Innere Schamlippe größer als äußere - Was kann man tun?

Innere Schamlippe größer als äußere - Was kann man tun?

Einleitung

Die Anatomie des weiblichen Geschlechts ist sehr variabel. Man unterscheidet die inneren von den äußeren Schamlippen. Ob die inneren oder äußeren Schamlippen größer sind, unterscheidet sich von Frau zu Frau. Beide Varianten sind physiologisch und somit als “normal” anzusehen.
Trotzdem werden große innere Schamlippen häufig als weniger ästhetisch wahrgenommen. Neben einem psychischen Leidensdruck, können sich bei deutlich größeren inneren Schamlippen auch funktionelle Störungen ergeben, beispielsweise Schmerzen beim Sitzen.
In den letzten Jahren hat sich der operative Eingriff im Intimbereich zu einem wichtigen Teil der plastischen Chirurgie entwickelt. Dementsprechend gibt es Möglichkeiten, eine Veränderung der Größe der Schamlippen vorzunehmen.

Anatomie der inneren und äußeren Schamlippen

Die Schamlippen bilden zusammen mit dem Venushügel, der Klitoris und dem Scheidenvorhof mit den Ausgängen der Vagina, der Harnröhre und der Vestibulardrüsen die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane, auch Vulva genannt.

Die äußere Schamlippe bedeckt Klitoris, Harnröhrenöffnung und Scheideneingang größtenteils und hat somit eine mechanische Schutzfunktion inne. Sie enthält in unterschiedlichem Ausmaß subkutanes Fettgewebe, weshalb, neben anderen Faktoren, die innere, kleine Schamlippe bei einer stehenden Frau in unterschiedlichem Ausmaß hervor ragt. Die Haut an der Außenfläche der großen Schamlippe beinhaltet Haare, Schweiß- und Talgdrüsen und ist pigmentiert. Zur Innenfläche hin gleicht die Haut vermehrt der Schleimhaut und wird rötlicher und weicher. 

Zwischen den großen und kleinen Schamlippen befindet sich eine fettgewebslose Schicht aus elastischem lockeren Bindegewebe, welche Talgdrüsen enthält.

Die innere Schamlippe kann in stehender Körperhaltung vollständig durch die äußere Schamlippe verdeckt sein oder sichtbar über diese hinausreichen. Ihre Funtion ist es zu verhindern, dass Krankheitserreger in die Vagina eindringen. Eine Behaarung ist nicht vorhanden. Das Bindegewebe enthält neben einem hohen Anteil an elastischen Fasern auch ein starkes Venennetz. Bei geschlechtlicher Erregung schwellen diese Gefäße an.
An der vorderen Umschlagfalte der inneren Schamlippen befindet sich die Klitoris (= „Kitzler“).

Gründe für eine größere innere Schamlippe

Wie bereits erwähnt, liegt die Ursache für die Größenunterschiede in der großen Variabilität des Intimbereichs selbst. Jede Vulva sieht anders aus, das betrifft nicht nur die Größe der Schamlippen, sondern beispielsweise auch die Ausprägung der Klitorisvorhaut.

Eine stärkere Ausprägung der inneren Schamlippe ist also schlicht und allein durch genetische Veranlagung bedingt und hat keinerlei Krankheitswert. Hauptsächlich sind die Größenunterschiede wohl auf den hormonellen Einfluss zurückzuführen. Während Östrogene das Wachstum der inneren Schamlippe fördern, sorgen Androgene für ein Wachstum der äußeren Schamlippe.

Spricht man von vergrößerten inneren Schamlippen (auch Labienhypertrophie genannt), gibt es keine absoluten Maße, ab welcher Ausprägung dies der Fall ist. Eine objektiv medizinische Größenfeststellung, ab wann diese Labienhypertrophie vorliegt, ist deshalb unmöglich.

