Facettensyndrom an der LWS

An der Lendenwirbelsäule tritt das Facettensyndrom am häufigsten auf. Die Erklärung dafür ist, dass dieser Abschnitt der Wirbelsäule das größte Gewicht tragen muss. Außerdem ist die Beweglichkeit der Lendenwirbelsäule relativ groß. Es tritt vor allem bei Menschen auf, die sich häufig bücken und wieder aufrichten müssen. Dies hat in den meisten Fällen eine Arthrose zur Folge, das die häufigste Ursache für ein Facettengelenkssyndrom darstellt.

Facettensyndrom an der Lendenwirbelsäule

Was ist ein lumbales Facettensyndrom?

Beim Facettensyndrom handelt es sich um eine Reizung der kleinen Gelenke der Wirbelsäule, die sog. Facettengelenke. Grund für diese Reizung ist meist eine vorbestehende Arthrose dieser Gelenke. Das Facettensyndrom kann prinzipiell an jeder beliebigen Stelle der Wirbelsäule auftreten. Man unterteilt die Wirbelsäule in drei Abschnitte: Die Halswirbelsäule (HWS), die Brustwirbelsäule (BWS) und die Lendenwirbelsäule (LWS). Am häufigsten tritt ein Facettensyndrom im Bereich der LWS, am zweithäufigsten im Bereich der HWS auf.

Ursachen

Das Schmerzsyndrom entsteht letztendlich durch Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule und ihrer Komplikationen. Dieses Krankheitsbild nennt sich Arthrose. Dadurch, dass die Lendenwirbelsäule auf einem niedrigen Niveau liegt, muss sie auf lange Sicht die größte Belastung tragen, da das ganze Gewicht des Körpers, was oberhalb dieser Stelle liegt, von ihr abgefangen werden muss. Folglich machen sich Abnutzungserscheinung hier häufig als erstes bemerkbar. 

Meist sind es mehrere Faktoren, die auf dem Boden einer bestehenden Arthrose der kleinen Zwischenwirbelgelenke letztendlich zu einem Facettensyndrom der LWS führen.

Dazu gehört vor allem die langfristige Überbelastung der Lendenwirbelsäule (LWS). Man findet sie häufig bei Personen, die sich in ihrem Beruf oder in ihrem Alltag häufig bücken und wieder aufrichten müssen oder bei jenen, die schwere Lasten heben und tragen müssen. Auch Menschen mit Übergewicht erleiden häufiger ein lumbales Facettensyndrom, da ihre Lendenwirbelsäule eine noch höhere Last tragen muss als bei Normalgewichtigen.

Hier finden Sie weitere Symptome der Arthose

An diesen Symptomen erkennen Sie ein lumbales Facettensyndrom

Dieses, auch als lumbales Facettensyndrom bezeichnete, Krankheitsbild imponiert besonders durch Schmerzen im Lendenbereich. Die Betroffenen klagen über sog. “Kreuzschmerzen”. Es kann vorkommen, dass die Schmerzen in die Oberschenkel, seltener auch ins Gesäß oder in die Leistenregion ausstrahlen. Die Beschwerden verschlimmern sich normalerweise im Verlauf des Tages und auch dann, wenn die Facettengelenke beansprucht werden, zum Beispiel wenn man sich ins Hohlkreuz begibt oder über einen längeren Zeitraum hinweg geht oder steht; im Liegen bessern sie sich hingegen. Außerdem kann es zu einer Steifheit der Wirbelsäule kommen, wodurch die Beweglichkeit einschränkt wird.

Schmerzen bei einem lumbalen Facettensyndrom

Die Schmerzen beim lumbalen Facettensyndrom sind im unteren Rücken lokalisiert. Da in der Nähe der geschädigten Struktur Nerven des Rückenmarks austreten, können die Schmerzen ausstrahlen. Betroffen können das Gesäß, die Oberschenkel oder die Leistenregion sein. Der ausstrahlende Schmerz kann durch direkte Einklemmung der Nervenwurzel zustande kommen, oder aber durch eine sich ausbreitende Entzündungsreaktion in diesem Bereich. Je nachdem welche Struktur betroffen ist, strahlen die Schmerzen in unterschiedliche Regionen aus.

