In diesem Artikel geht es um die Pudendusneuralgie der Heilungschancen und wie man dies am besten therapiert.
Bei der Pudendusneuralgie handelt es sich um eine schmerzhafte Reizung des Pudendusnerven, die sich durch Schmerzen im Bereich zwischen Genital und After (Dammregion) präsentiert. Schmerzen können hierbei nach vorne und hinten ausstrahlen und mit weiteren Symptomen, wie Harn- oder Stuhlkontinenz oder Störungen der Sexualfunktion, einhergehen. Typisch ist außerdem, dass die Schmerzen im Sitzen stärker werden und im Liegen deutlich abnehmen. Die Erkrankung ist relativ selten und betrifft Frauen doppelt so häufig wie Männer.
Die Ursachen der Pudendusneuralgie sind mannigfaltig. In den meisten Fällen ist es eine mechanische Kompression des Nervs, die zu einer Reizung und damit den Schmerzen führt. Dies ist beispielweise bei Fahrradfahrern der Fall bei denen es bei längeren Strecken zu einer dauerhaften Einengung des Pudendusnerven kommt.
Aber auch bei einer Veränderung des umliegenden Gewebes, wie bei Gefäßerkankungen und Schädigungen des Bindegewebes kann es zu einer Einklemmung kommen.
Nicht selten tritt eine Pudendusneuralgie infolge von Operationen im Beckenbereich auf. Hierbei besteht zum einen das Risiko der direkten Verletzung des Nervens durch den Operateur, andererseits die Gefahr einer mechanischen Reizung durch einen übermäßigen Zug auf das Bein, wie es häufig bei Fraktur-Operationen durchgeführt wird.
Neben diesen mechanischen Ursachen gibt es eine Reihe weiterer Erkrankungen, die zum Krankheitsbild der Neuralgie am Pudendusnerven führen können.
Hierzu zählen vor allem der Diabetes mellitus und die sogenannte Gürtelrose.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Diabetes Mellitus und Gürtelrose
Die Diagnose der Pudendusneuralgie wird neben einer ausführlichen Erhebung der Krankheitsgeschichte, vor allem durch den Einsatz mehrerer bildgebenden und elektrophysiologischen Verfahren gesichert.
In der Elektrophysiologie, bei der unter anderem die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen werden kann, zeigt sich diese meist verlängert. Bildgebende Verfahren, wie das Röntgen oder ein MRT dienen vor allem der Suche nach möglichen Ursachen und dem Ausschluss anderer Differentialdiagnosen, da die Pudendusneuralgie selbst nur selten mit strukturellen Veränderungen einhergeht, die in der Bildgebung erkannt werden können.
Somit ist die Diagnose der Pudendusneuralgie maßgeblich vom klinischen Bild der Beschwerden geleitet, dass für diese Erkrankung meist spezifisch ist.
Bei Verdacht auf eine Pudendusneuralgie, sollte stets zunächst eine Vorstellung bei einem Hausarzt erfolgen, da dieser bereits einfachere Differentialdiagnosen, wie Hämorrhoiden, ausschließen kann.
In den meisten Fällen erfolgt eine Überweisung an den Proktologen, der eine genauere Untersuchung durchführen kann und grundsätzlich die Behandlung dieser Neuralgie durchführt. Die oben beschrieben Diagnostik, wie bildgebende Verfahren und weiteres, werden meist durch den Proktologen veranlasst.
Nicht selten wird die Meinung eines Neurologen in der Behandlung der Erkrankung hinzugezogen, da dieser auf die Therapie von Nervenschmerzen (Neuralgie) spezialisiert sind. Somit fordert die Diagnostik und Behandlung der Pudendusneuralgie eine interdisziplinäre Beteiligung verschiedener Fachrichtungen.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Hämorrhoiden
Das führende Symptom der Pudendusneuralgie sind starke Nervenschmerzen (Neuralgie).
Diese werden häufig als stechend, brennend und einschließend beschrieben. Während der Fokus der Schmerzen im Bereich zwischen Genital und After liegt, strahlen die Schmerzen oft weiter aus in den Bereich der äußeren Vagina oder des Penis.
Hierbei sind die Beschwerden in den meisten Fällen nur einseitig vorhanden. Eine Beteiligung beider Seiten wird meist nur nach schwereren Beckenfrakturen oder anderen größeren Traumata beschrieben. Alle Patienten beschreiben, dass der Schmerz beim Sitzen deutlich zunimmt, während er beim Liegen fast vollständig verschwindet.
Beschwerden im Schlaf werden daher meist nicht angegeben. Häufig berichten Patienten auch von einer Besserung nach dem Stuhlgang, was auf eine Druckentlastung des kleinen Beckens zurückzuführen ist. Neben den Schmerzen können aber noch weitere Symptome auftreten. Hierzu gehören zum einen die Harn- und Stuhlinkontinenz, die jedoch nur selten auftritt.
