Grippeimpfung - Ja oder Nein?

Es gibt einige Vor- und Nachteile der Grippeimpfung, die abgewägt werden müssen, ob die Impfung sinnvoll ist oder nicht. Die STIKO gibt dabei Empfehlungen, wer sich impfen lassen sollte und wer nicht.

Grippeimpfung - Ja oder Nein?

Was ist eine Grippeimpfung?

Unter der Grippeimpfung versteht man eine Impfung gegen das Influenzavirus. Sie wird jährlich für Risikopersonen, wie ältere oder chronisch kranke Personen, sowie für Personengruppen mit Kontakt zu Risikopersonen, empfohlen. Die Impfung sollte möglichst zu Beginn der Grippesaison, in den Monaten Oktober oder November, erfolgen. In der Regel sollte binnen zehn bis vierzehn Tage nach der Impfung sollte das Immunsystem einen ausreichenden Impfschutz aufgebaut haben.

Welche Vorteile hat eine Grippeimpfung?

Die Grippeimpfstoffe werden jährlich gegen die voraussichtlich drei beziehungsweise vier Varianten des Grippevirus entwickelt, die in der kommenden Grippesaison am Häufigsten in Deutschland verbreitet sein werden. Die ständige Impfkommission des Robert-Koch-Institutes (STIKO) empfiehlt die Nutzung des vierfach Impfstoffes, der seit 2013/2014 verfügbar ist. Deshalb ist es wichtig sich jährlich, am besten zu Beginn der Grippesaison im Oktober/November, impfen zu lassen. Der Grippeimpfstoff ist in der Regel sehr gut verträglich, sodass nur geringe Nebenwirkungen, wie eine Rötung oder Schwellung, zu erwarten sind.

Risikopersonen, wie chronisch Erkrankte oder ältere Personen, sollten sich impfen lassen, da eine Infektion mit dem Grippevirus bei ihnen durch das geschwächte Immunsystem mit einem höheren Risiko schwerwiegende Folgen, wie eine Lungenentzündung, zu erwarten sind, wie bei Personen mit einem intakten Immunsystem.

Die Grippeimpfung bietet keinen hundertprozentigen Schutz an der Grippe zu erkranken. Zum einen liegt dies daran, dass es zahlreiche Typen des Influenzavirus gibt, zum anderen, dass bei chronisch Erkrankten oder Personen mit einem geschwächten Immunsystem kein vollständiger Impfschutz aufgebaut werden kann. Geimpfte Personen haben trotzdem den Vorteil, dass die Grippe gegebenenfalls milder verläuft als ohne eine vorherige Impfung. Letztendlich wird durch die Grippeimpfung das Risiko an einer Grippe schwerwiegend zu erkranken deutlich verringert.

Personengruppen, die vermehrt Kontakt zu Risikopatienten haben, wie medizinisches Personal, sollten sich ebenfalls impfen lassen, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.

Welche Nachteile hat eine Grippeimpfung?

Die Grippeimpfung ist in der Regel sehr gut verträglich. Trotzdem kann es vorkommen, dass Nebenwirkungen auftreten. Es kann eine Rötung oder eine Schwellung der Einstichstelle auftreten, die auch schmerzen kann. Zudem können allgemeine Symptome wie Müdigkeit, Übelkeit, Muskelschmerzen oder Frösteln auftreten. In der Regel klingen die Symptome binnen ein bis zwei Tagen vollständig ab. 
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Nebenwirkungen der Grippeimpfung

Sehr selten kann es zu allergischen Reaktionen, einer Entzündung der kleinen Blutgefäße oder einer Verringerung der Zahl der Blutplättchen (für die Blutgerinnung verantwortlich) kommen. Patienten die wissentlich gegen Inhaltsstoffe des Impfstoffes oder Hühnereiweiß allergisch sind, sollten sich von ihrem Arzt beraten lassen, ob und unter welchen Umständen geimpft werden kann. 

Ein Nachteil kann es außerdem sein, dass die Grippeimpfung jedes Jahr notwendig ist, um einen ausreichenden Impfschutz für die neue Grippesaison zu erhalten. Dabei werden Prognosen erstellt, welche drei beziehungsweise vier Virustypen am Häufigsten in der kommenden Grippesaison auftreten werden. Deshalb wirkt die Grippeimpfung nur zu circa 60 Prozent, da die Prognosen nicht jährlich einhundertprozentig stimmen und sich das Virus auch in der laufenden Grippesaison verändern kann.

Die Angabe, dass die Grippeimpfung circa 60 Prozent aller Infektionen verhindert, ist auf gesunde Erwachsene bezogen. Risikopersonen mit einem geschwächten Immunsystem können unter Umständen einen geringeren Impfschutz aufweisen. Trotzdem ist die Impfung als sinnvoll zu erachten und wird empfohlen, da eine Infektion voraussichtlich milder verläuft als ohne Impfung.

Wer sollte sich impfen lassen?

Die ständige Impfkommission des Robert-Koch-Institutes (STIKO) erstellt Empfehlungen, wer sich gegen das Grippevirus impfen lassen sollte. Aktuell empfiehlt die STIKO die Impfung für Risikogruppen, also Personengruppen, die ein erhöhtes Risiko haben, dass die Erkrankung schwerwiegender verläuft, als bei Personengruppen mit einem intakten Immunsystem.

