Die bipolare Störung ist eine psychiatrische Erkrankung, bei der es zu verschiedenen Krankheitsepisoden von Hochstimmung und Depression kommt. Sie ist nicht heilbar.
Der Begriff “Bipolare Störung” scheint bei vielen Menschen bekannt zu sein, da auch viele Berühmtheiten wie Kurt Cobain und Carrie Fisher davon betroffen waren. Dennoch wissen die meisten Menschen nicht genau, was hinter dieser psychiatrischen Erkrankung steckt.
Die bipolare Störung ist charakterisiert durch mindestens zwei Episoden, in denen die Stimmung des Betroffenen einerseits gehoben und andererseits stark gesunken ist. Es handelt sich um ein sogenanntes Leben zwischen Manie und Depression.
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Die Manie geht mit einer übertriebenen Stimmungshebung oder Gereiztheit einher. Sie hält mindestens eine Woche, meistens zwei bis drei Monate, an. Symptome einer Manie sind Folgende:
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Etwa zwei von drei bipolar erkrankten Personen sind im Rahmen ihrer manischen Phase ungewöhnlich gereizt. Es kommt häufiger zu Konflikten und Aggressivität. Insgesamt ist dadurch die Lebensweise stark beeinträchtigt.
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Etwa jede Dritte bipolar erkrankte Person ist in der manischen Phase übermäßig euphorisch. Es kommt zu Gefühlen voller Willenskraft und maßlosen Optimismus. Außerdem hat der Betroffene ein übersteigertes Selbstwertgefühl.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Symptome einer Manie
Ein sehr häufiges Merkmal der manischen Phasen ist der gesteigerte sexuelle Antrieb. Betroffene haben häufig wechselnde Partner oder werden ihrem bestehendem Partner untreu. Dies bereitet ihnen häufig Schwierigkeiten im alltäglichen Leben.
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Angehörige und Freunde von bipolar Erkrankten haben häufig das Gefühl, dass ihnen von der betroffenen Person nicht die Wahrheit erzählt wird. Es gibt jedoch keinen Nachweis dafür, dass bipolar Erkrankte häufiger lügen. Sie nehmen jedoch ihre Umwelt häufig anders wahr als Personen in ihrem Umfeld. So empfinden sie häufig Lügen als real.
Weitere Informationen finden Sie unter: Symptome einer Manie
Die depressive Phase einer bipolaren Störung verläuft so wie eine normale Depression. Meistens hält die depressive Phase fünf bis sechs Monate an.
Sie zeichnet sich durch folgende Symptome aus:
Außerdem kann es noch zu folgenden Beschwerden kommen:
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Symptome einer Depression
In der depressiven Phase der bipolaren Störung läuft die Erkrankung so ab wie eine normale Depression. Betroffene haben eine gedrückte Stimmung, ein Interessenverlust und sind antriebslos. Es kommt zu Gefühlen von Hoffnungslosigkeit, Aussichtslosigkeit sowie auch zu Suizidgedanken.
Lesen Sie mehr dazu unter: Symptome einer Depression
Eine Person mit einer bipolaren Störung hat im Leben durchschnittlich sieben bis acht manisch- depressive Phasen. Das ist im Vergleich zu der normalen Depression, die etwa drei bis vier Rückfälle macht, deutlich häufiger.
Eine Manie hält meistens etwa zwei bis drei Monate an, während die depressive Phase sich bis zu sechs Monaten ziehen kann.
Problematisch für die Betroffenen wird es vor allem bei dem Phasenwechsel.
Eine Bipolare Störung Typ 1 liegt vor, wenn mindestens eine ausgeprägte manische Phase sowie eine weitere gefühlsgestörte Episode vorliegt. Sie kann auch vorliegen, wenn mindestens zwei Episoden gemischter Stimmungen vorliegen.
Bei einer Bipolaren Störung Typ 2 überwiegt die depressive Episode. Es kommt zusätzlich zu abgeschwächten Manien mit leichter Erhebung der Stimmung und etwas gesteigertem Antrieb.
Von einem rapid cycling spricht man, wenn es innerhalb eines Jahres zu mindestens vier Phasen von Manien, leichten Manien oder Depressionen kommt. Das rapid cycling kommt insbesondere bei Bipolaren Störungen Typ 2 vor.
Betroffene durchleben im Durchschnitt sieben bis acht Episoden ihrer bipolaren Störung. Die Depression hält dabei etwa fünf bis sechs Monate an. Die manische Phase streckt sich meist über zwei bis drei Monate.
Die Behandlung einer bipolaren Störung muss zwingend von einem Psychiater erfolgen. Sie setzt sich aus einem nicht-medikamentösen und medikamentösen Anteil zusammen.
