Bettnässen bei Erwachsenen - Was steckt dahinter?

Bettnässen bei Erwachsenen - Was steckt dahinter?

Was ist nächtliches Bettnässen?

Nächtliches Bettnässen ist kein Problem, welches nur Kinder und Senioren betrifft. Es kann auch bei Erwachsenen ohne andere Erkrankungen auftreten.
Einige Erwachsene sind seit der Kindheit nie vollständig trocken gewesen, während bei anderen die Inkontinenz plötzlich wieder auftritt. Die Ursachen sind sehr variabel. Die Betroffenen leiden häufig auch unter psychischen Problemen auf Grund der Inkontinenz und haben Schwierigkeiten soziale Kontakte aufrechtzuerhalten. Beim nächtlichen Bettnässen handelt es sich um eine anerkannte Krankheit, bei welcher die Krankenkassen Hilfsmittel bezahlen. Anders als bei Kindern ist eine spontane Besserung selten.

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Was sind die Ursachen für nächtliches Bettnässen?

Die Ursachen vom nächtlichen Bettnässen können sehr unterschiedlich sein. Eine Möglichkeit ist die fehlende oder verzögerte Entwicklung der bewussten Wahrnehmung einer vollen Blase im Schlaf. Auch ein Mangel an ADH, dem antidiuretischen Hormon, ist möglich. Dieses Hormon drosselt bei ausreichender Konzentration die Produktion von Urin während der Nacht.

Eine überaktive Blase kann ebenfalls zum Bettnässen führen, da nachts die steuernde Kontrolle des Bewusstseins wegfällt. Bei fehlenden körperlichen Ursachen sollten auch psychische Probleme abgeklärt werden.

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Nächtliches Bettnässen durch Alkohol

Alkohol ist ein Gift, dass in viele Körperfunktionen eingreift. Bettnässen nach dem Genuss von alkoholischen Getränken findet sich besonders bei Jugendlichen, da der Körper mit der neuen Belastung durch den Alkohol noch nicht zurechtkommt.
Das Bettnässen nach Alkoholkonsum hat drei Hauptgründe. Der erste Grund ist, dass Alkohol Einfluss auf die natürliche Hormonproduktion des Körpers hat. Eines dieser Hormone ist das antidiuretische Hormon (ADH), welches nachts die Urinproduktion drosselt. Der Körper produziert daher mehr Urin als in anderen Nächten und die Blasenkapazität reicht nicht mehr bis zum morgendlichen Wasserlassen.
Ein weiterer Grund ist die Entgiftungsfunktion von Leber und Nieren. Der Alkohol sorgt für eine stärkere Beanspruchung der Nieren und der Leber, was zu einer gesteigerten Urinproduktion und einer schwächeren Blase führen kann. Der letzte Grund ist der Einfluss des Alkohols auf das Nervensystem. Die Steuerung der Blase unterliegt dem Gehirn, welches durch den Alkohol in seiner Funktion eingeschränkt werden kann. Der Körper nimmt also nicht mehr wahr, dass die Blase gefüllt ist und der Weckreiz bleibt aus. Wenn das Bettnässen bereits bei geringen Mengen Alkohol auftritt, sollte eine urologische Abklärung erfolgen. In den meisten Fällen lässt die Störung mit der Gewöhnung an die neue Belastung nach, jedoch ist die wirksamste Therapie der Verzicht auf Alkohol.

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Nächtliches Bettnässen durch psychische Ursachen

Nach dem Ausschluss von körperlichen Ursachen für das nächtliche Bettnässen sollte ein Blick auf die Lebenssituation des Betroffenen geworfen werden.
Bei plötzlichem Auftreten im Erwachsenenalter ist eine stressige Familiensituation oder ein belastendes Arbeitsumfeld eine mögliche Ursache. Auch traumatische Erlebnisse, wie sexueller Missbrauch im Kindesalter, können als Ursache in Frage kommen. Eine psychologisch begleitete Aufarbeitung der Erlebnisse kann in diesem Fall zu einer Besserung beitragen.

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Symptome von nächtlichem Bettnässen

Genau genommen ist das nächtliche Bettnässen keine eigenständige Erkrankung, sondern selbst eher ein Symptom vieler anderer Erkrankungen.  
Bei vielen Betroffenen mit einer körperlichen Ursache tritt zunächst eine Blasenschwäche auf und sie müssen besonders nachts häufiger zur Toilette. Erst im späteren Verlauf kommt es zum nächtlichen Bettnässen.
Bei psychischen Ursachen sind auch andere stressinduzierte Symptome möglich. Betroffene können vermehrt schwitzen und nervöses Verhalten zeigen. Auch eine Änderung der Persönlichkeit ist möglich. Betroffene ziehen sich zurück. Erwachsene Bettnässer suchen oft Ausreden, um nicht an gemeinsamen Campingausflügen oder Geschäftsreisen teilnehmen zu müssen.
Bei älteren Männern, welche wegen einer Prostatahyperplasie einnässen, ist auch tagsüber ein häufiges Wasserlassen mit geringen Urinmengen möglich. Andere Symptome sind mit der jeweiligen Ursache des Bettnässens verbunden. Bei anatomischen Entwicklungsstörungen kann es vermehrt zu Blasenentzündungen kommen. Bei einer abgesenkten Gebärmutter kann es zu einem Vorfall der Gebärmutter kommen und die Frauen leiden oft auch tagsüber unter einer Blasenschwäche. Die Symptome sind also so vielfältig wie die Ursachen.