Die STIKO empfiehlt aktuell folgende Personengruppen impfen zu lassen:

  • Personen über 60 Jahren

  • Schwangere ab dem 4. Schwangerschaftsmonat

  • Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einer chronischen Erkrankung

  • Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche oder einer Infektion mit HIV

  • Medizinisches Personal und Personal in Pflegeeinrichtungen

  • Bewohner von Alten- oder Pflegeeinrichtungen

  • Personen mit Kontakt zu Geflügel oder Wildvögeln

Menschen über 60 Jahren haben ein erhöhtes Risiko für Komplikationen wie eine Lungenentzündung, da die Leistungsfähigkeit des Immunsystems mit zunehmendem Alter abnimmt. Ebenfalls ist eine Impfung gegen Pneumokokken, dem häufigsten Erreger für bakteriell verursachte Lungenentzündungen, ratsam.

Schwangere ab dem 4. Schwangerschaftsmonat oder bei Vorliegen einer chronischen Erkrankung ab dem 1. Schwangerschaftsmonat sollten sich ebenfalls impfen lassen.

Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einer chronischen Erkrankung und damit verbunden einer erhöhten gesundheitlichen Gefährdung sollten sich ebenfalls impfen lassen.

Bei einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche, sowie bei einer Infektio mit HIV, spricht die STIKO ebenfalls eine Impfempfehlung aus.

Medizinisches Personal sowie Personal in Pflegeeinrichtungen sollten sich ebenfalls impfen lassen, da sie einem erhöhten Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind. Die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sollten sich ebenfalls jährlich impfen lassen.

Wer sollte sich nicht gegen Grippe impfen lassen?

Die STIKO empfiehlt sich bei einer aktuell vorliegenden Erkrankung (Temperatur über 38,5°C) oder einer akuten Infektion nicht impfen zu lassen. Die Impfung sollte zeitnah nach der Genesung nachgeholt werden.

Besteht eine Allergie gegen Inhaltsstoffe des Impfstoffes, wie zum Beispiel Hühnereiweiß, sollte eine Impfung unbedingt in Rücksprache mit dem Arzt erfolgen oder die Impfung bei einer schweren Allergie unterlassen werden. Unter Umständen kann die Impfung auch unter besonderer Kontrolle, wie zum Beispiel in einem Krankenhaus, durchgeführt werden.

Kinder- und Jugendliche erhalten in der Regel im Gegensatz zu Erwachsenen einen Lebendimpfstoff. Dieser sollte nicht bei Immunschwäche, schwerem Asthma oder einer Therapie mit Salicylat verwendet werden.

Sollten sich Schwangere gegen Grippe impfen lassen?

Die STIKO empfiehlt gesunden Schwangeren sich ab dem 4. Schwangerschaftsmonat und bei Vorliegen einer chronischen Erkrankung schon im 1. Schwangerschaftsdrittel zu Beginn der Impfsaison im Herbst impfen zu lassen. Der Grund dafür ist, dass Schwangere sich leichter anstecken können und ein erhöhtes Risiko für schwerere Krankheitsverläufe haben. Seit 2010 ist deshalb für alle Frauen, die im Herbst und Winter schwanger sind, eine Grippeimpfung empfohlen.

Über den Mutterkuchen (Plazenta) können Abwehrstoffe auch auf das Kinder übertragen werden, sodass man sich einen Schutz für das Neugeborene in den ersten Monaten nach der Geburt erhofft, in denen das Neugeborene noch nicht ausreichend eigene Abwehrstoffe entwickeln kann.

Bei der Grippeimpfung wird bei Erwachsenen ein Totimpfstoff verwendet. Dieser kann theoretisch in jedem Schwangerschaftsmonat geimpft werden. Zahlreiche Untersuchungen belegen dabei eine hohe Sicherheit für Schwangere sowie das Ungeborene, sodass man keine Bedenken vor der Impfung haben muss, wenn keine Indikationen gegen eine Grippeimpfung vorliegen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Grippeimpfung in der Schwangerschaft

Sollte man Kinder gegen Grippe impfen lassen?

Die STIKO spricht keine generelle Empfehlung für Kinder und Jugendliche aus. Das heißt, Kinder und Jugendliche, die kein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe, zum Beispiel durch eine chronische Erkrankung oder eine Immunschwäche haben, brauchen sich in der Regel nicht impfen lassen.

Die STIKO empfiehlt nur eine Impfung für Kinder und Jugendliche mit einer chronischen Erkrankung oder einer Immunschwäche, da dadurch das Risiko für schwerere Krankheitsverläufe besteht. Unter Umständen kann eine Impfung auch empfohlen werden, wenn Kinder einen erhöhten Kontakt zu Risikopersonen haben, zum Beispiel wenn sie im selben Haushalt wohnen und im engen Kontakt stehen.

Kinder und Jugendliche werden in der Regel mit einem Lebendimpfstoff geimpft, der als Nasenspray appliziert werden kann.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.02.2020 - Letzte Änderung: 18.09.2024