Patellasehnenreizung

Bei einer Patellasehnenreizung oder dem Patellaspitzensyndrom handelt es sich um eine Entzündung der Patellasehne. Sie entsteht typischerweise in Folge einer kontinuierlichen Überbelastung des Streckapparates im Bein.

Patellasehnenreizung

Definition

Bei einer Patellasehnenreizung oder dem Patellaspitzensyndrom (Tendinitis patellae oder Tendinosis patellae) handelt es sich um eine Entzündung der Patellasehne.
Die Patellasehne ist die Fortsetzung des vorderen Oberschenkelmuskels (M. quadriceps femoris). Die Aufgabe der Patellasehne besteht darin, die Kraft vom Oberschenkel an den Unterschenkel weiterzuleiten und ermöglicht so die Beugung und Streckung des Beins.
Durch eine Überbelastung kann die Sehne gereizt werden und im schlimmsten Fall sogar ganz reißen.

Lesen Sie hierzu auch das Thema: Patellasehnenruptur

Ursachen

Eine Patellasehnenreizung entsteht typischerweise in Folge einer kontinuierlichen Überbelastung des Streckapparates im Bein. Durch die erhöhte Reibung am Übergang zwischen Sehne und Knochen kommt es zur Reizung und die Sehne entzündet sich.

Die Patellasehne unterliegt vor allem beim Gehen und Laufen einer starken Zugbelastung und einer ständigen Beanspruchung. Daher sind häufig Läufer, die ihre Beine oft und stark belasten, von einer Patellasehnenentzündung betroffen. Durch zu wenig Laufpausen oder falsches Schuhwerk wird die Entstehung einer Patellasehnenreizung zusätzlich begünstigt. Gute Laufschuhe und ausreichend lange Pausen zwischen den einzelnen Läufen sind eine wichtige Maßnahme zur Prävention. Sportarten, bei denen oft Bewegungsabläufe mit vielen Richtungswechseln, Sprüngen oder schnellem Abbremsen vorkommen (z.B. Basketball, Fußball, Hochsprung, Weitsprung, Squash) sind ein großer Risikofaktor für eine Patellasehnenreizung, da die Sehne hierbei extrem beansprucht wird und schnell gereizt werden kann.

Eine weitere Ursache können ein zu schwach ausgebildeter Muskelapparat oder eine verkürzte Oberschenkelmuskulatur sein, da dadurch die Sehne stärker beansprucht wird, am Knochen scheuert und sich entzünden kann. Eine Patellasehnenreizung kann auch durch infektiöse Wunden am Knie entstehen: durch einen Unfall oder eine Verletzung dringen Bakterien ins Gewebe ein und lösen dort eine Entzündungsantwort aus. Bestimmte Medikamente, z.B. Statine (Cholesterinsenker) oder Antibiotika aus der Klasse der Fluorchinolone, begünstigen ebenfalls die Entstehung einer Patellasehnenentzündung, da sie schädigend auf Bindegewebe und Sehnen wirken.

Andere Ursachen und Risikofaktoren für die Entstehung einer Patellasehnenreizung sind verschiedene orthopädische Veränderungen des Bewegungsapparates, wie Kniehochstand, Osteonekrose im Bereich der Patellasehne oder Beinfehlstellungen wie X- und O-Beine. Außerdem belasten auch starkes Übergewicht oder altersbedingte Erscheinungen wie Osteoporose und Arthrose die Bänder und begünstigen eine Entzündung im Kniebereich.

Symptome

Typischerweise macht sich eine Patellasehnenreizung durch Schmerzen an der Kniescheibe bemerkbar, die meist einseitig sind, aber auch beide Seiten betreffen können. Üblicherweise nehmen die Schmerzen bei Belastung zu, vor allem beim Sport, Treppensteigen und Abwärtsgehen. Die Schmerzen können aber auch bei alltäglichen Bewegungen auftreten und lassen sich durch Anspannen des vorderen Quadricepsmuskels am Oberschenkel auslösen. Je nach Ausmaß und Schwere der Sehnenschädigung kann das Knie nicht mehr richtig belastet werden und ist in seiner Funktion eingeschänkt, das heißt Beugen und Strecken des Beins ist nur noch bedingt oder unter Schmerzen möglich.

Weiter Symptome sind typische Kennzeichen einer Entzündung: das betroffene Knie schwillt an, fühlt sich warm an und die darüber liegende Haut ist gerötet. Mit zunehmender Schädigung der Sehne werden die Schmerzen schlimmer und im schlimmsten Fall kann die Patellasehne schließlich reißen. Das Knie muss dann operiert werden.

