Farbenblindheit

In diesem Artikel geht es um die Farbenblindheit. Zunächst werden die Ursachen, Symptome sowie die Diagnose besprochen. Daraufhin werden die Therapie, spezielle Sehtests, sowie Tests bei Kindern thematisiert. Außerdem werden Fragen geklärt wie den Nutzen einer Brille, Simulation der Farbblindheit und auch die Relevanz für den Führerschein.

Farbenblindheit

Synonyme im weiteren Sinne

Medizinisch: Achromatopsie, Achromasie

Englisch: achromatopsia, color blindness, acritochromacy

Einleitung

Bei einer totalen Farbenblindheit können keinerlei Farben, sondern nur Kontraste (also hell oder dunkel) wahrgenommen werden. Häufig wird fälschlicherweise auch die Rot-Grün-Blindheit als Farbenblindheit bezeichnet, obwohl diese eine Farbenfehlsichtigkeit (Farbanomalie) darstellt. Man unterscheidet zwischen zwei Formen: der angeborenen Farbenblindheit und der erworbenen Farbenblindheit.

Epidemiologie

1 bis 2 Personen pro 100.000 sind farbenblind. Die totale Farbenblindheit ist somit sehr selten. Frauen und Männer sind ungefähr gleich häufig betroffen. In Deutschland leben derzeit etwa 3000 Menschen mit dieser Krankheit.

Ursachen der Farbenblindheit

Die Netzhaut des Auges besteht beim Gesunden aus Hell-Dunkel-Rezeptoren (Stäbchen) und Farb-Rezeptoren (Zapfen), von denen es drei Typen gibt:

  • Solche, die rotes
  • die blaues und
  • die grünes Licht absorbieren.

Im Zusammenspiel vermitteln die drei Zapfen-Typen bei uns die verschiedenen Farbeindrücke. Ist jemand farbenblind, fehlen entweder alle Arten von Zapfen oder sie sind alle funktionsuntüchtig, weshalb der Betroffene keine Farben mehr wahrnehmen kann, sondern die Welt in schwarz, weiß und grau sieht.

Die Farbenblindheit kann angeboren oder erworben sein. Häufiger ist die angeborene Form, die autosomal-rezessiv vererbt wird. Autosomal bedeutet, dass die Störung nicht auf einem Gen der Geschlechtschromosomen liegt, weshalb auch kein Geschlecht bevorzugt betroffen ist. Rezessiv heißt, dass zwei defekte Kopien des Gens vorliegen müssen, also Mutter und Vater ein „krankes“ Gen an ihr Kind vererben müssen, damit es zum Ausbruch der Krankheit (Farbenblind) kommt. Bis zum heutigen Zeitpunkt kennt man vier Gene, die für etwa 80% der Farbenblindheiten verantwortlich sind.

Es gibt auch die erworbene Form der Farbenblindheit, bei der die Ursache nicht im Auge selbst liegt, sondern bei der Weiterverarbeitung des Signals „Farbe“ an das Gehirn. Sie kann zum Beispiel durch einen Schlaganfall, ein Schädel-Hirn-Trauma und andere Gehirnverletzungen entstehen. Diese kann reversibel sein, aber häufig auch bestehen bleiben und stellt für Betroffene im Alltag meist ein größeres Problem dar, als für solche mit einer angeborenen Farbenblindheit, da dies eine große Umstellung bedeutet.

Symptome

Die Zapfen sind nicht nur wichtig für das Farbensehen, sondern vor allem auch für das scharfe Sehen, da sich in der Netzhaut an der Stelle des schärfsten Sehens, der gelben Fleck, mit der wir in der Regel Punkte fixieren, ausschließlich Zapfen befinden. Die Stäbchen bieten bei weitem keine so gute Auflösung wie die Zapfen, sind aber lichtempfindlicher, weshalb sie beim Gesunden vor allem beim Dämmerungssehen zum Einsatz kommen.

Aus diesen Eigenschaften resultieren die vier Hauptsymptome für Farbenblindheit: Einmal natürlich die fehlende Fähigkeit, Farben wahrzunehmen. Für Betroffene viel gravierender ist jedoch, dass ihre Sehschärfe (der Visus) deutlich herabgesetzt ist. Außerdem findet man schnelle, zuckende Augenbewegungen (als Nystagmus bezeichnet), die auf die fehlenden Zapfen im gelben Fleck zurückzuführen sind: Der Körper versucht durch die schnellen Bewegungen andere Fixierungspunkte als den gelben Fleck zu finden und so die verminderte Sehschärfe zu kompensieren.

