Was sind die Folgen von Kiffen?

Als Kiffen bezeichnet man das Rauchen von Teilen der weiblichen Hanfpflanze. Dieses in der Wissenschaft als Cannabis bezeichnete Gewächs wird neben seiner Bedeutung als Nutzpflanze auch als Droge konsumiert. Dabei werden entweder die Blüten (Marihuana) oder das Harz (Haschisch) genutzt. Als Folge von regelmäßigem Kiffen kann sich eine psychische Abhängigkeit ausbilden. Die Entwicklung einer physischen (körperlichen) Abhängigkeit ist auch bei häufigem Kiffen eher selten.

Was sind die Folgen von Kiffen?

Einleitung

Als Kiffen bezeichnet man das Rauchen von Teilen der weiblichen Hanfpflanze. Dieses in der Wissenschaft als Cannabis bezeichnete Gewächs wird neben seiner Bedeutung als Nutzpflanze auch als Droge konsumiert. Dabei werden entweder die Blüten (Marihuana) oder das Harz (Haschisch) genutzt. Kiffen ist also die inhalative Aufnahme von Cannabis, was die gängigere der beiden Konsumformen darstellt. Cannabisprodukte können auch gegessen werden.

Kiffen hat auf die meisten Menschen eine entspannende und euphorisierende Wirkung, kann aber auch zu Übelkeit, Herzrasen oder Angstzuständen führen. Durch längerfristigen Cannabiskonsum kann es nicht nur zu Veränderungen im Gehirn kommen, auch das sonst geringe Abhängigkeitspotential kann sich steigern. Wissenschaftliche Studien haben auch nahe gelegt, dass übermäßiges Kiffen vor allem im Jugendalter bleibende Schäden der Psyche hinterlassen und bestimmte psychische Krankheiten begünstigen kann.

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Psychische Abhängigkeit

Als Folge von regelmäßigem Kiffen kann sich eine psychische Abhängigkeit oder Sucht ausbilden. Durch das intensivierte Konsumverhalten gewöhnt sich der Körper an die Droge. Dadurch muss einerseits die Dosis für eine gleichbleibende Wirkung erhöht werden, andererseits steigert sich individuell das Abhängigkeitspotential. Die Entwicklung der Abhängigkeitsproblematik wird stark von der Regelmäßigkeit und der Intensität des Konsums beeinflusst.
Ob eine Person zu psychischer Abhängigkeit neigt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Beispielsweise ist ein frühes Einstiegsalter (unter 16 Jahren) ein enormer Risikofaktor. Auch instabile soziale Verhältnisse oder bestehende psychische Erkrankungen (z.B. Depressionen) können die Entwicklung einer psychischen Abhängigkeit beschleunigen. Im Falle einer Erkrankung wird beispielsweise das Kiffen unwissentlich als Selbstmedikation genutzt. Psychische Abhängigkeit zeichnet sich durch ein ständiges Verlangen nach dem Suchtmittel aus.
Wird der Konsum dann irgendwann eingestellt, kann es zu Entzugssymptomen kommen. Die Hirnareale, welche normalerweise durch die Droge stimuliert werden, verfallen dann in eine Art Unterfunktion. Der Konsument ist zum Beispiel sehr gereizt, unruhig, bekommt Angstzustände oder wird aggressiv. Auch depressive Symptome, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen können Anzeichen einer psychischen Abhängigkeit sein, wenn die Substanz eine Weile nicht konsumiert wurde. Psychische Abhängigkeit ist beim Kiffen weitaus häufiger verbreitet als die körperliche Abhängigkeit. Etwa jeder zehnte Konsument zeigt entsprechende Symptome.

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Physische Abhängigkeit

Die Entwicklung einer physischen (körperlichen) Abhängigkeit ist auch bei häufigem Kiffen eher selten. Normalerweise dominieren die psychischen Symptome wie Unruhe oder eine depressive Verstimmung nach dem Absetzen der Droge. Eine körperliche Abhängigkeit wird in dem Maße wie sie durchs Kiffen auftritt, nur bei Entzug deutlich. Zu den psychischen Symptomen kommen dann noch körperliche Beschwerden, die bis zu zwei Wochen anhalten können. Zu den klassischen Anzeichen gehören beispielsweise Schmerzen, plötzliche Schweißausbrüche und Hitzewellen, Zittern und Übelkeit. Appetitverlust und Schlafstörungen werden sowohl zu der psychischen, als auch zu der körperlichen Abhängigkeit gezählt.

