Die vegetarische Ernährung unterscheidet vier unterschiedliche Arten, die sich durch den Konsum von Milchprodukten und Eiern voneinander abgrenzt.
Unter dem Begriff Vegetarismus werden heutzutage im engeren Sinne verschiedene Ernährungsweisen zusammengefasst, denen gemeinsam ist, dass sie auf den Verzehr von Fleisch- und Fischprodukten verzichten. Der Begriff ist abgeleitet vom lateinischen „vegetus“, was so viel wie lebendig, frisch oder rüstig bedeutet. Im weiteren Sinne beschreibt der Begriff Vegetarismus eine Lebensweise, die in unterschiedlich starker Ausprägung nicht nur auf den Fleisch- und Fischverzehr verzichtet, sondern auch auf die Nutzung anderer tierischer Produkte, wie z.B. Leder.
Ursprünglich stand der Vegetarismus sogar für einen kompletten Verzicht auf Produkte lebender und toter Tiere (also etwa auch Milchprodukte oder Eier). Heute wird für diesen Lebensstil hingegen meist der Begriff Veganismus verwendet. Die Grenzen zwischen Vegetarismus und Veganismus sind jedoch fließend.
Es gibt vielfältige Gründe, aus denen heraus sich Menschen für eine der verschiedenen vegetarischen Ernährungs- und Lebensweisen entscheiden. Dementsprechend bilden Vegetarier eine sehr heterogene Gruppe in Bezug auf Gründe, Formen und Ziele ihres Vegetarismus.
Viele Vegetarier halten es schlicht für unethisch, Tiere zu halten um mit ihrer Hilfe oder sogar aus ihrem Körper Nahrungsmittel herzustellen. Dabei wird unter anderem auf die zweifellos achtenswerte Intelligenz und Leidensfähigkeit vieler Tiere hingewiesen wie auch auf ihr komplexes Sozialverhalten. Neben der zumeist als unwürdig erachteten Haltung in Ställen oder gar Mastbetrieben wird vor allem die gezielte Tötung und die daraus resultierende menschgemachte Verkürzung des Lebens der Tiere kritisiert.
Ein großer Teil der Vegetarier begründet seine Ernährungsweise auch mit der hohen Umweltbelastung, die aus der Fleisch- bzw. Nutzviehindustrie resultiert. Diese erstreckt sich von hohem Wasserverbrauch über die Rodung von Regenwäldern bis hin zur Klimabelastung durch den Ausstoß von Treibhausgasen. Laut Worldwatch Insitute erzeugt die Herstellung von Fleisch, Eiern und Milchprodukten weltweit jährlich 32,6 Milliarden Tonnen Kohlendioxid. Experten sind sich weitgehend einig, dass durch eine umfassende Umstellung auf vegetarische Ernährung nicht nur der menschgemachte Kohlendioxidaustoß gesenkt werden könnte, sondern auch die Ungleichverteilung und der Hunger in ärmeren Ländern der Erde. Auch hinsichtlich des Fischkonsums verhält es sich ähnlich: Die Nordsee beispielsweise gilt heute als erheblich überfischt, doch aufgrund der Fischindustrie sind die Möglichkeiten einer Erholung der Fischbestände stark eingeschränkt.
Viele Vegetarier versprechen sich vom Verzicht auf Fleisch und Fisch oder gar auf alle tierischen Produkte aber auch eine positive Auswirkung auf ihre Gesundheit. Zu viel Fleisch erhöht nachgewiesenermaßen das Risiko für Herzerkrankungen, Diabetes und Übergewicht. Auch das Darmkrebsrisiko wird durch ausgiebigen Fleischkonsum um ein Drittel erhöht. Zudem kann Fleisch über einen längeren Zeitraum Gicht auslösen oder zumindest zur Verstärkung einer bestehenden Gicht beitragen.
Studien konnten zeigen, dass die Ballaststoffzufuhr bei Veganern (und wahrscheinlich auch bei Vegetariern) deutlich höher ist als in der Durchschnittsbevölkerung, bei der die Zufuhr unterhalb des anzustrebenden Maßes liegt.
Da Cholesterin nur in tierischer Nahrung enthalten ist, wirkt sich eine streng vegetarische Ernährung extrem positiv auf die Cholesterinwerte auf – das für den Körper nötige Cholesterin stellt dieser ohnehin selbst her. Auch im Hinblick auf Fettsäuren, Magnesium, Vitamin E und Antioxidantien stellten Studien eine als positiv zu bewertende erhöhte Zufuhr bei vegetarischer Ernährung fest. Darüber hinaus weisen Vegetarier darauf hin, dass der intensive Einsatz von Antibiotika in der Viehzucht die Entstehung von Antibiotikaresistenzen verursacht.