Schmerzen

Eine Patellasehnenreizung führt zu Schmerzen im Bereich des Kniegelenks. Je nach Grad der Entzündung  können die Schmerzen variieren. Zu Beginn schmerzt das Knie nur nach Belastung, z.B. Sport oder Treppensteigen, später treten die Schmerzen auch während der körperlichen Aktivität auf. Mit zunehmender Entzündung bleiben die Schmerzen bestehen, auch wenn keine Belastung stattfindet.

Diagnose

Bei starken Schmerzen im Bereich des Knies, die bei Belastung stärker werden, liegt der Verdacht auf eine Patellasehnenreizung nahe. Ein Arzt kann durch Abtasten und Funktionsprüfung des Kniegelenks die Diagnose stellen.
Dabei erfolgt eine Untersuchung auf Druckschmerz an der Patellasehne und ob ein Strecken des Beins gegen Widerstand möglich ist. Zur Diagnosesicherung eignen sich  bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Kernspintomographie (MRT), die Aufschluss darüber geben, wie stark die Patellasehne gereizt ist und die Prognose verfeinern.

Anzeichen

Eine Patellasehnenentzündung beginnt schleichend und macht sich erst langsam bemerkbar. Das erste Anzeichen für eine gereizte Kniescheibensehne sind Schmerzen im Kniebereich zwischen Schienbein und Patella, die bei Belastung stärker werden. Später können die Schmerzen schlimmer werden und nicht nur sportliche Aktivitäten sondern auch Bewegungen im Alltag einschränken.

Was hilft gegen eine Patellasehnenreizung?

Bei einer Patellasehnenreizung werden zuerst entzündungshemmende Mittel, sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), wie z.B. Ibuprofen, verschrieben. Die Medikamente müssen mehrere Tage eingenommen werden, wobei eine Einnahme über einen längeren Zeitraum nur mit ärztlicher Rücksprache erfolgen darf. Bei sehr schweren Entzündungen oder chronischen Fällen kann der Arzt mithilfe eines Ultraschallgerätes auch direkt Cortison in die betroffene Sehne injizieren. Cortison wirkt stark entzündungshemmend, die Injektionen bergen allerdings ein gewisses Risiko, da dadurch die Sehne für Risse anfällig werden kann. Die Anwendung von schmerzlindernden Cremen, wie Diclofenac, ist bei einer Sehnenentzündung nicht besonders gut geeignet, da die Sehne nicht durchblutet wird und der Wirkstoff nur schlecht eindringen kann.

Die wichtigsten Maßnahmen bei einer Patellasehnenreizung sind Schonung des Knies, Kälte- und Wärmetherapie sowie regelmäßige Übungen zur Mobilisation. Sehr wichtig ist, das erkrankte Knie ruhig zu stellen und alle Aktivitäten, die Schmerzen verursachen, einzustellen, ansonsten kann die Entzündung chronisch werden oder die Sehne reißen.
Läufer und Sportler müssen pausieren und dürfen nach abgeklungener Entzündung nur langsam wieder mit dem Training beginnen. Bei einer akuten Entzündung soll die Sehne mit Eispackungen und kalten Wickeln gekühlt werden, damit die Schwellung und Rötungen reduziert werden. Nach ein bis zwei Tagen fördert Wärme die Abheilung der Entzündung. Physiotherapie und Krankengymnastik unterstützen den Heilungsprozess mit gezielten Übungen zur Mobilisation und Dehnung. Kniegurte und Kniebandagen entlasten die Sehne und lindern dadurch die Schmerzen. Ebenso wirkt Kinesio-Taping wirkt stabilisierend und stützend auf das Kniegelenk.
Ein operativer Eingriff ist nur sehr selten nötig und wird üblicherweise nur bei einem Riss der Patellasehne eingesetzt.

Kinesio-Tapen

Zur Linderung der Schmerzen und zur Beschleunigung der Heilung einer Patellasehnenreizung kann das betroffene Knie mittels Kinesio-Tape fixiert werden. Dabei wird das elastische Tape direkt auf die Haut von Oberschenkelmuskel und Kniescheibe geklebt und unterstützt den körpereigenen Heilungsprozess. Normalerweise bleibt das Tape für vier bis sieben Tage auf dem erkrankten Kniegelenk kleben. Das Tape kann entweder selbst oder durch einen Physiotherapeuten angebracht werden.