Während die Krankheitszeichen einer psychischen Abhängigkeit bei Entzug von Cannabis meist noch verkraftet werden können, kann eine umfangreiche körperliche Symptomatik durchaus behandlungspflichtig sein. Vor allem beim Wunsch nach Karenz (Verzicht) sollten die körperlichen Anzeichen gelindert werden, damit der Leidensdruck nicht allzu groß und die Entwöhnung erschwert wird.

Wie kann ich am besten mit dem Kiffen aufhören?

Mit dem Kiffen aufzuhören stellt sich vor allem nach regelmäßigem Gebrauch über längere Zeit oftmals gar nicht so einfach dar. Der Körper hat sich an die Droge gewöhnt und zumeist auch eine gewisse Toleranz dagegen entwickelt, woraufhin die Dosis gesteigert werden musste. Es ist also zu einer Abhängigkeit gekommen, die sich beim Kiffen hauptsächlich auf die psychischen Symptome beschränkt, jedoch ist in manchen Fällen auch körperliche Abhängigkeit möglich. Spätestens wenn es zu solch einer Entwicklung kommt, sollte der Konsument sein Problem erkennen und versuchen das Kiffen einzuschränken, oder noch besser aufzuhören.

Vor der Durchführung sollte man sich die gewünschten Ziele vor Augen setzen und sich klar machen, welche Vorteile die Abstinenz bringt (Klarheit im Kopf, mehr Geld etc.). Weiterhin sollten alle Reserven beseitigt werden, damit ein Rückfall erschwert wird. Man kann drei Phasen benennen, in denen der Weg zum Konsumstopp vollzogen wird.

Am Anfang steht die Entgiftung. Diese läuft in der Regel ein paar Tage und ist zunächst durch eine Motivationssteigerung und erhöhte Aktivität gekennzeichnet. Die sedierende Wirkung des Kiffens fällt weg und man fühlt sich voller Energie. Dies wirkt sich allerdings auch auf den Schlafrhythmus aus, der stark gestört sein kann. Es ist ratsam sich viel zu bewegen, Sport zu treiben und sich gesund zu ernähren um dem Körper die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Entzug zu ermöglichen. Bei Schlafproblemen kann der Verzicht auf Kaffee und koffeinhaltige Getränke nützlich sein.

Nach etwa 48 Stunden können allerdings auch erste Entzugssymptome wie Angst, Gereiztheit und Aggressivität oder eine depressive Verstimmung auftreten. Damit beginnt bereits die zweite Phase: der Entzug. Der Körper merkt, dass ihm die Substanz fehlt und es kommt zu Entzugserscheinungen. Diese sind hauptsächlich psychischer Natur, können aber auch Einfluss auf den Körper nehmen und für Schweißausbrüche, Zittern oder Kälteschauer sorgen. Jetzt ist die Gefahr für einen Rückfall am größten.

Um diesem vorzubeugen, sollte man sich Ablenkung suchen. Das geht einerseits mit viel Sport und einem geregelten Tagesablauf, andererseits mit einer vielseitigen Freizeitgestaltung. Dabei sollte jedoch darauf geachtet werden, dass nicht unbedingt die gleichen Orte und Personen aufgesucht werden, bei welchen normalerweise der Cannabiskonsum vollzogen wird. Ein gewisser Abstand von solch einer gewohnten Umgebung kann das Loskommen sehr erleichtern. Neue Hobbys können die zentrale Rolle des Kiffens übernehmen. Allerdings sollte keine Ersatzdroge als Ausgleich zugeführt werden, wie es zum Beispiel mit Alkohol der Fall wäre. Der Entzug dauert in der Regel drei Wochen. Die anfänglich meist sehr schlechte Stimmung sowie auch die Entzugserscheinungen werden mit der Zeit weniger. Die Schlafprobleme bessern sich und man fühlt sich insgesamt erholter.

