Meistens verläuft eine akute Mittelohrentzündung komplikationslos und heilt innerhalb von wenigen Tagen ab. Bei dieser Form der Mittelohrentzündung sind die Symptome auch eher mild und Fieber tritt selten auf. Bei der schwereren Form der Mittelohrentzündung sind starke Ohrenschmerzen und Fieber typisch. Die Dauer ist hierbei auch länger und es wird meistens auch Antibiotikum benötigt.
Medizinisch: Otitis media
akute Mittelohrentzündung, hämorrhagische Otitis media, Myringitis bullosa
Englisch: acute otitis media
Die akute Mittelohrentzündung ist eine sehr häufige Erkrankung, die in jedem Lebensalter auftreten kann, bevorzugt aber bei Kleinkindern. So sind statistisch über fünfzig Prozent aller Säuglinge innerhalb des ersten Lebensjahres bereits an einer akuten Mittelohrentzündung erkrankt.
Meist entsteht die akute Mittelohrentzündung durch Erreger, welche vom Rachen über die sogenannte Tube (eine Art Belüftungstunnel für das Mittelohr) in das Mittelohr aufsteigen. Hervorgerufen wird die Entzündung vor allem durch Bakterien, wie zum Beispiel Staphylokokken oder Streptokokken. Doch auch Viren treten als Erreger sehr häufig auf und bilden oft den Boden für eine folgende bakterielle Infektion.
Häufig entstehen Mittelohrentzündungen nach einem vorhergehenden Infekt der oberen Atemwege.
Es existieren verschiedene Verlaufsformen der akuten Mittelohrentzündung. So gibt es den milden Verlauf bei der sogenannten Otitis media catarrhalis, die für gewöhnlich viral bedingt ist und nur mit milden Allgemeinsymptomen, wie leichtem Druckgefühl und mäßigem Ohrenschmerz einhergeht. Fieber tritt bei der milden Verlaufsform der akuten Mittelohrentzündung nur selten auf. Diese Form der Mittelohrentzündung klingt meist von selbst innerhalb von wenigen Tagen ab und erfordert keine antibiotische Therapie.
Die als Otitis media purulenta bezeichnete schwerere Verlaufsform hingegen kann weitaus länger andauern und vor allem stärkere Symptome hervorrufen. Ein akuter Beginn mit starkem Ohrenschmerz und Fieber ist hier charakteristisch. Des Weiteren können erhebliche Störungen des Hörvermögens eintreten. Ein häufig starkes Krankheitsgefühl nimmt meist bereits nach den ersten vier Tagen ab. Dies ist gegebenenfalls auch mit einem spontanen Einreißen des Trommelfells (Perforation) verbunden, welches häufig von eitrigem Ausfluss aus dem Ohr begleitet wird. Eine völlige Ausheilung der schweren Mittelohrentzündung mit Verschwinden der Beschwerden kann allerdings bis zu drei Wochen benötigen. Für gewöhnlich kommt es hier zu einer völligen Wiederherstellung des Hörvermögens. Ein Trommelfelldurchbruch heilt in der Regel innerhalb von 2 Wochen nach Abklingen der Entzündung wieder von allein.
Eine akute Mittelohrentzündung kann von einem Tag bis zu 3 Wochen dauern. Jede Mittelohrentzündung die länger als 3 Wochen dauert, wird zu den chronischen Mittelohrentzündungen gezählt. Eine akute Mittelohrentzündung, im Fachjargon als Otitis media acuta bekannt, ist der Obergriff für alle entzündlichen Erkrankungen im Bereich des Mittelohrs, die durch einen schnellen Beginn und einer kurzen Dauer charakterisiert ist. Aufgrund ihrer vielfältigen Ursachen und Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren, ist auch die Dauer der Erkrankungen sehr variabel. Eine unkomplizierte Mittelohrentzündung dauert durchschnittlich eine Woche.
Jedoch kann diese bei Komplikationen oder immungeschwächten Betroffenen deutlich länger dauern. Andererseits kann auch gerade bei Kindern eine unkomplizierte Mittelohrentzündung nach einem bis zwei Tagen vollständig abgeheilt sein. Wenn die Mittelohrentzündung häufiger als 6-mal im Jahr vorkommt, spricht man von einer wiederkehrenden Mittelohrentzündung, einer sogenannten rezidivierenden Otitis media acuta.