Allerdings kann eine Vergrößerung der inneren Schamlippe auch erst im Laufe des Lebens auftreten. Dieses Phänomen ist auf den Alterungsprozess zurückzuführen. Mit zunehmendem Alter beginnt eine Abnahme von Elastin, Kollagen, Eiweiß und Hyaluron in der Haut. Auch der Fettgewebeanteil der Haut sinkt.
Durch die Abnahme des Kollagens erscheint die Haut weniger glatt und straff. Das erschlaffende Bindegewebe manifestiert sich demzufolge nicht nur in Form von Falten im Gesicht oder Dekollete sondern eben auch anhand von einer “erschlafften” und somit vergrößerten inneren Schamlippe. 

Schmerzen an der inneren Schamlippe

Den häufigsten Grund für eine operative Verkleinerung der inneren Schamlippe stellt die Ästhetik dar. 

Nichts desto trotz kann es in seltenen Fällen auch zu funktionalen Beeinträchtigungen kommen, wenn die kleine Schamlippe oder die Klitorisvorhaut hervorstehen.
Die fehlende Bedeckung der inneren durch die äußere Schamlippe hat zur Folge, dass die innere Schamlippe unzureichend vor mechanischer Beanspruchung und Druck geschützt ist. Daraus können sich folgende Probleme ergeben: Beeinträchtigungen bei

  • Sport und Freizeitaktivitäten
  • dem Tragen enger Kleidung
  • der Miktion und beim Geschlechtsverkehr

Lesen Sie mehr über Schmerzen an der Schamlippe.

Was kann man gegen eine größere innere Schamlippe tun?

Sollten Ihre Beweggründe rein ästhetischer Natur sein, gilt es, sich zunächst die Frage nach der Notwendigkeit einer Veränderung zu stellen.
Ganz klar sollte jeder Mensch frei darüber entscheiden dürfen, wie seine Vorstellung von Ästhetik und dementsprechend auch der eigene Körper auszusehen hat.
Der Intimbereich stellt natürlich eine Besonderheit dar, denn anders als beispielsweise beim Hüftspeck kann hier durch eigene Anstrengung nichts verändert werden.
Eine tatsächliche optische Veränderung kann einzig und allein durch einen operativen Eingriff erzielt werden. Dabei sollte man nicht vergessen, dass dieser Eingriff Risiken mit sich bringen kann und zudem auch nicht ganz billig ist.
Bevor Sie sich also für eine OP im Intimbereich entschließen, sollten Sie sich bewusst machen, dass es keine Norm für den Intimbereich gibt. Wie in allen anderen Bereichen der Ästhetik ist und bleibt es eine Geschmacksfrage. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass Frauen häufiger kleinere innere Schamlippen präferieren, während Männer sowohl kleinere als auch größere Schamlippen gleichsam erotisch finden.
In einer Welt des Strebens nach Perfektion, die eigene Selbstliebe nicht zu verlieren, ist schwierig aber ungemein wichtig.

Operation an den Schamlippen

Eine tatsächliche (vor allem optische) Veränderung im Intimbereich bewirkt allein der operative Eingriff. Hierbei werden verschiedene Methoden praktiziert.

Der häufigste Eingriff der Intimchirurgie ist die sogenannte Schamlippenverkleinerung. Hauptsächlicher Grund dafür ist die Ästhetik, teilweise spielen aber auch funktionelle Beschwerden, wie Schmerzen beim Reiten oder Fahrradfahren eine Rolle.
Dieser Eingriff wird zumeist ambulant und unter lokaler Betäubung durchgeführt. Ziel dieser OP ist es, das „überschüssige“ Gewebe, also den sichtbaren Teil der inneren Schamlippen, mit dem Skalpell, einem Laser oder einem Hochfrequenz-Radiochirurgiegerät zu entfernen. Die Dauer der OP beträgt durchschnittlich 45 Minuten. Zum Wundverschluss werden resorbierbare, sich selbst auflösenden Fäden verwendet. Die vollständige Heilung tritt nach ungefähr vier Wochen ein.

Erfahren Sie alles über die operative Schamlippenverkleinerung.

Die Verkleinerung der äußeren Schamlippen ist hingegen ein deutlich seltenerer, rein ästhetischer Eingriff.

