Unter einer Hodenatrophie versteht man ein verringertes Volumen eines oder beider Hoden. Ursächlich können verschiedene Faktoren eine Rolle spielen, von einem genetischen Defekt bis zu einer externen Hormonzufuhr. Die Hodenatrophie kann zu einer mangelnden Hormon- und Spermiensynthese führen.
Im Allgemeinen bezeichnet der Begriff Atrophie die Rückbildung eines Gewebes. Im Falle der Hodenatrophie wird auch von einem “Schrumpfhoden” gesprochen. Die Hoden oder ggf. nur ein Hoden des Mannes sind hierbei in ihrer Größe stark reduziert.
Die Ursachen für eine Verkleinerung der Hoden kann vielseitig sein. Als ursprüngliche Ursache der Hodenatrophie liegt jedoch meistens ein Testosteronmangel vor. Testosteron ist ein Steroidhormon, welches im Körper aufbauende Funktionen übernimmt. Beim Mann fällt darunter beispielsweise das Wachstum der Geschlechtsteile, also auch der Hoden.
Dem Testosteronmangel können verschiedene Ursachen zu Grunde liegen. Zum einen kann ein genetischer Defekt vorliegen, beispielsweise beim Klinefelter-Syndrom, einer Chromosomenmutation, welches eine Störung der Testosteronsynthese zur Folge hat.
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Externe Faktoren können ebenfalls eine Rolle spielen, wie eine Verletzung, Entzündung oder Durchblutungsstörung des Hodens.
Lesen Sie hier mehr zu den Symptomen einer Hodenentzündung.
Einen weiteren Grund stellt die Zufuhr von Steroiden, sog. Anabolika, wie beispielsweise im Kraftsport angewandt, dar. Es kommt dabei zu einer Störung des körpereigenen Regelkreislaufes der Testosteronproduktion, welche überwiegend im Hoden stattfindet. Der Körper registriert das Vorhandensein des gespritzten Testosterons und signalisiert den Hoden einen Produktionsstopp, was wiederum eine Schrumpfung des Organs zur Folge hat.
Liegt eine Schädigung der Leber vor, führt dies zu einem hormonellen Ungleichgewicht. Dabei verschiebt sich die Hormonproduktion des Mannes zu Gunsten des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen. Es kommt zu einer Verringerung der aufbauenden und wachstumsfördernden Effekte des Testosterons. Daraus kann ebenfalls eine Hodenatrophie und sogar die Ausprägung weiblicher Geschlechtsmerkmale, wie ein Brustwachstum, resultieren.
Erfahren Sie hier mehr über die Entstehung und Symptome der Leberzirrhose.
Die begleitenden Symptome sind abhängig von der zu Grunde liegenden Ursache. Liegt beispielsweise ein Klinefelter-Syndrom vor, geht dies mit zahlreichen körperlichen Manifestationsmerkmalen einher. Die Betroffenen weisen eine geringe Körperbehaarung, ein weibliches Brustwachstum sowie eine überdurchschnittliche Körpergröße auf.
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Im Falle einer Leberzirrhose ist das Symptomspektrum breit. Neben den äußeren Erscheinungen können Müdigkeit, Antriebslosigkeit sowie eine geminderte Leistungsfähigkeit auftreten.
Testosteronmangel im Allgemeinen geht neben der Hodenatrophie mit vielen weiteren Symptomen einher. Zu nennen sind eine Verlust der Libido, Müdigkeit, verminderte Körperbehaarung oder auch eine verminderte Knochendichte, welche das Frakturrisiko erhöhen kann.
Im Hauptartikel zu Testosteronmangel, finden Sie weitere Symptome, die mit jenem einhergehen.
Die Hoden sind der Ort der Spermienproduktion. Fällt das Volumen der Hoden unter einen bestimmten Wert, ist eine Produktion funktionsfähiger Spermien nicht mehr möglich. Werden von beiden Hoden keine gesunden Spermien synthetisiert, liegt beim Mann eine Zeugungsunfähigkeit vor.
