Dieser Text beschreibt die verschiedenen Ursachen einer Schizophrenie. Besonders detailiert wird die genetische Komponente und die biochemischen Veränderungen beschrieben. Darüber hinaus wird der Einfluss von Cannabis, Alkohol und das soziale Umfeld näher erläutert. Zudem werden Ursachen, die zur Entstehung einer Schizophrenie im Kindesalter führen, beschrieben.
Die Schizophrenie ist ein sehr komplexes Krankheitsbild, dessen genaue Ursachen noch nicht aufgeklärt sind. Es gibt verschiedene Versuche zur Erklärung der Entstehung einer manifesten Schizophrenie.
Das wichtigste Modell ist das Stress-Vulnerabilitäts-Coping-Modell. Es besagt, dass vor dem Auftreten schizophrener Symptome eine Anfälligkeit für eine Schizophrenie besteht. Beim Betroffenen kann also durch Stress eine Schizophrenie ausgelöst werden, da die sogenannten Coping-Mechanismen nicht ausreichen. Coping bedeutet die Fähigkeit, mit belastenden Situationen umzugehen und diese zu verarbeiten.
Die genauen Ursachen sind unbekannt, man geht von einer Vielzahl von Einzelfaktoren aus, die im Zusammenspiel eine Schizophrenie auslösen können. Ursachen, die zur Entstehung einer Schizophrenie beitragen können, sind unter anderem:
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Aus statistischer Sicht besteht für Kinder von Eltern, die an Schizophrenie erkrankt sind, eine höhere Wahrscheinlichkeit an Schizophrenie zu erkranken, als in der Allgemeinbevölkerung.
Die Wahrscheinlichkeit der Allgemeinbevölkerung liegt bei ungefähr 1 % bei Kindern, mit einem erkrankten Elternteil ist die Wahrscheinlichkeit 5- bis 10-mal so hoch und bei Kindern mit 2 erkrankten Elternteilen ungefähr 40- bis 50-mal.
Auch bei Zwillingen besteht ein erhöhtes Risiko für das andere Kind, wenn eins der beiden an Schizophrenie erkrankt ist.
Allerdings ist noch keine Veränderung eines bestimmten Gens nachgewiesen worden, die die Auslösung einer Schizophrenie erklären würde. Man kann derzeit also nur von einer statistisch erhöhten Wahrscheinlichkeit bei Verwandten ersten Grades sprechen. Das spricht zwar stark für eine genetische Komponente, allerdings haben rund 20% der an Schizophrenie erkrankten, ein Familienmitglied, das ebenfalls an Schizophrenie erkrankt ist.
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Im Gehirn wurden verschiedene strukturelle Veränderungen festgestellt, die die Symptome bei der Schizophrenie teilweise erklären können.
Um das festzustellen, wurde eine sehr große Zahl gesunder Menschen, mit einer ebenso großen Zahl von Menschen, die an einer Schizophrenie erkrankt sind, verglichen und die strukturellen Veränderungen statistisch ausgewertet. Dabei sind bei den Erkrankten spezifische Veränderungen in bestimmten Gehirnarealen festgestellt worden.
Biochemisch ist die am weitesten verbreitete Hypothese, die Dopamin-Hypothese. Dopamin ist ein Neurotransmitter, welches Signale an Neurone (Nervenzellen) übermittelt und auf diese Weise viele Prozesse im Gehirn steuert.
Früher nahm man an, dass ein einfacher Überschuss des Neurotransmitters Dopamin zur Schizophrenie führt. Von dieser Vermutung ist man mittlerweile zu einer viel komplexeren Variante übergegangen. Im Gehirn bestehen mehrere „Dopamin-Netzwerke“. Bei der Schizophrenie kommt es zu einer Ungleichverteilung des Dopamins und somit sind bestimmte Areale im Gehirn mit Dopamin überversorgt und in anderen Teilen fehlt es.
Weitere beteiligte Neurotransmitter sind wahrscheinlich Glutamat und Serotonin, die über verschiedene Rezeptoren Einfluss auf die Informationsverarbeitung im Gehirn nehmen.
Erfahren Sie hier mehr über den Neurotransmitter: Dopamin.
Es wird viel darüber diskutiert, ob Drogen zu einer manifesten Schizophrenie führen können, und wenn ja, welche.
Am häufigsten wird über die Verbindung des Konsums von Cannabis und dem Auftreten einer Schizophrenie diskutiert. Bei Cannabis wird davon ausgegangen, dass ein exzessiver Missbrauch, besonders in der Kindheit und Jugend, das Auftreten einer Psychose begünstigen kann. Es wird davon ausgegangen, dass Cannabis alleine nicht der Auslöser ist. Vermutlich führt eine genetische Veranlagung, deren Ausprägung durch den Konsum von Cannabis verstärkt wird, zum wahrscheinlicheren Auftreten einer Schizophrenie.
