Die Depression ist eine psychische Erkrankung, deren Ausbruch unter Umständen durch die Einnahme der Anti-Baby-Pille begünstigt werden kann. Meist tritt die Depression in den ersten sechs Monaten nach Beginn der Einnahme der Pille ein. Das Zuführen von Östrogen kann die Ausschüttung von Serotonin im Gehirn verringern. Allerdings können auch andere Faktoren beispielsweise Stimmungschwankungen und Hormonschwankungen während der Pubertät zur Entstehung von depressiven Symptomen führen. Oft spielen allgemeine Lebensumstände eine wichtigere Rolle bei der Entstehung der Depression. Die sogenannte Pille danach kann keine Depression auslösen. Die Depressionen können durch Absetzen der Pille verhindert werden oder bei mittelschweren bis schweren Depressionen mit Medikamenten behandelt werden.
Unter einer Depression versteht man eine psychische Erkrankung, die durch die drei Hauptsymptome „gedrückte Stimmung", Interessenverlust und Antriebslosigkeit gekennzeichnet ist. Sie kann sowohl von innen heraus vom Körper selbst, als auch durch äußere Faktoren wie die Einnahme von Medikamenten entstehen. Je nach Schwere der Stimmungs- und Wesensveränderung wird dabei zwischen einer leichten, mittelschweren und schweren Depression unterschieden.
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Die Anti-Baby-Pille ist ein Hormonpräparat, welches Frauen schon lange als Verhütungsmethode nutzen. Ziel der kleinen Tablette ist es, den Eisprung der Frau zu verhindern, sodass keine Eizelle befruchtet werden kann. Dafür ist es jedoch notwendig, in den körpereigen geregelten Hormonhaushalt der Frau einzugreifen. Die künstliche Zufuhr der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron ruft dabei Hormonspiegel vor, die nicht den natürlichen zyklusabhängigen Werten entsprechen.
Gerade die erhöhten Östrogenwerte könnten eine Erklärung für das vermehrte Auftreten von Depressionen bei Einnahme der Anti-Baby-Pille begründen. Das Hormon Östrogen kann die Ausschüttung unseres Glückshormones Serotonin verringern. Der dadurch hervorgerufene Serotoninmangel kann sich dann wiederum in einer gedrückten Stimmung oder Antriebslosigkeit äußern.
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Bei Frauen, die mit der Pille verhüten, wird die Entwicklung einer Depression dabei vor allem zu Beginn der Einnahme beobachtet. Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper an die künstliche Zufuhr von weiblichen Geschlechtshormonen und kann sich anpassen. In den ersten sechs Monaten ist die Depression jedoch eine häufige Nebenwirkung, die bei einer bis zehn von hundert Frauen auftritt und somit eine „häufige Nebenwirkung“ laut Beipackzettel darstellt.
Es ist wichtig, in diesem Zusammenhang klarzustellen, dass am häufigsten Erstverschreibungen während der Pubertät zu verzeichnen sind. In diesem Zeitraum ist der Hormonhaushalt jeder heranwachsenden Frau in einem Veränderungsprozess. Mit der Reifung der weiblichen Geschlechtsmerkmale und dem Einsetzen der ersten Blutung ist der weibliche Körper bildlich gesprochen mit Hormonen überflutet. Bis sich die Ausschüttung der Hormone wieder normalisiert hat, ist der Zustand als ständig wechselhaft zu sehen. Nehmen junge Frauen somit relativ schnell nach Einsetzen der ersten Monatsblutung die Anti-Baby-Pille, befinden sie sich in einer Entwicklungsphase, die von Natur aus durch starke Stimmungsschwankungen geprägt ist. Werden dann noch zusätzlich Hormone von außen durch die Pille gegeben, nimmt die Wirkung der Hormone zu. Neben wechselnden Gefühlsempfindungen kann es dann aber auch zum Beispiel zu Gewichtsveränderungen kommen. Eine Depression ist somit eher selten einzig und allein durch die Einnahme der Pille bedingt. Vielmehr kann sie bei genetischen Veranlagungen und zusätzlichen äußeren Faktoren wie Stress die Entwicklung einer Depression begünstigen.
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Das Absetzen der Pille ruft in der Regel keine Depression hervor. Es ist falsch anzunehmen, dass es zu einem Hormonmangel beim Absetzen der Pille kommt. Es dauert meistens nur einige Tage, bis die weiblichen Geschlechtshormone wieder ihre zyklusabhängigen Spiegel erreichen.
