Wird einem Melatonin verschrieben liegt dies häufig an Schlafstörungen. Störungen im Tag-Nacht-Rhythmus können für Betroffene sehr belastend sein und sollten notfalls behandelt werden.
Melatonin ist ein Wirkstoff, welcher auch vom Körper selbst je nach Tageszeit unterschiedlich stark produziert wird. Umgangssprachlich wird Melatonin auch Schlafhormon genannt.
Bei Schlafstörungen oder Störungen des Tag-Nacht-Rhythmus kann Melatonin als Medikament gegeben werden, um die Schlafqualität zu verbessern. Da es sich bei Melatonin um eine körpereigene Substanz handelt, ist die Verträglichkeit sehr gut. In Deutschland handelt es sich um ein verschreibungspflichtiges Medikament, während beispielsweise in den USA Melatonin auch von Flugpersonal gegen den Jetlag regelmäßig eingenommen wird.
Der Hauptverschreibungsgrund für Melatonin in Deutschland ist die primäre Insomnie mit schlechter Schlafqualität bei über 55 Jahre alten Betroffenen. Da die Langzeitwirkung von Melatonin kaum erforscht ist, handelt es sich normalerweise um kurzzeitige Einnahmen zur Wiederherstellung eines normalen Tag-Nacht-Rhythmus. Die Einnahme soll beendet werden, sobald der Schlafrhythmus sich wieder eingependelt hat.
Anders als bei anderen Schlafmitteln ist bei Melatonin kein Suchtverhalten zu erwarten. Andere Schlafstörungen, besonders sekundäre Schlafstörungen, werden nicht mit Melatonin behandelt. In anderen Ländern, wie den USA, ist Melatonin ein Nahrungsergänzungsmittel und wird auch zur Wiederherstellung des Tag-Nacht-Rhythmus bei Flugpersonal oder Schichtarbeitern verwendet. Diese Anwendung ist in Deutschland jedoch illegal. Eine weitere Anwendung, welche jedoch noch in der Erprobungsphase ist, ist die Behandlung von durch Methamphetaminen ausgelösten Störungen.
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Bei Melatonin handelt es sich um ein körpereigenes Hormon, welches auch Schlafhormon genannt wird. Normalerweise wird dieses in der Zirbeldrüse im Gehirn aus Serotonin produziert.
Die Produktion wird besonders durch Licht gehemmt.
Bei bestimmten Schlafstörungen, besonders wenn der Tag-Nacht-Rhythmus gestört ist, kann Melatonin ergänzt werden. Hierzu muss das Medikament bereits ein bis zwei Stunden vor der Nachtruhe eingenommen werden. Das künstlich hergestellte Melatonin kann somit unabhängig von Licht und anderen Störfaktoren wirken. Die Einnahme von Melatonin führt zu einer Schläfrigkeit, indem es in bestimmten Gehirnarealen die Aufmerksamkeit runterreguliert und die Körpertemperatur senkt. Bei nicht retardierten Formen wirken Melatonin-Präparate nur 20 Minuten.
Das in Deutschland zugelassene Präparat ist ein Retard-Medikament, welches nach und nach Wirkstoff freigibt. Dies hat eine Halbwertszeit von ungefähr drei Stunden. Abgebaut wird der Wirkstoff über die Nieren.
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Wie die meisten Medikamente hat Melatonin nicht nur die gewünschte Wirkung, sondern kann auch zu teilweise schweren Nebenwirkungen führen. Die Nebenwirkungen sind jedoch nie ein Muss, sondern lediglich eine Möglichkeit. Sie treten alle maximal gelegentlich auf, was bedeutet, dass jeder hundertste bis tausendste Betroffene von diesen Nebenwirkungen betroffen ist. Möglich sind:
Zu den seltenen Nebenwirkungen im psychiatrischen Bereich zählen:
Auch im Magen-Darm-Trakt gab es unterschiedliche seltene Nebenwirkungen, wie
Zu den neurologischen Nebenwirkungen zählen:
Auch Blutbildveränderungen sind in seltenen Fällen aufgetreten. Beim Auftreten von Nebenwirkungen sollte immer der behandelnde Arzt kontaktiert werden.
Bei vielen weiteren Medikamenten ist die Wirksamkeit von Melatonin oder dem jeweilig anderen Wirkstoff herabgesetzt oder erhöht. Die Einnahme sollte immer mit dem behandelnden Arzt durchgesprochen werden.
Ein absoluter Ausschlussgrund für die Einnahme von Melatonin ist nur die Unverträglichkeit eines Bestandteils des Medikaments, da Melatonin selbst auch vom Körper produziert wird.
