Aortendissektion Typ A

Eine Aortendissektion nach Stanford A ist ein Einriss der Intima in der Aorta ascendens.

Aortendissektion Typ A

Definition

Als Aortendissektion bezeichnet man eine Einblutung in die Wand der Hauptschlagader (Aorta) des Körpers. Dabei spaltet sich die Gefäßwand in ihre verschiedenen Schichten auf und Blut fließt zwischen diese einzelnen Schichten. Es entsteht quasi ein neuer Kanal neben der Aorta, durch den ebenfalls Blut fließen kann.

Die Aortendissektion Typ Stanford A bezeichnet ausschließlich eine solche Aufspaltung im Bereich der sogenannten Aorta ascendens. Darunter versteht man den Teil der Hauptschlagader, der sich unmittelbar am Herzen befindet. Beim Typ B ist dagegen der Rest der Aorta betroffen.

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Diagnose

Bei der Aortendissektion Typ A handelt es sich oftmals um einen Notfall. Daher muss bei einer Symptomatik, die den Verdacht einer Aortendissektion nahelegt, das zuverlässigste und schnellste diagnostische Verfahren gewählt werden. Meist wird dazu ein CT mit Kontrastmittel durchgeführt, da es sich um ein sehr schnelles und genaues Bildgebungsverfahren handelt. Dabei kann auch die genaue Lokalisation der Dissektion dargestellt werden. Weitere Verfahren sind der Ultraschall des Brustraumes, ein MRT (Dauer ca. 30 Minuten) oder ein konventionelles Röntgenbild.

Symptome

Typisch für eine Aortendissektion ist ein sogenannter Vernichtungsschmerz. Dabei handelt es sich um stärkste Schmerzen, die plötzlich einsetzen. Bei der Aortendissektion Typ A liegt das Schmerzzentrum im Brustkorb, zudem können die Schmerzen zwischen den Schulterblättern auftreten und bis in den Rücken über den gesamten Bereich der Brustwirbelsäule ausstrahlen. Auch eine Ausstrahlung der Schmerzen in den Bauch ist möglich. Jedoch spricht dies eher für eine Aortendissektion in dem Abschnitt der Aorta, der tatsächlich im Bauchraum liegt. Die Schmerzen werden von betroffenen Personen oftmals als brennend oder reißend beschrieben.

Durch die Aortendissektion kommt es zu einem veränderten Blutfluss. Manche Organe werden nicht mehr ausreichend durchblutet. Da es sich beim Typ A um eine Dissektion im Anfangsteil der Aorta handelt, können alle Organe betroffen sein. Im Gehirn löst ein Blutmangel beispielsweise schnell eine Ohnmacht aus. Wenn die Herzkranzgefäße, die aus der Aorta ascendens abgehen, betroffen sind, kommt es zu einem Herzinfarkt mit plötzlichen Schmerzen und Druck auf der Brust. Zudem kann Luftnot auftreten. Eine Aortendissektion kann mit einem starken und plötzlichen Blutverlust einhergehen, der einen Schockzustand herbeiführt, bei dem eventuell eine Wiederbelebung notwendig ist.

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Wie hoch ist die Lebenserwartung mit einer Aortendissektion Typ A?

Eine Aortendissektion Typ A stellt meistens eine schwierige Notfallsituation dar. Geht mit der Dissektion ein hoher Blutverlust einher, sind die Überlebenschancen sehr schlecht. Innerhalb von wenigen Minuten pumpt das Herz das gesamte Blutvolumen des Körpers durch die Aorta. Daher gelangt ein großer Teil der betroffenen Personen nicht rechtzeitig in eine Klinik.

Wenn in dieser Notfallsituation schnell gehandelt wurde, kann eine Notfalloperation und die zusätzliche Gabe von Blutkonserven lebensrettend sein. Dennoch ist das Überleben innerhalb der nächsten 30 Tage kritisch. Etwa 80% der operierten Personen überleben diesen Zeitraum. Auch ohne akuten starken Blutverlust endet die Aortendissektion Typ A oft tödlich. Von denjenigen, die sich gegen eine Operation entscheiden, überlebt nur die Hälfte die nächsten 30 Tage. Auch trotz Operation sterben etwa 20% der behandelten Personen.

Wer das kritische Intervall von 30 Tagen überlebt hat, hat eine recht gute Lebenserwartung. In der folgenden Zeit spielt es eine maßgebliche Rolle, ob Risikofaktoren eingedämmt werden können. So muss ein vorliegender Bluthochdruck ebenso behandelt werden wie eine Hypercholesterinämie (Erhöhung der Blutfettwerte), die zur Verkalkung der Gefäße führt. Auch eine gesunde Ernährung sowie regelmäßige körperliche Aktivität wirken sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus und können somit die Lebenserwartung verbessern.