Als letztes Symptom ist noch die erhöhte Blendungsempfindlichkeit wichtig, die zu Lichtscheu (Photophobie) führt und dadurch bedingt ist, dass nur die stark lichtempfindlichen Stäbchen Lichtreize aufnehmen. Das führt dazu, dass die Patienten im Hellen kaum etwas sehen können; die Farbenblindheit wird aus diesem Grund umgangssprachlich manchmal auch als „Tagblindheit“ bezeichnet.

Diagnose

Bei der angeborenen Form der Farbenblindheit besteht die Möglichkeit, mittels einer Blutanalyse die für die Krankheit verantwortlichen Gene zu untersuchen und Mutationen aufzudecken.

Zudem kann man ein sogenanntes Elektroretinogramm (ERG) durchführen, bei dem dem Untersuchten Lichtreize präsentiert werden, deren Wirkung auf das Gehirn dann mit Hilfe von Elektroden aufgezeichnet wird. Bei der Interpretation können die Aktivitäten von Zapfen und die von Stäbchen getrennt beurteilt werden.

Therapie der Farbenblindheit

Momentan gibt es noch keine Möglichkeit, die Farbenblindheit zu heilen, wobei allerdings an einer Gentherapie geforscht wird.

Die „Therapie bei Menschen die farbenblind sind“ erfolgt deshalb symptomorientiert: So kann zum Beispiel die Blendung durch getönte Brillengläser kompensiert werden oder die Sehschärfe durch Vergrößerungshilfen verbessert werden.

Welche Tests auf Farbenblindheit gibt es?

Häufig verwendete Tests für die Untersuchung auf Farbenblindheit sind die Farbtafeln nach Ishihara oder Stilling-Velhagen bei denen Zahlen oder Buchstabenmuster von Patienten mit Farbsinnstörungen nicht erkannt werden. Die Muster haben dabei eine unterschiedliche Farbsättigung, der Helligkeitswert ist aber identisch mit dem Hintergrund. So ist das erkennen unabhängig von Kontrastunterschieden.

Außerdem gibt es den Farnsworth-Test bei dem 16 Farbscheiben nach Farbabstufung sortiert werden sollen. Begonnen wird bei einem dunklen Blauton. Farbenblinde neigen dabei zu typischen Verwechslungen innerhalb der Reihe. Eine weitere Möglichkeit zur Bestimmung der Farbenblindheit ist das Anomaloskop bei dem die Farbblinden durch Überlagern von Rot- und Grüntönen einen bestimmten Gelbton erstellen sollen. Menschen die roten Farbtöne schlechter erkennen mischen dabei zu viel Rot hinein, Grünblinde zu viel Grün.  

Wie testet man Kinder?

Um eine Farbenblindheit (Achromasie) bei Kindern zu diagnostizieren, können schon ungefähr ab dem dritten Lebensjahr Tests zur Untersuchung angewendet werden. Die Tests unterscheiden sich dabei allerdings nicht großartig von denen, die auch für Erwachsenen Verwendung finden. Ein typischer Test sind die Ishihara Farbtafeln. Es wird geprüft, ob die Kinder ein Muster oder Bild erkennen, welches aus verschiedenen Farbpunkten zusammengesetzt ist. Während die Farbsättigungen sich dabei unterscheiden bleibt die Helligkeit identisch mit dem Hintergrund. Dadurch ist der Test nur von Farbtönen, nicht aber von Kontrastunterschieden abhängig.

Anstatt der bei Erwachsenen üblichen Muster von Zahlen oder Buchstaben können für Kinder Tiermotive oder andere einfache Bilder verwendet werden. Je nach Alter und Verständnis für die Aufgabe können auch schon Kinder mit Hilfe eines Anomaloskops aus Grün- und Rottönen einen bestimmten Gelbton mischen, oder anhand des Farnsworth-Tests eine Farbreihenfolge festlegen

Kann eine Brille helfen?