Wie oben bereits erwähnt, handelt es sich bei den Schmerzen, die durch ein Facettensyndrom ausgelöst werden, um solche, welche mit Belastung zunehmen. Folglich sind die Schmerzen am Tagesende intensiver und nehmen mit zunehmender Beanspruchung zu. Langes Stehen oder Sitzen führt zu einer besonders intensiven Belastung der Lendenwirbelsäule und geht häufig mit Schmerzen in diesem Bereich einher. 

Kann ein lumbales Facettensyndrom auch Leistenschmerzen verursachen?

Ein Facettensyndrom im Bereich der Lendenwirbelsäule kann auch zu Leistenschmerzen führen. Dies ist dadurch bedingt, dass im Bereich der Facettengelenke Nerven aus dem Rückenmark austreten. Diese ziehen von dort in die Peripherie. Ist das Facettengelenk durch eine vorbestehende Arthrose entzündet, kann dies zur Einklemmung von Nerven oder Ausstrahlung der Entzündung auf die Nerven führen. Vom Bereich der Lendenwirbelsäule ziehen Nerven ins Gesäß, die Beine, die Genitalregion und auch zur Leiste.

Diagnose

Zur Diagnosestellung eines Facettensyndroms sollte vom Arzt zunächst der Schmerz genauer charakterisiert werden. Für das Vorliegen eines Facettensyndroms spricht beispielsweise, dass der Schmerz bei der Bildung eines Hohlkreuz zunimmt und dass er bei zunehmender Belastung progredient verläuft. Auch die Ausübung von Druck auf die Facettengelenke in Bauchlage löst Schmerz aus. Das Auftreten von Schmerzen bei Seitneigung oder Rotation, beispielsweise beim Umdrehen im Bett, spricht für eine Schädigung im Bereich der Facettengelenke. 

Im nächsten Schritt kann ein Röntgenbild der LWS angefertigt werden. Dort kann eine Arthrose der Facettengelenke erkannt werden. 

Es kann auch eine Test-Infiltration der Facettengelenke durchgeführt werden. Dabei wird ein Betäubungsmittel in das Gelenk appliziert. Führt dies zu einer Besserung der Symptome, spricht dies für das Vorliegen eines Facettensyndroms.

Therapie

Die symptomatische Therapie hat die Linderung der Schmerzen zum Ziel. Schmerzmittel, Physiotherapie, Massagen oder die oben genannte Facettengelenksinfiltration können eine Reduzierung der Schmerzen bewirken. Durch das Tragen eines Korsetts kann kurzfristig eine Entlastung des Gesichts auf die LWS erfolgen, was ebenfalls zu einer Schmerzreduktion führen kann.

Ziel der Behandlung sollte allerdings das Beheben der Grunderkrankung sein. Eine Gewichtsreduktion bei bestehendem Übergewicht hat hohe Priorität. Durch sportliche Aktivität sollte die Rückenmuskulatur gestärkt werden, damit sie die Wirbelsäule stabilisieren kann.

Übungen

Physiotherapeutische Übungen der Rumpfmuskulatur können die Muskulatur aufbauen und stärken. Dadurch wird die knöcherne Wirbelsäule entlastet, was zu einer Linderung der Schmerzen führt. 

Gezielte Übungen für die LWS finden Sie hier: Übungen bei bestehender Facettenarthrose

Verödung

Lassen sich die oben genannten Maßnahmen nicht umsetzen und sind die Schmerzen auf einem sehr hohen Niveau, kann mittels eines operativen Verfahren, der Nerv, welcher an dem betroffenen Facettengelenk liegt und durch entzündungsbedingte Reizung die Schmerzen verursacht, getrennt bzw. “verödet” werden. Dies kann durch Thermokoagulation oder Radiofrequenzablation geschehen. Darunter versteht man eine Methode zur örtlichen Zerstörung von Gewebe durch Hitze, welche durch elektromagnetische Wellen erzeugt werden. Der Zugang zum Gelenk erfolgt bei diesem Eingriff perkutan, also durch die Haut.

