Weihrauch

Definition - Einsatz von Weihrauch in der Medizin

Weihrauch ist vielen Menschen vor allem als entzündbares Harz bekannt. Auch wenn dieses Harz nicht zu medizinischen Zwecken eingesetzt werden kann, findet der Extrakt von Weihrauch Einsatz in der Medizin: Dabei stehen meist die entzündungshemmenden Eigenschaften des Weihrauchs im Vordergrund.

Auch wurde Weihrauch im Mittelalter zur Desinfizierung verwendet. Biochemisch betrachtet unterbinden die enthaltenen Substanzen des Weihrauchs die übermäßige Produktion von entzündungsfördernden Stoffen, wodurch es sehr gut als pflanzliches Arzneimittel für entzündliche oder autoimmune Krankheiten geeignet ist.

Andere Arten der enthaltenen Stoffe wiederum hemmen ein übermäßiges Wachstum von Gefäßzellen, wie es häufig bei Tumorarten zu finden ist. Ein Einsatz von Weihrauchextrakten in der Krebstherapie wird daher diskutiert.

Dennoch ist anzumerken, dass die Extrakte nicht unbedingt gut vom Körper aufgenommen werden bzw. sehr hoch dosiert sein müssen, um eine biochemische Wirkung zu erzielen und dass entsprechend sehr hoch dosierte Präparate in Deutschland nicht zugelassen sind.

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Indikationen für den Einsatz von Weihrauch

Da Weihrauch vor allem wegen seiner antibakteriellen sowie anti-entzündlichen Eigenschaften zu medizinischen Zwecken eingesetzt wird, ergeben sich in diesem Feld zahlreiche Indikationen für einen Einsatz von Weihrauchpräparaten.

So kann also eine bakterielle Infektion, etwa der Atemwege, mit Weihrauch unterstützend behandelt werden.

Ebenso können Infektionen auf der Haut mit Weihrauchextrakt behandelt werden.

Als weiteres Einsatzgebiet ergeben sich entzündliche Erkrankungen oder Symptome, also zum Beispiel bei Rheuma, Arthritis, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Psoriasis (Schuppenflechte) oder Neurodermitis. Entsprechend der Lokalisation kann das Arzneimittel an die Entzündung herangebracht werden, indem die Anwendungsform auf die Beschwerden abgestimmt werden.

Prinzipiell stellen pflanzliche Arzneimittel mit Weihrauch eine Möglichkeit dar, eine fest verordnete Medikation zu unterstützen oder leichtere Infekte oder Entzündungen erst einmal selbstständig zu behandeln. Weihrauchextrakte ersetzen keinesfalls Medikamente, die vom Arzt verordnet wurden, und sollten daher als Ergänzung zu fester Medikation betrachtet werden.

Wirkung von Weihrauch

Dem Weihrauch werden traditionell entzündungshemmende und leicht desinfizierende Eigenschaften zugeschrieben, weswegen er in der alternativen Medizin so häufig bei vielen Arten und Formen von Entzündungen eingesetzt wird.

Diese Wirkung lässt sich biochemisch auf, die im Weihrauch enthaltenen, Boswelliasäuren zurückführen. Einige Sorten dieser Substanz hemmen im Körper die Produktion von entzündungsfördernden Substanzen, indem sie ein dafür nötiges Enzym blockieren. Diese Blockade ist reversibel, das Enzym wird also nach einiger Zeit wieder freigegeben und kann dann mit seiner Aufgabe fortfahren.

Andere Boswelliasäuren entfalten ihre Wirkung durch die Hemmung von Enzymen, die an der Neubildung von Blutgefäßen mitwirken. Dieser Prozess ist für viele Tumorarten wichtig, daher wird diskutiert, ob die regelmäßige Anwendung von Weihrauchextrakt einen positiven Einfluss auf die Entwicklung von bestimmten Krebserkrankungen haben könnte.

Es ist an dieser Stelle jedoch zu erwähnen, dass durch die Einnahme von pflanzlichen Weihrauchextrakten meistens keine Konzentrationen dieser Wirkstoffe im Blut nachgewiesen werden konnten, die hoch genug für die beschriebenen Wirkungen wären. Um eine pharmakologische und wissenschaftlich belegte Wirkung durch Weihrauchextrakt zu erzielen, müsste die Konzentration der enthaltenen Boswelliasäuren also künstlich stark erhöht werden. Solche hochkonzentrierten Präparate sind wiederum nur mit ärztlichem Rezept erhältlich.

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Anwendungsformen von Weihrauch

Weihrauchkapseln

Um Weihrauch über den oralen Weg anzuwenden, können die medizinisch relevanten Substanzen in Form von Kapseln eingenommen werden. Es handelt sich also nicht um Kapseln, die reines Weihrauchharz enthalten, sondern vielmehr ein Extrakt aus den Substanzen, die eine Wirkung auf den Körper haben sollen.

