Die Paraphimose beschreibt einen Zustand, in dem die verengte Vorhaut des Penis zurück geschoben wurde und die Eichel des Penis einklemmt, was zur schmerzhaften Anschwellung der Eichel führt. Die Paraphimose ist ein urologischer Notfall, da es bei zu spätem operativen Eingreifen zum Absterben der Eichel kommen kann.
Die Paraphimose wurde früher auch als spanischer Kragen bezeichnet, da ihr Aussehen an eine breite Halskrause erinnert, die im 15. Jahrhundert von spanischen Adeligen getragen wurde.
Unter Paraphimose versteht man einen Zustand, in dem die verengte Vorhaut des Penis zurück geschoben wurde und die Eichel des Penis einklemmt oder abschnürt.Dadurch schwellen die Eichel und die zurückgezogene Vorhaut schmerzhaft an. Häufig liegt der Paraphimose eine Phimose, eine verengte Vorhaut, zu Grunde.
Eine Paraphimose ist ein urologischer Notfall und bedarf schneller medizinischer und fachgerechter Hilfe, da die Eichel sonst droht abzusterben.
Die zu enge Vorhaut bildet einen Schnürring hinter der Eichel um den Penisschaft. Im Folgenden wird durch diese Abschnürung der Blutabfluss aus der Eichel und der Vorhaut verhindert, weshalb es zu einer äußerst schmerzhaften Schwellung sowohl der Vorhaut als auch der Eichel kommt.
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Nun schließt sich der Teufelskreis, denn nun lässt sich die Vorhaut nur noch schwer über die Eichel zurück schieben. Diese Situation muss allerdings schnell behoben werden, denn andernfalls kann nicht mehr ausreichend frisches Blut (arterielles Blut) zur Versorgung des Penis und der Eichel in die Eichel gelangen.
Die Vorhaut und Eichel verfärben sich dann bläulich bis schwarz und die Eichel stirbt ab (Nekrose, Gangrän), wenn nicht rechtzeitig gehandelt wird.
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Häufig entwickelt sich eine Paraphimose, wenn vergessen wird eine enge Vorhaut, die im Rahmen von hygienischen Maßnahmen zurück geschoben wurde, wieder über die Eichel zu streifen.
Es kann aber auch durch medizinische Manipulation geschehen, in dem die Reposition der Vorhaut nach dem Legen eines Blasendauerkatheters vergessen wurde.
Bei Kindern kann es vorkommen, dass eine Paraphimose hervorgerufen wird, wenn manuell versucht wird eine Phimose (Vorhautverengung) aufzuheben, die möglicherweise gar nicht wirklich vorliegt.
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Ab der Geschlechtsreife kann eine Paraphimose auch durch Selbstbefriedigung entstehen oder während beziehungsweise nach dem Geschlechtsverkehr hervorgerufen werden. In Verbindung mit sexueller Aktivität sind Paraphimosen bei Menschen möglich, die im nicht eregierten Zustand keine Anzeichen für eine verengte Vorhaut haben, aber deren Vorhautverengung darauf basiert, dass der Penis während der Erektion an Umfang zunimmt.
Wichtig im Prozess der Diagnosestellung ist für einen Arzt zunächst das Gespräch mit dem Patienten. Im Rahmen dieses Gesprächs findet der Arzt meist erste Anhaltspunkte, die für eine Paraphimose sprechen, wie zum Beispiel eine leichte Vorhautenge oder eine Phimose. Häufig beschreibt der Patient, dass es im Rahmen von einer Erektion (unabhängig davon ob Selbstbefriedigung oder Geschlechtsverkehr) zur Ausbildung dieses Krankheitsbildes kam.
Die vorläufige Diagnose des Arztes nach diesem Gespräch wird durch die körperliche Untersuchung, also die Inspektion des Penis, gestützt. Die Paraphimose lässt sich an der geschwollenen Eichel und der geschwollenen Vorhaut erkennen, die sich als Schnürring um den Penisschaft gelegt hat und ist eine Blickdiagnose.
Die Reposition, also das Zurückschieben der Vorhaut über die Eichel, ist therapeutisch unerlässlich. Dies sollte möglichst schnell erfolgen, da sonst das Absterben der Eichel und der Vorhaut droht.
Man sollte auf keinen Fall dauerhaft versuchen die Paraphimose ohne ärztliche Hilfe aufzuheben. Wenn ein Versuch durch den Betroffenen selbst erfolglos blieb, sollte ein Urologe aufgesucht werden. Kühlende Maßnahmen auf dem Weg zum Arzt können helfen.
Der Arzt kann die Reposition entweder konservativ, also nicht-chirurgisch oder operativ vornehmen.
Zunächst sollte versucht werden die Paraphimose konservativ aufzuheben.