Andere Drogen können zu einer Substanz-induzierten Psychose führen, bei der unter anderem Halluzinationen und Wahnvorstellungen auftreten können.
Anders als bei einer echten Schizophrenie kann der Drogenkonsument jedoch meist erkennen, dass die Halluzinationen durch die Substanz ausgelöst werden. Ein Patient, der an einer Schizophrenie erkrankt ist, kann nicht erkennen, dass die Halluzinationen und Wahnvorstellungen nicht der Realität entsprechen.
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Alkohol führt nicht direkt zu einer Schizophrenie. Wie andere Drogen, kann allerdings auch Alkohol zu einer Substanz-induzierten Psychose führen, deren Symptome, unter Umständen, denen einer Schizophrenie ähneln können.
Trinkt allerdings ein an Schizophrenie erkrankter Mensch Alkohol, kann dies dazu führen, dass eine erneute Attacke ausgelöst wird. Deshalb wird diesen Patienten empfohlen, auf Alkohol und andere Drogen zu verzichten. Besonders während der Behandlung mit Neuroleptika, die die Symptome einer Schizophrenie lindern und essentiell sind zur erfolgreichen Behandlung einer Schizophrenie, darf kein Alkohol getrunken werden. Neuroleptika wirken stark dämpfend, Alkohol würde diese Wirkung verstärken und unberechenbar machen.
Die Schizophrenie ist eine multifaktorielle Erkrankung. Somit spielen auch Ursachen aus dem sozialen Umfeld eine Rolle beim Verlauf der Erkrankung.
Früher wurde sogar angenommen, dass Personen, die kein stabiles soziales Umfeld haben, häufiger an einer Schizophrenie erkranken. Diese konnte zwar mittlerweile widerlegt werden, allerdings ist es von entscheidender Bedeutung für die Prognose der Erkrankung, wie gut der Patient sozial eingebunden ist.
Die Prognose ist am besten für verheiratete Frauen, die einen eher extrovertierten Charakter haben und ein ausgeprägtes soziales Umfeld haben. Die Wahrscheinlichkeit geheilt zu werden ist für diese Patientinnen am größten. Am schlechtesten ist die Prognose allerdings für alleinstehende Männer, die eher introvertiert veranlagt sind. Bei diesen ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Erkrankung einen chronischen Verlauf nimmt.
Im Umkehrschluss kann man sagen, dass eine gute soziale Einbindung eine Schizophrenie nicht verhindern kann, aber den Krankheitsverlauf deutlich verbessert.
Bei Kindern ist eine Schizophrenie ein sehr selten vorkommendes Krankheitsbild, besonders vor der Pubertät. Allerdings ist man heutzutage der Meinung, dass eine Schizophrenie unter anderem durch eine fehlerhafte Gehirnentwicklung während der Schwangerschaft und in der frühen Kindheit ausgelöst werden kann.
Die Krankheit tritt meistens im jungen Erwachsenenalter das erste Mal auf, auch wenn schon vorher erste Anzeichen festgestellt werden können.
Früher wurde vermutet, dass Kinder, die keine Liebe und Zuneigung gezeigt bekommen, anfälliger für eine Schizophrenie sind. Von dieser Meinung ist man mittlerweile allerdings abgerückt. Es wird mittlerweile eher davon ausgegangen, dass die die Ursachen für eine Schizophrenie auch eine genetische Ursache haben und vererbt werden können.
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Häufig kann beim ersten Auftreten einer Schizophrenie keine genaue Ursache festgelegt werden. Manche Menschen können Stress oder unerwartete Ereignisse nicht gut verkraften und so kann es vorkommen, dass eine leichte emotionale Belastung zu einer schizophrenen Psychose führt.
Koffein, Alkohol und Tabak führen zwar nicht zu einer Erstmanifestation einer Schizophrenie, es kann allerdings eine Attacke ausgelöst werden, wenn bereits eine Schizophrenie vorliegt.
Häufig beschrieben ist die erhöhte Gefahr an einer Schizophrenie zu erkranken, wenn in der Jugend exzessiv Cannabis konsumiert wird. Personen, die ein instabiles soziales und familiäres Umfeld haben, erkranken zwar nicht häufiger an einer Schizophrenie, allerdings fördert ein stabiles Umfeld einen positiveren Krankheitsverlauf und es kommt seltener zu erneuten schizophrenen Episoden.
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