Die künstliche Zufuhr durch die Anti-Baby-Pille hat nämlich lediglich die Reifung der Eizelle und den Eisprung während der Einnahme manipuliert, indem es die eigentlichen Steuerhormone unterdrückt hat. Werden keine Hormone mehr künstlich zugeführt, erkennen die Steuerhormone den Abfall der Hormonkonzentration und bewirken eine vermehrte körpereigene Produktion. Diese ist dann jedoch wieder an den Zyklus der Frau angepasst und bewirkt letztendlich wieder einen Eisprung.
Die körpereigenen Schwankungen der Hormonspiegel wirken sich jedoch nicht auf die Psyche in Form von einer Depression, sondern mehr körperlich auf die Schleimhaut der Gebärmutter und die Brust aus. Psychische Veränderungen in Form von Stimmungsschwankungen vor der Menstruation sind eher mit einer Gereiztheit als einer tiefen Niedergeschlagenheit zu vergleichen. Tritt trotzdem eine Depression nach dem Absetzen der Pille auf, sollte man vor allem die Gründe für das Absetzen des Verhütungsmittels hinterfragen. Geht ein Kinderwunsch nicht in Erfüllung und führt reaktiv zu einer depressiven Episode, ist nicht die Pille ursächlich für die Depression. Persönliche Motive sind somit immer zu hinterfragen.
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Die Depression ist durch die drei Symptome „gedrückte Stimmung", Interessenverlust und Antriebslosigkeit gekennzeichnet. Für die Diagnose einer Depression müssen allerdings nicht alle drei Symptome gleichzeitig vorliegen. Es reicht aus, wenn zwei Hauptsymptome mit weiteren Nebensymptomen vorliegen. Als Nebensymptome werden dabei zum Beispiel Schlafstörungen jeder Art gezählt. Typisch für eine Depression ist in der Regel ein erhöhtes Schlafbedürfnis, dass meistens zehn Stunden Schlaf bei einem Erwachsenen überschreitet. Trotz der vermehrten Ruhephasen kommt es dabei zu einem typischen „Morgentief“, das häufig im Verlauf zu einem verschobenen Tag-Nacht-Rhythmus führt. Zudem ist die Schlafqualität nicht gut und von Ein- oder Durchschlafstörungen charakterisiert.
Des Weiteren treten im Rahmen einer Depression häufig Aufmerksamkeitsstörungen auf. Betroffene merken dies vor allem im Berufsalltag in Form von einer nachlassenden Konzentrationsleistung, die mit dem vermehrten Machen von Fehlern einhergeht. Und nicht zuletzt ist ein weiteres Symptom der Verlust des Selbstvertrauens, was sich vielfältig äußern kann. Betroffene verlieren oft ihr Selbstwertgefühl und machen sich unbegründet Vorwürfe falsch gehandelt zu haben. Im äußersten Fall können diese wiederkehrenden Gedanken zu einer Selbstmordintention führen. Dies ist die gefürchtetste Komplikation einer Depression, die unbedingt ärztlich behandelt werden muss.
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Die Therapie einer Depression richtet sich nach ihrem Schweregrad. Es gilt dabei der Grundsatz, dass erst ab einer mittelschweren Depression mit Medikamenten behandelt werden sollte. Bei leichten Formen kann ein sorgsames Abwarten von etwa zwei Wochen durch den Hausarzt oder eine Psychotherapie indiziert sein.
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Tritt die Depression durch die Einnahme der Anti-Baby-Pille auf, gibt es verschiedene Herangehensweisen. Die Behandlung hängt davon ab, ob eine Verhütung mittels der Anti-Baby-Pille weiter gewünscht ist. Sollte dies der Fall sein, sollte das Präparat nicht gewechselt werden. Die Pille sollte also wie gewohnt weiter eingenommen werden und falls nötig die Depression parallel behandelt werden. Der Wechsel eines Präparates verspricht in der Regel keine Besserung, da sich in den meisten Fällen lediglich die Hüllstoffe der Pillensorten unterscheiden. Ursächlich für die Depression ist in diesem Falle jedoch die Hormonzusammensetzung in der Pille, welche bei den verschiedenen Präparaten nahezu gleich ist. Ein Wechsel des Präparates würde also nur die generellen Nebenwirkungen wie das erhöhte Thromboserisiko beim Neuansetzen der anderen Anti-Baby-Pille bewirken.
