Eiter im Hals

Eiter im Hals

Einleitung

Eiter im Hals ist zumeist Symptom einer handfesten bakteriellen Infektion des Halses. Der Eiter ist dabei nichts weiter als abgestorbene Zellen des Immunsystems, die bei der Bekämpfung der Erreger getötet wurden. Interessanter für den Arzt ist also, was genau die Eiterbildung im Hals ausgelöst hat und wie man es am besten therapieren kann.

Ursachen

Das Auftreten von Eiter ist in aller Regel ein Hinweis für eine bakteriell bedingte Entzündung. Im Grunde genommen besteht Eiter zum Großteil aus zerstörten Zellen des körpereigenen Immunsystems, die bei der Abwehr der bakteriellen Erreger zugrunde gegangen sind.
In seltenen Fällen können auch Viren und in noch selteneren Fällen auch Pilzinfektionen für eine Eiterbildung verantwortlich sein.

Die Erreger, egal welcher Gattung sie nun angehören mögen, finden hierbei eine Möglichkeit, sich im Hals anzusiedeln. Die körpereigene Immunabwehr kann nicht genügend funktionsfähige Zellen aufbieten, um die Erreger schon von Beginn an zu eliminieren oder die Menge an Erregern ist zu groß für die Kapazitäten des Immunsystems.
Darüber hinaus sind Personen, denen die Mandeln entfernt wurden eher anfällig für eine eitrige Halsentzündung. Die Mandeln haben normalerweise die Aufgabe, körperfremde Zellen für das Immunsystem zu präsentieren. Durch den Wegfall dieser „Schutzeinrichtung“ konnten sich die Erreger bereits deutlich vermehren, bevor sie in Kontakt mit dem Immunsystem kommen.

Therapie

Die Behandlung der Erkrankung hängt in erster Linie von der Art der Erreger ab. Wie wohl bereits hinlänglich bekannt, sollte ein Antibiotikum wirklich nur dann eingesetzt werden, wenn Bakterien die verursachenden Erreger sind. Sind hingegen Viren verantwortlich, unterscheidet sich die Therapie erheblich.

Jedoch braucht auch nicht jede bakteriell hervorgerufene eitrige Entzündung Antibiotika. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind sie notwendig, bei jungen Gesunden verkürzen sie meist nur die Krankheitsdauer. Medizinischer Standard ist jedoch eine antibiotische Behandlung, sobald eine Eiterbildung zu erkennen ist.

Da gegen Viren, welche dieses Krankheitsbild verursachen können, keine antivirale Therapie zur Verfügung steht, heißt es in diesem Falle den Körper durch Schonung so gut wie möglich bei der Bekämpfung der Erreger zu unterstützen und sich Ruhe zu gönnen.

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Wann sollte ein Antibiotikum genommen werden?

Ein Antibiotikum stellt den Behandlungsstandard einer eitrigen Halsentzündung dar, wenn sie bakteriell verursacht ist.
Immungeschwächte Leute müssen auf jeden Fall antibiotisch behandelt werden, da ihr Immunsystem alleine nicht mit den Erregern zurechtkommen würde.

Dazu zählen vor allem alte Menschen, Kleinkinder und Personen mit einem bekannten Defekt ihres Immunsystems.
Alle anderen Personen können zuerst auch ohne Antibiotika behandelt werden. Sollte sich jedoch abzeichnen, dass sich der Krankheitszustand nicht bessert, ist dies Indiz, eine Antibiotikabehandlung zu beginnen, um den Krankheitszustand nicht unnötig zu verlängern.

Welches Antibiotikum ist zu empfehlen?

Normalerweise wird eine eitrige Halsentzündung mit Penicillin behandelt. Hierbei gibt es Unterscheidungen.
Aminopenicilline beispielsweise sollten in diesem Falle nicht eingesetzt werden. Sollte der Grund für die eitrige Halsentzündung die Infektion mit einem Ebbstein-Barr-Virus sein, führt das Verabreichen eines Aminopenicillin in einigen Fällen zu einer allergischen Reaktion auf das Antibiotikum. Bemerkbar macht sich dies meistens nicht durch schlimme Symptome, sondern meist durch einen harmlosen Hautauschlag.