Dieser Eingriff ist sehr schmerzhaft, weshalb mindestens eine lokale Betäubung verabreicht wird, um die den Penis versorgenden Nerven zu betäuben.
Bei dieser konservativen, manuellen Reposition drückt man die Eichel bei gleichzeitigem Vorziehen der Vorhaut nach unten. Um das Zurückgleiten der Eichel zu erleichtern wird die Eichel meist vorher etwas eingefettet, zum Beispiel mit Vaseline, und das Ödem gestichelt. Das bedeutet, dass mit einer feinen Kanüle versucht wird, die Wassereinlagerungen sehr vorsichtig auszudrücken.
Wenn eine manuelle Reposition nach einigen kurzfristigen Versuchen nicht gelingt muss die Paraphimose operativ versorgt werden.
Jede Paraphimose ist ein Notfall, denn die Vitalität der Vorhaut und Eichel ist akut bedroht. Je länger eine Paraphimose unbehandelt bleibt, desto höher ist das Risiko für unwiderrufliche Schäden an den beteiligten Strukturen. Eine Operation wird notwendig, wenn der manuelle Repositionsversuch ohne Erfolg blieb. Falls die Paraphimose zu lange bestanden hat und die Eichel und Vorhaut abgestorben sind, muss immer sofort operiert werden.
Im Rahmen dieses operativen Eingriffs wird die zum Schnürring gewordene Vorhaut eingeschnitten, damit der Blutfluss wieder stattfinden kann. Gegebenenfalls kann in der selben Operation, wenn es von dem Patienten oder seinen Angehörigen gewünscht wird, auch eine Beschneidung vorgenommen werden, um ein erneutes Auftreten von einer Paraphimose zu verhindern.
Auch nach einem erfolgreichen manuellen Repositionsversuch sollte sich der Patient oder im Falle eines Kindes die Angehörigen mit einem Urologen darüber beraten, ob eine Beschneidung nicht dauerhaft sinnvoll wäre, um weiteren Paraphimosen vorzubeugen.
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Im frühen Säuglings- und Kindesalter ist die Vorhaut oft mit der Eichel (96%) verklebt. Man sollte nicht versuchen, die Vorhaut dann gewaltsam von der Eichel zu trennen.
Diese frühe Vorhautverklebung oder Vorhautverengung löst sich bei den meisten Jungen im Alter von drei bis fünf Jahren von alleine auf. Nur bei 8% der männlichen Kinder ist die Phimose noch bestehend.
Mit zunehmendem Lebensalter sinkt die Häufigkeit für das Auftreten einer Phimose. Wenn sich die Vorhaut nicht leicht von der Eichel löst, sollte nicht versucht werden, gewaltsam die Vorhaut zurück zu schieben, weil sich dadurch die enge Vorhaut um den Penisschaft legen und eine Paraphimose ausbilden kann.
Bei einem erwachsenen Mann sollte sich die Vorhaut in jedem Zustand leicht und schmerzlos über die Eichel und zurückführen lassen. Wenn dies nicht der Fall ist, spricht man von einer Phimose, die entweder angeboren oder im Laufe des Lebens durch Vernarbungen entstanden sein kann. Bei Vorhautverengungen im Erwachsenenalter sind Erektionen schmerzhaft für den Betroffenen.
Paraphimosen entwickeln sich bei Erwachsenen häufig durch Erektionen oder wenn vergessen wird, nach pflegerischen oder medizinischen Interventionen die Vorhaut wieder über die Eichel zu schieben.
Die Folgen einer Paraphimose hängen davon ab, wie lange dieser Zustand angehalten hat. Wenn eine Paraphimose schnell reponiert werden kann, sind die Folgen gering.
Trotzdem können Infektionen an der Vorhaut oder der Eichel entstehen, was aber eine urologische Nachsorge verhindern soll. Auch wenn in diesem Fall die offensichtlichen Folgen oder Folgeschäden glücklicherweise nicht vorgekommen sind, sollten der Patient oder seine Angehörigen mit dem Arzt über eine Beschneidung sprechen, um weitere Paraphimosen zu verhindern.
Wenn eine Paraphimose operativ reponiert werden musste, muss im Heilungsprozess auf eine problemlose Wundheilung geachtet werden, um eine Infektion zu vermeiden.
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Paraphimosen, die zu lange bestehen, können das Absterben von Vorhaut und Eichel zur Folge haben. Die Haut verfärbt sich zunächst bläulich-schwärzlich. In diesem Stadium ist eine Operation unbedingt notwendig und die Folgen dramatisch.
Daraus folgt: Um bleibende Folgen einer Paraphimose zu verhindern, sollte man so früh wie möglich einen Repositionsversuch wagen und falls dieser nicht gelingt, unverzüglich zum Arzt gehen. Scham oder Peinlichkeit führt in diesem Fall zu dramatischen Folgen, die durch professionelle Hilfe, hätten vermieden werden können.
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