Ebenfalls weniger verbreitet ist die Schamlippenvergrößerung. Hierbei führt man eine Aufpolsterung, also eine Vergrößerung des Volumens, der äußeren Schamlippen durch. Dies ist ebenfalls ein rein ästhetischer Eingriff, der einer altersbedingten Erschlaffung des Gewebes entgegenwirken soll.

Bei einer sexuellen Funktionsstörung mit Orgasmusschwierigkeiten der Frau kann unter Umständen die Freilegung der Klitoris helfen. Durch eine teilweise oder vollständige Entfernung der Vorhaut, sollen die Stimulierbarkeit und die Orgasmusfähigkeit der Frau gesteigert werden. Wie die tatsächlichen Erfolgsaussichten einer solchen Operation stehen, ist zurzeit noch nicht ausreichend belegt. Bevor man sich für eine solche Operation entscheidet, sollte man zunächst versuchen, das Problem durch gezieltes Beckenbodenmuskulatur-Training oder veränderte Sexpositionen zu beheben.

Informieren Sie sich über die Korrektur der Schamlippen.

Kosten der OP

Die Kosten der OP variieren je nach angewandter OP-Methode und Betäubung. Sie sollten mit einem Preisrahmen von ca. 800 bis 2000 Euro rechnen.
Wenn Sie sich für einen solchen Eingriff entscheiden, sollte sich die Wahl Ihres Chirurgen vor allem nach Erfahrungsberichten oder fotodokumentierten Ergebnissen richten. Lesen Sie dazu auf unabhängigen Informationsportalen nach und fragen diesbezüglich in Ihrem Beratungsgespräch. Ein hoher Preis lässt nicht automatisch auf einen guten Chirurgen schließen, doch auch sehr niedrige Preise sollte man zunächst einmal hinterfragen.

Risiken der OP

Prinzipiell hat man bei einem korrekt durchgeführten Eingriff mit keinerlei Schäden zu rechnen. Trotzdem ist natürlich jeder operative Eingriff mit Risiken verbunden. So können folgende Komplikationen auftreten:

  • Blutungen, Schwellungen und Hämatome
  • Verletzungen benachbarter Strukturen, insbesondere Nerven und somit Sensibilitätsstörungen
  • Infektionen, vor allem da das Operationsgebiet primär von Bakterien besiedelt ist
  • Eine zu großzügige Abnahme der Schamlippen bei nicht Einberechnen der Narbenschrumpfung
  • Dauerhafte Beeinträchtigungen vor allem beim Geschlechtsverkehr, z.B. anhaltende Narbenproblem wie Spannungsgefühle und Schmerzen

Welche Ergebnisse sind zu erwarten?

Im Allgemeinen sollte man vor einer OP mit dem behandelnden Arzt besprechen, was durch den Eingriff möglich ist und was nicht. So kann man seine Wünsche und Vorstellungen äußern und läuft gleichzeitig weniger Gefahr, nach der OP enttäuscht zu sein.

Ganz klar ist das Ziel der Schamlippenverkleinerung, das überschüssige Gewebe zu entfernen und so dem ästhetischen Anspruch der Patientin gerecht zu werden und ihre eventuell vorhandenen Schmerzen zu lindern.
Gleichzeitig muss man aber auch erwähnen, dass die innere Schamlippe nicht beliebig stark verkleinert werden kann, da sie das innere Genital vor Krankheitserregern schützt.

Wann wird die OP von der Krankenkasse bezahlt?

Besteht eine ausgeprägte Asymmetrie der Schamlippen oder eine starke mechanische Reizung, kann man bei der Krankenkasse einen Antrag auf Kostenübernahme stellen.
Existiert ein hoher psychischer Leidensdruck, muss zunächst ein psychologisches Gutachten erstellt werden, damit ein Antrag auf Kostenübernahme gestellt werden kann.
Generell sind diese Anträge oft wenig aussichtsreich, die Krankenkassen werden auf diesem Gebiet immer restriktiver.

Weiterführende Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.03.2020 - Letzte Änderung: 22.10.2021