Systole zu hoch - Ist das gefährlich?

Systole zu hoch - Ist das gefährlich?

Einleitung

Bei der Systole handelt es sich um die Auswurfsphase des Herzens, also die Phase, in der das Blut aus dem Herzen in die Hauptschlagader (Aorta) und somit den Körper gepumpt wird.
Ist die Systole "zu hoch", spricht man also von dem systolischen Blutdruckwert, der erhöht ist. Hierbei handelt sich um den höheren der beiden Werte (1. Wert), die beim Blutdruckmessen gemessen werden. 

Leidet ein Patient unter Bluthochdruck (Hypertonie), so ist häufig nur die Systole zu hoch, während die Diastole (Blutdruckwert der Füllungsphase) normal oder nur leicht erhöht ist. Ist nur die Systole zu hoch, so spricht man häufig auch vom Altershochdruck, welcher ab einem gewissen Alter als „normal“, nicht jedoch physiologisch, gilt. Die Diastole sinkt hingegen im Alter häufig.

In unserem folgenden Artikel erfahren Sie, wie gefährlich ein erhöhter systolischer Blutdruckwert tatsächlich ist und welche Ursachen zugrunde liegen können.

Ist eine erhöhte Systole gefährlich?

  • Eine dauerhafte Erhöhung des systolischen Blutdruckwertes im Rahmen eines üblichen Bluthochdruckes, der mittlerweile leider als Volkskrankheit anzusehen ist, ist eine ernstzunehmende Erkrankung, stellt allerdings keine akute Gefährdung dar. Jedoch kann ein chronisch erhöhter Blutdruck die Entstehung gefährlicher Komplikationen bewirken. So steigt bespielsweise das Risiko für das Auftreten eines Herzinfarkts, eines Schlaganfalls oder einer Hirnblutung erheblich. 
  • Eine schlagartige Erhöhung des systolischen Bluthochdrucks auf Werte bis zu über 200 mmHg bezeichnet man als Bluthochdruckkrise oder Blutdruck-Entgleisung. In dieser Situation kann es zu akuten Organschäden kommen, die lebensgefährlich sind. Es handelt sich um einen Notfall. Im Rahmen der Blutdruckkrise können beispielsweise Herzrhythmusstörungen, Hirnblutungen oder ein akutes Nierenversagen auftreten. 

Ursachen einer zu hohen Systole

Es gibt verschiedene Ursachen, warum die Systole zu hoch sein kann. Wie bereits erwähnt, stellt die Systole die Auswurfsphase des Herzens dar. In dieser Phase wird sauerstoffreiches Blut von dem linken Ventrikel (Kammer) des Herzens in die Hauptschlagader (Aorta) gepumpt. Von der Aorta aus kann das Blut dann über verschiedene arterielle Abzweigungen in alle Organe sowie in jeden weiteren Bereich des Körpers gelangen und so mit Sauerstoff versorgen.

Die Ursachen für eine zu hohe Systole sind häufig darauf zurückzuführen, dass der Widerstand in der Aorta sehr hoch ist. Dies hat zur Folge, dass das Herz eine sehr große Kraft aufwenden muss, um das Blut aus dem Herzen in die Aorta zu pumpen. Dieser große Kraftaufwand führt dann zu einem erhöhten Blutdruck, in diesem Fall einer zu hohen Systole.

Man unterscheidet zwischen primärer und sekundärer Hypertonie (Bluthochdruck). 

  1. primärer Bluthochdruck: Man spricht von einer primären Hypertonie, wenn die Ursache für die zu hohe Systole weitgehend unbekannt ist. Dies ist sehr häufig bei Erwachsenen der Fall, noch häufiger bei übergewichtigen (adipösen) Patienten, die wenig Sport treiben, sich ungesund ernähren, rauchen oder übermäßig viel Alkohol konsumieren.
  2. sekundärer Bluthochdruck: Bei Kindern oder schlanken, jungen Erwachsenen kommt es häufiger zu einer sekundären Hypertonie, aufgrund derer die Systole dann zu hoch erscheint. Die möglichen Ursachen für eine sekundäre Hypertonie und somit einer zu hohen Systole sind sehr vielfältig:
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • Renaler Hypertonus
  • Altersbluthochdruck
  • Stress/Angstzustände
  • Hyperaldosteronismus
  • Akromegalie
  • Cushing-Syndrom
  • Phäochromozytom
  • Hirntumor

Schilddrüsenüberfunktion

Zum einen kann eine Schilddrüsenüberfunktion vorliegen (Hyperthyreose). Die Schilddrüse produziert Hormone, die uns wach und aktiv machen und den Kreislauf in Schwung bringen. Produziert ein Patient zu viele Schilddrüsenhormone aufgrund der Überfunktion, so kann dies die Ursache für eine zu hohe Systole sein.

