Bisphosphonatassoziierte Knochennekrose - Wie gefährlich ist das?

Unter dem Begriff der Bisphosphonatassoziierten Knochennekrose versteht man in der Zahnmedizin eine Erkrankung des Kieferknochens bei der es zum Absterben der Knochensubstanz kommt. Bei der Bisphosphonatassoziierten Knochennekrose findet demnach ein spontaner Abbauprozess des Knochengewebes im Kieferbereich statt.

Bisphosphonateassoziierte Knochennekrose

Einleitung

Unter dem Begriff „Bisphosphonatassoziierte Knochennekrose“ versteht man eine Erkrankung des Kieferknochens bei der es zu Absterbeprozessen der Knochensubstanz kommt. Es findet demnach ein spontaner Abbauprozess des Knochengewebes im Kieferbereich statt.

In neuesten Studien wurde festgestellt, dass diese Form des Knochenverlustes besonders häufig bei Patienten auftritt, die im Vorhinein Bisphosphonathaltige Medikamente eingenommen haben.

Bisphosphonate zählen zu einer Arzneimittelgruppe, die den Stoffwechsel des Knochens stark beeinflussen. In diesem Zusammenhang wirken sie hemmend auf wichtige Zellen des Knochengewebes.

Gerade in der Behandlung von Osteoporose und Brust- oder Prostatakrebs finden sich vielfältige Anwendungsmöglichkeiten dieser Medikamente. In der Osteoporose- Therapie macht man sich die hemmende Wirkung der Bisphosphonate auf die Osteoklasten (knochenabbauende Zellen) zu nutze, die Inhaltsstoffe der Medikamente bilden eine Barriere zwischen der Knochenoberfläche und den Osteoklasten. Dadurch können die Abbauprozesse effektiv reduziert werden. Darüber hinaus kann im Zuge der Bisphosphonat - Therapie über eine Aktivierung von Osteoblasen (Knochenaufbauende Zellen) eine Erhöhung der Knochendichte erzielt werden.

Ursache

Aus welchem Grund Medikamente, die im Großteil des Körpers Abbauprozesse des Knochens verhindern, gerade im Kieferknochen einen gegenteiligen Effekt auslösen ist bislang nicht genau erforscht.

Man nimmt an, dass die Bisphosphonatassoziierte Knochennekrose im Zuge von zahnärztlichen oder kieferchirurgischen Eingriffen mit Freilegung des Kieferknochens entsteht. Aus diesem Grund sind kieferchirurgische Eingriffe während der Einnahme von Bisphosphonaten streng abzuwägen. Die Annahme, dass ein Zusammenhang zwischen operativen Eingriffen im Kieferbereich und der Bisphosphonatassoziierte Knochennekrose besteht konnte jedoch bislang nicht stichhaltig belegt werden.

Symptome

Erstes Anzeichen der Bisphosphonatassoziierte Knochennekrose ist das Auftreten von Schwellungen und Rötungen innerhalb der Mundhöhle und im Bereich der Wangen. Des Weiteren lassen sich gerade zu Beginn dieser Erkrankung stetig zunehmende Zahnlockerungen und Entzündungen in den bezahnten Kieferabschnitten feststellen.

Die meisten betroffenen Patienten berichten in einem fortgeschrittenen Stadium der Bisphosphonatassoziierte Knochennekrose von mäßigen bis starken Schmerzen und einem Sensibilitätsverlust im erkrankten Kieferbereich.

Auch die Absonderung von eitrigen Sekreten aus den Zahnfleischtaschen und/ oder die Bildung von Abszessen sind mögliche Anzeichen einer Bisphosphonatassoziierte Knochennekrose.
Der Patient zeigt im Falle einer Erkrankung meist ein ganz klassisches Kieferbild.

Es zeigen sich freiliegende, gelblich- braune Knochenabschnitte, die eine sehr raue Oberflächenstruktur aufweisen.

Die Symptome der Bisphosphonatassoziierte Knochennekrose sind demnach sehr unspezifisch und können auch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen des Zahnhalteapparats und/ oder der Mundhöhle auftreten.

Diagnose

Vor allem die Befragung des Patienten (Anamnese) und die Feststellung, ob und zu welchem Zeitpunkt kieferchirurgische Eingriffe durchgeführt wurden, ist ein wichtiger Ausgangspunkt in der Diagnose.

Außerdem sollte der behandelnde Arzt besonderen Wert auf die Erhebung der in den letzten Jahren eingenommenen Medikamente legen. Vor allem die Einnahme von Bisphosphonaten ist für diese Erkrankung relevant.

In Verdachtsfällen wird der Zahnarzt eine Röntgenübersichtsaufnahme (OPG) des gesamten Kiefers anfertigen, so ist es ihm möglich einen Überblick über den Knochenzustand zu gewinnen.

In manchen Fällen kann auch die Anfertigung eines Computertomogrammes bzw. Kernspintomogrammes vom knöchernen Kiefer von Nöten sein um die Ausbreitung des Kieferbefalls einschätzen zu können.

Um die endgültige Diagnose „Bisphosphonatassoziierte Knochennekrose“ zu stellen, kann auch eine Knochenbiopsie durchgeführt werden.

Vorsorge

Vor der Einnahme von Bisphosphonaten muss auf jeden Fall ein Zahnarzt aufgesucht werden. So kann der Knochenzustand im Vorhinein überprüft und gegebenenfalls weitere Behandlungsmaßnahmen geplant werden.

Darüber hinaus sollten kariöse Zahndefekte entfernt und Zahnfleischentzündungen behandelt werden. Es empfiehlt sich nicht- erhaltungswürdige Zähne zu ziehen und sicherzustellen, dass im Bereich von wurzelbehandelten Zähnen keine Entzündungsprozesse aufzufinden sind.

Generell sind kieferchirurgische Maßnahmen während der Einnahmedauer von Bisphosphonaten zu vermeiden. Sollte eine solche Operation jedoch unumgänglich sein, so empfiehlt es sich möglichst Gewebs- und Knochenschonend vorzugehen und vorsorglich ein Antibiotikum einzunehmen.

Grundsätzlich muss jedoch abgewogen werden ob die Entfernung eines Zahnes oder sonstige operative Eingriffe tatsächlich notwendig sind, denn die nach einer Zahnentfernung entstehenden Knochentaschen (Alveolen) sind besonders oft Ursprung der Bisphosphonatassoziierte Knochennekrose.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.09.2013 - Letzte Änderung: 07.12.2022