Durch die Szintigraphie kann die hormonale Aktivität unterschiedlicher Bereiche der Schilddrüse bildlich dargestellt werden. Auf diese Weise lassen sich Erkrankungen diagnostizieren, ohne dass eine Risikobelastung einhergeht.
Bei der Szintigraphie der Schilddrüse handelt es sich um eine radiologische (präziser gesagt: nuklearmedizinische) Untersuchung zur Funktionsdiagnostik des Organs. Anders als bei Ultraschall oder Schnittbildverfahren wird nicht die Struktur dargestellt, sondern die Aktivität und damit die Hormonproduktion. Dazu wird ein Stoff in das Blut gegeben, der sich in der Schilddrüse anreichert und radioaktive Strahlung abgibt. Über eine besondere Kamera kann diese gemessen und durch einen Computer in ein Bild überführt werden.
Die Szintigraphie der Schilddrüse erfolgt zum Beispiel, wenn bei der Tastuntersuchung oder im Ultraschallbild Knoten gefunden werden. So kann untersucht werden, ob diese hormonproduzierend sind oder nicht. Abgeklärt werden sollten alle Knoten ab einer Größe von 1cm. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion können möglicherweise ein oder mehrere Bereiche mit erhöhter Aktivität als Ursache durch die Szintigraphie festgestellt werden. Ebenfalls erfolgt eine Szintigraphie zum Beispiel 6 Monate nach einer Radiojodtherapie (Beseitigung erkrankten Gewebes durch Bestrahlung von innen) , um zu überprüfen, ob die Behandlung erfolgreich war.
Die Szintigraphie der Schilddrüse ist bei der Autoimmunerkrankung Hashimoto eher nicht üblich. Zur Diagnostik ist hierbei vor allem die Bestimmung von Schilddrüsenantikörpern im Blut zielführend. Bei der Hashimotoerkrankung zeigt sich in der Szintigraphie am ehesten eine verminderte Aktivität der gesamten Schilddrüse.
Eine spezielle Vorbereitung ist für die Szintigraphie der Schilddrüse in der Regel nicht notwendig. Wer Medikamente einnimmt, die Einfluss auf die Schilddrüsenfunktion nehmen, sollte das dem untersuchenden Arzt bei der ersten Untersuchung mitteilen, da diese die Szintigraphieergebnisse beeinflussen können. Dazu zählen Schilddrüsenhormone (zum Beispiel Thyroxin), Jodtabletten, Amiodaraon (Herzmedikament), oder Medikamente, die Schilddrüsenfunktion hemmen (zum Beispiel Carbimazol). Gegebenenfalls sollen diese auch einige Tage vor der Szintigraphie abgesetzt werden. In manchen Fällen wird die Untersuchung gezielt unter dem Einfluss von Schilddrüsenhormonen, die als Tabletten eigenommen werden, durchgeführt. Diese Vorbereitung erfolgt meist über einen Zeitraum von zwei bis vier Wochen und der Arzt wird den Patienten entsprechend rechtzeitig darüber informieren.
Die Szintigraphie der Schilddrüse kann ambulant in einer radiologischen Praxis oder der Schilddrüsenambulanz einer radiologischen Klinik erfolgen. Für die Untersuchung man muss nicht ins Krankenhaus aufgenommen werden.
Zunächst spritzt der Arzt in eine Vene meist am Arm eine Flüssigkeit, die die radioaktive Substanz enthält. Verwendet werden hierbei radioaktives Jod oder jodähnliche Substanzen wie Pertechnetat (radioaktives Element: Technetium), die genau wie Jod in die Schilddrüse eingebaut werden. Nun müssen etwa zehn bis zwanzig Minuten abgewartet werden. In dieser Zeit verteilen sich die radioaktiven Teilchen mit dem Blut im Körper und gelangen so auch zur Schilddrüse. Fast ausschließlich dort werden sie zum Teil aufgenommen. Jetzt erfolgt die eigentlich Messung durch die sogenannte Gammakamera, vor die man sich in der Regel setzt. Diese registriert die radioaktive Strahlung (Gammastrahlung), die nun von der Schilddrüse ausgeht. Wenn ein Patient nicht sitzen kann, wird die Szintigraphie im Liegen durchgeführt. Mithilfe der Berechnung eines Computers wird ein Bild, das der Verteilung der Strahlung entspricht, erstellt. Außerdem wird der Anteil der verabreichten Strahlung, der von der Schilddrüse aufgenommen wurde, gemessen. Dabei handelt es sich um den sogenannten „Uptake“.
