Operation von X-Beinen

X-Beine können im Säuglingsalter noch physiologisch sein. Ab einer Knieachsenwinkelabweichung von über 20 Grad und zusätzlich auftretenden Symptomen muss eine Operation in Betracht gezogen werden.

Operation von X-Beinen

Einleitung

X-Beine werden in der medizinischen Fachsprache als Genu valgum bezeichnet. Darunter versteht man eine abnormale Beinachse. Die Knie stehen zu eng beieinander, während die Füße aufgrund von Fußfehlstellungen zu weit auseinander liegen. Häufig sind neben den Fußfehlstellungen auch Vitaminmangelerscheinungen und besonders Calciummangel für die X-Beine verantwortlich. Unbehandelte X-Beine können zu Folgeschäden an Hüft- und Kniegelenk führen. Durch die Fehlleistung kommt es schneller zur Abnutzung der Knorpelflächen woraus erhebliche Beschwerden an den Gelenken resultieren können. Deshalb wird meist schon in jungen Jahren ab einer Achsenabweichung von über 20 Grad eine korrigierende Operation von Orthopäden empfohlen um spätere Folgeschäden zu vermeiden.

Operation bei X-Beinen

Eine Operation ist besonders dann indiziert, wenn die Fehlstellung der Beine bereits im Kindesalter sehr ausgeprägt ist und es infolgedessen zu schweren Beeinträchtigungen im Alltag und beim Sport kommt. Die Beinachsenkorrektur der X-Beine hat das Ziel die Beine zu begradigen und somit auch mögliche nachfolgende Komplikationen wie zunehmender Verschleiß und frühzeitige Arthrose zu verhindern. Symptome können anfangs ausbleiben und erst zu einem sehr späten Zeitpunkt auftreten. Ein kompletter Ersatz des Kniegelenks erfolgt erst in einem sehr fortgeschritten Stadium. Dennoch sollte den Patienten vor einer Operation bewusst gemacht werden, dass die Nachbehandlung viel Geduld erfordert und auch die anschließende Belastung zunächst deutlich eingeschränkt werden muss.

Umstellungsosteotomie

Die Operation wird häufig in Vollnarkose durchgeführt. In manchen Fällen kann auch eine Lokalanästhesie ausreichend sein. Zudem wird bei der Operation eine Blutleere induziert. Dazu wird eine Manschette, die aufgepumpt werden kann, weit oben am Oberschenkel angebracht, wodurch die Blutzufuhr für eine gewisse Zeit gestoppt wird. Für die Ärzte erleichtert dies die Operation, da sie bessere Sicht auf das Operationsgebiet erhalten. Bei X-Beinen erfolgt die Korrektur am kniegelenksnahen Oberschenkelknochen.

Da bei X-Beinen die äußeren Gelenkflächen zu stark belastet werden, versucht man diese Überlastung zu begradigen und eher in Richtung O-Beine zu lenken. Dieser Vorgang wird unter Medizinern auch als Varisierungsosteotomie bezeichnet.

Es gibt zwei Möglichkeiten die Beinachse zu korrigieren. Entweder wird eine Keil aus dem betroffenen Knochen herausgenommen oder eingearbeitet, um den gewünschten Winkelgrad zu erreichen. Meistens entscheidet man sich für die Entnahme eines Knochenkeils. Um Zugang zum Oberschenkelknochen zu erhalten muss an der Außenseite ein Schnitt durchgeführt werden. Die Größe des Schnitts beträgt circa 5-8 cm. Zunächst wird eine Arthroskopie durchgeführt. Dabei handelt es sich um eine Spiegelung des Kniegelenks. Insbesondere werden die Gelenkflächen begutachtet. Da die äußeren Gelenkflächen bei X-Beinen stärker belastet werden kann es sein, dass der Knorpel dort schon sehr ausgefranst ist.

Im Rahmen der Arthroskopie können mit speziellen Geräten überschüssiger und ausgefranster Knorpel sowie erste Anzeichen eines Verschleißes entfernt werden. Anschließend erfolgt das sogenannte ,,Aufklappen" des Oberschenkelknochens. Dazu wird ein keilförmiges Stück Knochen entfernt und zwar so, dass die Spitze des Keils zur Innenseite des Oberschenkels weist. Es entsteht ein Spalt im Knochen, der nun mit eigenem Knochenmaterial, welches aus dem Beckenkamm entnommen wird, gefüllt werden kann. In diesem Fall spricht man von einer closed-wedge Osteotomie. Bleibt der Spalt dagegen offen, spricht man von einer open-wedge Osteotomie. Bei Letzterem wird der Spalt nach und nach durch neu gebildetes Knochenmaterial aufgefüllt. Diese Methode eignet sich besonders für jüngere Patienten, bei denen das Knochenwachstum noch nicht zum Stillstand gekommen ist. Bei beiden Möglichkeiten wird schließlich das Bein in einer exakt geraden Stellung mittels Platten und Schrauben fixiert. Die einzelnen Operationsschritte werden durch Röntgenaufnahmen kontrolliert und genau dokumentiert.