Wie lange eine akute Mittelohrentzündung bei einem Baby dauert, ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Ein wichtiger Aspekt ist das Immunsystem des Babys. Wenn das Baby zur Welt kommt, ist es bis etwa maximal 9 Lebensmonate durch den umgangssprachlichen „Nestschutz“ geschützt und muss sein eigenes Immunsystem erst aufbauen. Ab den 2-3 Lebensmonat ist der "Nestschutz" bereits rückläufig, während sich das eigene Immunsystem des Babys langsam entwickelt. Der mitgelieferte „Nestschutz“ schützt aber nicht vor allen Krankheiten, sondern nur die, die die Mutter selbst erlebt hat oder gegen die sie geimpft wurde. Aber auch hier gibt es Ausnahmen, so dass das Baby trotzdem bestimmte Erkrankungen bekommen kann.
Die Mittelohrentzündung bei Babys und Kindern wird meist durch Pneumokokken und Haemophilus influenza ausgelöst. Wenn die Mutter während der Schwangerschaft dagegen geimpft wurde, hat wahrscheinlich das Baby diesen Schutz mitbekommen. Falls dem nicht so ist und das Baby an einer Mittelohrentzündung erkrankt, muss das unreife Immunsystem sich während der Erkrankung aufbauen. Demnach kann eine Mittelohrentzündung länger dauern als im Vergleich zu Kleinkindern.
Dazu kommt, dass sich die Mittelohrentzündung vorwiegend in Form von Allgemeinsymptomen äußert. Es gilt die Regel, je jünger das Kind ist, desto stärker stehen Allgemeinbeschwerden, anstatt der örtlichen Lokalsymptome im Vordergrund. Manche Babys fassen sich aufgrund von Ohrenschmerzen an die Ohren – dies tun aber nicht alle. Dadurch ist das sofortige Erkennen einer Mittelohrentzündung oft erschwert, die stimmige Behandlung verzögert und damit die Dauer der Mittelohrentzündung verlängert. Wenn die Mittelohrentzündung erkannt wurde, helfen nur bei bakteriellen Infektionen Antibiotika. Diese können dann eine Heilung beschleunigen. Jedoch können Babys nicht alle Antibiotika vertragen. Außerdem sind diese bei einer viralen Infektion, wie sie in etwa ein Viertel der Fälle von Mittelohrentzündungen vorkommen, unwirksam.
Weitere Informationen finden Sie hier: Mittelohrentzündung beim Baby
Ein gutes Zeichen der Mittelohrentzündung bei Babys sind Temperaturerhöhungen und Fieber. Dies ist gleichzeitig ein Zeichen, dass der Heilungsprozess auf gewisse Art beschleunigt wird. Das Fieber ist ein Zeichen dafür, dass das Immunsystem gegen die Krankheitserreger ankämpft. Da das Baby aufgrund unreifen Immunsystems sonst kaum Gegenwehr gegen die Entzündung leisten kann, ist das Fieber des Körpers „Mittel der Wahl“. Das Fieber dauert meist einige Tage und ist in drei Phasen eingeteilt: Fieberanstieg, Fieberstau und Fieberabfall. Wenn das Baby in diesen drei Phasen adäquat unterstützt wird, kann Fieber die Dauer einer Mittelohrentzündung auf ein paar Tage reduzieren.
Im Unterschied zum Baby hat das Kleinkind keinen „Nestschutz“ mehr, aber ein eigenes Immunsystem, welches sich jedoch noch im Aufbau befindet. Auch hier ist die Dauer der Mittelohrentzündung von verschiedenen Faktoren abhängig. Die Dauer einer akuten Mittelohrentzündung bei einem Kleinkind kann bei gutem, eigenem Immunsystem kürzer dauern als bei einem Baby. Das bedeutet, sie kann teilweise nach einem einzigen Tag bis zu ein paar wenigen Tagen vollständig ausgeheilt sein. Bei einem Kleinkind, mit weniger gutem Immunsystem kann die Mittelohrentzündung länger dauern, im Vergleich zu dem Baby, welches einen guten „Nestschutz“ von der Mutter mitgeliefert bekommen hat.
