Kaffee während der Stillzeit?

Darf ich während der Stillzeit Kaffee trinken?

Es ist grundsätzlich nicht verboten Kaffee während der Stillzeit zu trinken. Allerdings sollte man dabei beachten, dass das im Kaffee enthaltene Koffein auch in die Muttermilch übergeht. Beim Stillen wird also ein Anteil des aufgenommenen Koffeins auf das Baby übertragen. Geringe Mengen von Koffein sind während der Stillzeit unbedenklich. Die genauen Mengen wurden von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und der WHO für sowohl Schwangerschaft als auch Stillzeit festgelegt.

Kaffee in der Stillzeit - Ist das gefährlich?

Wichtig zu beachten ist, dass erst ca. 45 Minuten nach dem Verzehr von Kaffee das Koffein vollständig vom Körper aufgenommen wurde. In dieser Zeit sollte möglichst nicht gestillt werden, da die Koffeinkonzentration in der Muttermilch am Höchsten ist. Es wird eher empfohlen den Kaffee möglichst direkt nach dem Stillen zu trinken. So hat der Körper ausreichend Zeit einen Teil des Koffeins bereits abzubauen, bevor das nächste Mal gestillt wird. Im gesunden Erwachsenen beträgt die Halbwertszeit von Koffein ungefähr 3 bis 5 Stunden. Das bedeutet, dass nach dieser Zeit die Hälfte des aufgenommenen Koffeins vom Körper abgebaut wurde.

Wie viel Kaffee am Tag sind vertretbar in der Stillzeit?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und die WHO empfehlen stillenden Müttern nicht mehr als 300 Milligramm Koffein am Tag zu sich zu nehmen. Dies entspricht ungefähr 2 Tassen Kaffee. Im Durchschnitt enthalten 100ml Filterkaffee ungefähr 55mg Koffein. Es muss aber dabei beachtet werden, dass auch andere Getränke wie manche Tees oder Softgetränke, sowie Lebensmittel wie Kakao oder Schokolade ebenfalls Koffein enthalten. Alternativen zum klassischen Kaffee wie Cappuccino oder Latte Macchiato sollten ebenfalls mit Vorsicht genossen werden, da sie auf Basis von Espresso zubereitet werden, welcher einen erhöhten Gehalt an Koffein enthält. Hier steigt der Koffeingehalt auf ca. 130mg pro 100 Milliliter.

Diese Richtlinien beziehen sich auf gesunde und zum Termin geborene Babys. Beim Stillen von Frühgeborenen kann diese Richtlinie nicht angewendet werden, da diese das Koffein schlechter verarbeiten können. Es sollte also auf Koffein verzichtet werden oder vorher mit dem behandelten Frauenarzt besprochen werden, wie viel Koffein auch für ein Frühgeborenes unbedenklich ist.

Welche Folgen kann Koffein für mein Kind haben?

Wissenschaftlich ist bisher noch nicht vollends geklärt, welche Auswirkungen der Genuss von Kaffee tatsächlich auf das Baby hat. Häufig wird diskutiert, dass erhöhter Konsum von Kaffee sich negativ auf das Schlafverhalten der Babys auswirken könnte. Eine etwas ältere, brasilianische Studie konnte dies nicht bestätigen, allerdings zeigt die Studie auch einige Schwächen. Somit bleibt unklar wie viel Kaffee ungefährlich für das Baby ist und auch wie viel wirklich von dem Baby aufgenommen wird.

Daher sollte man sich an die Richtlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung von maximal 300mg Koffein (ca. 2 Tassen Kaffee) am Tag halten. Koffein kann auch tagsüber zu vermehrter Unruhe des Babys führen, sowie zu Problemen im Magen-Darm-Trakt. Es wird berichtet, dass die Babys häufiger Bauchschmerzen oder Blähungen haben können. Diese Folgen können auch noch mehrere Tage lang anhalten, da ein Baby das Koffein nur sehr langsam wieder abbauen kann. Erst nach einigen Tagen ist das über die Muttermilch aufgenommene Koffein wieder vollends aus dem Körper des Babys ausgeschieden.

Wie stark belastet Kaffee die Muttermilch?

Das belastende für das Baby ist das Koffein, welches im Kaffee enthalten ist. Wird Kaffee getrunken wird das Koffein in den Blutkreislauf der Mutter aufgenommen und kann sich dann auch in der Muttermilch anreichern. Allerdings liegt der Gehalt an Koffein in der Muttermilch unter demjenigen, der im Blut zur selben Zeit vorhanden ist. Daher ist die Belastung der Muttermilch relativ gesehen geringer als im Blut der Mutter. Trotzdem sollte man sich an die Vorgaben von maximal 300mg Koffein (ca. 2 Tassen Kaffee)  am Tag halten. Weiterhin reagiert natürlich jedes Baby anders auf Koffein, sodass individuell der Kaffeekonsum angepasst werden muss.

