In diesem Artikel geht es um die Schizophrenie bei Kindern. Es werden die Ursachen, Häufigkeit sowie die begleitenden Symptome besprochen. Außerdem werden die Diagnose inklusive Tests, Anzeichen für die Eltern und die Behandlung thematisiert. Zusätzlich wird die Dauer und Heilbarkeit behandelt.
Eine Schizophrenie fängt typischerweise im jungen Erwachsenenalter an, aber es gibt auch immer wieder Patienten, die bereits in der Kindheit Symptome zeigen.
Tatsächlich geht man davon aus, dass eine Schizophrenie ihre Wurzeln bei den meisten Betroffenen im Kindesalter hat, sich aber normalerweise erst Jahre bis Jahrzehnte später zeigt. Da sich die Symptome bei so jungen Menschen meist anders äußern als beim Erwachsenen und die kindliche Schizophrenie sehr selten ist, gestaltet sich die Diagnose häufig als schwierig.
Die Ursachen und Auslöser einer Schizophrenie sind noch nicht komplett verstanden, aber prinzipiell unabhängig vom Erkrankungsalter.
Man weiß, dass die Schizophrenie beim Erwachsenen und beim Kind durch eine Reihe ungünstiger Risikofaktoren zustande kommt. Demnach wird die Anfälligkeit für eine Psychose zum Beispiel verstärkt durch:
Aufgrund dieser Störungen kommt es unter anderem zu einem Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn, allen voran beim Dopamin-Stoffwechsel. Auch Komplikationen in der Schwangerschaft oder bei der Geburt werden als einflussnehmende Faktoren diskutiert. Beim Erwachsenen treten erste Symptome auf, wenn zu diesen Vorbelastungen ein Auslöser wie Stress oder Drogenkonsum kommt.
Sind die grundlegenden Risikofaktoren besonders ausgeprägt oder kommt bereits ein sehr frühzeitiger Stressor dazu, kann die Erkrankung auch schon im Kindesalter zu Tage treten. In manchen Fällen lassen sich diese Auslöser bestimmen, z.B. bei einer Misshandlung oder sonstigen Traumatisierung des Kindes. Viele der jungen Patienten waren aber vorher gesund und erkranken scheinbar aus dem Nichts.
Da es sich bei der kindlichen Schizophrenie um ein seltenes Krankheitsbild handelt, ist vieles dazu noch unbekannt.
Informieren Sie sich hier rund um das Thema: Ursachen einer Schizophrenie.
Etwa 1% aller Deutschen erleiden mindestens eine Episode einer schizophrenen Psychose, davon erkranken die meisten im Alter von ca. 20-25 Jahren. Nur 4% aller Schizophrenie-Patienten zeigen bereits vor dem 15. Lebensjahr Symptome, weniger als 1% bereits vor dem 10.Lebensjahr. Da die Diagnosestellung beim Kind häufig verzögert erfolgt, könnten die Zahlen etwas höher sein, als man es momentan vermutet. Trotzdem handelt es sich bei der kindlichen Schizophrenie um eine sehr seltene Erkrankung.
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Wie beim Erwachsenen zeigen auch Kinder mit einer Schizophrenie nicht nur die typischen Positivsymptome, wie beispielsweise:
Auch Negativsymptome können auftreten, zum Beispiel:
Je jünger das Kind, desto unspezifischer bzw. versteckter zeigt es die Symptome. Positivsymptome sehen daher zunächst aus wie eine besonders blühende Fantasie, Negativsymptome werden häufig initial als Müdigkeit oder Erschöpfung interpretiert.
Durch die Schizophrenie kommt es auch tatsächlich zu Nebensymptomen wie Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und in ausgeprägten Fällen auch zu Entwicklungsverzögerungen, die häufig früher auffallen als die eigentliche Schizophrenie.
Auch motorische Probleme, also Störungen der Bewegung, können Begleitsymptome sein.In psychotischen Schüben zeigen Patienten oft übermäßige Bewegungen, die sich wie Tic-Störungen äußern. Bei ausgeprägter Negativsymptomatik kommt es zudem nach dem Schub zu einer Bewegungsarmut, das Kind wirkt steif und unbeweglich, die Mimik und Gestik kommt passend zur emotionalen Teilnahmslosigkeit zum Erliegen.
Informieren Sie sich auch hier: Symptome einer Schizophrenie
Es gibt weder für Erwachsene noch für Kinder einen spezifischen Schizophrenie-Test. Die Diagnostik setzt sich daher aus dem Abfragen bzw. Beobachten typischer Symptome und verschiedenen unspezifischeren Tests zusammen, die unter anderem die kognitiven Fähigkeiten prüfen. Außerdem müssen immer eine Bildgebung und weitere Untersuchungen erfolgen, um andere Ursachen für die Symptome auszuschließen.