Zu der nicht-medikamentösen Therapie gehört:
Die Manie und die Depression im Rahmen einer bipolaren Störung werden prinzipiell unterschiedlich behandelt. Die Therapie der bipolaren Störung zielt eher auf die Manie, denn die Manie kann durch ihre Aktivitätssteigerung gefährlicher werden als die Depression. Außerdem haben sich bisher in Studien Antidepressiva bei bipolaren Störungen nicht als effektiv erwiesen.
Bei der medikamentösen Therapie einer bipolaren Störung unterscheidet man zwischen der Akuttherapie, Erhaltungstherapie und der Phasenprophylaxe.
Bei einer bipolaren Störung steht die Behandlung der Manie im Vergleich zur Behandlung der Depression im Vordergrund. Für mehr Informationen empfehlen wir Ihnen daher: Therapie der Manie
Die Akuttherapie erfolgt meistens mit der zweiten Generation der Antipsychotika, hierzu gehören Risperidon, Olanzapin und Weiteres. Kurzzeitig können auch die erste Generation der Antipsychotika eingesetzt werden, diese machen jedoch häufiger Nebenwirkungen wie Bewegungsstörungen. Die Antipsychotika wirken sowohl gegen die Manie als auch die Depression.
Weitere Informationen zu den Antipsychotika erhalten Sie auf unserer Seite: Neuroleptika
Die Erhaltungstherapie wird etwa bis zu einem Jahr nach einer Akuttherapie fortgeführt. Hier geht es vor allem darum, den Betroffenen vor einem Rückfall zu schützen.
Jede bipolare Störung muss mit einem Stimmungsstabilisator behandelt werden, um vor neuen manischen und depressiven Phasen zu schützen. Das beliebteste Mittel bei der Phasenprophylaxe ist das Lithium. Je nach Typ der bipolaren Störungen können jedoch auch Antipsychotika bevorzugt werden (z.B. bei Bipolaren Störungen Typ 2). Bei Ansprechen des Stimmungsstabilisators soll dieses in der Regel lebenslang eingenommen werden.
Lithium ist das Mittel der ersten Wahl zur Stimmungsstabilisation bei bipolaren Störungen, vor allem wenn die manischen Phasen überwiegen.
Es wirkt ausgezeichnet gegen Manien und hat einen nachgewiesenen Effekt zur Senkung der Suizidalität. Nicht jeder Betroffene spricht gut auf Lithium an, Patienten mit Bipolar Störungen Typ 1 profitieren stärker davon. Bei allen Patienten sollte zunächst eine Behandlung mit Lithium ausprobiert werden.
Bei einem Ansprechen sollte Lithium lebenslang eingenommen werden.
Lithium kann zu Nierenversagen und Unterfunktionen der Schilddrüse führen.
Lesen mehr zu diesem Thema unter: Lithium
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Die zweite Generation an Antipsychotika (atypische Antipsychotika) werden bei der Behandlung von bipolaren Störungen gegenüber der ersten Generation bevorzugt. Dies ist dadurch begründet, dass atypische Antipsychotika weniger Bewegungsstörungen machen.
Sie machen dafür jedoch mehr Störungen im Stoffwechselprozess. Dazu gehört vor allem Gewichtszunahme, über die sich viele Patienten beschweren. Dennoch sind die atypischen Antipsychotika weniger nebenwirkungenreich als die typischen.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Neuroleptika (Antipsychotika)
Angehörige wie Familienmitglieder oder Lebenspartner sollten im Idealfall in die Behandlung der bipolaren Störung mit einbezogen werden.
Es geht hierbei vor allem darum, sich mit der bipolaren Störung auseinanderzusetzen und ein Verständnis für die Manien und die Depression zu entwickeln.
So fällt es einfacher, den Betroffenen zu Seite zu stehen und auf eine Reizabschirmung zu achten, z.B. bei einem manischen Patienten auf ausreichenden Schlaf zu achten. Bei kritischer Einschätzung des Betroffenen sollten die Angehörigen den behandelnden Arzt kontaktieren. Bei depressiven Phasen kann es helfen mit dem Patienten zu reden.
Die bipolare Störung stellt die fünft häufigste Ursache für Behinderung im Alter von 14 bis 45 Jahren dar, da sie durch Konzentrationsstörungen und dem Wechsel der Gefühlslage die Lebensqualität betroffener Personen stark beeinträchtigen kann.
Liegt eine bipolare Störung vor, so können Betroffene beim Versorgungsamt die Anerkennung einer Behinderung beantragen. Nach versorgungsmedizinischen Grundsätzen wird der Grad der Behinderung festgestellt und kann sich somit individuell unterscheiden.
Die Bipolare Störung kann die Lebensqualität betroffener Personen stark verschlechtern. Durch eine gute Medikationseinstellung lässt sie sich gut behandeln, heilen kann man sie jedoch nicht.