Komplikationen

Wie die meisten Operationen birgt auch die Umstellungsosteotomie bei X-Beinen einige Risiken. Zu den typischen Komplikationen, die auftreten können gehören Nachblutungen, Blutergüsse und Infektionen. Weiterhin können am Oberschenkel Nerven verletzt werden, was Lähmungserscheinungen oder Sensibilitätsstörungen zur Folge haben kann. Ähnliche Schäden können in Folge der Blutstauung entstehen. Des Weiteren ist der Erfolg der Operation nicht garantiert. Die Knochenheilung kann eventuell nicht den gewünschten Erfordernissen entsprechen. Zudem ist es möglich, dass Entzündungen aufgrund der angebrachten Platten und Schrauben entstehen, oder dass der Patient mit einer allergischen Reaktion auf das verwendete Material reagiert. In einem Vorgespräch sollte der Patient bzw. die Eltern eines Kindes über mögliche Risiken aufgeklärt werden.

Nachbehandlung

Eine Nachbehandlung im Krankenhaus dauert circa 4-5 Tage. Anschließend kann der Patient, wenn keine Komplikationen auftreten, entlassen werden. In den ersten 2-3 Wochen sollte der Patient das operierte Bein gut schonen und maximal mit einem Gewicht von 20kg belasten. Daher erhält er zum Gehen Unterarmgehstützen. Das heute verwendete Material zur Fixierung der Knochen ist ein sehr winkelstabiles Plattensystem. Daher kann je nach Heilungsverlauf eine volle Belastung nach 3 Wochen möglich sein.

Um das Kniegelenk und das Bein früh belasten zu können, erhält der Patient frühzeitig eine gezielte Krankengymnastik. Dadurch wird auch der Heilungsverlauf beschleunigt. Im Anschluss an die Heilung kann leicht belastender Sport wie Radfahren oder Schwimmen durchgeführt werden.

Prognose

Wie gut eine Korrektur der Fehlstellung verheilt hängt von vielen Faktoren ab. Eine wichtige Rolle spielen dabei Alter und Ausmaß der X-Beine. Generell besteht bei Menschen mit einer korrigierten Fehlstellung das erhöhte Risiko, eine Arthrose zu entwickeln. Dennoch haben Studien gezeigt, dass die meisten Patienten nach einem operativen Eingriff mehr als 10 Jahre beschwerdefrei sind und keine Kniegelenksprothese benötigen.

Epiphyseodese bei Kindern

Unter dem Begriff "Odese" versteht man eine Versteifung im Knielegenksspsalt. Diese Operationstechnik bietet eine weitere Möglichkeit, eine Korrektur der X-Beine vorzunehmen. Da es sich um eine Variante handelt die darauf abzielt, dass die Beinachse durch körpereigenen Knochenaufbau begradigt wird ist diese Technik nur bei Kindern möglich, deren lange Röhrenknochen noch eine deutliche Wachstumsfuge besitzen.

Für die Korrektur von X-Beinen wird ein kleiner Hautschnitt an der Innenseite des Kniegelenks durchgeführt. Anschließend wird eine kleine Platte (eight-plate) am innen liegenden Bereich der Wachstumsfuge mit zwei Schrauben angebracht. Sie verhindert das Weiterwachsen der Knochen auf dieser Seite, während die äußere Seite der Wachstumsfuge normal weiter wachsen kann. Dadurch wird die Winkelabweichung des Beines begradigt.

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Nachbehandlung

Die stationäre Behandlung im Krankenhaus dauert in den meisten Fällen nicht länger als 3-4 Tage. Im Anschluss daran sollte das operierte Bein nicht voll belastet werden. Für 14 Tage erhält das Kind Unterarmgehstützen. In regelmäßigen Abständen wird der Verlauf des Wachstums kontrolliert.

Mittels Röntgenaufnahmen kann die Korrektur der Fehlstellung begutachtet werden. Dadurch soll auch der richtige Zeitpunkt zum Entfernen der Platte und der Schrauben getroffen werden. Bei vielen Kindern hat sich die Beinachse nach circa einem Jahr soweit begradigt, dass die Platte entfernt werden kann und die Knochen die richtige Winkelstellung eingenommen haben.

Weiterführende Informationen

Weitere Informationen zum Thema Operation von X-Beinen finden Sie unter:

Eine Auswahl der bisherigen Themen der Orthopädie finden Sie unter Orthopädie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.07.2016 - Letzte Änderung: 30.03.2024