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Bezüglich vegetarischer Ernährung werden im Wesentlichen vier Arten unterschieden, die sich durch den Konsum von Milch und Milchprodukten sowie Eiern voneinander abgrenzen. Die ovo-lacto-vegetarische Kost beschränkt sich dabei auf einen Verzicht auf Fleisch und Fisch, während Milchprodukte und Eier weiterhin konsumiert werden. Im Gegensatz dazu verzichten Anhänger der ovo-vegetarischen Ernährungsweise neben Fleisch und Fisch auch auf Milchprodukte, während bei der lacto-vegetarische Kost Milchprodukte verzehrt werden und auf Eier verzichtet wird.
Die streng vegetarische Kost schließlich wird heute meist als vegan bezeichnet und schließt sämtliche tierischen Nahrungsmittel aus, also neben Fisch, Fleisch, Milch und Eier etwa auch Honig. Wenn der Verzicht auf tierische Produkte über die Ernährung hinausgeht, also etwa auch Leder oder Wolle nicht konsumiert werden, spricht man statt von veganer oder streng vegetarischer Kost von Veganismus.
Daneben existieren Ernährungsweisen, deren Zuordnung zum Vegetarismus als umstritten gilt. Pescetarier beispielsweise verzichten zwar auf den Verzehr von Fleisch, essen jedoch Fisch. Mit dem Kunstwort „Flexitarismus“ wird die Ernährungsweise von Menschen beschrieben, die zwar möglichst wenig Fleisch und Fisch essen wollen, jedoch nicht komplett auf deren Verzehr verzichten wollen oder können. Flexitarier werden deshalb auch, mitunter etwas despektierlich, als „Teilzeit-Vegetarier“ bezeichnet.
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Die Entscheidung für eine vegetarische Ernährungsweise hat sowohl positive, als auch negative Auswirkungen auf den Körper.
Zu den positiven Auswirkungen zählen eine Verminderung des Risikos, an Bluthochdruck, Krebs oder Diabetes Mellitus zu erkranken oder einen Herzinfarkt zu erleiden. Dass Vegetarier seltener einen Herzinfarkt bekommen, liegt neben dem gesenkten Blutdruck an einer Senkung der Cholesterinwerte im Blut. Darüber hinaus wirkt sich eine Umstellung auf eine vegetarische Ernährung meist positiv (also senkend) auf das Körpergewicht aus.
Im Gegenteil kann Vegetarismus aber auch einige unerwünschte Auswirkungen nach sich ziehen. Insbesondere dann, wenn die vegetarische Kost zu einseitig gestaltet wird sowie bei streng vegetarischer (veganer) besteht das Risiko eines Mangels an Eisen, Proteinen, Vitamin B12 und weiteren Mineralstoffen und Spurenelementen. Derartige Mangelzustände können wiederum vielseitige Mangelerscheinungen provozieren, etwa eine erhöhte Infektanfälligkeit, eine Blutarmut oder Wassereinlagerungen (Ödeme).
Zusammenfassend kann also vom medizinischen Standpunkt aus nicht davon die Rede sein, dass eine der beiden Ernährungsweisen der anderen überlegen ist – doch die möglichen negativen Auswirkungen des Vegetarismus lassen sich durch eine bewusste und ausgewogene Zusammenstellung der Nahrung minimieren.
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Neben den oben genannten positiven gesundheitlichen Aspekten, die für viele überhaupt erst der Grund sind, Vegetarier zu werden, bringt die vegetarische Ernährung auch einige medizinische Nachteile mit sich. Es sollte jedoch erwähnt werden, dass diese Nachteile bei vegetarischer Ernährung (die nur auf Fleisch und Fisch verzichtet) deutlich seltener und in schwächerer Ausprägung auftreten als bei Veganern. Zudem geht mit der Entscheidung für eine vegetarische Ernährungsweise oft auch ein ausgeprägteres Bewusstsein für die Zusammensetzung der Nahrung einher, sodass die im Folgenden aufgeführten medizinischen Nachteile nur bei einem relativ kleinen Anteil der Vegetarier zu beobachten sind.
Vegetarische Kost enthält einen größeren Anteil an naturbelassenen Nahrungsmitteln als die Kost von Nicht-Vegetariern. Das erhöht die Gefahr von Lebensmittelunverträglichkeiten.
Der Anteil an Proteinen (Eiweißen) in der Nahrung von Vegetariern ist im Durchschnitt deutlich geringer. Eine Mangelversorgung in dieser Hinsicht kann ein breites Spektrum an Folgeerscheinungen nach sich ziehen. Dazu zählen etwa Haarausfall, brüchige Nägel, eine erhöhte Infektanfälligkeit oder eine gestörte Wundheilung. Da Eiweiße wesentlich dazu beitragen, Flüssigkeit innerhalb des Gefäßsystems zu halten, kann es bei Eiweißmangel zu einem verstärkten Übertritt von Flüssigkeit ins Gewebe und damit zu Ödemen oder Aszites (Bauchwassersucht) kommen. Um als Vegetarier einem Eiweißmangel vorzubeugen, bietet sich der Verzehr von Sojabohnen und Nüssen an, da diese einen besonders hohen Eiweißgehalt aufweisen.