Des Weiteren haben Studien gezeigt, dass das Depressionsrisiko nur in den ersten sechs Monaten erhöht ist. Nach der anfänglichen Einnahmezeit geht das Risiko wieder auf das der normalen Bevölkerung zurück. Leidet eine Frau an einer Depression durch die medikamentöse Verhütung, kann sie diese aber natürlich auch sofort absetzen. Die Länge der Depression ändert sich aber in der Regel dadurch nicht. Sollte eine genetische Veranlagung für Depressionen vorliegen, kann diese Maßnahme jedoch das Risiko einer erneuten Depression verringern.
Die Pille danach ist ein Hormonpräparat zur Notfallverhütung nach ungeschützten Geschlechtsverkehr. Sie besteht in der Regel aus dem Wirkstoff Levonorgestrel oder Ulipristilacetat. Beide Wirkstoffe verschieben den Eisprung der Frau um circa fünf Tage nach hinten. Die Überlebenszeit von Spermien beträgt etwa drei bis vier Tage, eine Befruchtung der Eizelle wird somit verhindert.
Die Entwicklung einer Depression ist nicht mit der Einnahme der Pille danach zu begründen. Sie wird nur einmalig in Form von einer Tablette eingenommen. Ihre Wirkung auf den Hormonhaushalt ist somit nur auf wenige Tage begrenzt. Vielmehr sind es die psychische Belastung infolge des ungeschützten Geschlechtsverkehrs und die Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft, die zu einer Depression führen können. Persönliche Ängste und Konflikte begünstigen also vielmehr die Entwicklung der Depression als die Einnahme der Pille danach.
Es gibt kein Patentrezept für die beste Form der Verhütung. Vielmehr gilt es im Einzelfall abzuwägen, welche Verhütungsmethode die Beste ist. Möchte allerdings eine Frau selbst verhüten, sind Hormonpräparate die einzige sichere Möglichkeit. Ob sie jedoch in Form der Anti-Baby-Pille, einer Spirale oder eines Vaginalringes auf den weiblichen Zyklus wirken, sollte jede Frau für sich entscheiden.
Bei jeder Zufuhr von weiblichen Hormonen sollte sich die Anwenderin aber der Nebenwirkungen bewusst sein. Vor allem das erhöhte Thromboserisiko sollte gut bedacht sein. Diese ist bei jedem Neuansetzen eines Hormonpräparates vorhanden und besteht auch im weiteren Verlauf der Therapie. Zudem ist bei einem Einbringen von Fremdkörpern, wie zum Beispiel der Spirale in die Gebärmutter, das Risiko für Infektionen oder allergische Reaktionen auf das Material erhöht. Auch die korrekte Lage und ein termingerechter Wechsel müssen gewährleistet sein.
Bei einer Verhütung mittels Kondomen sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Hier besteht jedoch die Gefahr, dass das Kondom reißen kann. Das Risiko für eine ungewollte Schwangerschaft ist also etwas erhöht im Vergleich zur Einnahme der Pille.
Bei jedem Verhütungsmittel hängt die Sicherheit auch von der Anwendung ab. Eine gewissenhafte Anwendung oder eine regelmäßige Einnahme erhöhen den Schutz.
Die Dauer einer Depression kann nicht genau angegeben werden, da sie sehr stark vom Einzelfall abhängig ist. Zudem hängt die Besserung stark vom Ansprechen auf eine mögliche Therapie ab. Generell haben jedoch Studien ergeben, dass eine unbehandelte mittelschwere bis schwere Depression vier bis sechs Monate anhält. Bei einer erfolgreichen Therapie kann die Dauer auf etwa zwei Monate verkürzt werden. Leichte Depressionen können auch nur einige Wochen vorliegen.
Bleibt eine Anwenderin bei dem gleichen Präparat, kann sie theoretisch nur einmal an einer Depression durch die Pille erkranken. Mit jedem Präparatwechsel besteht jedoch wieder ein neues Risiko für die Entwicklung einer Depression, da der Medikamentenwechsel immer mit einer Einnahmepause verbunden ist. Generell muss man wissen, dass laut Studien ein 20-30 Prozent hohes Risiko besteht, an einer erneuten depressiven Phase zu erkranken, wenn man einmalig betroffen war. Somit ist das Risiko für eine erneute depressive Phase nicht nur auf einen Faktor wie die Pille beschränkt.
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