Sollte die Therapie unter einfachem Penicillin nicht anschlagen, kann als Alternative auf die sogenannten Cephalosporine zurückgegriffen werden. Alternativ können bei einem nicht Ansprechen der ersten antibiotischen Therapie auch sogenannte Makrolide zum Einsatz kommen, die einen anderen Wirkmechanismus als die beiden vorher beschriebenen innehaben.

Welche Hausmittel helfen?

Hausmittel können Schmerzen lindern und den Heilungsprozess beschleunigen.
Das ausreichende Trinken von Wasser oder mit Honig gesüßten Tees stellt einen ersten wichtigen Punkt dar. Die ausreichende Flüssigkeit ist wichtig, um die Schleimhäute des Halses feucht zu halten und es den Erregern so schwerer zu machen, sich weiter auszubreiten.

Neben dem Trinken gehört Gurgeln zu den häufig angewendeten Hausmitteln. Dabei sagt man dem Gurgeln mit lauwarmem Kamille- oder Salbeitee eine leicht entzündungshemmende Wirkung nach. Auch das Gurgeln mit speziellen Salzlösungen kann hilfreich sein.

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Bei starken Schluckschmerzen kann es sich empfehlen, einen simplen Eiswürfel zu lutschen. Die enthaltenen Menge Wasser trägt zwar nur unwesentlich zur Befeuchtung der Schleimhaut bei, allerdings sorgt die Kälte für ein leicht betäubendes Gefühl des inneren Halses.

Auch dem Meerrettich wird eine entzündungshemmende Wirkung nachgesagt. Frisch geriebener Meerrettich kann entweder als Tee – mit etwas Honig- aufgekocht werden oder auch direkt verspeist werden; sofern die Schärfe erträglich ist.

Zu guter Letzt sollen auch Quarkwickel nicht unerwähnt bleiben. Ihnen wird ebenfalls eine schmerzlindernde Wirkung zugeschrieben, die nicht so sehr durch die Inhaltsstoffe des Quarks, als vielmehr durch seine kühlende Wirkung begründet ist.

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Diagnose

Einen eitrigen Hals diagnostiziert der Arzt in aller Regel, indem er sich die entzündete Stelle anschaut. In aller Regel geht die eitrige Stelle mit einer deutlichen Rötung des umliegenden Gewebes einher. Diesen Umstand kann man, sofern gut einsehbar, immer gut erkennen. Sollte sich die eitrige Stelle jedoch in einer Lage befinden, die nicht direkt einsehbar ist, können Hals-Nasen-Ohren-Ärzte kleine Spiegel zum Einsatz bringen, mit deren Hilfe sie noch tiefer in den Hals hineinschauen können.
Ein weiterer Schritt zur sicheren Diagnose wäre die Entnahme eines Abstrichs von der eitrigen Stelle des Halses. Diese Probe kann dann auf den verursachenden Erreger hin untersucht werden und die antibiotische Therapie dementsprechend angepasst werden.

Begleitende Symptome

Die begleitenden Symptome können breit gefächert sein. In den meisten Fällen zählen Schmerzen mit zu den Hauptsymptomen eines eitrig belegten Halses.
Weiterhin ist ein eitriger Hals häufig mit einer Erkrankung der Atemwege vergesellschaftet, wie zum Beispiel einer Bronchitis, in ernsteren Fällen kann dies jedoch auch Hinweis auf eine handfeste Lungenentzündung  sein. 

Heiserkeit beschreibt ein weiteres mögliches Begleitsymptom. Die Entzündung befällt in diesem Falle auch die Stimmlippen und sorgt dafür, dass diese nicht mehr in vollem Umfang geöffnet werden können. Die Tonlage verschiebt sich also merklich, da nicht mehr so viel Luft wie normalerweise durch die Stimmritze gelangt.

Zusätzlich kann es zu einem Fremdkörpergefühl im Hals kommen. Auf der einen Seite sind angeschwollene Partien des Halses dafür verantwortlich, auf der anderen Seite Eiterpropfen, die sich im Hals gelöst haben.  
Des Weiteren sind Entzündungen des Halses häufig Folge von oder Bote für einen Befall der Nasennebenhöhlen. Es kann also außerdem zu Nasennebenhöhlenentzündungen kommen, die häufig durch die gleichen Erreger bedingt sind, die auch für den Eiter im Hals verantwortlich sind.