Auch kann die Dauer der Mittelohrentzündung durch den Bewegungsdrang des Kleinkindes verlangsamt werden, wenn es nur schwer zur Ruhe zu bekommen ist und herum „tobt“. Zur Abheilung der Mittelohrentzündung bedarf es körperliche Ruhe. Dies kann ein Kleinkind nicht immer unbedingt verstehen. Einige Kleinkinder, die sich im Rahmen der Mittelohrentzündung krank fühlen, suchen von sich aus Ruhe und schlafen viel. Andere Kleinkinder sind aufgedrehter und können sich nicht gut an die körperliche Ruhe halten, dies verzögert oft den Heilungsprozess. Eine Impfung gegen Pneumokokken und Haemophilus influenza ist ab dem 2. Lebensmonat möglich. Ein Kleinkind, welches gegen diese Erreger geimpft wurde, hat eine geringere Gefahr an einer Mittelohrentzündung zu erkranken.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier: Mittelohrentzündung beim Kleinkind
Bei einer akuten Mittelohrentzündung, die durch Bakterien ausgelöst wurde und nicht einer unkomplizierten Mittelohrentzündung entspricht, kann eine Antibiotikatherapie die Dauer der Erkrankung verkürzen, indem Komplikationen minimiert werden. Nach 2-3 Tagen ist nach einer Antibiotikatherapie in der Regel die Ansteckungsgefahr vorüber. Dennoch muss das Antibiotikum weiter eingenommen werden, um sogenannten Resistenzen zu vermeiden. Je nach Art des Antibiotikums erfolgt die Einnahme meistens zwischen 5 und 7 Tagen.
Außerdem ist der Betroffene zwar nicht mehr ansteckend, aber gesund ist er deshalb noch nicht unbedingt. Um die Mittelohrentzündung vollständig auszuheilen, ist es wichtig, dass der Betroffene sich weiter schont, bis er sich komplett von der Entzündung erholt hat. Bei einer Mittelohrentzündung, die nicht mit Antibiotika behandelt wurde, ist die Ansteckungsgefahr meistens etwas länger. Auch die Regenerationsphase kann ein paar Tage länger dauern. Allerdings wirken die Antibiotika nicht bei einer viralen Infektion. In diesem Fall würde eine Mittelohrentzündung mit und ohne Antibiotika wahrscheinlich gleich lange dauern. Eine Behandlung mit Antibiotika könnte allerdings gegebenenfalls Nebenwirkungen verursachen und diese könnten den Heilungsprozess wiederum verzögern. Ob bei einer Mittelohrentzündung mit oder ohne Antibiotika behandelt werden sollte, ist individuell mit dem Arzt abzuwägen und zu entscheiden.
Je nach Ursache, Alter, Immunsystem und Ausprägung der Mittelohrentzündung, kann diese ohne Antibiotika bereits nach ein paar Tagen vollständig abgeheilt sein oder bis zu ein paar Wochen anhalten. Sollte eine Mittelohrentzündung länger als ein paar Tage dauern, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Wenn keine Antibiotika eingenommen werden wollen, weil es sich um keine bakterielle Entzündung handelt oder aus persönlichen Gründen, dann sollte dies bei anhaltenden oder wiederkehrenden Mittelohrentzündungen mit dem Arzt besprochen werden.
Eine Mittelohrentzündung wird meistens von einer Hörminderung begleitet. Wenn die Entzündung abklingt, bildet sich oft danach ein Paukenerguss. Dieser kann über die Entzündung hinaus, weitere Tage und Wochen bestehen. Der Paukenerguss behindert die Schallweiterleitung im Ohr. Folglich klagen die Betroffenen über ein gedämpftes Hören und ein Druckgefühl auf dem Ohr. Das kann für den Betroffenen sehr unangenehm sein, aber es ist im Prinzip harmlos.
Spätestens nach ein paar Wochen klingt die Hörminderung ab und es bleiben in der Regel keine Schäden. Anders ist es, wenn im Rahmen der Mittelohrentzündung Bakterien vom Mittelohr ins Innenohr gelangen. Dort können sie das Innenohr schädigen und eine Innenohrschwerhörigkeit hervorrufen. Der Innenohrschaden ist nicht reversibel. Eine Unterscheidung der Hörminderung bei einem Paukenerguss von einer Hörminderung bei einem Innenohrschaden kann am besten der HNO-Arzt vornehmen. Daher sollte bei anhaltender Hörminderung, 2-3 Wochen nach der Mittelohrentzündung, diese von einem HNO-Arzt untersucht werden.
Bei einer Innenohrschädigung muss dringend eine Behandlung erfolgen um schwerwiegende Schäden zu vermeiden. Meist wird ein Trommelfellschnitt, eine sogenannte Parazentese empfohlen um dauerhafte schwere Schädigungen zu vermeiden. Auch bei Kindern mit ausgeprägter Mittelohrentzündung und immungeschwächten Betroffenen wird ein Trommelfellschnitt empfohlen um einer dauerhaften Hörminderung vorzubeugen.
