Erniedrigte Sauerstoffsättigung

Erniedrigte Sauerstoffsättigung

Was ist eine erniedrigte Sauerstoffsättigung?

Die Sauerstoffsättigung bezeichnet den Anteil an Hämoglobin der Sauerstoff gebunden hat. Hämoglobin ist ein Proteinkomplex, welcher in den roten Blutkörperchen Sauerstoff bindet. Umgangssprachlich bezeichnet man Hämoglobin auch als den Farbstoff der roten Blutkörperchen. Er wird in der Lunge beladen und transportiert den Sauerstoff zu den Organen. Die Sauerstoffsättigung ist auch ein wichtiger Parameter zur Beurteilung der Atemfunktion. Eine hohe Sauerstoffsättigung ist wichtig um alle Organe mit dem wertvollen Sauerstoff zu versorgen. Sie kann mittels eines Pulsoximeters, das häufig am Finger angebracht wird, gemessen werden. Ein Wert zwischen 96% und 99% ist normal. Unter 96% spricht man von einer erniedrigten Sauerstoffsättigung, ab unter 90% ist sie behandlungsbedürftig.

Welche Ursachen gibt es für eine erniedrigte Sauerstoffsättigung?

Es gibt eine Vielzahl von Ursachen für eine erniedrigte Sauerstoffsättigung. Die häufigsten

Ursachen sind Lungenerkrankungen. Dazu gehören Erkrankungen wie:

  • COPD
  • Asthma bronchiale
  • Lungentumore
  • Lungenfibrose
  • Lungenentzündung. 

Doch auch Erkrankungen anderer Organe können zu einer erniedrigten Sauerstoffsättigung führen, wie zum Beispiel:

  • Herzinsuffizienz
  • Kreislaufstörungen
  • Nierenerkrankungen mit Störungen des Säure-Basen-Haushaltes

Weitere Ursachen können Kohlenstoffmonoxidvergiftung bei Bränden sein. Doch es muss keine Erkrankung vorliegen. Auch bei einer Narkose kann es kurzfristig zu einer erniedrigten Sauerstoffsättigung kommen. Sie dient dem Anästhesisten zur Beurteilung der Narkose. 

COPD als Ursache

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist eine sehr häufige Lungenerkrankung, die vor allem ältere Menschen und Raucher betrifft. Bei ihr kommt es zu einer chronischen Verengung der Atemwege. Durch die Verengung kann sich die Lunge beim Einatmen nicht mehr entfalten und es kommt zu einem Verlust der Austauschfläche von Sauerstoff. Dadurch kann nicht mehr jedes Hämoglobinmolekül mit Sauerstoff beladen werden. Die Patienten haben mit fortschreiten der Erkrankung eine zunehmend niedrige Sauerstoffsättigung. Diese kann anfangs vom Körper kompensiert werden, doch langfristig brauchen die Patienten zusätzlich Sauerstoff aus Flaschen. 

Lesen Sie mehr auf unserer Seite zu dieser Erkrankung: Symptome einer COPD

Lungenentzündung als Ursache

Bei einer Lungenentzündung, auch Pneumonie genannt, kommt es infolge einer bakteriellen Infektion zu einer Entzündung des Lungengewebes und der Lungenbläschen. Neben Symptomen wie Fieber, Husten, Krankheitsgefühl kommt es auch zu einer erniedrigten Sauerstoffsättigung. Patienten haben durch die Entzündung oftmals Probleme beim Atmen. Zudem kommt es häufig zu einer Schleimbildung, der die Sauerstoffaustauschfläche bedeckt, sodass auch hier Hämoglobin nicht mehr so gut mit Sauerstoff beladen werden kann.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Lungenentzündung

Narkose als Ursache

Bei der Narkose kommt es häufig zu Schwankungen der Sauerstoffsättigung. Sie dient dem Anästhesisten zur Beurteilung der Narkose. Bei Narkose wird die Lunge des Menschen künstlich durch ein Beatmungsgerät beatmet. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Narkose und Beatmung. Sollte die Beatmung nicht ausreichend sein oder es Probleme geben, sieht der Anästhesist dies anhand der niedrig werdenden Sauerstoffsättigung. Dann kann der Anästhesist die Sauerstoffzufuhr steigern. In der Regel haben diese kurzzeitlichen Schwankungen keine Auswirkungen auf den Patienten. 