Vorteile dieser Anwendungsform ist – ähnlich wie bei den Tabletten – die unkomplizierte Aufnahme der Weihrauchextrakte direkt in den Körper. Allerdings ist die orale Aufnahme bzw. die Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt bei den Substanzen bei Weihrauchextrakten schwierig, weswegen diese Präparate sehr hoch dosiert sein müssten, um einen Einfluss auf den Blutspiegel der Extrakte zu haben.

Weihrauchtabletten

Weihrauchextrakt ist oft auch in Tablettenform erhältlich. Die medizinisch relevanten Substanzen des Weihrauchs werden dann mit einem Bindemittel gemischt und in Tablettenform gepresst. Wie auch bei den Kapseln können die Extrakte dadurch direkt in den Körper aufgenommen werden, allerdings sollte auch hier auf eine hohe Dosierung geachtet werden, da der Körper die für die Wirkung des Weihrauchs verantwortlichen Substanzen natürlicherweise schlecht über den Magen-Darm-Trakt aufnimmt.

Weihrauchöl

Aus Weihrauch kann auch ein ätherisches Öl hergestellt werden, welches die heilenden Eigenschaften besitzt, die der Grundsubstanz Weihrauch zugeschrieben werden. Solch ein Weihrauchöl kann sowohl äußerlich als auch innerlich angewendet werden, um Entzündungen im Körper bei ihrer Abheilung zu unterstützen. Das macht Weihrauchöl zu einer sehr vielseitigen Anwendungsform.

Als äußerliche Anwendung kann das Öl beispielsweise auf entzündete oder geschwollene Körper- und Hautstellen gerieben oder einmassiert werden, um Linderung zu schaffen.

Auch als Badezusatz können einige Tropfen Weihrauchöl verwendet werden.

Eine innerliche Anwendung von Weihrauchöl kann zum Beispiel durch Inhalation erfolgen: Hierzu wird heißes, dampfendes Wasser mit etwas Weihrauchöl (etwa ein bis zwei Tropfen pro Liter, je nach Stärke der Beschwerden) vermischt. Die betroffene Person atmet dann den Dampf dieses wässrigen Gemisches ein.

Bei Weihrauchöl sollte auf jeden Fall auf das vorgesehene Anwendungsgebiet geachtet werden, besonders bei der Inhalation kann eine falsche Anwendung sonst starke Reizung von Haut und Schleimhäuten auslösen.

Auch sind neben dem Weihrauchöl weitere Öle empfehlenswert. Einige dieser Öle zusammengefasst finden Sie unter: 

Weihrauchsalbe

Durch eine Weihrauchsalbe können die entzündungshemmenden Eigenschaften, die Weihrauch zugesprochen werden, direkt an die entzündeten Hautareale oder Körperstellen gebracht werden. Eine Anwendung ist also beispielsweise bei Neurodermitis oder Schuppenflechte (Psoriasis) denkbar. Auch bei Wunden kann Weihrauchsalbe einer Entzündung vorbeugen.

Da die Salbe nach dem Einziehen in die Haut auch auf die darunterliegenden Körperstrukturen wirken soll, findet sie auch Anwendung bei der Therapie von entzündlichen Gelenk- und Knochenerkrankungen. Das können zum Beispiel Arthrose, Arthritis oder auch chronische rheumatische Beschwerden sein.

Bei der Anwendung sollte beachtet werden, dass beim Einmassieren feste Gewebestrukturen, wie die Gelenke, geschont werden. Die Weihrauchsalbe ersetzt in der Anwendung dennoch keine Medikamente, die gegen derlei Beschwerden verordnet wurden.

Im Textabschnitt sind einige Erkrankungen aufgezählt. Sind Sie von einer dieser betroffen und suchen nach der besten Behandlung? So lesen Sie auch die jeweiligen Hauptseiten bezüglich dieser Themen:

Nebenwirkung

Bei Präparaten, die pflanzliche Weihrauchextrakte in moderaten Konzentrationen enthalten, sind die zu erwartenden Nebenwirkungen sehr gering bzw. deren Auftreten sehr unwahrscheinlich.

In seltenen Fällen kann es zu allergischen Reaktionen auf Weihrauch kommen. Diese können je nach Anwendung des Weihrauchpräparats unterschiedlich auftreten: bei äußerer Anwendung äußern sich diese meist mit Juckreiz; Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall, Völlegefühl oder Übelkeit sind - wenn auch selten - typische Nebenwirkungen bei innerer Anwendung.

Wann sollte Weihrauch nicht angewendet werden?

Weihrauch hat als niedrig dosiertes, pflanzliches Arzneimittel keine erwähnenswerten Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und keine Gegenanzeichen. Es empfiehlt sich dennoch, vor Einnahme bei Schwangerschaft und Stillzeit Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu halten.