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In der Regel ist bei einer unkomplizierten Mittelohrentzündung, eine Krankschreibung von einer Woche ausreichend. Wenn Fieber, Hörminderungen, starke Schmerzen oder andere Beschwerden und Komplikationen auftreten, sind eine weitere Behandlung und eine Verlängerung der Krankschreibung notwendig. Gerade in den ersten paar Tagen besteht eine Ansteckungsgefahr, auch wenn Antibiotika eingenommen werden. Daher ist es wichtig, dass Betroffene von Kindergarten, Schule und Arbeit fern bleiben. Aber auch wenn die Ansteckungsgefahr vorüber ist, sind viele Betroffene noch nicht vollständig gesund und noch nicht fähig am alltäglichen Kindergarten-, Schul- und Arbeitsalltag teilzunehmen. Dies sollte individuell mit dem Arzt besprochen werden.
Bei einer unkomplizierten Mittelohrentzündung klingen die akuten, starken Ohrenschmerzen meist nach 1-3 Tagen ab. Wenn gleichzeitig Fieber aufgetreten ist, geht dieses in der Regel nach 3 Tagen zurück. Im Rahmen des Fiebers kann es zu allgemeinen Gliederschmerzen kommen, die auch beim Fieberabfall in der Regel sich zurück bilden. Wenn sich im Rahmen der Mittelohrentzündung ein Paukenerguss gebildet hat, können eine Hörminderung und ein Druckschmerz einige Tage bis 2-3 Wochen anhalten.
Sollte die akute Mittelohrentzündung auch nach drei Wochen noch immer nicht abgeheilt sein, so besteht die Gefahr schwerer Komplikationen, wie beispielsweise die Entstehung einer Mastoiditis mit Knocheneinschmelzung. Ein Arzt ist hierbei in jedem Falle erneut aufzusuchen.
Bei jeder Form der akuten Mittelohrentzündung kann es aber zu einem Erguss (sogenannter Paukenerguss) kommen, welcher die Schwingungsfähigkeit des Trommelfells beeinträchtigt und somit eine Minderung des Hörvermögens hervorruft. Die hierdurch im Mittelohr befindliche Flüssigkeit muss zunächst langsam abgebaut werden und somit kann es bis zu mehreren Wochen dauern, bis eine durch den Erguss verursachte Hörstörung wieder verschwindet, auch nachdem die akute Entzündungsphase bereits vorbei ist.
Bei Vorliegen besonderer Umstände, wie zum Beispiel bei der Erkrankung von noch sehr kleinen Kindern, einer Perforation des Trommelfells, Fieber, das eine Temperatur von 38 Grad übersteigt oder einem sehr ausgeprägten Krankheitsbild sollte umgehend eine Antibiotikatherapie eingeleitet werden. Im Normalfall hingegen kann abgewartet werden, ob eine Besserung der Symptome innerhalb der nächsten 1-2 Tage eintritt. Sollte dies der Fall sein, muss nach 3-4 Wochen eine ärztliche Nachuntersuchung erfolgen. Tritt jedoch keine Besserung ein, so muss, soweit dies nicht bereits vorher geschehen ist, ein Arzt aufgesucht werden. Bei der Gabe eines Antibiotikums sollten sich die Beschwerden innerhalb von 48 Stunden verbessern. Ist dies nicht der Fall, dann muss auch hier erneut ein Arzt aufgesucht werden.
Es gilt jedoch zu beachten, dass die Mittelohrentzündung noch nicht ganz abgeklungen ist, selbst wenn die Symptome nach wenigen Tagen (mit oder ohne die Gabe eines Antibiotikums) verschwunden sind. So sollte man das betroffene Ohr weiterhin schonen, weshalb beispielsweise von Schwimmbadbesuchen in den folgenden Tagen dringend abzuraten ist, da eine Belastung mit den im Wasser vorhandenen Keimen die Entzündung von Neuem entfachen könnte.
In aller Regel aber hat die akute Mittelohrentzündung einen ungefährlichen Verlauf. Etwa 80 Prozent der Erkrankungen heilen ohne Komplikationen ganz von selbst aus. Bei einer rechtzeitigen Reaktion nach Auftreten der Symptome und einer Abklärung durch einen Arzt lassen sich mögliche Komplikationen vermeiden und eine schnelle und unkomplizierte Heilung wird sehr wahrscheinlich eintreten.
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