Bandagen

Eine orthopädische Bandage wird vom Orthopäden zur Therapie einer Patellasehnenreizung verschrieben. Dabei ist es wichtig, dass die Bandage die richtige Größe hat, denn sie darf nicht zu eng sitzen und einschneiden oder verrutschen. Durch die Bandage wird das Kniegelenk stabilisiert und die Patellasehne entlastet, dadurch kann die Entzündung in Ruhe abheilen, ohne dass das Knie dabei stark beansprucht wird.
Ein Beispiel für eine solche Bandage ist die Patellasehnenbandage.

Dehnen

Durch eine schwache Muskulatur wird die Patellasehne noch mehr gespannt und muss daher einer größeren Belastung standhalten. Regelmäßiges und konstantes Dehnen der Beinmuskulatur fördert den Muskelaufbau und reduziert dadurch die Beanspruchung der Patellasehne. Das Dehnen der Oberschenkelmuskulatur (vorderer Quadriceps, hinterer Oberschenkelbiceps) und der Waden soll keine starken Schmerzen sondern nur ein leichtes Ziehen verursachen. Auch wenn die Symptome einer Patellasehnenreizung verschwunden sind, kann regelmäßiges Dehnen dabei helfen, einem Rückfall vorzubeugen.

Hausmittel

Eine Patellasehnenreizung ist eine unangenehme Erkrankung, die normalerweise aber schnell wieder ausheilt. Das beste Hausmittel, um die Heilung zu beschleunigen, ist möglichst viel Ruhe für das betroffene Knie und eine Bandage zur Entlastung. Zusätzlich kann das Knie während der ersten Tage gekühlt werden, damit die Schwellung und die Schmerzen nachlassen. Nach spätestens zwei Tagen sollte die entzündete Sehne dann mit Wärmeflaschen oder Infrarotbestrahlung gewärmt werden, damit die Heilung stimuliert wird.

OP

Normalerweise kann eine Patellasehnenreizung konventionell therapiert werden, das heißt ohne chirurgische Maßnahmen.

Allerdings kann in sehr selten Fällen kann ein operativer Eingriff als therapeutische Maßnahme erwogen werden. Das ist vor allem bei einer chronischen und sehr lang andauernden Patellasehnenreizung der Fall. Durch die anhaltende Entzündung degeneriert die Sehne und verkürzt sich. Bei einer Operation werden die geschädigten Stellen der Sehne herausgeschnitten und die Sehne kann sich regenerieren.

Psychotherapie

Physiotherapie kann zur Behandlung einer Patellasehnenreizung unterstützend verschrieben werden. Dabei werden Massagetechniken eingesetzt, die der Durchblutungsförderung dienen. Außerdem erfolgt eine Mobilisation durch gezielte Dehnungsübungen, wodurch die Spannung auf die Sehne reduziert wird und wieder ein normaler Bewegungsablauf erreicht werden soll.
Weitere Übungen dienen der Kräftigung der Muskeln im Oberschenkel und der Wade. In der Regel dauert eine Physiotherapie ein bis zwei Wochen, dann sollte die akute Entzündung abgeklungen und das Knie langsam wieder belastbar sein.

Dauer

Normalerweise heilt eine akute Patellasehnenreizung innerhalb weniger Wochen von alleine wieder ab. Durch eine Therapie kann der Heilungsprozess beschleunigt werden und die gesamte Erkrankung dauert dann etwa zwei Wochen.
Wichtig ist, dass nach der Abheilung eine Schonfrist von mindestens zwei Monaten eingehalten wird, um mögliche Rückfälle zu verhindern. In manchen Fällen kann die Patellasehnenreizung aber auch chronisch werden und mehrere Jahre andauern.

Sportpause

Während einer akuten Patellasehnenreizung muss eine übermäßige Beanspruchung des Kniegelenks vermieden werden und Aktivitäten, die Schmerzen verursachen, dürfen keinesfalls ausgeführt werden. Auch nach der Ausheilung muss die Sehne geschont werden, da es sonst schnell zu Rückfällen kommen kann. Häufig sind Sportler, vor allem Läufer, von einer Patellasehnenreizung betroffen.

Bis die akuten Schmerzen verschwunden sind, muss eine Sportpause eingelegt werden, da die Patellasehne beim Laufen permanent belastet ist.

Danach kann langsam wieder mit dem Training begonnen werden, wobei aber darauf geachtet werden sollte, dass die Trainingseinheiten kurz und nicht allzu anspruchsvoll sind. Läufer sollten für die ersten Laufstrecken nach einer überstandenen Patellasehnenreizung kurze, ebene Strecken möglichst ohne Kurven oder Steigungen wählen.

Weiterführende Informationen

Hier finden Sie weitere Themen, die Sie interessieren könnten:

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 11.10.2017 - Letzte Änderung: 30.03.2024