Die dritte Phase ist die Entwöhnung. Der Ex- Konsument gewöhnt sich an das Leben ohne die Droge. Diese Phase kann sehr lange dauern und es kommt eventuell immer wieder dazu, dass Konsumlust verspürt wird. Bei einem Rückfall sollte nicht direkt aufgehört, sondern der nächste Versuch gestartet werden. Es ist hierbei wichtig Kontaktpersonen zu haben, denen man vertraut und mit denen man über das eigene Verlangen sprechen kann. Auch die anfänglich gesetzten Ziele und die überlegten Vorteile sollten sich wieder vor Augen geführt werden.
Wenn alle eigenen Bemühungen erfolglos bleiben und man das Kiffen nicht eigenständig beenden kann, besteht immer die Möglichkeit sich professionelle Hilfe zu holen. Dies wird in der Regel über eine stationäre Aufnahme in eine Klinik gewährleistet, in der der Konsument ein vielseitiges Entwöhnungsprogramm durchläuft.

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Was passiert bei einem Entzug?

Zu einem Entzug vom Kiffen kommt es, wenn sich der Körper bereits an die Substanz gewöhnt, sich also eine Abhängigkeit entwickelt hat. Das passiert vor allem durch regelmäßigen Konsum und kann durch übermäßige Dosierung verstärkt werden. Der Körper und die Psyche reagieren beim Entzug auf das Ausbleiben der in Cannabis enthaltenen Verbindung THC (Tetrahydrocannabinol), die den Rausch im Konsumenten auslöst. Die Gehirnareale, welche vom THC angesteuert werden, haben sich also an die Wirkung des Stoffes gewöhnt und ihre eigenständige Tätigkeit herunterreguliert. Dadurch kommt es bei Verzicht zu einer Unterfunktion der entsprechenden Bereiche, die beispielsweise Teil des hirneigenen Belohnungssystems sind.

Die psychischen Entzugssymptome reichen von schlechter Laune und Konsumlust bis hin zu depressiver Verstimmung, Ängstlichkeit, Unruhe, Gereiztheit und Aggressivität. Bei einigen wenigen Abhängigen werden auch körperliche Entzugszeichen wie Zittern, Temperaturschwankungen mit Schweißausbrüchen und Frieren, Schmerzen oder Schlafstörungen beobachtet. Ein Entzug tritt in der Regel bis zu 48 Stunden nach dem letzten Konsum auf. Die unterschiedlichen Symptome können bis zu zwei Wochen bestehen bleiben und schwanken je nach Person in ihrer Stärke und Ausprägung.

Was sind die Folgen beim Autofahren?

Wie sich Kiffen auf die Fahrtüchtigkeit auswirkt wird unterschiedlich bewertet. Die verschiedenen Lager sind sich einig darüber, dass innerhalb der ersten Stunde nach dem Konsum, vor allem während des starken Rauschzustands, kein Konsument am Verkehrsgeschehen teilnehmen sollte. Die Reaktionsfähigkeit ist eingeschränkt, Situationen können nicht zuverlässig eingeschätzt werden und das Unfallrisiko ist erhöht.
Bei der Fahrtüchtigkeit nach zwei bis drei Stunden unterscheiden sich die Meinungen. Auf der einen Seite steht die Ansicht, dass ein strenges Fahrverbot zu verhängen ist, solange man, wenn auch nur in geringem Maße, unter dem Einfluss einer Droge steht. Auf der anderen Seite steht die Ansicht, dass Konsumenten, vor allem wenn sie nicht häufig kiffen, nach 2-3 Stunden vorsichtiger fahren, weil die Wirkung weitestgehend verflogen ist und sie besonders aufpassen.
Unstrittig sind jedoch die rechtlichen Folgen, wenn man vor oder während dem Autofahren kifft. In Deutschland wird sofort der Führerschein für normalerweise einen Monat entzogen und ein Bußgeld verhängt. Außerdem wird der Konsument zu einer sogenannten MPU, einer medizinisch-psychologische Untersuchung, verpflichtet. Die Strafen steigern sich bei Wiederholung drastisch. Es können regelmäßige Drogentests verlangt werden, die dann oftmals auch mit einem ärztlichen Gutachten zur Überprüfung der allgemeinen Fahreignung einhergehen können. Bis zu einem Jahr kann der Entzug der Fahrerlaubnis erweitert werden.