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Schmerzen

Die Schmerzen sind ein „Grundsymptom“ der vorliegenden Entzündung. Das Immunsystem benutzt in dieser entzündeten Region bestimmte Botenstoffe, die zum Einen weitere Abwehrzellen anlocken, zum Anderen aber auch dafür sorgen, dass die sensiblen Nervenfasern, die den Schmerz vermitteln, gereizt werden und somit wesentlich schneller auf Schmerzreize reagieren als normalerweise.
Sobald die Entzündung abklingt, werden auch die Schmerzen wieder verschwinden.

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Schmerzfreiheit

Eine Schmerzfreie eitrige Halsentzündung tritt eher selten auf. Wie im obigen Abschnitt bereits erläutert, sorgt jede Entzündungsreaktion zwangsläufig für eine  massiv erhöhte Schmerzempfindlichkeit. Sofern die Entzündung wirklich eitrig ist, sollte sie in jedem Fall medizinisch abgeklärt werden.
 

Schluckbeschwerden

Die Schluckbeschwerden haben zumeist zweierlei Ursachen. Zum einen geht jede Entzündung auch mit einer Anschwellung des Gewebes einher. In der ohnehin recht engen Halsregion führt dies unweigerlich dazu, dass das aufgenommene Essen mit einem größeren Kraftaufwand an der Engstelle vorbeigepresst wird.

Der zweite Punkt betrifft die in aller Regel auftretenden Schmerzen. Diese sorgen dafür, dass der Patient seinen Schluckvorgang bewusster als sonst wahrnimmt.

Schluckbeschwerden ohne Schmerzen könnten jedoch Hinweis für ein tumoröses Geschehen sein und sollten dem Hausarzt oder besser noch einem HNO-Arzt vorgestellt werden.

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Mundgeruch

Der Mundgeruch lässt sich auf die Bakterien zurückführen, die für die Eiterbildung verantwortlich sind. Sie nutzen neben den normalen Nahrungsbestandteilen auch teilweise Zellen der Mundschleimhaut, um sich zu ernähren.

Bei der Verdauung entstehen dabei Abfallprodukte der Bakterien, die sich geruchlich bemerkbar machen. Dasselbe Prinzip verbirgt sich auch hinter dem Mundgeruch nach dem Verzehr milchhaltiger Lebensmittel oder dem Körpergeruch nach sportlicher Aktivität.    
Aber auch der Eiter selbst kann einen süßlich bis leicht fauligen Mundgeruch verursachen.

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Eiter im Hals ohne Mandeln?

Wie weiter oben bereits beschrieben, dienen die Mandeln im Normalfall als eine Art erste Schutzbarriere. Durch den Wegfall dieser ersten Barriere, gelingt es Viren und Bakterien viel einfacher, sich im Körper auszubreiten und Krankheiten zu verursachen.

Der Schutzeffekt ist bei entnommenen Mandeln allerdings nicht komplett erloschen. Rund um den Eingang zum menschlichen Schlund befindet sich der sogenannte Waldeyer’sche Rachenring. Er ist eine Ansammlung von mehreren Mandelähnlichen Gebilden, die allesamt die gleiche Funktion wie die Mandeln verfolgen, um einer Erkrankung vorzubeugen.

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Dauer

Die Dauer variiert von Person zu Person und ist hauptsächlich von drei Faktoren abhängig: Wird Antibiotika genutzt oder nicht, wie stark ist das Immunsystem des Patienten und um welchen Erreger handelt es sich?
Als sehr grobe Faustformel könnte man aber von einer bis zwei Wochen ausgehen, die es braucht, um die Symptome komplett verschwinden zu lassen.

Wie ansteckend ist Eiter im Hals?

Bei einer akuten eitrigen Entzündung des Halses können die verantwortlichen Erreger auch weitere Personen anstecken.
Eine Übertragung erfolgt zumeist durch sogenannte Aerosole, also kleinste Schleimpartikel nach Niesen oder Husten, die dann von der anderen Person eingeatmet werden.

Diese Aerosole enthalten auch immer Erregerbeimengungen, die dann Ebenfalls von der anderen Person aufgenommen werden und somit ebenfalls zum Ausbruch der Erkrankung führen können.
Bei Antibiotikaeinnahme kann man davon ausgehen, dass die Ansteckungsgefahr nach zwei Tagen unter antibiotischer Therapie gebannt ist.

Weitere Informationen

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 01.08.2018 - Letzte Änderung: 18.09.2024