Die Ursachen von Übergewicht sind vielfältig. Zum Teil gibt es eine genetische Prädisposition. Aber natürlich spielen das Essverhalten und die sportliche Aktivität die Hauptrolle. Hinzu kommen auch psychische Faktoren.
Grundumsatz wird die Menge an Energie genannt, die der Körper eines entspannt liegenden Menschen 12 Stunden nach der letzten Nahrungsaufnahme bei konstanter Raumtemperatur von 20 Grad pro Tag benötigt. Diese Energiemenge ist erforderlich, damit die Organe arbeiten können, der Stoffwechsel funktioniert und die Körpertemperatur gehalten werden kann.
Der Grundumsatz ist abhängig von:
Zur Berechnung gibt es folgende Faustregel:
Grundumsatz Frauen (in kcal) = 0,9 x Körpergewicht in kg x 24
Grundumsatz Männer (in kcal) = 1,0 x Körpergewicht x 24
Männer haben einen höheren Grundumsatz als Frauen weil sie mehr Muskelmasse besitzen und Muskelzellen verbrauchen auch im Ruhezustand mehr Energie als Fettgewebe.
Frauen besitzen von Natur aus weniger Muskelmasse, dafür mehr Fettgewebe als Männer.
Jugendliche haben in der Wachstumsphase einen höheren Grundumsatz als Erwachsene. Frauen haben in der Schwangerschaft und in der Stillzeit einen höheren Grundumsatz. Mit zunehmendem Alter sinkt der Grundumsatz und die Wahrscheinlichkeit für Übergewicht steigt.
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Die Höhe des Grundumsatzes wird vererbt.
So hat man 1986 in Studien festgestellt, dass die Varianz des Grundumsatzes zwischen den Familien 4 mal so hoch war wie innerhalb einer Familie. Erklärt wird dies durch die unterschiedliche Muskelfaserzusammensetzung. Dies ist ein Grund dafür, dass Menschen bei gleicher, überhöhter Energiezufuhr unterschiedlich schnell und viel zunehmen. Ein niedriger, vererbter Grundumsatz kann zu Übergewicht (Adipositas) führen.
Darunter versteht man den Mehrverbrauch an Energie durch wärmeproduzierende Faktoren wie Nahrungsaufnahme („thermic effect of food“) und Verdauung.
10 % des Grundumsatzes kann man für diesen Effekt dazuaddieren.
Der Grundumsatz bezieht sich immer auf den Menschen in völliger Ruhe. Der täglich Energieverbrauch setzt sich zusammen aus
Der Leistungsumsatz ist jene Kalorienmenge, die durch Bewegung und Arbeit zusätzlich zum Grundumsatz verbraucht wird. Er ist abhängig von der körperlichen Aktivität und individuell sehr unterschiedlich.
Um den Gesamtenergieverbrauch abzuschätzen, multipliziert man den Ruheenergieverbrauch bei Männern mit 1,6 und bei Frauen mit 1,5 wenn sie körperlich wenig aktiv sind, bei mittlerer und starker Aktivität sind Multiplikationen mit 1,8 bzw. 2,0 bei Männern und 1,7 bzw. 1,9 bei Frauen angezeigt.
Beachte: Übergewicht entsteht immer durch eine positive Energiebilanz.
Die spontane körperliche Aktivität scheint genetisch verankert zu sein. Körperliche Inaktivität kann Ursache für eine positive Energiebilanz (überschüssige Kalorien die in Fett umgewandelt werden) sein.
Meisten liegt bei Übergewicht / Adipositas aber eine Mischung aus beiden vor: und zwar wenig Bewegung und zu viel Energiezufuhr.
Zweifelsohne ist eine Überernährung einer der Hauptgründe für die Entstehung von Übergewicht. Ernährungsgewohnheiten, Essverhalten und Vorlieben für bestimmte Nahrungsmittel sind in den einzelnen Familien sehr unterschiedlich.