Was hilft gegen nächtliches Bettnässen?

Anders als bei Kindern ist eine Spontanheilung bei erwachsenen Bettnässern sehr selten.
Windeln und Unterlagen werden bei vorliegender Diagnose zwar von den Krankenkassen bezahlt, stellen aber nur ein Hilfsmittel und keine Heilung dar. Zusätzlich zu klassischen Windeln gibt es Inkontinenzunterwäsche, welche von außen wie normale Unterwäsche aussieht und auch Dienstreisen möglich macht. Bei psychischen Ursachen kann eine Psychotherapie und die Reduktion von Stress bereits eine Linderung oder Heilung bedeuten. In diesen Fällen ist jedoch ein erneutes Auftreten unter stressigen Bedingungen wahrscheinlich.
Bei einem Mangel an dem antidiuretischen Hormon kann eine medikamentöse Therapie mit einem künstlichen ADH dem Betroffenen Abhilfe schaffen. Bei zu tiefem Schlaf könne Klingelmatten helfen. Diese Matten oder Einlagen messen Feuchtigkeit und wecken den Betroffenen, wenn sie Urin wahrnehmen. Auch der Verzicht auf Alkohol und koffeinhaltige Getränke kann das Bettnässen verhindern, da diese Substanzen harnfördernd wirken und damit ein zusätzlicher Faktor für das Bettnässen sein können. Bei anatomischen Fehlbildungen sind im Extremfall Operationen möglich. Dies betrifft besonders Frauen mit einer Gebärmutterabsenkung oder Männer mit einer Prostatavergrößerung.

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Windeln bei nächtlichem Wasserlassen

Für viele Betroffene sind Windeln die einzige dauerhafte Lösung.
Bei einer ärztlichen Diagnose werden diese Windeln auch von den Krankenkassen bezahlt. Bei fehlender Diagnose können Erwachsenenwindeln eine finanzielle Belastung für den Betroffenen darstellen. Da Windeln oft mit Schamgefühlen und auch Belastungen in einer Partnerschaft verbunden sind, sind Inkontinenzunterhosen eine Alternative. Diese sehen von außen wie normale Unterwäsche aus und könnte damit auch gut vor anderen Personen getragen werden.

Diagnose von nächtlichem Bettnässen

Viele Betroffene schämen sich zu Beginn einen Arzt aufzusuchen. Sowohl der Hausarzt als auch der Urologe kann die Diagnose stellen.
Dies erfolgt meist alleine durch die Erzählung des Betroffenen. Zusätzlich können verschiedene Untersuchungen angesetzt werden, um die Ursache zu finden und mögliche körperliche Ursachen auszuschließen. Eine offizielle Diagnose kann dem Betroffenen Erleichterung verschaffen, da dann auch die Hilfsmittel, wie Windeln oder Unterlagen, von den Krankenkassen bezahlt werden.

Prognose bei nächtlichen Wasserlassen

Die Wahrscheinlichkeit einer eigenständigen Rückbildung der Symptome ist bei Erwachsenen eher gering.
Bei psychischen Problemen kann eine Wegnahme der Ursachen zumindest vorübergehend zu einer Besserung führen. Die einzige sichere Lösung ist bei anatomischen Störungen eine Operation.
Andere Betroffene sind nahezu immer lebenslänglich von Hilfsmitteln oder Medikamenten abhängig. Bei alkoholinduziertem Bettnässen ist ein Verzicht auf Alkohol sinnvoll, jedoch kann hierbei auch eine Besserung mit dem Alter möglich sein.

Worin liegen die geschlechtlichen Unterschiede beim nächtlichen Wasserlassen?

Sowohl Männer als auch Frauen könne auch im Erwachsenenalter unter Bettnässen leiden. Einige Ursachen sind jedoch spezifisch für ein Geschlecht.
Bei Frauen ist ein relativ häufiger Grund für Inkontinenz eine Beckenbodenschwäche mit einer Blasenabsenkung nach einer Geburt. Diesen Frauen kann bei starker Belastung eine Operation helfen.
Bei älteren Männern kommt es durch eine gutartige Prostatavergrößerung, welche viele Männer betrifft, zu Blasenschwächen. Betroffene Männer müssen oft zur Toilette und können sie nicht vollständig entleeren. Durch regelmäßige Blasenentzündungen kann das Gefühl für das nächtliche Wasserlassen verloren gehen.

Frauen sind deutlich häufiger von Inkontinenz betroffen als Männer, da der Beckenboden größer und weniger stabil ist. Auch psychische Erkrankungen sind bei Frauen etwas häufiger und stellen einen Risikofaktor für das nächtliche Bettnässen dar. Frauen suchen jedoch auch eher und häufiger ärztliche Hilfe, während Männer sich eher schämen und versuchen die Erkrankung zu ignorieren. Im Alter führen körperliche Veränderungen bei beiden Geschlechtern zu vermehrter Inkontinenz.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 30.07.2018 - Letzte Änderung: 22.10.2021