Das Ausdauertraining im Kindesalter ist ein wichtiger Bestandteil bei der Erziehung zum Sport. Die Anpassungserscheinungen des Organismus sind vergleichbar mit dem der Erwachsenen. Somit spricht nichts gegen die Anwendung der Ausdauer.
Ausdauersport, Ausdauer, Abnehmen, Übergewicht im Kindesalter
siehe auch: Krafttraining im Kindesalter
Lange Zeit galt das Ausdauertraining sowohl im Kindes-, und Jugendalter, als auch für Frauen als unpassend. Die Leistungsfähigkeit in Ausdauersportarten lag einer Schonideologie zugrunde. Heute weiß man, dass ein Ausdauertraining in allen Alter-, und Entwicklungsstufen problemlos durchgeführt werden kann, da die Anpassungserscheinungen des kindlichen Organismus mit dem des Erwachsenen verglichen werden können. Die Gefahr der körperlichen Unterforderung ist wesentlich größer als eine Überforderung.
Zu den häufigsten Erkrankungen im Erwachsenenalter zählen Übergewicht, Rückenschmerzen und Herz- Kreislauf- Erkrankungen. Diese Erkrankungen werden oftmals bereits im Kindesalter durch Bewegungsmangel vorbereitet und begünstigt. Der kindliche Organismus ist wesentlich anpassungsfähiger als der des Erwachsenen, und bestehende Defizite können durch eine ausreichende Beanspruchung schneller kompensiert werden. Es sind demnach viele Faktoren, die für ein Ausdauertraining im Kindes-, und Jugendalter sprechen.
Die Ausdauer wird definiert als die Ermüdungswiderstandfähigkeit gegenüber physischen und psychischen Belastungen. Zudem wird durch ein regelmäßiges Ausdauertraining die Regeneration beschleunigt. In der sportwissenschaftlichen Literatur wird die Ausdauerfähigkeit in einem breitem Spektrum Zusammengefasst. So zählt nicht nur der monotone Waldlauf zur Ausdauer, sonder über die Fähigkeit Schnelligkeitsbelastungen aufrecht zu erhalten (Schnelligkeitsausdauer) bis hin zur Kraftausdauer, bei der die Muskulatur Belastungen von mehr als 25 Wiederholungen standhalten muss.
Da die Ausdauerleistung von energetischen Faktoren abhängig ist wird die Ausdauer in Kurzzeitausdauer (weniger als 15 Sekunden Belastung), Mittelzeitausdauer (zwischen 15 Sekunden und 2 Minuten) und Langzeitausdauer I-IV eingeteilt. Jeder dieser Leistungsbereiche erfordert eine unterschiedliche Energiebereitstellung, womit auch der Körperbau unterschiedlicher Ausdauersportler zu erklären ist. Im Kindes-, und Jugendalter sollte keine frühzeitige Spezialisierung der Ausdauerleistungsfähigkeit erfolgen. Die Ausdauer sollte einen elementaren Platz in der körperlichen Grundausbildung einnehmen.
Es gibt aus biologischer und medizinischer Sicht keine Anhaltspunkte für die Limitierung der Ausdauerbelastbarkeit im Kindesalter. Orthopädische Aspekte sollten dennoch berücksichtigt werden.
Kinder laufen gerne kurz und schnell, dies ist kindgerecht, leistungsfördernd und motivierend und sollte unbedingt in einem kindgemäßen Ausdauertraining berücksichtigt werden. Also finger weg von monotoner, langweiliger aerober Belastung!
Die Anpassungserscheinungen bei einem Ausdauertraining im Kindesalter sind:
- Ökonomisierung des Herz- Kreislauf- Systems
- Zunahme des Herzvolumens
- Vergrößerung des Herzschlagvolumens
- Verbesserte Sauerstoffaufnahme
Es gibt verschiedene Methoden um die Ausdauer zu trainieren. Die Trainingsmethoden sind immer abhängig von der jeweiligen Zielsetzung. Die gewählten Übungen wiederum abhängig von den gewählten Methoden.