Beim Kind erfolgen zusätzlich Tests zur Beurteilung der psychischen und körperlichen Entwicklung.
Die Diagnose einer Schizophrenie erfolgt wie bereits erwähnt durch die Erfassung von Symptomen. Es gibt auch standardisierte Tests, beispielsweise in Form von Fragebögen, die prinzipiell das gleiche abfragen wie der Arzt im Patientengespräch. diese sind aber für Erwachsene konzipiert und dienen lediglich der Risikoerfassung, können also kein Arztgespräch ersetzen.
Solche Fragebögen lassen sich je nach Alter des Kinders anpassen, finden jedoch kaum Verwendung. Es kommen daher in der Regel Tests zur Erfassung der kognitiven Leistung und ähnlichem zum Einsatz, aber keine spezifischen Schizophrenie-Tests.
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Leider sind nur sehr schwere Schizophrenie-Erkrankungen so auffällig, dass an eine psychiatrische Behandlung gedacht wird. Wenn das Kind beispielsweise seine Halluzinationen schildert oder sich selbst oder andere verletzen will, merken die Eltern sehr schnell, dass etwas nicht stimmt. Hört es zum Beispiel Stimmen, die nicht da sind, oder spricht von imaginären Freunden, die ihm Anweisungen geben, wird in der Regel rasch ein Psychiater hinzugezogen.
Ist die Symptomatik weniger stark ausgeprägt, kann sie leicht fehlgedeutet werden, z.B. als eine sehr ausgeprägte Fantasie oder als gewöhnliche Stimmungsschwankungen. Bekommt das Kind durch seine Symptome jedoch Probleme, beispielweise in der Schule, oder zeichnet sich eine Entwicklungsverzögerung ab, sollte es ohnehin einem Arzt vorgestellt werden. Dieser sollte dann an ein psychiatrisches Problem denken und die Diagnostik einleiten.
Es ist daher für die Eltern nur dann möglich, eine Schizophrenie selbst zu erkennen, wenn das Kind eine sehr schwere Symptomatik zeigt, ansonsten ist dies Aufgabe des Arztes.
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Bei ausgeprägter Symptomatik sollte eine Einweisung in die Kinder- und Jugendpsychiatrie erfolgen, um eine potenzielle Fremd- und Eigengefährdung des Kindes zu verhindern und um optimale Bedingungen zur Therapiefindung zu gewährleisten.
Die effektivste Behandlung einer Schizophrenie ist der Einsatz von antipsychotischen Medikamenten (z.B. Haloperidol, Clozapin). Diese sind fast ausschließlich für Erwachsene zugelassen, können aber wenn nötig vom Arzt „off-label“, also außerhalb des Zulassungsbereiches, verschrieben werden. Alternative Substanzen sind das Risperidon oder das Ziprasidon, die zwar nicht direkt für die Schizophrenie, aber immerhin für die Altersklasse zugelassen sind, dann aber formal auch „off-label“ verwendet werden müssen.
Auch Psychotherapien und alternative Ansätze können bei Kindern Verwendung finden, unterstützen aber lediglich die medikamentöse Behandlung. Nach dem akuten Schub kann das Kind entlassen werden, wenn ein passendes Medikament in der niedrigsten noch wirksamen Dosierungen gefunden wurde. In der Regel sollte die Einnahme noch über einen längeren Zeitraum fortgeführt werden, um Rückfälle zu vermeiden.
Handelte es sich um einen leichten Schub, kann das Medikament unter Aufsicht eines Arztes nach einiger Zeit abgesetzt werden. War die Psychose sehr ausgeprägt, ist häufig eine lebenslange Medikation erforderlich.
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Wie beim Erwachsenen ist die Dauer eines Schubs abhängig davon, ob und wie er behandelt wird, und variiert daher von wenigen Wochen bis mehrere Monate. Die Schizophrenie allgemein kann je nach Form und Ausprägung nach dem ersten Schub wieder verschwinden, mehrere Schübe auslösen oder auch lebenslang bestehen.
Es kann daher keine pauschale Aussage über die Dauer der kindlichen Schizophrenie getroffen werden, da dies individuell sehr unterschiedlich ist.
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Heilen kann man eine Schizophrenie nicht, da es momentan keine ursächlichen, sondern nur symptomlindernde Therapien gibt. In vielen Fällen verschwinden die Symptome aber auch von alleine wieder.
Bei leichter Ausprägung hat die kindliche Schizophrenie eine ähnliche, wenn nicht sogar bessere Prognose als im Erwachsenenalter. Bei einer schweren Symptomatik sind die Aussichten auf ein Leben ohne Schizophrenie jedoch schlechter als beim Erwachsenen, da dann das frühe Auftreten der Erkrankung in der Kindheit die besondere Schwere der Erkrankung wiederspiegelt.