Die Prognose unterscheidet sich je nach der vorliegenden Verlaufsform bzw. dem Typ der bipolaren Störung. Bei rapid cycling oder gemischten Typen ist die Prognose oft schlechter als bei Typ 1 oder Typ 2 Störungen. Dies hängt unter anderem mit dem zeitgleichen Auftreten von depressiven Verstimmungen und manisch, gesteigertem Antrieb zusammen. So kommt es häufiger zu Rückfällen und Suizidversuchen.
Insgesamt kann die Lebenserwartung bei bipolaren Störungen bis zu 9 Jahre verkürzt sein - meist in Folge von Suizid. Zwei von drei Betroffenen können nicht mehr am Arbeitsleben teilnehmen. Dennoch ist die Prognose individuell zu betrachten und kann verschiedene Verlaufsformen annehmen.
Alkohol ist zwar bei Vorliegen einer bipolaren Störung nicht verboten, verschlechtert jedoch häufig den Verlauf der Erkrankung. Das Risiko für eine Alkoholabhängigkeit ist bei Bipolarität um den Faktor fünf bis zwölf erhöht, daher raten Ärzte oft von Alkohol ab.
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Um die Diagnose einer bipolaren Störung zu stellen, müssen die Diagnosekriterien einer Depression und einer Manie erfüllt sein.
Ist bereits eine Depression bekannt, muss die diese Diagnose bei dem ersten Auftreten einer manischen Phase auf eine bipolare Störung abgeändert werden.
Die Diagnose der Manie wird gestellt, wenn das Hauptsymptom und mindestens drei Zusatzsymptome mehr als eine Woche andauern, sowie weitere psychische Ursachen ausgeschlossen wurden.
Hauptsymptom:
Zusatzsymptome:
Weitere Symptome können Größenwahn und Halluzinationen sein: z.B. Der Betroffene denkt, dass ihn alle Menschen auf der Welt für seinen Erfolg beneiden würden.
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter unserer Hauptseite: Manie
Hauptsymptome: Diese Symptome müssen für die Diagnose einer Depression mindestens zwei Wochen vorliegen:
gedrückte Stimmung, Interessenverlust, Antriebslosigkeit
Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Symptome einer Depression
Kinder von Eltern mit bipolarer Störung können die Erkrankung vererbt bekommen. Die Diagnose bereits im Kindesalter zu stellen, ist jedoch schwer, da die Symptome zunächst häufig unspezifisch sind und es daher oft zunächst zu Fehldiagnosen wie ADHS (Aufmerksamkeits- Defizit- Hyperaktivitäts- Syndrom) oder Schizophrenie kommen kann.
Frühe Symptome können Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Wutausbrüche, Störungen der Aufmerksamkeit, Schlafstörungen und Weiteres sein. Ab dem zehnten Lebensalter können die manisch- depressiven Symptome besser zum Vorschein kommen. Die Diagnose einer bipolaren Störung wird jedoch meist erst im Jugend- und Erwachsenenalter gestellt.
Die Diagnosestellung einer bipolaren Störung im Kindesalter ist eher unüblich. Bei Auffälligkeiten am Verhalten Ihres Kindes sollten daher auch andere mögliche Diagnosen erwogen werden. Wir empfehlen Ihnen unsere Seite zu: Symptome bei ADS oder Schizophrenie bei Kindern
Das Vorliegen einer bipolaren Störung kann vor allem dann selbst vermutet werden, wenn diese Erkrankung in der Familie vorkommt und man das Krankheitsbild daher schon kennt. Dennoch kann die Diagnose nicht selbstständig gestellt werden. Oft bemerken betroffene Personen die Bipolarität nicht und zeigen keine Einsicht, wenn sie von ihrem Umfeld darauf aufmerksam gemacht werden.
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Bipolare Störungen können nicht anhand von Selbsttests diagnostiziert werden.
Der Facharzt stellt die Diagnose durch das Patientengespräch und nach Ausschluss von anderen psychischen Erkrankungen wie z.B. die Schizophrenie. Angehörige oder Betroffene können jedoch zahlreiche Selbsttest zur ersten Einschätzung auf das Vorliegen einer Bipolarität im Internet durchführen.
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Die Selbsttests reichen nicht aus, um eine Bipolarität zu erkennen. Wir empfehlen sie nicht, da sie oftmals nicht seriös sind.
Bei der bipolaren Störung ist eine eindeutige genetische Komponente nachweisbar.
Hat ein Elternanteil eine bipolare Störung, so ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass man diese Erkrankung vererbt bekommt bei etwa 25%. Sind beide Elternanteile betroffen, so steigt die Wahrscheinlichkeit auf 50%.
Weitere Ursachen für die Entstehung einer bipolaren Störung sind nicht bekannt, jedoch haben laut Studien Stress und Umweltfaktoren ebenso Einfluss darauf.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter: Welche Symptome macht eine bipolare Störung?
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