Schmerzen am Samenleiter

Schmerzen am Samenleiter sind häufig bedingt durch eine Entzündung, die meist von der Prostata oder der Harnblase ausgeht. Ein sehr oft auftretendes Symptom ist daher auch das Brennen beim Wasserlassen. Die Therapie besteht meist aus einer Antibiotika-Gabe. Nach Vasektomie oder Leistenbruchoperation sollte bei anhaltenden Schmerzen eine ärztliche Abklärung erfolgen.

Schmerzen am Samenleiter

Was ist ein schmerzender Samenleiter?

Der Samenleiter, auch Ducutus deferens genannt, hat seinen Ursprung in den Nebenhoden, von diesen verläuft er über den Leistenkanal zur Harnblase und mündet letztendlich in die Harnröhre. Funktionell spielt der Samenleiter vor allem für den Transport der im Hoden gebildeten Spermien eine entscheidende Rolle. Im Rahmen von Erkrankungen kann es zu Schmerzen dieser Struktur kommen. Dies ist insbesondere bei einer Entzündung des Samenleiters der Fall, die neben diesem meist die Harnröhre mitbetrifft und zu starkem Brennen beim Wasserlassen führen kann. Um die schweren Folgen einer solchen Entzündung, wie eine Unfruchtbarkeit, zu vermeiden, ist die zeitnahe Diagnosestellung und Therapieeinleitung von äußerster Wichtigkeit. Bei ausreichender Behandlung ist jedoch mit keinen weitergehenden Einschränkungen zu rechnen.

Ursachen

In den meisten Fällen beruhen Schmerzempfindungen des Samenleiters auf einer Infektion mit anschließender Entzündung. Diese gehen jedoch häufig nicht von dem Samenleiter selbst aus, sondern sind primär Entzündungen der Prostata, des Hodens oder der Harnröhre. Häufige Erreger sind hierbei E.coli, Enterokokken oder sexuell übertragbare Infektionen wie Chlamydien oder Syphilis. Entzündungen gehen hierbei in nahezu allen Fällen mit einem starken brennenden Schmerz beim Wasserlassen, Schmerzen bei der Ejakulation und gelegentlich Eiterausfluss einher.

Neben Entzündungen können jedoch auch andere Ursachen für Schmerzen des Samenleiters ursächlich sein. Hierzu gehört unter anderem der Zustand nach einer sogenannten Vasektomie, also einer Durchtrennung des Samenleiters als Verhütungsmethode. Weiterhin können verschiedene Raumforderungen zu einer Kompression oder Infiltration des Samenstrangs führen. Diese umfassen Spermatozelen, flüssigkeitsgefüllte Zysten des Nebenhodens, Abszesse im Rahmen von Traumata oder Tumore des Hodens oder der Prostata. In seltenen Fällen können auch Tumore des Samenleiters selbst, sogenannte Samenleiter-Sarkome, im Verlauf zu Schmerzen führen.

Schmerzen am Samenleiter

nach Ejakulation

Der Samenleiter ist funktionell durch eine rhythmische Kontraktionsbewegung der Muskulatur an dem Transport von Spermien im Rahmen der Ejakulation beteiligt. Liegen krankhafte Veränderung der Struktur vor, wie beispielweise eine Entzündung, können diese Bewegungen zu einer Reizung und somit zu Schmerzempfindung führen. Besonders häufig gehen diese Entzündungen hierbei von der Prostata oder der Harnröhre aus. Es können jedoch auch ein Steinleiden, Störungen der nervalen Versorgung des Ejakulationssystems, ein Zustand nach Operationen oder Bestrahlung, die Einnahme verschiedener Medikamente oder Tumore zu diesem Beschwerdebild führen.

nach Leistenbruch-OP

Im Rahmen von Leistenbrüchen, die in aller Regel operativ versorgt werden, kann es im Verlauf zu Schmerzen des Samenleiters kommen. Zum einen kommt es durch den operativen Eingriff in der Leiste selbst meist zur Reizung von umliegenden Strukturen, wie dem Samenleiter. Doch auch Verletzungen des Samenleiters im Rahmen solcher Operationen sind nicht ausgeschlossen und können zu anhaltenden Schmerzen führen. Zu derartigen Komplikationen kommt es jedoch im Allgemeinen nur sehr selten

nach Vasektomie

Im Anschluss an eine Vasektomie, also einer Durchtrennung des Samenleiters, kann es für wenige Tage zu Schmerzen der betroffenen Struktur kommen. Sollten die Beschwerden jedoch länger als eine Woche anhalten, ist eine ärztliche Vorstellung geraten, um mögliche Infektionen oder Operationskomplikationen zeitnah zu erkennen und behandeln zu können.

Eine Sonderstellung nimmt hierbei die sogenannte Vasitis nodosa ein. Diese Form der Samenleiterentzündung tritt meist nach einer Vasektomie auf und ist in den meisten Fällen asymptomatisch. Es kommt hierbei zu einer Verdickung der Hautschichten und der Strangmuskulatur. Weiterhin bilden sich Knötchen, sogenannte Granulome, aus, die aus den verbleibenden Spermien und Entzündungszellen bestehen. Diese Erkrankung wird häufig als kleine Raumforderung im Leistenkanal getastet und geht in seltenen Fällen mit Schmerzen einher. 

Diagnose

Neben einer detaillierten Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) ist vor allem eine gründliche körperliche Untersuchung entscheidend für die Diagnostik von Samenstrangschmerzen. So lassen sich mögliche primäre Entzündungen der Prostata oder der Hoden bereits durch eine Vergrößerung und Druckschmerzhaftigkeit des Organs feststellen. Weiterhin können Differentialdiagnosen wie ein Leistenbruch ausgeschlossen werden. Der körperlichen Untersuchung schließt sich je nach klinischem Verdacht eine Blut- und Urinuntersuchung auf Entzündungsparamater und Bakterien an. Die Erregerdiagnostik wird hierbei durch das Durchführen eines Abstrichs komplementiert. Bei unklarem Befund wird anschließend zunächst eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, die eine Beurteilung der betroffenen Strukturen erlaubt. In Einzelfällen können weitergehende diagnostische Mittel wie eine CT, MRT oder urologische Untersuchung nötig sein. 

begleitende Symptome

Je nach zugrundeliegender Ursache können unterschiedliche Symptome mit den Schmerzen am Samenleiter auftreten. Im häufigen Fall einer Entzündung, berichten Betroffene meist von starken Schmerzen beim Wasserlassen und während des Geschlechtsakts. Zudem geben sie einen vermehrten Harndrang an. Je nach Erreger und primären Entzündungsherd kann es zu weißlich-gelben Ausfluss kommen. Geht die Entzündung von den Hoden aus, sind diese meist vergrößert tastbar und deutlich druckempfindlich. Ausgeprägte Entzündungen können mit einem allgemeinen Krankheitsgefühl und Fieber einhergehen. Ein ähnliches klinisches Bild ergibt sich auch bei Vorliegen von Abszessen. 

verstopfter Samenleiter

Es gibt mehrere Ursachen, die zu einem verstopften Samenleiter führen können und neben Schmerzen mit einer Azoospermie, also dem Fehlen von Spermien im Ejakulat, einhergehen. Aufzuführen sind hierbei Entzündungen, die bei längerem Bestehen oder unzureichender Behandlung zu Verwachsungen und letztendlich zu einer Verstopfung des Samenleiters führen können. Weiter kann auch ein selten auftretendes Steinleiden zu einem Verschluss des Leiters führen. Die Ausbildung von Zysten, die meist in der Prostata entstehen, können ebenfalls zu dieser Symptomatik führen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Verstopfter Samenleiter

geschwollener Samenleiter

Eine Schwellung des Samenleiters mit Schmerzempfinden ist in den meisten Fällen auf entzündliche Prozesse zurückzuführen. Zudem kommen auch eine Verstopfung des Samenleiters oder im Verlauf auftretende Verengungen als Ursache in Frage. Zu letzterem kann es beispielweise im Rahmen von benignen Prostatahyperplasien (gutartigen Prostatavergrößerungen) oder einem tumerösen Geschehen kommen, was zu einem Rückstau der Samenflüssigkeit und letztendlich zu einer Schwellung führt. Tumore des Samenleiters selbst, sogenannte Samenleiter-Sarkome, können zwar ebenfalls zu einer Schwellung führen, sind jedoch selten und können durch die Durchführung einer Sonografie ausgeschlossen werden.

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Therapie

Im Falle einer bakteriell entzündlichen Genese der Schmerzen des Samenleiters muss in den meisten Fällen eine antibiotische Behandlung zum Einsatz kommen. Die verwendeten Wirkstoffe hängen hierbei zum Einen von dem diagnostizierten Keim, sowie dessen Resistenzprofil ab. So werden in den meisten Fällen Cephalosporine, wie Ceftriaxon, oder Penicilline eingesetzt. Dem hingegen spricht eine zugrundeliegende Syphilis am besten auf das Antibiotikum Metronidazol an. Begleitet werden kann die Therapie mit der Gabe von leichten Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol. Bei strukturellen Veränderungen, wie Zysten oder Abszessen ist meist eine operative Therapie indiziert. Schmerzen nach durchgeführten Operationen, wie Vasektomien oder Leistenbruch-OPs, bedürfen meist neben einer Abklärung möglicher Komplikationen lediglich eine konsequente, zeitlich begrenzte Schmerzhemmung durch geeignete Präparate, wie Ibuprofen.

Prognose

Insgesamt kann man bei Schmerzen des Samenstrangs von einer guten Prognose ausgehen. Dies ist insbesondere bei zeitiger Diagnosestellung und Therapieeinleitung der Fall. Wird dies jedoch verzögert kann es durch chronische Entzündungen zu Verwachsungen des Samenstrangs kommen, die trotz operativer Sanierung, häufig mit einem deutlich reduzierten oder nicht vorhandenen Spermientransport verbunden sind. Geht die Entzündung von entzündeten Hoden aus (Orchitis) kann es bei längerem Verlauf auch hier zu einer Unfruchtbarkeit durch reduzierte Spermienproduktion kommen. Diese Verläufe sind jedoch dank der heutigen Möglichkeiten der medikamentösen Therapie selten

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 19.02.2020 - Letzte Änderung: 22.10.2021