Seit ein paar Jahren hält sich der Begriff des sogenannten Männerschnupfens als diskriminierendes Phänomen im Volksmund aufrecht und sorgt hier und da für Erheiterung, an anderer Stelle aber auch für reichlich Unmut.
Seit ein paar Jahren hält sich der Begriff des sogenannten Männerschnupfens als diskriminierendes Phänomen im Volksmund aufrecht und sorgt hier und da für Erheiterung, an anderer Stelle aber auch für reichlich Unmut. Im Allgemeinen erlebt jeder Mensch, ob Mann oder Frau, eine Erkrankung wie eine Erkältung oder Ähnliches immer subjektiv. Jeder hat also ein anderes Krankheitsgefühl, welches immer bedingungslos anerkannt werden sollte. Die Bezeichnung Männerschnupfen unterstellt Männern, sie würden an einer Erkältung mehr leiden, als Frauen. Wo liegt aber die Grundlage des Vergleichs? Gehen Frauen mit Erkältungen oder Krankheitszuständen anders um als Männer? Ist Männern, als das angeblich stärkere Geschlecht, unterstellt sie müssten auch in der Krankheit Stärke symbolisieren? Kann man Krankheitsgefühle objektivieren?
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Um dieser Frage auf den Grund gehen zu können, sollte es eine Form der generellen Objektivierung des individuellen Krankheitsgefühls geben. Da dies, nach des Autors Meinung, nicht möglich ist und auch keinerlei qualitativ hochwertige Studien in der wissenschaftlichen Welt dazu angefertigt oder publiziert werden, ist einfach kein Vergleich zwischen einem sogenannten Männerschnupfen und einem „Frauenschnupfen“ möglich. Das sogenannte Leiden an einer Erkrankung sollte keineswegs verurteilungsfähig werden. In unserer aufgeklärten, humanistischen Welt sollten Mann und Frau als gleich angesehen werden, sowohl in Beruf, Familie oder Krankheit. Somit ist diese Frage einfach nicht zu beantworten und einfach schlicht falsch in ihrem Ansatz gewählt.
In Auswertungen von Krankschreibungen der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) von Anfang 2017 finden sich Zahlen, die sogar das Gegenteil behaupten lassen könnten. Würde man sich auf den Vergleich einlassen, denn hier zeigen Zahlen, dass wesentlich mehr Frauen von Dezember 2015 bis März 2016 eine Krankschreibung aufgrund einer Erkältungskrankheit benötigten als Männer.
Gleichzeitig kämpfen zahlreiche Organisationen für das Gesundheitsbewusstsein von Männern. Denn immer noch gilt das Bild des Mannes, als das "angeblich" stärkere Geschlecht, als Prototyp des Nicht-Leidenden und Nicht-zum-Arzt-Gehenden, welches Krankheitsbild wie Hodenkrebs weiterhin zu schlechteren Prognosen treibt, die eigentlich im Rahmen gehalten werden könnten, gerade bei frühzeitiger Behandlung und Therapie des gesundheitsbewussten Mannes.
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Die Symptome eines leichten Infekts der oberen Atemwege, auch Schnupfen genannt, gehen häufig mit Kopfschmerzen einher. Zusätzlich können leicht erhöhte Temperatur (bis 38°C) und Gliederschmerzen für ein belastendes Krankheitsgefühl sorgen. Das dem sogenannten Männerschnupfen unterstellte Wehleidige unterstreicht, dem Volksmund nach, die Diagnose. Dabei gibt es wohl kein Äquivalent für das weibliche Geschlecht in vergleichbarer Symptomatik, was die Unterstellung für viele Männer als verletzlich empfinden lässt.
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Die Diagnose eines Schnupfens hat so gut wie jeder in seinem Leben schon selbst getroffen. Sie ist zudem eine rein klinische Diagnose, was bedeutet, dass sie rein anhand der auftretenden Symptome und der Anamnese gestellt wird und keiner weiteren Diagnostik bedarf. Die Nase läuft und juckt, es wird eventuell häufiger geniest, oft bekommt der betroffene Mensch schlecht Luft und plagt sich mit Kopfschmerzen, vielleicht auch mit leichtem Fieber herum.
Das Phänomen des Männerschnupfens überfällt also, der abstrusen Theorie nach, jeden Mann, der an einem Schnupfen erkrankt und anscheinend mehr leidet, als eine Frau in der vermeintlich vergleichbaren Situation. Die oben erwähnten Daten der KKH sagen nicht aus, ob Frauen häufiger an einem Schnupfen leiden oder nicht, es zeigt aber schon, dass Männer mit leichtem Schnupfen nicht wesentlich häufiger im Bett bleiben und sich krankschreiben lassen.
Die Therapie eines sogenannten Männerschnupfens, wie nun schon mehrfach erwähnt als diskriminierendes Element des Volksmundes, sieht sich als rein symptomorientierte Therapie einer gewöhnlichen Erkältung. Meist kommt es zur spontanen Ausheilung der Erkältung nach einer Woche. Unterstützend sollte neben körperlicher Schonung auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme geachtet werden. Zudem können Inhalationen mit leicht gesalzenem heißem Wasser hilfreich sein. Bei „verstopfter“ Nase und dadurch behinderter Nasenatmung, kann auf Nasensprays zurückgegriffen werden, welche Linderung bringen. Bei verstärkten Kopfschmerzen können Schmerzmittel wie Ibuprofen hilfreich sein, welche auch bei Fieber wirksam werden.
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Die oben genannte Therapie sollte für Männer und für Frauen gelten. Zusätzlich benötigt jeder Mensch Zuneigung und Fürsorge. Ein hämisch verachtendes Sich-lustig-machen, welches das Wort des Männerschnupfens impliziert, ist wenig hilfreich und trägt nicht der Erholung bei. Jeder Mensch möchte sich ernstgenommen fühlen und nicht in seiner Krankheit und in seinem Gefühl von potentiellem Schmerz in Frage gestellt wissen.
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Die Dauer eines gewöhnlichen Schnupfens sollte circa eine Woche nicht überschreiten. Bei länger andauernder Symptomatik und drohender Ansteckung von Kollegen am Arbeitsplatz sollte der Hausarzt aufgesucht werden, welcher mit einer Krankschreibung weiterhelfen kann. Hier gilt, körperliche Ruhe und Schonung können gut limitierend für die Erkältung sein. Ein gewissenhaftes Auskurieren beugt aufgrund eines wieder erstarkenden Immunsystems neuen Infekten vor. Somit dauert ein Männerschnupfen auch nicht länger als der Schnupfen einer Frau.
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