Bei der Diagnosestellung können verschiedene Merkmale der Hoden untersucht werden. Zunächst kann eine Hodenatrophie von außen tastbar sein. Es ist auch möglich den Hoden auszumessen. Teil der körperlichen Untersuchung kann auch die Betrachtung des restlichen Körpers sein, bei der Zeichen einer evtl. vorliegenden Leberzirrhose erkannt werden können.
Im nächsten Schritt kann die Produktion der männlichen Geschlechtshormone sowie Spermien untersucht werden. Dies erfolgt mittels Blutanalyse oder mikroskopischer Untersuchung des männlichen Ejakulats.
Die Therapie richtet sich nach der vorliegenden Ursache. Führt beispielsweise eine Entzündung oder eine Durchblutungsstörung zu einer Hodenatrophie, kann diese zum Beispiel mittels Antibiotikatherapie oder einem chirurgischen Eingriff behandelt werden. Der Hoden kann sich je nach Fortschreiten und Schweregrad der Entzündung oder ungenügenden Blutzufuhr erholen. Ist ein Teil des Gewebes allerdings bereits so unterversorgt, dass es zu einem Gewebetod gekommen ist, lässt sich dieser Prozess nicht mehr rückgängig machen. Dem Verlust des hormonproduzierenden Gewebes kann durch externe Zufuhr dieser Hormone entgegengewirkt werden.
Die Spermiensynthese lässt sich von außen nicht beeinflussen. Regeneriert sich das Hodengewebe vollständig, kann wieder eine Spermienproduktion stattfinden.
Im Falle einer Anabolikazufuhr kann sich das Hodengewebe nach Beendigung jener wieder erholen.
Ist eine Heilung möglich, ist die Dauer abhängig vom Schweregrad der Hodenatrophie und der Ursache jener. Beispielsweise kann es bei Vorliegen einer Leberzirrhose unter Umständen sehr lange dauern bis diese geheilt ist. Ab einem gewissen Stadium ist sie nur noch mittels Lebertransplantation zu behandeln. Der Prozess kann sehr langwierig sein und somit auch die Rückbildung der Hodenatrophie.
Nach Beendigung einer Anabolikazufuhr kann es ebenfalls mehrere Wochen oder Monate dauern bis die Regulationsmechanismen des Körpers sich normalisiert haben.
Ob eine Hodenatrophie reversibel ist, hängt von der zu Grunde liegenden Ursache ab. Liegt beispielsweise ein genetischer Defekt, wie das Klinefelter Syndrom , vor, ist die Hodenatrophie nicht reversibel.
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Ist ein Testosteronmangel die Ursache für die Hodenatrophie, kann sich das Hodenvolumen bei ausgeglichenem Hormongleichgewicht wieder normalisieren.
Ist das Hodengewebe beispielsweise durch eine Entzündung oder Durchblutungsstörung geschädigt, hängt die Möglichkeit der Reversibilität vom Ausmaß der Schädigung ab. War das Hodengewebe allerdings bereits so unterversorgt, dass eine Atrophie resultierte, ist davon auszugehen, dass ein Teil der gewebebildenden Zellen abgestorben ist. Dieser Prozess lässt sich in der Regel nicht rückgängig machen.
Bei einer Leistenhernie handelt es sich um Ausstülpung der Bauchwand. Die Bauchwand weist an einigen Stellen Lücken auf, durch die Inhalte aus dem Bauchraum, zum Beispiel Teile des Darms, durchtreten können. Diese Einklemmung muss ggf. operativ versorgt werden, um eine intakte Blutversorgung aufrechterhalten zu können. Eine Komplikation dieser Operation stellt die Verletzung von Blutgefäßen, welche den Hoden versorgen, dar. Wird der Hoden darauffolgend nicht ausreichend mit Blut versorgt, kann dies eine Hodenatrophie zur Folge haben.
Hier finden Sie weitere Informationen wie Ursache und Komplikationen beim Leistenbruch.
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