Etwas häufiger werden Sensibilitätsstörungen im Sinne von Missempfindungen (Parästhesien) im Dammbereich beschrieben. In seltenen Fällen kann es auch zu Störungen der Sexualfunktion kommen.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Inkontinenz
Die medikamentöse Behandlung der Pudendusneuralgie gestaltet sich, wie die meisten Nervenschmerzen, kompliziert, da diese nicht auf herkömmliche Schmerzmittel, wie Ibuprofen oder ASS, ansprechen. Daher kommen vor allem Medikamente zum Einsatz, die normalerweise als Antidepressiva oder Antiepileptika Anwendung finden. Das Antidepressivum, das in diesem Kontext am häufigsten zum Einsatz kommt, ist das Amitryptylin.
Antiepileptika bzw. Antikonvulsiva, die eingesetzt werden sind:
Eine Kombination von Wirkstoffen dieser beiden Substanzklassen ist möglich und zeigt oft eine gute Wirkung. Eine vollständige Symptomfreiheit ist jedoch nur selten erreichbar.
So hat sich neben der medikamentösen Therapie auch die Behandlung durch chirurgische Eingriffe etabliert.
Diese haben stets eine Dekompression des Nervens zum Ziel und zeigen Ansprechraten von über 70%. In den meisten Fällen zeigt sich der Effekt der Eingriffe jedoch erst innerhalb der folgenden Monate. Eine weitere Therapieoption stellt die kanuläre Infiltration dar. Bei dieser wird eine Mischung aus Kortison und langfristig wirksamen Lokalanästhetika an die Kompressionsstelle des Pudendusnerven gespritzt. Während diese Therapie bei fast allen Patienten eine gute Wirkung bis zur vollständigen Schmerzfreiheit zeigt, ist dieser Effekt nur auf wenige Wochen beschränkt.
Somit sind weiterhin die medikamentöse Therapie oder die operative Dekompression des Nervens die führenden Optionen in der Langzeitbehandlung der Pudendusneuralgie.
Lesen Sie mehr zum Thema unter: Amitriptylin
Wie oben bereits beschrieben, ist ein operativer Eingriff eine mögliche Behandlungsoption beim Vorliegen einer Pudendusneuralgie.
Ziel des Eingriffes ist die Dekompression des Nervens, also die Entfernung von Strukturen, die den Nerven in seinem Verlauf einklemmen.
Der operative Zugang erfolgt hierbei meist über die Muskulatur des Hinterns (Glutealmuskulatur).
Der Nerv wird hierbei oft in das kleine Becken verlegt, und Störungen der Bänderstrukturen werden behoben, die eine Einklemmung des Nervens bewirken können.
Da es nach der Befreiung des Pudendusnervens häufig zunächst zu einer Steigerung der Schmerzen kommt, wird dieser am Ende der OP meist mit Lokalanästhetika betäubt.
In den meisten Fällen zeigt sich der schmerzlindernde Effekt des Eingriffes erst nach einigen Wochen bis Monaten.
Es gibt zahlreiche homöopathische Mittel, die eine Besserung oder Heilung der Schmerzen bei einer Pudendusneuralgie versprechen. Welches Heilmittel Anwendung findet, hängt hierbei maßgeblich von der auslösenden Ursache des Nervenschmerzes ab.
Ist dieser beispielsweise auf eine Verletzung oder Trauma zurückzuführen, wird die Einnahme von Arnica empfohlen.
Doch auch die Schmerzqualität wird der Entscheidung über das geeignete Mittel miteinbezogen. Wird der Schmerz als drückend, klopfend beschrieben, wird häufig Belladona verschrieben, während Bryonia bei stechenden Schmerzen zum Einsatz kommt.
Die Dauer des Pudendusneuralgie kann deutlich variieren. Während es nicht selten zu einem spontanen Abklingen der Beschwerden kommt, was bei Patienten ohne auffindbare Ursache häufiger der Fall ist, kann die Dauer der Beschwerden bei anderen Patienten mehrere Jahre anhalten.
Dies ist vor allem dann der Fall, wenn der Nerv durch umliegende Strukturen dauerhaft komprimiert wird. In diesen Fällen ist eine gute medikamentöse Einstellung unabdingbar und es sollte über einen operativen Eingriff nachgedacht werden.
Bei kurzzeitigeren Reizungen des Nervens unter einer Operation oder anderen mechanischen Belastungen, klingen die Symptome in der Regel innerhalb weniger Monate ab.
Grundsätzlich gilt die Prognose der Pudendusneuralgien als gut, sofern alle verfügbaren Therapieoptionen in das Behandlungsschema miteinbegriffen werden. Kann eine einklemmende Ursache des Nervens ausgemacht werden, ist die operative Behandlung in vielen Fällen sinnvoll und kann langfristig zu einer vollständigen Heilung führen.
Dennoch gibt es Patienten, die nicht von einem operativen Eingriff profitieren und auch die medikamentöse Therapie nur schlecht anschlägt. Insofern ist die Prognose der Pudendusneuralgie maßgeblich von der zugrundeliegenden Ursache abhängig und meist erst im Verlauf zu beurteilen.
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