Bei der Einnahme von anderen Medikamenten ist jedoch Vorsicht geboten. Die möglichen Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sollten gut abgewogen werden. Studien über die Langzeiteinnahme sind noch nicht verfügbar, weshalb sich hieraus weitere Gegenanzeigen ergeben könnten.
Eine Einnahme von Alkohol und Melatonin sollte nicht erfolgen, da der Alkoholkonsum die Wirkung des Melatonins deutlich herabsetzt und die Schlafqualität mindert. Bei häufigem Alkoholkonsum oder Alkoholmissbrauch sollte zunächst dieser behandelt werden, da durch den Verzicht auf Alkohol häufig die Schlafstörung bereits behandelbar ist.
In tierexperimentellen Studien konnte bisher keine negative Wirkung bei Schwangeren beobachtet werden. Da die Studienlage jedoch sehr dünn ist, wird von der Nutzung in der Schwangerschaft abgeraten. Da körpereigenes Melatonin in die Muttermilch übergeht, ist davon auszugehen, dass auch das Medikament seinen Weg in die Muttermilch findet. Stillenden Frauen wird daher von der Einnahme von Melatonin abgeraten. Die Einnahme von schlaffördernden Substanzen kann zudem auch immer zu einer höheren Weckschwelle führen, wenn der Säugling sich nachts meldet.
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Da der Abbau von Melatonin über die gleichen Komplexe funktioniert, wie der Abbau von der Pille, ist eine Wechselwirkung nicht ausgeschlossen. Zum einen kann die Einnahme der Pille die Wirkung des Melatonins verstärken und auch eine verminderte Verhütungswirkung der Pille kann nicht sicher ausgeschlossen werden. Betroffenen sollten daher zusätzlich anderweitig verhüten und sich nicht auf die Wirkung der Pille verlassen.
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Melatonin ist in Deutschland nur für die primäre Insomnie bei älteren Menschen zugelassen. Für den Einsatz bei Kindern liegen keine Studien vor und es gibt in Deutschland keine Zulassung hierfür. Dies ist jedoch bei vielen Medikamenten in der Kinderheilkunde der Fall, da Studien normalerweise nicht an kindlichen Patienten durchgeführt werden. Kinderärzte arbeiten daher oft off-Label und geben Medikamente, welche nicht unmittelbar für Kinder zugelassen sind. Dies sollte jedoch den Kinderärzten überlassen werden und nicht selbstständig durchgeführt werden.
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Die normale Dosierung von Melatonin ist eine Dosis von zwei Milligramm täglich. Diese sollten ein bis zwei Stunden vor der gewünschten Schlafenszeit eingenommen werden. Die Dosierung kann über 13 Wochen beibehalten werden und sollte nicht dauerhaft eingenommen werden.
Da es sich um Retardtabletten handelt, müssen die Tabletten im Ganzen geschluckt werden und dürfen nicht zerkleinert oder zerbissen werden.
Bei einer deutlichen Überdosierung ist mit einer Tagesschläfrigkeit und Konzentrationsschwäche zu rechnen. Die Häufigkeit von sonstigen Nebenwirkungen wird hierdurch nicht gesteigert. Da Melatonin vom Körper schnell abgebaut wird, sind keine besonderen Maßnahmen erforderlich. Der Wirkstoff sollte nach ungefähr 12 Stunden seine Wirkung verlieren.
Eine Packung mit 30 Tabletten Circadin, dem einzigen in Deutschland zugelassenen Präparat, kostet 35 Euro.
Betroffene müssen jedoch nur fünf Euro Zuzahlung leisten, da das Präparat von der Krankenkasse finanziert wird. Von rezeptfreien Varianten aus dem Ausland wird abgeraten, da es sich oft um Fälschungen handelt und die Präparate in Deutschland illegal sind.
In Deutschland ist Melatonin verschreibungspflichtig und es gibt auch nur ein zugelassenes Präparat. Der Kauf von Präparaten aus dem Ausland ist illegal und kann auch gefährlich sein, da es viele Fälschungen gibt.
In anderen Ländern, wie den USA, zählt Melatonin als Nahrungsergänzungsmittel und ist freiverkäuflich in Supermärkten erhältlich.
Bei einigen Betroffen kann schon eine gute Schlafhygiene zu einer Besserung der Symptome beitragen. Dazu zählt eine regelmäßige Schlafenszeit mit nicht zu langen Zeiten im Bett und eine sehr dunkle, leise Schlafumgebung.
Auch Rituale, wie ein warmes Getränk zum Einschlafen, können den Schlaf verbessern. Sollten die Schlafstörungen anhalten und zu einer Beeinträchtigung im Alltag führen kann der Hausarzt Schlafmittel, wie zum Beispiel Z-Drugs, verschreiben. Da diese jedoch einen hohen Gewöhnungseffekt bieten und auch süchtig machen können, sollten diese mit Vorsicht verwendet werden.