Die Funktion und das Piercen des Ohrknorpels

Der Ohrknorpel ist der Formgeber unseres Ohrs und ermöglicht eine gerichtete Schallweiterleitung in den Gehörgang. Am Ohrknorpel werden oft Piercings gestochen. Dadurch kann es unter anderem zu einer Ohrknorpelentzündung kommen.

Die Funktion und das Piercen des Ohrknorpels

Einleitung - Was ist der Ohrknorpel?

Im menschlichen Körper gibt es viele verschiedene Gewebetypen. Eine dieser Gewebeformen ist der Knorpel und dessen Unterform, der elastische Knorpel. Dieser befindet sich unter anderem im Ohr. Der Knorpel gibt dem Außenohr die typische Form und sorgt für eine gerichtete Schallleitung in das Ohr hinein. Außerdem schützt der Knorpel den Gehörgang. Bei Kindern ist der Ohrknorpel noch sehr weich , er wird erst im Jugendalter fest und bekommt seine charakteristische Form. Entzündungen oder Verletzungen können zu einer dauerhaften Formveränderung führen, da der Knorpel sich nicht erneuern (regenerieren) kann.

Funktion des Ohrknorpels

Knorpel hat im gesamten Körper eine Schutzfunktion und kommt besonders an Orten mit hoher mechanischer Belastung vor. Auch im Ohr fungiert der Knorpel als Schutz und Formgeber des schallleitenden Systems. Die Knorpelteile sind so angeordnet, dass sich ein Trichter ergibt und der Schall optimal in den Gehörgang geleitet wird. Besonders nach innen ist diese Stabilisation wichtig, da der Ohrknorpel direkt in den Gehörgangsknorpel übergeht. Der Ohrknorpel gibt dem Ohr seine charakteristische Form und damit dem Gesicht des Menschen einen weiteren individuellen Faktor.

Der Prozess des Hörens beginnt somit schon durch die charakteristische Form unseres Ohr. Wenn Sie sich dafür interessieren, wie es dann weiter geht und letzendlich zum Wahrnehmen von Tönen und Geräuschen kommt, empfehlen wir unsere Seite zu: Hören

Was kann Schmerzen am Ohrknorpel auslösen?

Schmerzen am Ohrknorpel können unterschiedliche Ursachen haben. Die erste Gruppe an Ursachen sind mechanische Verletzungen. Diese sind durch äußerliche Gewalt gegen das Ohr möglich. Hierzu zählen sowohl versehentliche Stöße gegen den Knorpel als auch das Stechen von Piercings. Auch die körperliche Misshandlung von Kindern durch das Ziehen am Ohr sollte bei kindlichen Knorpelverletzungen bedacht werden. Die zweite Ursache für Schmerzen des Ohrknorpels sind Entzündungen und Furunkel der umliegenden Gewebestrukturen. Furunkel, also entzündete Haarfollikel, welche mit Eiter gefüllt sind, können Druck auf den Ohrknorpel ausüben und damit Schmerzen auslösen. Auch eine Mastoiditis, also eine schwere Komplikation der Mittelohrentzündung mit Knochenbeteiligung, drückt den Ohrknorpel nach vorne und verursacht Schmerzen. Bei betroffenen Kindern fällt ein einseitiges abstehendes Ohr auf. Eine weitere mögliche Ursache ist die Neuralgie, also der Nervenschmerz, nach einer Herpes-Zoster-Infektion im Gesichtsbereich. Hierbei sind zwar keine Entzündungsherde mehr vorhanden, aber die Reizung der Nerven kann lebenslänglich bestehen bleiben.

Falls Sie Schmerzen am Ohr  haben und diese genauer lokalisieren können, lesen Sie für ausführlichere Informationen und Behandlungsmöglichkeiten doch unsere Seiten zu: Schmerzen an der Ohrmuschel oder Schmerzen am Ohreingang

Ohrknorpelentzündung

Wie die meisten Gewebearten kann sich auch der Ohrknorpel entzünden, die meisten Entzündungen gehen jedoch von der Knorpelhaut aus. Eine häufige Ursache ist das Stechen von Piercings, da hierbei eine Eintrittspforte für Erreger geschaffen wird. Auch Verletzungen sind möglich.. Bei mechanischer Reizung durch Wattestäbchen kann es ebenso zu einer Entzündung kommen. Eine Entzündung besteht aus mehreren Symptomen. Das erste Symptom ist Dolor, der Schmerz, welcher bei Entzündungen nahezu immer vorkommt. Das zweite Symptom ist Rubor, die Rötung, da es bei Entzündungen zu einer verstärkten Durchblutung im umgebenden Gewebe kommt. Auch die Überhitzung, Calor genannt, ist auf die Durchblutung zurückzuführen. Es kann auch zu starken Schwellungen in der Umgebung kommen. Das letzte Hauptsymptom ist die Functio Laesa, also die Funktionseinschränkung. Dies ist beim Ohrknorpel eher bedingt durch die Schwellung, da hierbei der Gehörgang eingeengt werden kann. Eine Entzündung des Ohrknorpels sollte immer ärztlich behandelt werden, da einmal untergegangener Ohrknorpel sich nicht erneuert (regeneriert) und so bleibende Formveränderungen entstehen können. Die Behandlung erfolgt mit desinfizierenden Mitteln und einer Therapie mit Antibiotika und Cortison.

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Ohrknorpel gerissen

Beim Ohrknorpel handelt es sich um einen sehr elastischen Knorpel. Bei "Brüchen" bzw. bei Einrissen des Ohrknorpels handelt es sich jedoch um ein plötzliches Nachgeben auf äußerliche Gewalt mit spitzen oder scharfen Gegenständen. Da der Knorpel sich nicht erneuern (regenerieren) kann, können derartige Verletzungen die Form des Ohrs dauerhaft verändern.