Macht regelmäßiges Kiffen dumm?

Kiffen wirkt sich negativ auf die kognitiven Leistungen aus, also auf das Denken, die Aufmerksamkeit, das Gedächtnis und die Wahrnehmung. Diese Einschränkungen bemerkt man bereits kurze Zeit nach dem Konsum. Sie sind Teil des Rauschzustands. Wenn viel Cannabis über längere Zeit konsumiert wird können die Defizite auch über den Konsumzeitraum hinaus bestehen bleiben. Dabei kann es zu tage- bis wochenlangen Auswirkungen kommen, selbst wenn sich der Konsument zu absolutem Verzicht zwingt. In der Regel normalisieren sich allerdings die Funktionen nach längerfristiger Abstinenz.
Ab welcher Konsumspanne Kiffen die kognitiven Leistungen dauerhaft vermindert, also "dumm macht", konnte noch nicht einwandfrei ermittelt werden.
Vor allem bei jungen Konsumenten, bei denen sich die Funktionen des Gehirns erst entfalten, sind aber negative Auswirkungen auf die Intelligenz sehr wahrscheinlich. Ist die Entwicklung des Gehirns abgeschlossen, konnten jedoch bislang keine dauerhaft bleibenden Funktionseinbußen festgestellt werden. Während Konsumenten in verschiedenen Testreihen eine geringere Intelligenz, eine verminderte Informationsverarbeitung und eine gestörte Gedächtnisfunktion im Vergleich mit Nichtkonsumenten aufwiesen, konnten bei den gleichen Personen nach einigen Monaten Verzicht keine Defizite mehr festgestellt werden. Die dauerhaften Folgen von Cannabiskonsum bleiben Bestandteil weiterer Forschung.

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Kann Kiffen Psychosen auslösen?

Diese Frage ist definitiv mit „Ja“ zu beantworten. Durch übermäßiges Kiffen kann es zu einer Überdosierung und dabei zu einer akuten Drogenpsychose kommen. Diese ist durch ihr plötzliches Auftreten charakterisiert und zeichnet sich durch bestimmte psychotische Symptome aus. Dazu gehören Desorientierung, das Gefühl nicht mehr die eigene Person zu sein (Depersonalisierung), Halluzinationen und paranoide Wahnvorstellungen (Verfolgungswahn). Tritt die Psychose unter einer extrem hohen Dosis Cannabis auf, handelt es sich um eine Art Vergiftung, deren Krankheitszeichen in der Regel nach einigen Tagen Verzicht wieder verschwinden und keine bleibenden Schäden hinterlassen.

In verschiedenen wissenschaftlichen Studien konnten deutliche Hinweise gefunden werden, dass übermäßiges Kiffen eine in der Psyche zuvor verborgene Erkrankung zum Ausbruch bringen kann. Bei dieser, lange Zeit fälschlich als „Cannabispsychose“ betitelten Erkrankung handelt es sich um Schizophrenie. Man glaubt, dass Menschen die anfällig für die Erkrankung sind, unter Cannabiskonsum früher Symptome ausbilden. Festgestellt wurde weiterhin, dass der Krankheitsverlauf durch den Konsum negativ beeinflusst wird. Strittig ist hierbei, ob auch bei Personen die normalerweise nicht erkrankt wären, durch das regelmäßige Kiffen dieses psychische Leiden ausgelöst werden kann. Diese Vermutung der Neuerkrankung ohne Risikofaktoren ist vor allem bei jungen Konsumenten unter 16 Jahren wahrscheinlich, da in diesem Zeitraum die Substanz die größte negative Wirkung auf das sich entwickelnde Gehirn hat.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.11.2016 - Letzte Änderung: 22.10.2021