Auch in Hinsicht auf Mineralstoffe und Spurenelemente birgt die vegetarische Ernährungsweise das Risiko einer Mangelversorgung. Am relevantesten sind in diesem Zusammenhang Eisen (s.u.), Calcium, Vitamin B12 und Jod. Ein Calciummangel kann zu brüchigen Knochen führen, während ein Mangel an Vitamin B12 die Produktion der Blutkörperchen behindert. Zu wenig Jod wiederum kann eine Unterfunktion der Schilddrüse nach sich ziehen.
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Der Eisenmangel ist wohl diejenige körperliche Folge, die am häufigsten mit vegetarischer Ernährung in Zusammenhang gebracht wird. Zwar liegt laut diversen Studien die Eisenaufnahme bei Vegetariern über der von Nicht-Vegetariern. Doch aufgrund der schlechteren Bioverfügbarkeit des pflanzlichen Eisens im Vergleich mit tierischem Eisen liegt die durchschnittliche Eisenaufnahme von Vegetariern dennoch unter dem erwünschten Mindestwert. Im Klartext: Vegetarier nehmen zwar mehr Eisen zu sich, doch das pflanzliche Eisen ist schlechter verwertbar, sodass trotz der erhöhten Eisenaufnahme ein Eisenmangel entstehen kann. Da nur die streng vegetarische (vegane) Ernährungsweise sämtliche tierischen Nahrungsmittel ausschließt, tritt bei Veganern ein Eisenmangel deutlich häufiger aus als bei Vegetariern.
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Um bei vegetarischer Ernährung einem Eisenmangel vorzubeugen, sollten Sie darauf achten, ausreichend Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, die einen hohen Eisengehalt aufweisen. Dazu zählen etwa Bohnen, Vollkornprodukte, Nüsse, Spinat und Pfirsiche. Andere pflanzliche Nahrungsmittel enthalten zwar nicht besonders viel Eisen, fördern aber die Bioverfügbarkeit des Eisens aus anderen Nahrungsmitteln und können so ebenfalls einem Eisenmangel vorbeugen. In diese Kategorie gehören beispielsweise Orangen (Vitamin C) oder Sojaprodukte.
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Grundsätzlich ist auch für Kinder eine vegetarische Ernährung möglich. Aufgrund ihres Wachstums sind Kinder jedoch erheblich anfälliger für die Ausbildung von Mangelzuständen, weshalb eine vegetarische Ernährung von Kindern eine besonders große Wachsamkeit und Disziplin erfordert. Aus diesem Grund empfiehlt das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) für Kinder eine vielseitige Mischkost, die also auch Fleisch enthält.
Das Institut betont jedoch auch, dass es eine vegetarische Ernährung für Kinder für nicht bedenklich hält, solange sie ausgewogen gestaltet wird. Sollten Sie sich also dazu entscheiden, Ihr Kind vegetarisch zu ernähren, sollten Sie die folgenden Aspekte beachten. In allererster Linie ist großer Wert auf eine ausreichende Eisenzufuhr für Ihr Kind zu legen. Beim Stillen wird nur eine sehr geringe Menge an Eisen über die Muttermilch weitergegeben. In den ersten Lebensmonaten braucht der Säugling deshalb seine während der Schwangerschaft angelegten Eisenvorräte auf. Ab dem 5.-7. Monat sind diese Speicher geleert, weshalb ab diesem Zeitraum die Fütterung mit fleischhaltiger Beikost empfohlen wird.
Für Eltern, die Ihr Kind vegetarisch ernähren möchten, gibt es inzwischen Beikost, die statt des Fleischs eisenreiches Getreide enthält – achten Sie beim Kauf der Babynahrung auf entsprechende Angaben auf den Gläsern. Ist Ihr Kind dem Säuglingsalter entwachsen, sollten Sie weiterhin darauf achten, dass es ausreichend Eisen zu sich nimmt. Müsli, Brot und Getreideprodukte gelten als gute Eisenquellen. Obst, Gemüse und Salat enthalten zwar nicht besonders viel Eisen, fördern aber die Eisenverwertung im Körper und wirken sich dadurch ebenfalls positiv auf den Eisenhaushalt des Kindes aus. Der Gefahr eines Eiweißmangels unter vegetarischer Kost kann mit dem Verzehr von Eiern und Milchprodukten entgegengewirkt werden.
Während auf diese Weise ein Verzicht auf Fleisch und Fisch gut zu handhaben ist, rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) von einer streng vegetarischen (veganen) Ernährung bei Kindern generell ab. Diese birgt nämlich nicht nur das Risiko der Entstehung einer Mangelzufuhr an Eisen, sondern auch an Vitamin B12 und Zink. Sollten Sie dennoch den dringenden Wunsch haben, Ihr Kind vegan zu ernähren, besprechen Sie sich unbedingt mit einem Kinderarzt – wenn Sie sich während der Schwangerschaft vegan ernähren möchten, dann am besten schon vor Eintritt der Schwangerschaft! Der Arzt kann, ggfs. unter Einbeziehung eines Ernährungsberaters, gemeinsam mit Ihnen einen Ernährungsplan erstellen und,
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