Dauer

Eine Dauer des Fortbestehens eines Facettensyndroms lässt sich nicht pauschal festlegen. Bei der Erkrankung handelt es sich um den Ausdruck einer abnutzungsbedingten Schädigung der Gelenke. Diese Abnutzung lässt sich nicht rückgängig machen. Werden keine Maßnahmen ergriffen, um die Muskulatur zu stärken und so die LWS zu entlasten, ist mit keiner Besserung der Symptome zu rechnen. Der Aufbau und die Stärkung der Muskulatur erfordern ein regelmäßiges Training über mehrere Wochen. Auch ein Gewichtsverlust benötigt Ausdauer und eine Umstellung der Lebensweise. Werden diese Maßnahmen konsequent durchgeführt, können sich die Symptome des Facettensyndroms nach einiges Wochen bessern. Eine Operation, bei der der betroffene Nerv durchtrennt wird, kann zu zeitnaher Schmerzlinderung führen. 

Prognose

Die Prognose, lässt sich wie die Dauer, nicht pauschalisieren. Sie hängt von der Schädigung der Gelenke und den äußeren Begebenheiten ab. In diesem Fall gilt jedoch auch, dass Betroffene, welche eine kausale und nicht lediglich eine symptomatische Therapie anstreben, eine bessere Prognose haben. Auch wenn eine Verödung das effizienteste Ergebnis erzielt, schließt dies die Schädigung weiterer Gelenke und das erneute Auftreten der Beschwerden nicht aus. Es sollte daher immer eine Gewichtsreduktion sowie Stärkung der Muskulatur angestrebt werden. 

Wie kann man ein Facettensyndrom von einem ISG Syndrom unterscheiden?

Beim Iliosakralgelenk handelt es sich um das Gelenk, welches Wirbelsäule und Becken miteinander verbindet. Beim ISG-Syndrom treten die Schmerzen in diesem Bereich auf. Häufig leiden die Betroffenen unter Schmerzattacken bei bestimmten Bewegungen wie beim Rotieren oder Beugen. Eine Zunahme der Schmerzen mit zunehmender Belastung kann ebenfalls auftreten. Wie beim Facettensyndrom auch, können die Schmerzen beispielsweise in Gesäß und Beine ausstrahlen. Eine Unterscheidung der beiedn Syndrome kann daher schwierig sein, da sie zusätzlich ihren Ursprung in derselben Ursache haben und auch gemeinsam auftreten können. Allerdings sind die Schmerzen unterschiedlich lokalisiert, was sich beispielsweise durch einen Druckschmerz in unterschiedlichen Bereichen der Wirbelsäule bemerkbar macht. Der Arzt ist außerdem in der Lage eine Blockade des ISGs, bei welchem sich die gelenkbildenden Knochen gegeneinander verschoben haben, bei der körperlichen Untersuchung zu diagnostizieren. Ein weiterer Hinweis auf ein ISG Syndrom kann zudem das plötzliche Auftreten der Beschwerden sein, da es vorkommen kann, dass die Knochen, welche das ISG bilden, bei einer bestimmten Bewegung plötzlich dislozieren.

Hier finden Sie effiziente Übungen, die bei einer ISG-Blockade helfen können.

Abbildung der Lendenwirbelsäule

Lendenwirbelsäule (blau)

  1. Erster Halswirbel (Träger) -
    Atlas
  2. Zweiter Halswirbel (Dreher) -
    Axis
  3. Siebenter Halswirbel -
    Vertebra prominens
  4. Erster Brustwirbel -
    Vertebra thoracica I
  5. Zwölfter Brustwirbel -
    Vertebra thoracica XII
  6. Erster Lendenwirbel -
    Vertebra lumbalis I
  7. Fünfter Lendenwirbel -
    Vertebra lumbalis V
  8. Lenden-Kreuzband-Knick -
    Promontorium
  9. Kreuzbein - Os sacrum
  10. Steißbein - Os coccygis

Eine Übersicht aller Abbildungen von Dr-Gumpert finden Sie unter: medizinische Abbildungen

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter:

Unter Orthopädie A-Z finden Sie viele weitere hilfreiche Artikel aus dem Themengebiet der Orthopädie.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 17.05.2012 - Letzte Änderung: 30.03.2024