In der Trainingspraxis wird zwischen:
- Dauermethode (extensiv, intensiv u. variabel)
- Intervallmethode (extensiv und intensiv)
- Wiederholungsmethode
- Wettkampfmethode
Da in einem kindgerechten Ausdauertraining noch keine Spezialisierung erfolgen soll, können und sollten alle Methoden berücksichtigt werden. Ausnahme ist die Wiederholungsmethode, bei der die Pausengestaltung zu lange ausfällt. Des weiteren sollte auf lange, intensive Intervallläufe verzichtet werden.
nähere Informationen zu den Methoden finden Sie unter: Ausdauer
Die Ziele in einem kindheitsgemäßen Ausdauertraining sind andere als im Erwachsenenbereich. Während im Erwachsenenalter primär Fitness, Gesundheit und Abnehmen neben den sportartspezifischen Anpassungen angestrebt wird, ist ein kindheitsgemäßes Training intentional anders ausgelegt. Adipöse Kinder werden in den seltensten Fällen ein reines Ausdauertraining mit Ihrer persönlichen Zielsetzung der Fettverbrennung anstreben. Kinder wollen den Sport immer mit Spiel und Spaß verbinden, somit sollte ein Ausdauertraining immer in einen spielerischen Rahmen gepackt werden. Generell sollte in einem Ausdauertraining im Kindesalter der koordinative Aspekt mit berücksichtigt werden. Im Vordergrund steht jedoch das spielerische Vermitteln der Ausdauer für eine gezielte Erziehung zum Sport.
Neben den oben genannten Vorzügen eines Ausdauertrainings im Kindesalter gibt es dennoch eine Reihe von Problemen und Risiken bei der Durchführung eines Trainingsprogramms. Generell besitzen vor allem Kinder eine hohe Leistungsbereitschaft und einen Bewegungsdrang für sportliche Leistungen. Dieser nimmt jedoch ab den 12. 13- 15. Lebensjahr zunehmend ab. Jugendliche haben zuweilen keinen Bock mehr auf jede Form der sportlichen Belastung. Dabei ist es genau dieses Alter, in dem die Jugendlichen besonders günstig auf Ausdauerreize reagieren. Aufgabe des kindgerechten Sports ist es demnach, die Kinder und Jugendlichen den Sport bzw. Ausdauersport auf eine Art und Weise zu vermitteln, dass sie langfristig zu einem Sporttreiben motiviert werden. In der praktischen Durchführung des Sportunterrichts sieht es in der Realität jedoch meist so aus, dass primär leistungsstärkere Schüler, die auch außerschulischen Sport betreiben, besonders gefördert werden. Für den langfristigen Erfolg im kindgerechten Sport ist Planung des Unterrichts besonders wichtig. Oftmals müssen Schüler im Sportunterricht ohne Vorbereitung einen 1000m- Lauf oder Cooper- test absolvieren. Leistungsschwächere Schüler bekommen so ihre schlechten Leistungen im heterogenen Klassenverband immer wieder bestätigt. Es ist daher die Aufgabe des Pädagogen besonderes Augenmerk auf leistungsschwächere Schüler zu legen.
Da Kinder in den seltensten Fällen Freude am monotonen Radfahren, Schwimmen, Laufen etc zeigen, ist es wichtig die Ausdauerbelastung in einer Spielsportart einzusetzen.
Bei reinen Ausdauerbelastungen ist darauf zu achten, dass ein Training in einer Gruppe gemeinsam oder in Staffelwettbewerbe stattfindet.
Ein Leistungsvergleich in Form von Wettkämpfen sollte allerdings erst ab dem 9. Lebensjahr stattfinden.
Als besonders geeignete Spielsportarten erweisen sich Fußball, Handball, Basketball und Hockey.