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Piercing am Ohrknorpel

Piercings sind am Ohr weit verbreitet. Die häufigsten Lokalisationen sind an der Helix, also an der Außenkante des Ohrs. Auch Tragus-Piercings sind häufig anzutreffen. Das klassische Ohrloch im Ohrläppchen zählt jedoch nicht zu den Knorpel-Piercings, da dort kein Knorpel vorhanden ist. Piercings im Ohrknorpel können zu Knorpelentzündungen führen, da eine Eintrittspforte für Erreger geschaffen wird. Nach dem Stechen ist zunächst mit einer starken Schwellung zu rechnen und viele Piercing-Studios empfehlen antibiotische Salben oder Tabletten in den ersten Tagen bis Wochen nach dem Stechen.

Falls Sie sich für das Dehnen von Ohrläppchen im Sinne eines "Tunnels" mit einem Ring interessieren, empfehlen wir Ihnen für weitere Informationen unsere Seite zu: Ohrläppchen - Piercing und Tunnel

Piercing am Tragus

Der Tragus ist der dem Gesicht am nächsten liegende Knorpelanteil. Es handelt sich um einen kleinen Knorpelvorsprung, der vom Gesicht kommend über dem Gehörgang liegt und diesen damit schützt. Das Risiko einer Knorpelhautentzündung ist beim Tragus-Piercing größer als bei anderen Lokalisationen am Ohr. Auch die Schmerzen beim Stechen sollen dort größer sein.

Risiken des Piercings

Bei Piercings im Ohrknorpel kommt es häufiger zu Komplikationen als beim klassischen Ohrläppchen-Piercing, da die Knorpelhaut empfindlicher ist als das weiche Gewebe im Ohrläppchen. Die häufigste Komplikation sind Entzündungen. Beim Piercen wird eine offene Wunde in das Gewebe gestochen und hierbei können Erreger in die Wunde gelangen. Dies kann sowohl bereits beim Stechen als auch nachher passieren. Eine Knorpelentzündung sollte immer ernst genommen werden, da es andernfalls zu einer Ausbreitung auf das Mittel- und Innenohr und im schlimmsten Fall sogar aufs Gehirn kommen kann. Bei einer Ausbreitung über das Blut können auch Herzentzündungen ausgelöst werden. Beim Piercen können auch andere Krankheiten übertragen werden. Bei unsterilen Nadeln kann es in extrem seltenen Fall zu einer Übertragung von Infektionserregern wie z.B. das HI- Virus oder Hepatitis kommen. Je nach Lokalisation des Piercings können auch Nerven verletzt werden und so dauerhafte Empfindungsstörungen der Haut auftreten. Beim Einsetzen des Piercings kann es zudem zu einer allergischen Reaktion kommen. Dies geschieht meistens erst beim Wechsel von dem chirurgischen Piercing zum Modeschmuck. Auch eine Narbenbildung mit Wucherungen im Bereich des Einstichs ist möglich. Bei einigen Personen muss das Piercing wegen der Komplikationen wieder entfernt werden. Nach dem Abheilen nach zwölf Wochen ist das Komplikationsrisiko deutlich geringer, jedoch bleibt dauerhaft die Gefahr des Hängenbleibens und Ausreißens des Piercings. Dies kann zu erneuten Entzündungen und den gleichen Komplikationen wie zu Beginn führen.

Anatomie des Ohrs

Die Anatomie, also der Aufbau, des Ohrs wird in einen mikroskopischen Anteil und einen mit dem Auge sichtbaren Anteil (makroskopischer Anteil) unterteilt. Der mikroskopische Anteil zeigt, dass der Ohrknorpel zum elastischen Knorpelgewebe gehört. Beim elastischen Knorpel handelt es sich um einen sehr zellreichen Knorpel aus nur einer Knoperlezelle, in dem somit kaum Gruppierungen erkennbar sind. Außerdem sind viele elastische Fasern enthalten, welche bis in die Knorpelhaut ausstrahlen. Diese elastischen Eigenschaften sorgen für eine große Stabilität und kaum Verletzlichkeit beim Biegen (biegbar) oder Drücken des Ohrs. Andernfalls würde unser Ohr bereits beim Schlafen auf einer Seite Schaden nehmen, da hierbei das Gewicht des ganzen Kopfs auf eine kleine Gewebemenge drückt.

Der makroskopische Aufbau, also der mit dem Auge erkennbare Anteil, besteht dem Außenohr und dem äußeren Ohrgang (Meatus acusticus externus). Ganz außen, zum Hinterkopf gerichtet, liegt die Helix in einem großen Bogen. Zum Gesicht hin wird das Ohr vom Tragus begrenzt. Der zweite hervorstehende Bogen, welcher fast parallel zur Helix liegt, heißt Anthelix und das untere Ende dieses Bogens Antitragus. Weitere Bestandteile heißen Cavum Conchae, Crus helicis, Scapha und es gibt noch viele weitere. Der genaue Aufbau und die Form der Einzelteile ist individuell sehr unterschiedlich und verändert sich auch im Laufe des Lebens.

Weitere Informationen zum makroskopischen Aufbau des Ohrs finden Sie unter: Äußeres Ohr, Ohrmuschel und Ohrläppchen

Das Ohr setzt sich jedoch nicht nur aus dem für uns sichtbaren äußeren Ohr zusammen, sondern zusätzlich aus dem Mittel- und Innenohr, wodurch uns das Wahrnehmen von Geräuschen und Tönen ermöglicht wird. Für weitere Informationen dazu empfehlen wir unsere Hauptseite zu: Das menschliche Ohr

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 10.04.2019 - Letzte Änderung: 25.07.2023