Die Messung selbst dauert etwa zehn Minuten und bereitet keine Schmerzen, Übelkeit oder andere Unangenehmlichkeiten. Das Ergebnis liegt dem Arzt in der Regel direkt vor und er kann erste Aussagen treffen. Ein Bericht mit allen Informationen und dem weiteren Vorgehen wird dann bald an den Patienten und den Hausarzt versendet. Nach der Untersuchung kann man wieder nach Hause. Es sollte aber für einige Stunden der Kontakt zu Schwangeren oder stillenden Frauen sowie Kindern gemieden werden oder zumindest Abstand gewahrt werden, da vom Körper noch etwas Strahlung ausgeht. Diese zerfällt jedoch kontinuierlich und wird zusätzlich über den Urin ausgeschieden.
Die Auswertung der Szintigraphie der Schilddrüse erfolgt zunächst anhand des erstellten Bildes. Alle Bereiche des schmetterlingförmigen Organs werden in unterschiedlichen Farben dargestellt. Blautöne stehen für geringe und Rottöne für hohe Aktivität des Gewebes. Allein mit der optischen Bewertung können also Bereiche mit erhöhter oder verminderter Aktivität festgestellt werden.
Der zweite wichtige Aspekt bei der Auswertung sind die Werte der Szintigraphie, die meist als TcTU (Technetium thyroidaler Uptake = Technetiumaufnahme der Schilddrüse) in Prozent angegeben werden. Dabei handelt es sich um den Anteil der mit der Spritze gegebenen Radioaktivität (in Form von Technetium), die letztlich von der Schilddrüse aufgenommen wurden. Meist liegt der Wert unter 2%. Dem Nuklearmediziner dient er in Zusammenschau mit den weiteren Befunden der Einschätzung einer möglichen Erkrankung.
Ob eine Krebserkrankung vorliegt, kann durch die Szintigraphie der Schilddrüse nicht festgestellt werden. Sie kann lediglich Hinweise geben.
Wenn zum Beispiel ein tastbarer oder im Ultraschall entdeckter Schilddrüsenknoten in der Szintigraphie nur eine schwache Aktivität aufweist (kalter Knoten), kann es sich eventuell um ein Krebsgeschwür handeln. Um Aufschluss zu gewinnen wird meist eine sogenannte Feinnadelbiopsie empfohlen. Durch die Untersuchung der gewonnen Zellen kann der Verdacht erhärtet werden oder nicht. Die Strahlenbelastung durch die Szintigraphie der Schilddrüse selbst ist zu gering, als dass sie ein ernsthaftes Risiko für die Entstehung von Krebs darstellt.
Ein kalter Knoten in der Schilddrüse liegt vor, wenn ein Bereich der Schilddrüse bei der Szintigraphie gar keine oder zumindest deutlich weniger Radioaktivität als die restliche Schilddrüse aufnimmt.
In dem bei der Szintigraphie erstellten Bild (Szintigramm) zeigt dieser sich meist als ein Bereich, der sich farblich von der restlichen Schilddrüse abhebt. Es handelt sich entsprechend um Gewebe, das keine Schilddrüsenhormone produziert. Es kann sich zum Beispiel um eine harmlose wassergefüllte Zyste handeln. Da jedoch in manchen Fällen ein Schilddrüsenkrebs vorliegen kann, sollten kalte Knoten zur Sicherheit durch eine Probenentnahme untersucht werden.
Dazu erfolgt eine sogenannte Feinnadelbiopsie. Unter örtlicher Betäubung und unter Sichtkontrolle durch einen Ultraschallkopf entnimmt der Arzt mit einer langen Nadel eine Gewebsprobe aus dem Knoten. Sollten sich auffällige Zellen zeigen, wird in der Regel eine operative Entfernung der Schilddrüse empfohlen. Die Namensgebung des kalten Knotens kommt nicht durch einen Temperaturunterschied, sondern aufgrund der Darstellung in der Szintigraphie. Eine schwache Radioaktivität wird meistens blau wiedergegeben.