Da die enthaltenen und für die Wirkung des Weihrauchs verantwortlichen Boswelliasäuren aber, wie bereits erwähnt, nicht gut über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden können und sich bei den in Deutschland erhältlichen Präparaten daher kein nennenswerter, chemisch nachweisbarer Blutspiegel dieser Substanzen vorliegt, ist die Einnahme von Weihrauch grundsätzlich unbedenklich.

Dosierung von Weihrauch

Die Dosierung von Präparaten, die Weihrauch enthalten, hängt maßgeblich von Art und Stärke der Beschwerden ab. Auch die Anwendungsform spielt eine große Rolle bei der Dosierung.

Als Faustregel kann man sich merken: Dreimal täglich sollte für den Anfang in möglichst regelmäßigen Abständen ein oder zwei Tabletten oder Kapseln eingenommen werden.

Bei höher dosierten Tabletten oder Kapseln von über einem Gramm sollte zunächst nur eine Tablette bzw. Kapsel am Tag eingenommen werden.

Wird mit Weihrauchöl oder -salbe massiert, sollte dies maximal einmal am Tag durchgeführt werden, um das Gewebe nicht zu überlasten.

Eine Inhalation mit Weihrauchöl und heißem Wasser sollte zunächst einmal am Tag durchgeführt werden und kann bei Bedarf oder starken Beschwerden dann auf zwei bis drei Mal pro Tag gesteigert werden.

Preis von Weihrauch

Der Preis von Weihrauchpräparaten hängt vor allem von der Konzentration ab, die im Arzneimittel enthalten ist. Präparate mit moderaten Konzentrationen sind meist für zwischen 10 und 20 Euro für 100 Kapseln erhältlich.

Höhere Konzentrationen, die für einen biochemisch und pharmakologisch nachweisbaren Spiegel der medizinisch relevanten Boswelliasäuren sorgen können, sind dagegen in Deutschland nicht zugelassen.

Für Salben und Cremes mit Weihrauchextrakt ist ebenfalls mit zwischen 10 und 20 Euro für 100 mL zu rechnen.

Alternativen zu Weihrauch

Statt Weihrauch können auch andere Hausmittel oder pflanzliche Präparate verwendet werden.

Um entzündliche autoimmune Hauterkrankungen zu behandeln, bieten sich beispielsweise Salben mit Harnstoff (Urea) oder Nachtkerzenöl an.

Auch ätherische Öle, die kühlend und damit juckreizstillend wirken, können helfen: Dazu zählen unter anderem Kampfer und Menthol.

Um entzündliche Gelenkbeschwerden wie Arthritis oder Rheuma zu lindern, bietet sich außer Weihrauchpräparaten auch Salben mit Arnica oder Wallwurz an. Beide wirken beruhigend auf entzündete Gelenke.

Als Alternative zu Weihrauch bei der unterstützenden Behandlung von entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa kann neben einem stressfreien Lebensstil und gesunder, ausgewogener Ernährung eine Behandlung mit Akupunktur versucht werden.

Auch der Saft der Aloe Vera kann, täglich eingenommen, zur Linderung von Entzündungen im Darm beitragen.

Zusätzlich zu den verlinkten Heilpflanzen im Text, können Sie alle wichtigen Heilpfanzen im Überblick nochmal nachlesen: Welche Heilpflanzen sind zu empfehlen?

Einnahme von Weihrauch in der Schwangerschaft und Stillzeit

Bei einer bestehenden Schwangerschaft und während des Stillens sollte vor der Einnahme jeglicher Weihrauchpräparate der behandelnde Gynäkologe oder auch die begleitende Hebamme zu Rate gezogen werden.

Meist ist die Einnahme von Weihrauchextrakt letztendlich möglich, denn von einem Übertreten der Wirkstoffe über die Plazenta oder die Muttermilch oder gar einer Schädigung des Kindes hierdurch ist bislang nichts bekannt. Dennoch sollte diese Entscheidung sowie die Dosierung auf den individuellen Fall abgestimmt werden.

Wirksamkeit der Pille bei Einnahme von Weihrauch

Die Anti-Baby-Pille kann durch die Einnahme bestimmter pflanzlicher Substanzen in ihrer Wirkung beeinträchtigt werden. Bei den meisten Weihrauchpräparaten ist das allerdings nicht der Fall. Weihrauchextrakt und die Anti-Baby-Pille können also normalerweise bedenkenlos gleichzeitig eingenommen werden.

Falls es sich um ein hochdosiertes, auf Rezept verordnetes Weihrauchpräparat handelt, kann zur Sicherheit vor Einnahme der behandelnde Arzt konsultiert werden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.11.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024