Bei einer Farbenblindheit sind die Sinneszellen auf unserer Netzhaut, die für die Wahrnehmung von Farben verantwortlich sind (die Zapfen) nicht funktionsfähig. Es gibt verschiedene Zapfen für verschiedene Farbwahrnehmungen. In den meisten Fällen von Farbenblindheit sind nur zwei der dreI Zapfen-Arten intakt. Diese Störungen sind meist angeborene Störungen, und sind sie vererbbar.

Eine Brille kann eine derartige Veränderung der Netzhaut leider nicht ausgleichen. Menschen mit Farbenblindheit entwickeln aber meist ihre eigenen Strategien um dieses Defizit auszugleichen. Zum Beispiel orientieren sie sich bei einer Ampel daran, ob das obere, mittlere oder untere Licht leuchtet und können so auch ohne die Farbe genau zu erkennen zurechtkommen.

Kann man Farbenblindheit simulieren?

Es ist durchaus möglich Farbenblindheit zu simulieren. Schaut man sich die Tests an, anhand derer eine Farbenblindheit diagnostiziert wird, fällt auf, dass diese alle die Mitarbeit des Patienten erfordern. So ist es möglich einen Test so zu absolvieren, dass er auf eine Farbenblindheit hindeuten würde. Zum Beispiel könnte man vorgeben, dass man gezeigte Muster auf den Ishihara-Tafeln nicht erkennen könne.

Allerdings gibt es wiederum Tafeln, die solche Simulanten entlarven können. Es handelt sich dabei um Tafeln, die neben Unterschieden der Farbtöne auch Unterschiede in der Helligkeit aufweisen. Diese Tafeln müssten von Gesunden, sowie Farbenblinden gleichermaßen erkannt werden. Simuliert nun jemand und gibt an auch diese Muster nicht erkennen zu können fällt dies auf. Allerdings versuchen die meisten Menschen eher zu simulieren, dass sie keine Farbsinnstörung zeigen und versuchen mittels auswendig lernen der Karten den Test zu bestehen.

Relevanz für den Führerschein

Tatsächlich führt eine Farbsinnstörung selten zu einer Einschränkung der Teilnahme am Straßenverkehr. Farbenblinde dürfen einen Führerschein erwerben und Auto fahren. Farbenblindheit umfasst dabei vor allem die Rot-Grün-Sehschwächen. Lediglich bei einem vollständigen Ausfall des Farbsinns (Achromatopsie) kommt es zu Einschränkungen. Hier bestehen nämlich zusätzlich eine herabgesetzte Sehschärfe und eine erhöhte Blendungsempfindlichkeit. Menschen mit einer Grünschwäche haben für gewöhnlich keine Probleme. Im Rahmen einer Rotschwäche sieht es etwas anders aus. In diesem Fall reagiert die Netzhaut erst auf stärkere Rottöne. Schlechte Lichtverhältnisse, Unwetter, Nebel oder verschmutze Rücklichter eines voran fahrenden Autos stellen hier Gefahren dar.

Sind Kühe oder Vögel farbenblind?

Menschen verfügen über Sinneszellen, die sogenannten Zapfen. Es gibt drei Arten, die jeweils rote, grüne oder blaue Farben wahrnehmen können. Alle anderen Farben ergeben sich aus verschiedenen Zusammensetzungen dieser Farben.

Der Gattung der Rinder fehlen die Sinneszellen für das rote Licht. Sie können daher nur Farben aus dem grün-blauen Farbspektrum wahrnehmen. Vögel verfügen anstatt der drei Farbrezeptoren wie beim Menschen, sogar über vier Rezeptoren. Sie können zusätzlich ultraviolettes Licht erkennen. In der Dämmerung lässt ihr Farbensinn allerdings deutlich schneller nach als bei uns Menschen.

Zusammenfassung

Bei der meist angeborenen Farbenblindheit entsteht bei Patienten durch den kompletten Ausfall der Zapfen eine Unfähigkeit, Farben wahrzunehmen. Dieses stellt für Betroffene allerdings in der Regel das geringste Problem dar, da sie die Welt von Geburt an nur in Graustufen kennengelernt haben. Im Vordergrund stehen die Symptome der herabgesetzten Sehschärfe und der extrem verstärkten Blendungsempfindlichkeit.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 18.04.2011 - Letzte Änderung: 21.06.2024