Blähungen beim Baby durch Koffein?

Es ist ähnlich wie bei den Schlafstörungen nicht sicher belegt, dass der Konsum von Kaffee sicher zu Blähungen beim Baby führt. Allerdings zeigen Erfahrungen, dass Babys, die Kontakt zu Koffein hatten, eher zu Blähungen und Bauchschmerzen neigen, als solche, deren Mütter kein Koffein zu sich nehmen. Sicher bestätigen lässt sich dieser Zusammenhang jedoch nicht, da auch immer viele andere Faktoren eine Rolle spielen können und die Studienlage zu dem Thema nicht klar ist.

Schläft mein Baby deshalb schlechter?

Ob das Baby nach dem Genuss von Kaffee schlechter schläft, hängt von der Menge des Koffeins ab. Beim Trinken von weniger als zwei Tassen Kaffee pro Tag sollte das übertragene Koffein keine Auswirkungen auf den Schlaf des Babys haben. Allerdings ist dies nicht wissenschaftlich belegt, da es nur wenige Studien mit kleinen Patientenzahlen dazu gibt. Auch deshalb sollte man mit dem Kaffeekonsum eher zurückhaltend sein.

Wann kann Ich Kaffee trinken?

Kaffee sollte möglichst immer kurze Zeit nach dem Stillen getrunken werden. Der Zeitraum zwischen zwei Stillperioden gibt dem Körper der Mutter Zeit das Koffein zu verarbeiten und einen Teil bereits abzubauen, sodass möglichst wenig in der Muttermilch vorhanden ist, wenn das Baby gestillt wird.

Lesen Sie mehr unter: Ernährung während der Stillzeit - Das müssen Sie beachten!

Hilft abpumpen vor dem Kaffee tinken?

Abpumpen vor dem Kaffee trinken kann sicherlich helfen, die Konzentration von Koffein in der Muttermilch zu senken. In die abgepumpte Milch kann das Koffein dann nicht mehr gelangen. Allerdings sollte einige Stunden vor dem Abpumpen kein Kaffee getrunken werden, damit der Effekt nicht zu Nichte gemacht wird. Es hilft aber genauso viel, wenn der Kaffee einfach nach dem Stillen getrunken wird, sodass ein Abpumpen nicht unbedingt immer notwendig sein muss.

Ist entkoffeinierter Kaffee besser für mein Kind?

In entkoffeiniertem Kaffee darf in der EU maximal ein Anteil von Koffein von weniger als 0,1 Prozent enthalten sein. Somit kann man davon ausgehen, dass entkoffeinierter Kaffee auch so gut wie kein Koffein mehr enthält. Gerade das Koffein ist der Bestandteil des Kaffees, welcher für das Baby problematisch sein kann. Somit lässt sich folgern, dass entkoffeinierter Kaffee besser für das Baby ist.

Vorsichtig muss man aber im außereuropäischen Ausland sein, dass dort die Richtlinien für entkoffeinierten Kaffee anders sein können und somit der Koffeingehalt eventuell höher sein kann.

Welche Kaffeesorte ist am unschädlichsten?

Die beiden geläufigsten Kaffeesorten heißen Arabica und Robusta. Die Robusta-Bohnen enthalten ungefähr doppelt so viel Koffein, wie die Arabica-Bohnen. Somit würde sich während der Stillzeit eher ein Kaffee mit Arabica-Bohnen anbieten. Allerdings hängt der Koffeingehalt weiterhin auch noch von der Röstung, von der Zubereitung und davon ab, wie fein die Bohne gemahlen wurde, sodass es auch hier nochmal zu Schwankungen kommen kann.

Kann ich die Muttermilch vom Koffein reinigen?

Die normale, unveränderte Muttermilch ist bereits die Beste Ernährung für das Baby. Natürlich ist eine ausgewogene Ernährung die Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige Muttermilch. Sie direkt vom Koffein wieder zu Reinigen ist nicht möglich. Da hilft dann nur den Koffeinkonsum möglichst einzuschränken oder vollends zu vermeiden!

Welche Nahrungsmittel sollte ich vermeiden, wenn ich Kaffee trinke?

Normalerweise hat Koffein bei gesunden Erwachsenen eine Halbwertszeit von 3 bis 5 Stunden. Einige Lebensmittel können diese aber verlängern, sodass das Koffein länger im Blut vorhanden bleibt. Ein Beispiel hierfür ist Grapefruitsaft. Grapefruitsaft enthält bestimmte Bitterstoffe, welche in der Leber dazu führen, dass das Koffein langsamer abgebaut wird.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 04.05.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024