OP

Die Operation ist bei der Aortendissektion Typ A ein absolutes Muss, da die Sterblichkeitsrate mit einer konservativen Therapie bei 50% liegt. Zudem handelt es sich um eine absolute Notfallindikation, da mit jeder vergangenen Stunde die Sterblichkeit um 1% steigt. Die Operation wird in Vollnarkose durchgeführt. Um den Bereich des Dissektion zu Überbrücken kann ein Aortenstent eingesetzt werden. Dieser wird über ein großes Blutgefäß am Oberschenkel bis zum vorderen Teil der Aorta geschoben und kleidet dort die Aorta aus.

Ein anders Verfahren dient der Implantation einer Kunststoffprothese an die Stelle der Aorta ascendens. Dafür muss der Brustkorb eröffnet werden. Der Betroffene wird an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, die für eine gewisse Zeit die Pumpfunktion des Herzens übernimmt. Anschließend wird das Herz medikamentös ruhiggestellt, da eine Prothesenimplantation nicht am schlagenden Herzen durchgeführt werden kann. Da es sich bei der Aortendissektion Typ A um den gefährlicheren der beiden Dissektionstypen handelt, wird die Implantation der Kunststoffprothese am offenen Brustkorb favorisiert. Nur bei zu hohem Operationsrisiko aufgrund von beispielsweise Lungenvorerkrankungen wird zum Aortenstent gegriffen.

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Nachsorge

Da es sich bei der Aortendissektion Typ A um eine gefährliche Erkrankung handelt, ist eine konsequente Nachsorge absolut notwendig. Diese besteht nach der OP zunächst aus einer Überwachung auf der Intensivstation, später auf einer normalen Station. Anschließend erfolgt ein Rehabilitationsprogramm, welches physische und psychische Aspekte der Erkrankung behandelt. Langfristig ist eine gute Einstellung des Blutdrucks unumgänglich. Zudem werden regelmäßig CT-Untersuchungen durchgeführt. Dadurch kann eine erneute Aufweitung im Bereich der Aorta ascendens frühzeitig entdeckt und behandelt werden.

Prognose

Bei der Überlebensprognose spricht man von verschiedenen kritischen Zeitpunkten. Der sogenannte „First Hit“ ist der unmittelbare Zeitpunkt der Dissektion, bevor die Person das Krankenhaus erreicht. Oftmals geht die Dissektion Typ A mit einem großen Blutverlust einher, wo innerhalb von Minuten eine Volumengabe sowie eine Notfalloperation durchgeführt werden müssen.

Der „Second Hit“ ist die Operation selbst. Dabei überleben etwa 80% der operierten Personen. Der „Third Hit“ fasst mögliche auftretende Komplikationen innerhalb des nächsten Monats zusammen und ist maßgeblich davon abhängig, wie stark andere Organsysteme durch den Blutverlust geschädigt wurden. Besonders empfindlich sind das Gehirn und die Nieren.

Ursachen

Die Ursachen für eine Aortendissektion Typ A sind vielfältig. Besondere Risikofaktoren stellen Bluthochdruck (arterielle Hypertonie ) und die Arteriosklerose (Verkalkung der Blutgefäße) dar. Durch den erhöhten Blutdruck bauen sich mehr Kräfte an der Gefäßwand auf. Zudem kann die Struktur der Wand durch die Verkalkungen geschwächt sein. In Kombination können die beiden Erkrankungen zu einer Aufspaltung der Aortenwand führen.

Auch Bindegewebserkrankungen können ein Grund für eine Aortendissektion sein. Durch die Erkrankung ist die Gefäßwand anders strukturiert als bei gesunden Menschen. Dadurch kann sie oftmals nicht lebenslang den Kräften, die es in der Aorta gibt, entgegenwirken. Die bekanntesten Bindegewebserkrankungen, die besonders häufig mit Aortendissektionen einhergehen sind das Marfan- und das Ehlers-Danlos-Syndrom.

Weitere gefäßverändernde Erkrankungen stammen aus dem autoimmunen Formenkreis. Dabei handelt es sich um Krankheiten, bei denen der Körper sich selbst angreift. Dies kann beispielsweise zu Entzündungen und damit Schwächungen der Gefäßwände führen.

Spezifisch für eine Aortendissektion Typ A sind Ursachen wie ein Trauma im Bereich des Brustkorbes. Dies tritt häufig bei Autounfällen auf, wo durch den Sicherheitsgurt oder das Lenkrad große Kräfte auf den Brustkorb wirken. Auch eine Operation an der Aorta, wie beispielsweise eine Bypass-OP kann die Gefäßwand schwächen und so eine Dissektion im Bereich der Aorta ascendens verursachen.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 28.05.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024