Übergewichtige bevorzugen oft Nahrungsmittel mit hoher Energiedichte d.h. fett- und zuckerreich oder eine Kombination aus beiden.
Diese Lebensmittel sind schmackhaft, weisen ein geringes Volumen auf, haben hohe Energiedichte (viele Kalorien) und einen geringen Sättigungsgrad.
Auch der aufgenommene Alkohol spielt eine Rolle. Er fördert die Gewichtszunahme und somit das Entstehen des Übergewicht nicht nur als zusätzlicher Energielieferant, sondern auch als Hemmer der Fettverbrennung.
Stress beeinflusst das Essverhalten. „Ärger schlägt auf den Magen“ oder „Liebe geht durch den Magen“ sind Sätze die zeigen, dass Ärger, Konflikte, Arbeit, Prüfungen, Lärm aber auch Langeweile, Einsamkeit und Trauer (Kummerspeck) bei manchen Personen die Nahrungsaufnahme erhöhen können.
Übergewichtige sind von ihren Persönlichkeitsmerkmalen her allerdings psychisch nicht mehr oder weniger auffällig als Normalgewichtige.
Viele hilfreiche Informationen zu diesem von unserem ärztlichen Psychotherapeuten Christoph Barthel verfassten Thema finden Sie unter: Übergewicht und Psychologie
Das Essverhalten von Übergewichtigen weist oft charakteristische Besonderheiten und Symptome auf.
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Im MONICA-PROJEKT wurde nachgewiesen, dass in Deutschland der soziale Status ähnliche Auswirkungen auf das Gewicht hat wie in anderen Industriestaaten.
Je niedriger die soziale Schicht, desto höher das Gewicht. Besonders deutlich zeigt sich dieser Trend bei Frauen; solche mit Hauptschulabschluss waren 4 mal häufiger übergewichtig als solche mit Abitur oder vergleichbarem Schulabschluss.
Eine Reihe von Medikamenten und Hormonen können zur Gewichtszunahme führen. Zu diesen Medikamenten gehören einige Antidepressiva, z.B. Zoloft und Neuroleptika. Weitere Medikamente, die genannt werden müssen, sind: Sulfunylharnstoffe (Medikament gegen Diabetes) und Beta-Blocker (Medikament gegen Bluthochdruck). Weiterhin führt die Einnahme von einigen Hormonen wie Insulin, Kortison, Östrogene (weibliches Geschlechtshormon, z.B. im Rahmen der Pille) und Androgene (männliches Geschlechtshormon).
Genetische Syndrome (Syndrom = zusammen; Gruppe von gleichzeitig zusammen auftretenden Krankheitszeichen)
Eine Reihe von genetischer (vererbter) Syndrome die mit Übergewicht einhergehen sind bekannt aber selten. Die häufigsten und am besten untersuchten sind das Prader-Willi-Syndrom und das Bardet-Biedl-Syndrom.
Prader- Willi-Syndrom
1956 von Prader, Labhart und Willi erstmals beschrieben. Bereits das Neugeborene weist eine ausgeprägte Hypotonie (niedriger Blutdruck) auf, Trinkschwierigkeiten fallen auf.
Später Verhaltensprobleme, Eigensinn, Impulsivität. Abnormes Essverhalten, Aufnahme von riesigen Nahrungsmengen. Fast alle betroffenen sind übergewichtig mit Fettansammlung hauptsächlich im Bauchraum. Bei beiden Geschlechtern sind die sekundären Geschlechtsmerkmale verkümmert, Schwangerschaften sind selten.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Prader-Willi-Syndrom
Bardet-Biedl-Syndrom
1936 erstmals beschrieben.
Einhergehend mit:
Die Häufigkeit wird mit etwa 1 : 20.000 angegeben. Essstörung und Übergewicht sind meist weniger ausgeprägt als beim Prader-Willi-Syndrom.
Sekundäre Adipositas (Übergewicht als Folge einer Erkrankung)
Übergewicht kann auch Folge einer Reihe verschiedener Krankheiten sein.
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