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Narkose - Ablauf, Risiken und Anwendungsgebiete

Asthma als Ursache

Beim Asthma bronchiale kommt es in Folge einer chronischen Entzündung zu einer Verengung der Atemwege. Die Symptome zeigen sich in der Regel mit Luftnot und nächtlichem Husten. Oftmals liegt eine allergische Genese vor. Ähnlich wie beim Asthma kommt es zu einer verringerten Sauerstoffaustauschfläche durch die Verengung. Zusätzlich kommt es häufig zu einer massiven Schleimbildung, welche die Fläche ebenfalls reduziert. Dadurch ist die Sauerstoffaufnahme gestört und es kommt zu einer erniedrigten Sauerstoffsättigung. 

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Asthma bronchiale

An welchen Symptomen kann man eine erniedrigte Sauerstoffsättigung erkennen?

Eine erniedrigte Sauerstoffsättigung bezeichnet man auch als Sauerstoffmangel oder Hypoxämie. Bei einem akuten Sauerstoffmangel kann es zu Symptomen kommen wie Schwäche, Unwohlsein und Schwindel. Bergsteiger kennen dieses Gefühl, wenn sie in großen Höhen unterwegs sind, in denen der Sauerstoffgehalt in der Luft niedriger ist. Der Körper versucht den Sauerstoffmangel zu kompensieren, indem er das Herz schneller pumpen lässt und schneller atmet. Damit wird das Blut schneller durch die Lungen gepumpt mit dem Ziel, dieses schneller mit Sauerstoff zu beladen. Kommt es dadurch zu keiner Besserung, kann es zu Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Zittern und Schweißausbrüchen kommen. Bei langfristigem Sauerstoffmangel kommt es schließlich zum Verlust des Bewusstseins.
Ein weiteres Zeichen für eine mangelhafte Sauerstoffsättigung des Blutes ist die Zyanose, eine Blaufärbung der Haut und Schleimhäute. Dabei unterscheidet man zwischen peripherer und zentraler Zyanose. Bei der peripheren Zyanose sind vor allem die Finger und Zehen des Menschen betroffen und es zeigen sich dort bläuliche Verfärbungen. Bei einer zentralen Zyanose kommt es zusätzlich zu einer bläulichen Verfärbung der Zunge. 

Wie kann man die Sauerstoffsättigung erhöhen?

Bei einem erniedrigtem Sauerstoffgehalt des Blutes versucht der Körper instinktiv diesen zu kompensieren. Dazu versucht er möglichst schnell mehr Blut mit Sauerstoff zu versorgen. Dies geschieht durch eine schnellere und erhöhte Pumpleistung, was mit einer erhöhten Herzfrequenz und Blutdruck einhergeht, und einer erhöhten Atemfrequenz. Doch das ist schädlich für das Herz und die Lunge und auf Dauer kann der Körper dem niedrigen Sauerstoffgehalt nicht standhalten.

Daher ist es wichtig besonders bei chronischen Lungenerkrankungen frühzeitig mit einer Lebensumstellung oder Atemtraining zu beginnen um prophylaktisch einer erniedrigten Sauerstoffsättigung entgegen zu wirken. Das aller wichtigste ist dabei das Einstellen des Rauchens. Rauchen schadet massiv der Lunge und ein Rauchstopp, egal wie lange geraucht wurde, hat immer einen positiven Effekt auf die Sauerstoffaufnahme. Zudem empfiehlt sich eine Normalisierung des Körpergewichts und regelmäßiger Sport, insbesondere Ausdauersport oder Sport an der frischen Luft. Insbesondere Bergluft und Meeresluft haben einen positiven Effekt auf die Atmung, daher empfiehlt es sich dort Urlaub oder eine Kur zu machen. Zudem kann spezielles Atemtraining helfen, um die Belüftung der Lunge und somit die Sauerstoffaufnahme zu verbessern. Einige Physiotherapeuten haben eine spezielle Ausbildung für das Atemtraining. Zudem sind Sportarten wie Yoga gut für die Atmung.

Wenn all diese Maßnahmen trotzdem nicht ausreichen muss die Einnahme von Medikamenten erfolgen. Einige Medikamente, wie inhalative Korticoide (z.B. Cortison) oder Salbutamol führen zu einer Weitung der Atemwege und dadurch zu einem verbessertem Sauerstoffaustausch. In manchen Fällen sind die Patienten auf die Hilfe von zusätzlichem Sauerstoff angewiesen. Dies geschieht über spezielle tragbare Flaschen und Nasenbrillen und kann auch zuhause erfolgen.  

Ab wann ist eine erniedrigte Sauerstoffsättigung kritisch?

Der Normalwert für die Sauerstoffsättigung liegt zwischen 96% und 99%. 100 Prozent ist aus physiologischen Gründen nicht möglich. Ab Werten unter 96% spricht man von einer erniedrigten Sättigung. Die Patienten haben häufig leichte Atemprobleme. Für Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen wie COPD oder Asthma können aber auch Werte unter 96% normal sein und vom Körper kompensiert werden.

Generell sagt man, dass es eine Sauerstoffsättigung von unter 90% behandlungsbedürftig und langfristig bei einem Wert von unter 85% kritisch ist. Bei einem langfristig niedrigen Sauerstoffgehalt des Blutes können die Organe und Zellen des Körpers nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Sauerstoff ist jedoch für alle Zellen lebensnotwendig. Die Organe werden nicht mehr mit Energie versorgt und langfristig geht das Gewebe zugrunde. Dieser Zustand ist auch nicht mehr reversibel.

Vor Allem das Herz und das Gehirn sind die Organe, die am ersten betroffen sind, da sie viel Energie und Sauerstoff benötigen. Folgen sind Gewebeschäden, die zu Behinderungen und letztlich zum Tod führen können.

Was sind die Folgen einer erniedrigten Sauerstoffsättigung?

Eine dauerhaft erniedrigte Sauerstoffsättigung kann schwere Folgen für den Körper haben. In Folge der Kompensation muss das Herz schneller pumpen, was auf lange Sicht schädlich ist und wiederum mehr Sauerstoff benötigt. Folgen sind Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und Bluthochdruck (arterielle Hypertonie). Zudem verengen die Lungengefäße aufgrund des Sauerstoffmangels durch einen physiologischen Mechanismus. Dadurch entsteht ein höherer Druck in den Lungengefäßen (pulmonale Hypertonie). In Folge dessen muss das Herz gegen einen höheren Druck pumpen, was wiederum schädlich für das Herz ist und zu Herzinsuffizienz und Herzklappenschädigungen führen kann. Durch die steigende Arbeit des Herzens benötigt dieses ebenfalls mehr Sauerstoff. Bekommt es dies nicht, kann es zu Herzinfarkten kommen.

Doch nicht nur das Herz wird durch den Sauerstoffmangel geschädigt. Auch das Gehirn ist auf Sauerstoff angewiesen. Bekommt es zu wenig Sauerstoff sind erste Symptome Konzentrationsprobleme, Gedächtnisprobleme und Kopfschmerzen. Bei chronischem Sauerstoffmangel im Gehirn kann es zu einer Schädigung des Hirngewebes (hypoxisch-ischämische Enzephalopathie) kommen. Diese geht mit neurologischen Ausfällen einher. Folge sind schwere Behinderungen, Demenz und letztlich der Tod. 

Hat eine erniedrigte Sauerstoffsättigung Folgen für die Lebenserwartung?

Eine dauerhaft erniedrigte Sauerstoffsättigung hat massive Auswirkungen auf die Lebenserwartung. Ein langfristiger Sauerstoffmangel ist lebensbedrohlich. Bei Kindern und Neugeborenen kann schon der kurzzeitige Sauerstoffmangel zu lebenslangen Behinderungen und Einschränkungen führen. Auch bei Erwachsenen kann ein chronischer Sauerstoffmangel zu massiven Einschränkungen führen. Das Herz und das Gehirn sind die ersten Organe mit Folgeerscheinungen. Dadurch, dass der Körper versucht den Sauerstoffmangel zu kompensieren, kommt es zu zusätzlichen Erkrankungen, die die Lebenserwartung einschränken. Wird der Sauerstoffmangel nicht adäquat behandelt haben die Patienten eine stark eingeschränkte Lebenserwartung.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.02.2020 - Letzte Änderung: 22.10.2021