Da der Biceps zwei sehnige Ursprünge hat unterscheidet man zwischen der langen und der kurzen Bicepssehne.
In seiner Gesamtheit hat der Bizepsmuskel, wie es der Name schon herleitet, zwei sehnige Ursprünge. Zu unterscheiden gilt es hier die kurze und lange Bizepssehne bzw. das Caput breve und Caput longum. Der Ursprung der langen Sehne beginnt am oberen Pfannenrand des Schultergelenks und der dort lokalisierten „Knorpellippe“ (Tuberculum supraglenoidale). Die kurze Sehne des Musculus biceps brachii entspringt dem Processus coracoideus, einem Knochenfortsatz des Schulterblatts, der auch Rabenschnabelfortsatz genannt wird.
Dabei verläuft die lange Bizepssehne entlang des Oberarmknochens (Humerus) durch eine Art knöchernen Kanal, dem sogenannten Sulcus intertubercularis, und hat ihren Ansatzpunkt an der knöchernen Aufrauung der Speiche (Radius). Diese Sehne verläuft dabei nicht nur über den gesamten Kopf des Oberarmknochens, sondern auch intrakapsulär, d.h. sie besitzt eine sehnenscheidenartige Umhüllung, die den Mechanismus des Gleitens fördert.
Rupturen der Bizepssehne, also einem Einriss der Sehne, unterscheidet man aufgrund ihrer Lokalisation.
Bei der proximalen Ruptur, einem Einriss der Sehne weiter zur Körpermitte hin, ist meist die lange Bizepssehne betroffen. Ursache dafür ist oftmals eine plötzliche und intensive Kraftanstrengung bei einer Vorschädigung der Sehne.
Diese Verletzung ist die häufigste.
Eine weitere proximale Verletzung ist die sogenannte SLAP-Läsion. Bei der SLAP-Läsion handelt es sich um einen Einriss der langen Bicepssehne direkt an Ihrer Verankerung am Schulterpfannendach.
Eine SLAP-Läsion ist häufig sehr schwierig zu diagnostizieren (auch im MRT der Schulter) und häufig noch schwere zu therapieren.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: SLAP-Läsion
Bei der distalen Ruptur, also einem Einriss der Sehne weiter von der Körpermitte entfernt, ist die Ursache meist ein starkes Trauma.
Akute Rupturen der Bizepssehne, ausgelöst durch eine Maximalbelastung oder einen Sturz, gehen häufig einher mit Symptomen wie Schmerzhaftigkeit, Bewegungseinschränkung und Kraftverlust (v.a. bei Beugung und Drehbewegungen).
Zu einer starken Schwellung oberhalb der Ellenbeuge kommt es meist bei Rupturen der langen Bizepssehne. Distale Rupturen haben ihren Muskelbauch am proximalen Oberarm, wo er auch deutlich sichtbar ist. Mittels Ultraschall (Sonographie) ist dieser gut darstellbar.
Eine eindeutige Diagnosestellung gestaltet sich oft schwierig. Für den untersuchenden Arzt gilt es, eine gründliche klinische Untersuchung durchzuführen. Die Durchführung des Supinationstests mit genauer Beobachtung des Bicepsmuskels dient dabei als wichtiges Kriterium zur Diagnosestellung.
Unterstützt wird die Diagnose durch die Anfertigung eines MRT.
Ein anschließendes bildgebendes Verfahren mittels Röntgen dient zum Ausschluss von knöchernen Ausreißungen.
Die Entzündung der langen Bizepssehne (Caput longum) stellt eine akute und schmerzhafte Entzündung dar. Sie betrifft zumeist Sportler z.B. im Bereich Schwimmen, Tennis oder Handball, wo es langanhaltend zu einer starken oder etwa übermäßigen Belastung der Sehne kommt.
Ein Trauma durch z.B. einen Unfall kommt dabei eher selten als Ursache in Betracht.
Schmerzen sind oft im Bereich der vorderen Schulter lokalisiert, die weiter bis zum Ellenbogen ausstrahlen können.
Bei Dehnung und Druck auf den Bereich der Sehne sind die Schmerzen meist besonders stark. Seltener ist eine Schwellung im Bereich der Schulter wahr zu nehmen.
Mineralablagerungen führen bei diesem Entzündungsprozess dazu, dass nicht nur zu Schmerzen entstehen, sondern die Sehne auch weiter geschädigt wird.
Die physiotherapeutische Behandlung ist dabei das Mittel der Wahl bezüglich der Therapie. Diese sollte mit dem Pausieren körperlicher Aktivitäten bzw. Anstrengungen kombiniert werden, um die Entzündung oder gar Verletzung zu verschlimmern.
Als letztes Mittel in der Therapie sollte der chirurgische Eingriff dienen.
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Zunehmend beliebter wird der Einsatz von Kinesio-Taping bei muskulären Problemen.
Auch bei der Entzündung der langen Bizepssehne ist der Einsatz von Kinesio Tape wohltuend. Dabei kann es aber auch prophylaktisch eingesetzt werden. Es wirkt spannungslösend und entzündungshemmend zugleich. Auch soll es einen positiven Einfluss auf den Rückfluss der Lymph-Flüssigkeit (Lymph-Drainage) im Oberarm haben.
Es wird empfohlen, dass das Tape 7 Tage angelegt bleibt. Der Haupteffekt tritt nach ca. 3-5 Tagen ein.
Das Tape als solches ist dabei in verschiedenen Stärke- bzw. Elastizitäts-Graden zu erwerben. Wird das Tape aktiv, also durch die eigene Bewegung, oder passiv, d.h.durch den Verlauf des Tapes am entsprechenden Körperareal gedehnt, so entsteht lokal ein Dehnungsreiz. Dieser Effekt ist von großer Bedeutung, da es zu einer vermehrten Durchblutung in diesem Areal kommt, was durchaus heilungsfördernd ist.
Zur Anwendung ist zu beachten, dass man eine Y-Form kleben sollte. Zuerst wird der betroffene Arm so weit es geht nach hinten gestreckt. Nun wird das Tape wenige Zentimeter unterhalb des Ellenbogens aufgeklebt hin zum Schulterdach (Akromion) bzw. Schulterhöhe.
Das Tape darf dabei aber keine Spannung erzeugen. Dies könnte Hautschädigungen in Form von Spannungsblasen verursachen, die nicht nur schmerzhaft sind, sondern auch entzündlichen Prozessen führt. Auch das simple stretching kann zur einer Minderung der Schmerzen führen. Es besitzt allerdings nicht die wissenschaftlich nachgewiesenen Erfolg wie etwa das Taping.
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