Wenn sich in der Szintigraphie ein Areal mit stärkerer Radioaktivität von dem übrigen Schilddrüsengewebe abhebt, bezeichnet man das auch als heißen Knoten. Je höher die radioaktive Strahlung ist, desto röter wird der Knoten dargestellt. Das begründet die Namensgebung und nicht etwa ein tatsächlicher Temperaturunterschied.
Auch besteht kein Zusammenhang zu einer möglichen Entzündung. Heiße Knoten stehen für Schilddrüsenbereiche mit erhöhter Aktivität, das heißt einer erhöhten Schilddrüsenhormonproduktion. Es handelt sich um sogenannte autonome Knoten oder auch fokale Autonomien. Dies sind Bereiche, die unabhängig von den Kontrollmechanismen des Körpers übermäßig Hormone produzieren. Sind diese besonders aktiv, können sich Zeichen einer Überfunktion wie Zittern, Herzrasen, Unruhe und viele weitere zeigen.
Sie können durch eine Operation oder eine Strahlentherapie mit radioaktivem Jod (Radiojodtherapie) geheilt werden. Eine bösartige Erkrankung ist bei heißen Knoten eher nicht zu erwarten, sofern nicht zusätzlich kalte Knoten vorliegen. Bei heißen Knoten ist daher in der Regel auch keine Feinnadelbiopsie (Probenentnahme zur Untersuchung auf veränderte Zellen) angebracht.
Die Szintigraphie der Schilddrüse ist eine sehr risikoarme Untersuchung. Die Strahlenbelastung ist recht gering.
Lediglich für Schwangere besteht eine Gefahr, da es zu Missbildungen des Kindes kommen kann. Daher spricht eine Schwangerschaft gegen eine Szintigraphie. Keine Gefahr besteht für Menschen mit einer sogenannten Jodallergie. Es handelt sich um eine Allergie, die sich nicht gegen Jod, sondern gegen andere Bestandteile von jodhaltigen Kontrastmitteln richtet. Diese kommen bei einer Szintigraphie aber nicht zum Einsatz.
Die Szintigraphie der Schilddrüse dauert von der Injektion der radioaktiven Substanz bis zum Abschluss der eigentlichen Messung in der Regel nicht länger als eine halbe Stunde. Nach Abschluss der Messung muss beachtet werden, dass man noch für einige Stunden radioaktive Strahlung aussendet. Enger Kontakt zu Schwangeren, Stillenden und Kindern sollte in dieser Zeit vermieden werden. Spätestens am nächsten Tag ist die soweit Radioaktivität zerfallen und die Stoffe über den Urin ausgeschieden, dass keine Gefahr mehr für Mitmenschen ausgeht.
Carbimazol ist ein Medikament, das die Funktion der Schilddrüse und damit die Hormonproduktion hemmt. Es kommt bei einer Überfunktion zum Einsatz. Aufgrund seines Einflusses auf die Schilddrüsenfunktion, beeinflusst es auch die Ergebnisse einer Szintigraphie. Daher sollte es möglichst einige Tage vor der Untersuchung abgesetzt werden. Erfolgt die Untersuchung dennoch unter dem Einfluss von Carbimazol, muss dies bei der Auswertung berücksichtigt werden.
Viele Menschen haben Angst vor einer Szintigraphie der Schilddrüse aufgrund der eingesetzten radioaktiven Strahlung. Die Angst ist größtenteils unberechtigt, da man bei dieser Untersuchung nur einer sehr geringen Strahlenbelastung ausgesetzt ist.
Eine geringe Strahlenbelastung erfährt unser Körper ohnehin im Alltag. In manchen Situationen ist sie höher wie zum Beispiel einem Langstreckenflug. Zudem bestehen regionale Unterschiede. Die zusätzliche Strahlenbelastung einer Szintigraphie der Schilddrüse entspricht in etwa einer natürlichen Strahlenbelastung von einem halben Jahr. Sofern eine Indikation für die Untersuchung besteht, überwiegen die Vorteile gegenüber der geringen Risiken.
Eine Ausnahme besteht bei schwangeren Frauen, da die möglichen Folgen einer Strahlenbelastung für das Heranwachsende Kind besonders fatal wären. Bei Schwangerschaft sollte daher keine Szintigraphie der Schilddrüse durchgeführt werde. Bei Kindern müssen Vor- und Nachteile abgewogen werden, aber grundsätzlich kann eine Szintigraphie mit an Alter und Gewicht angepassten Dosierungen erfolgen.
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