Bewegung kann, je nach Bruchstelle, Krankengymnastik die Heilung unterstützen. Der betroffene Knochen sollte nicht direkt voll belastet werden, da dies erneute Brüche an der alten Bruchstelle begünstigt. Ungewöhnliche Bruchstellen, wie das Schlüsselbein, können nicht eingegipst werden und müssen daher mit speziellen Schienen stabilisiert werden.
Beim Wulstbruch handelt es sich um eine Stauchungsfraktur. Das bedeutet, dass die Ursache des Bruchs ein Zusammenstauchen des Knochens ist. Dieses Zusammenstauchen muss ungefähr in Längsrichtung des Knochens erfolgen, da so der charakteristische Wulst rund um den Knochen entsteht. Da sich der Bruch in den Wachstumszentren der Knochen, den sogenannten Metaphysen- ereignet, treten diese Brüche typischerweise im Kindesalter auf, wenn die Knochen noch etwas elastischer sind.
Der häufigste betroffene Knochen ist der Unterarmknochen Speiche. Diese Brüche entstehen, wenn die Kinder stürzen und sich mit den Händen auffangen. Die Arme treffen senkrecht auf den Boden und werden zusammengestaucht. Auch das Schienbein ist häufig betroffen. Dies geschieht, wenn Kinder aus größerer Höhe springen oder stürzen und auf den Füßen landen, sodass die Beine gestaucht werden.
Der Wulstbruch betrifft häufig Kinder zwischen fünf und zehn Jahren. Die Knochen sind in diesem Alter noch sehr flexibel und die Kinder sind oft sehr aktiv. Die Brüche entstehen daher meistens beim Toben und Klettern. Eine Ursache kann zum Beispiel das Auffangen beim Skaten sein, da hierbei der Sturz mit größerer Geschwindigkeit geschieht, als beim Laufen. Kinder, welche sich weniger oft bewegen und daher schlechtere motorische Fähigkeiten haben, sind häufiger betroffen.
Allerdings können auch Quetschungen, beispielsweise in einer sich schließenden Haus- oder Autotür, einen solchen Bruch hervorrufen. Insgesamt darf die Krafteinwirkung nicht zu groß sein, damit es zum Wulstbruch kommt.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Unterarmbruch beim Kind
Die Prognose einer Wulstfraktur ist sehr gut. Es sind so gut wie keine Fälle bekannt, bei denen aus der konservativen Versorgung weitere Probleme erwachsen wären. Aufgrund der Tatsache, dass auch die Wachstumszentren der Knochen nicht weiter manipuliert werden, funktioniert auch das weitere Längenwachstum der Knochen relativ problemlos.
In den meisten Fällen heilt ein Wulstbruch innerhalb weniger Wochen folgenlos aus. Nur in seltenen Fällen kommt es zu Komplikationen, wie einem erneuten Bruch oder einem schiefen Zusammenwachsen. Dies kann durch Operationen gut behandelt werden. Brüche, welche die Wachstumsfugen betreffen, können bei einigen Kindern zu Wachstumsproblemen am betroffenen Knochen führen.
Meist wird der Gipsverband für vier bis sechs Wochen am Arm getragen. Diese Periode soll dem Knochen die Zeit geben, wieder richtig miteinander verwachsen zu können. Auch bei Verletzungen der Unterschenkelknochen wird dieser Zeitraum eingehalten, um den Knochen richtig adaptieren zu lassen.
Bei Brüchen des Schlüsselbeins hingegen kann nur die entsprechend mitbetroffene Schulter ruhiggestellt werden, damit der Knochen wieder ausheilen kann.
Am anfälligsten für das Auftreten von Wulstbrüchen sind lange Röhrenknochen, wie beispielsweise Elle und Speiche oder Schien- und Wadenbein. Aber auch über Wulstbrüche des Schlüsselbeins gibt es Berichte. Die absolute Mehrzahl der Brüche ereignet sich jedoch im handnahen Abschnitt der Speiche im Bereich des Wachstumszentrums des Knochens, wo dessen Bestandteile sowieso etwas weicher zusammengesetzt sind als im restlichen Knochen.
Lesen Sie mehr auf unserer Seite Unterarmbruch beim Kind
Im Unterschied zur Grünholzfraktur ist die Knochenhaut beim Wulstbruch noch komplett intakt. Bei der Grünholzfraktur kommt es auf der Seite des Knochens, welche der eigentlichen Gewalteinwirkung gegenüberliegt, zum kompletten Bruch. Vorstellbar anhand eines Astes, der über einem kleinen Widerlager zerbrochen wird. Dieser bricht ebenfalls zuerst auf der Seite, die dem Widerlager abgewandt ist.
Weiterhin kann es bei der Grünholzfraktur dazu kommen, dass der Knochen in der Mitte entlang der Längsrichtung reißt. Diese Gefahr besteht beim Wulstbruch hingegen nicht. Weiterhin ereignet sich die Grünholzfraktur in aller Regel nicht an den Wachstumszentren der Knochen, die eher am Ende der Knochen liegen, sondern eher in der Mitte des Knochens. Insgesamt ist die Prognose einer Grünholzfraktur auch sehr gut, jedoch nicht ganz so gut wie bei einem Wulstbruch.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Grünholzfraktur
Andere Themen, die Sie interessieren könnten: