Netzhautuntersuchung

Netzhautuntersuchung

Einleitung

Die Untersuchung der Netzhaut dient nicht nur dazu Erkrankungen des Auges früh zu erkennen und deren Krankheitsverlauf regelmäßig zu kontrollieren, sondern auch Erkrankungen, die den gesamten Körper betreffen können, wie Bluthochdruck oder Diabetes, können sich am Auge manifestieren und erkannt werden. Durch die frühe Erkennung können mögliche Folgeschäden oftmals vermieden oder verringert werden.

Untersuchungsmethoden der Netzhaut

Die Netzhaut selbst kann am Besten beurteilt werden indem man die Spaltlampe zu Hilfe nimmt. Um einen möglichst großen Einblick in das Auge zu erhalten, werden dem Patienten vorher Augentropfen verabreicht. Diese Tropfen weiten die Pupille auf.
Es entsteht allerdings für die Patienten eine hohe Blendung, da die Pupille sich nach der Gabe dieser Tropfen nicht mehr zusammen ziehen kann, um den Lichteinfall zu regulieren. Die Wirkung tritt allerdings erst nach 20 bis 30 Minuten ein und dauert auch ein paar Stunden bis sie wieder nachlässt.

Man unterscheidet bei der Untersuchung der Netzhaut mit Hilfe einer Spaltlampe eine direkte und indirekte Spiegelung.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Augenhintergrundspiegelung

Direkte Spiegelung

Bei der direkten Spiegelung wird im Rahmen eines Sehtests nach Einträufeln eines örtlich betäubenden Augentropfen-Präparates ein Dreispiegelglas direkt auf das Auge aufgesetzt. Dieses Glas hebt die Brechkraft der Hornhaut auf und man kann den Augenhintergrund betrachten. Mit Hilfe der Spiegel gelingt es auch „um die Ecke“ zu schauen und die Peripherie der Netzhaut zu beurteilen. Besonders geeignet ist diese Methode, um Risse in der Netzhaut sehen zu können.

Indirekte Spiegelung

Auch bei der indirekten Spiegelung benötigt man die Spaltlampe. Bei der indirekten Spiegelung wird mit Hilfe von Lupen in das Innere des Auges geschaut. Sie werden in bestimmter relativ kurzer Entfernung vor das Auge gehalten. Die Lupen erzeugen ein umgekehrtes Bild der Netzhaut, welches durch die Spaltlampe vergrößert wird.

Bei den Spiegelungen allgemein kann man die Netzhaut auf verschiedene Veränderungen hin untersuchen. Man achtet beispielsweise auf Wassereinlagerungen (Ödeme), Excavationen der Sehnervenpapille (die zentrale Delle der Papille ist zu tief) und vieles mehr. Diese Merkmale lassen auf etwaige Krankheitsbilder schließen. Die vertiefte Delle der Sehnervenaustrittsstelle kann Hinweis auf einen erhöhten Augeninnendruck geben. Auch einen Bluthochdruck kann man in den Augengefäßen feststellen.

Fluoreszenzangiographie

Besteht der Verdacht einer Netzhautblutung oder anderen Gefäßerkrankungen, kommt eine Untersuchungsmethode zum Einsatz, welche gezielt die Gefäße der Netzhaut darstellt: Fluoreszenzangiographie.

Es wird ein fluoreszierender Farbstoff (kein Kontrastmittel) in eine Vene gespritzt, welcher sich über das Blut verteilt und auch in die Gefäße des Auges einströmt. Die Gefäße der Aderhaut füllen sich zuerst, da diese stärker durchblutet ist, und scheinen durch die Netzhaut. Die Verteilung des Farbstoffes wird durch eine spezielle Kamera festgehalten. Auf den Fotos lassen sich dann Wasseransammlungen, Blutungen, Verschlüsse und vieles mehr diagnostizieren.

Welche Indikationen zur Netzhautuntersuchung gibt es?

Indikationen für eine Untersuchung der Netzhaut können sein:

  • Makulaerkrankungen wie Makulalöcher

  • Grüner Star (Glaukom)

  • Makuladegeneration

  • Netzhautablösung (Ablatio retinae)

  • Diabetische Retinopathie

  • Retinopathia Pigmentosa (Netzhautdegeneration)

  • Tumor

Ist eine Untersuchung der Netzhaut sinnvoll?

Eine Untersuchung der Netzhaut kann zur Früherkennung für verschiedene Erkrankungen des Auges dienen, aber auch bestehende Augenerkrankungen können diagnostiziert werden. Zum Beispiel kann eine Untersuchung der Netzhaut Hinweise auf  einen Bluthochdruck und Diabetes geben, welche sich durch Veränderungen an der Netzhaut manifestieren. Aber auch Augenerkrankungen wie das Glaukom (Grüner Star) oder eine Degeneration der Makula (Rückbildung des Ortes des schärfsten Sehens) können entdeckt werden.

Welche Risiken gibt es?

Eine Untersuchung der Netzhaut, vor allem eine Untersuchung mittels einer Spaltlampe, ist komplikationsarm. Nur in sehr seltenen Fällen kommt es zu Entzündungen oder Infektionen im Rahmen einer Untersuchung der Netzhaut. Gegebenenfalls kann das Auge bzw. die Bindehaut im Anschluss leicht gerötet sein oder leicht tränen. Diese Symptome sollten zeitnah von selbst wieder verschwinden.

Da bei einer Untersuchung der Netzhaut oftmals Augentropfen verabreicht werden, welche die Pupille erweitern, kann man auf diese allergisch reagieren. Dies kann sich durch Juckreiz oder ein Brennen äußern.

Wie hoch sind die Kosten für eine Netzhautuntersuchung?

Die Kosten für eine Untersuchung der Netzhaut variieren stark. Je nach Verfahren, welches für die Untersuchung der Netzhaut angewendet wird, kann man mit 20 bis 120 Euro rechnen. Die Untersuchung mittels Spaltlampe zählt dabei zu den günstigeren Leistungen, während man für eine Optische Kohärenztomografie mit Kosten von etwas über 100 Euro rechnen muss. 

Ein Teil der Leistungen wird aber von der Krankenkasse gezahlt. Bei bestehenden Erkrankungen oder dem Verdacht auf eine Erkrankung wird vor allem die Untersuchung mittels einer Spaltlampe von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Vor allem Vorsorgeleistungen oder spezielle Untersuchungen müssen oftmals als Igel-Leistung (individuelle Gesundheitsleistung) selbst getragen werden. Hier können die Kosten von Praxis zu Praxis variieren.

Wer trägt die Kosten?

Die Kosten für eine Untersuchung der Netzhaut werden in der Regel nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Bei einem konkreten Krankheitsverdacht werden in entsprechenden Fällen die Kosten für einen Teil der Untersuchungen, zum Beispiel einer Spaltlampenuntersuchung, übernommen. Hier sollte man sich vorher bei seiner Krankenkasse informieren, welche Leistungen übernommen werden und welche nicht.

In der Regel handelt es sich bei der Untersuchung der Netzhaut im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung um eine individuelle Gesundheitsleistung (Igel-Leistung). Die Kosten können hier von Praxis zu Praxis variieren und werden oftmals nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.

Ist man bei einer privaten Krankenversicherung sollte man ebenfalls bei der Krankenkasse nachfragen, welche Leistungen übernommen werden.

Wie lange dauert eine Untersuchung der Netzhaut?

Bevor einer Untersuchung der Netzhaut werden oftmals Augentropfen verabreicht, die die Pupille erweitern. Dadurch soll gewährleistet werden, dass die Netzhaut besser untersucht werden kann. Es dauert ungefähr 15 bis 30 Minuten bis diese wirken

Die Untersuchung der Netzhaut selbst dauert nur wenige Minuten. Je nach angewandter Methode kann sich die Untersuchung zeitlich etwas unterscheiden.

Da die Augentropfen oftmals länger wirken, sollte man im Anschluss kein Auto fahren, da das weitgetropfte Auge schneller geblendet wird, da sich die Pupille nicht verengen kann.

Geht eine Untersuchung auch ohne Pupillenerweiterung?

Eine Untersuchung der Netzhaut ohne pupillenerweiternde Augentropfen ist in der Regel nicht sinnvoll, da der Augenarzt nur mit weiten Pupillen den Augenhintergrund gut betrachten kann. 

Bei Patienten mit Grünem Star (Glaukom) dürfen die Augen allerdings nicht mit pupillenerweiternden Tropfen getropft werden, da die Gefahr eines Glaukomanfalls besteht.

Aufbau und Funktion der Netzhaut

Der Augapfel besteht aus mehreren Strukturen. Zur Wand zählen alle „Häute“, die das Innere des Auges umgeben. Zum Inneren gehören z. Bsp. der Glaskörper, die Iris usw.

Das Auge besteht im vorderen Augenabschnitt aus Bindehaut, Hornhaut, Lederhaut, Linse und Iris. Die Netzhaut zählt zusammen mit der Aderhaut und dem Glaskörper zum hinteren Augenabschnitt. Sie liegt der Aderhaut direkt an und stellt somit die innerste aller Schichten dar.

Die Netzhaut (med.: Retina) ist genau gesehen, wie der Sehnerv auch, ein vorgeschobener Teil des Gehirns. Sie besteht aus verschiedenen Nervenzellen. Diese sind in mehrere Schichten gegliedert und enthält etwa 130 Millionen Sinneszellen.
Es gibt zwei Arten von Sinneszellen:

  • Stäbchen und
  • Zapfen.

Weitere Informationen finden Sie hier: Stäbchen und Zapfen im Auge

Stäbchen sind für das Schwarz- Weiß- Sehen und Zapfen für das Farbensehen verantwortlich. Diese Sinneszellen weisen eine gewisse Verteilung auf: die Zapfen liegen vorwiegend zentral in der Netzhaut, während die Stäbchen eher in der Peripherie liegen.
Die größte Anzahl an Zapfen befindet sich in der so genannten Fova centralis (zentrale Vertiefung), welche zentral in der Netzhautmitte zu finden ist.

Die eingefangenen Signale der Stäbchen und Zapfen werden über mehrere Nervenzellen bis zum Sehnerv und von hier weiter zum Gehirn geleitet. An der Stelle, an der der Sehnerv aus der Retina und dem Auge austritt liegen keine Sinnes- oder Nervenzellen vor. Sie erzeugt den blinden Fleck im Gesichtsfeld.

Betrachtet man die Netzhaut (Methode siehe unten) kann man charakteristische Merkmale und Strukturen feststellen: In der Mitte findet man die Fovea zentralis und weiter seitlich nach außen hin gelegen die Austrittsstelle des Sehnerven. Die Pupille hat einen Randwall und eine normale zentrale Vertiefung. Hier treten auch die Gefäße in das Auge (Netzhaut und Aderhaut) ein. Die Gefäße der Aderhaut sind ebenso sichtbar, weil sie durch die Netzhaut schimmern. Auffällig sind die fehlenden Gefäße in der Fovea centralis.

Abbildung Augapfel

  1. Sehnerv (Nervus opticus)
  2. Hornhaut
  3. Linse
  4. vordere Augenkammer
  5. Ziliarmuskel
  6. Glaskörper
  7. Netzhaut (Retina)

Weitere Informationen zum Thema Untersuchung der Netzhaut

Weitere Informationen zum Thema Untersuchung der Netzhaut finden Sie unter:

Eine Übersicht aller Themen aus der Augenheilkunde finden Sie unter Augenheilkunde A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.08.2007 - Letzte Änderung: 22.10.2021