Renaler Hypertonus

Eine weitere Ursache für eine zu hohe Systole kann auf eine Störung der Niere zurückzuführen sein. Man spricht in diesem Fall häufig vom sogenannten renalen Hypertonus, bei dem zu viele Hormone, wie beispielsweise das Renin produziert werden. Dies führt zu einer Verengung der Blutgefäße. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Widerstand in den Gefäßen, was zur Folge hat, dass das Blut mit größerer Kraft durch die Gefäße gepumpt werden muss. Dies sorgt für eine erhöhte Systole, da das Herz eine größere Kraft aufwenden muss, um das Blut in die Aorta zu befördern.
Die Diastole hingegen ist bei renalem Hypertonus meist normal.

Altersbluthochdruck

Eine Erkrankung bei der die Systole zu hoch und die Diastole zu niedrig ist, ist der sogenannte Altersbluthochdruck. Besonders im höheren Alter betrachtet man dieses Phänomen häufig. Dies hängt damit zusammen, dass die Blutgefäße im Alter zunehmend steifer und unelastischer werden. Das Herz muss somit einen enormen Kraftaufwand betreiben, um das Blut aus dem Herz in die steifen Gefäße zu pumpen, wodurch die Systole steigt. Gleichzeitig kommt es dazu, dass weniger Blut zum Herzen fließt, was eine Senkung der Diastole zur Folge hat.

Leidet ein Patient also unter einer zu hohen Systole, während die Diastole zu niedrig ist, handelt es sich wahrscheinlich um den sogenannten Altershochdruck.

Stress/Angstzustände

Ebenso können psychische Vorgänge Auswirkungen auf den Blutdruck haben. Besonders Ärger, Stress und Angst lassen den Blutdruck durch die Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol schnell ansteigen. Bei Dauerstress kommt es zu einem dauerhaft erhöhtem Hormonspiegel und die Hormone werden nicht mehr abgebaut. Dadurch bleibt der systoloische Blutdruck erhöht. 

Weitere Ursachen für eine erhöhte Systole

Weitere Ursachen können sein:

  • Hyperaldosteronismus: Hierbei wird beispielsweise durch eine Schädigung der Nebenniererinde vermehrt Aldosteron ausgeschüttet. Aldosteron  ist ein Hormon, welches für die Rückresorption von Natrium und Wasser in der Niere zustänig ist, wodurch der Blutdruck steigt. Wird es also vermehrt ausgschüttet, bleibt der Blutdruck dauerhaft erhöht.
  • Akromegalie: Ein Tumor in der Hirnanhangsdrüse kann zur vermehrten Ausschüttung von Wachtumshormonen führen. Diese führen neben übermäßigem Wachstum zu einer verminderten Ausscheidung von Wasser und Natrium. Hierdurch nimmt das Blutvolumen zu und der Blutdruck steigt.
  • Cushing-Syndrom: Folgen dieses Syndroms ist die vermehrte Bildung des Stresshormons Cortisol. Dies steigert ebenfalls den Blutdruck.

Auch ein Phäochromozytom (Tumor des Nebennierenmarks) oder ein Hirntumor können in seltenen Fällen Ursachen des Bluthochdrucks sein.

Ursachen einer zu hohen Systole mit zu niedriger Diastole

Beim Krankheitsbild der isolierten systolischen Hypertonie kommt es zu einem relativ hohen systolischen Blutdruckwert und einem relativ niedrigen diastolischen Blutdruckwert (z.B. 160/50 mmHg). So vergrößert sich die Blutdruckamplitude auf pathologisches Maß. Für diese isolierte systolische Hypertonie gibt es vor allem zwei Ursachen. Beide lassen sich im arteriellen System des Herz-Kreislauf-Systems zuordnen. Zum einen kann es hierzu durch eine Störung an der Aortenklappe (wie beispielweise durch eine Aortenklappenstenose) kommen. Zum anderen verursacht eine fortgeschrittene Arteriosklerose (plaqueartige Ablagerung von Blutfetten in der Gefäßwand) der arteriellen Blutgefäße ebenfalls eine isolierte systolische Hypertonie. Durch die Arteriosklerose verlieren die arteriellen Gefäße ihre Elastizität und „versteifen“. So kann nicht mehr dämpfend auf den Druckpuls des Herzens reagiert werden und das Herz muss folglich höhere Druckwerte aufbauen, um die Peripherie mit sauerstoffhaltigem Blut zu versorgen. Im Alter ist ein gewisser Anstieg des systolischen Blutdruckwertes verbunden mit einem leichten Abfall des diastolischen Blutdruckwertes jedoch völlig normal.

Symptome einer zu hohen Systole

Eine zu hohe Systole macht sich meist recht spät anhand von Symptomen bemerkbar. Je nach Ursache, die zu einer zu hohen Systole führt, kann es jedoch zu Begleitsymptomen kommen. Vor allem bei der primären Hypertonie, bei der die Systole ohne bestehende Krankheit erhöht ist, fällt es oft schwer, typische Symptome auszumachen.

  • primäre Hypertonie: Herzrasen, Schweißausbrüche, Unruhezustände, allgemeine Aufregung, verminderte Leistung

Eine sekundäre Hypertonie ist meist leichter zu erkennen, da es spezifische Begleitsymptome gibt:

  • Überfunktion der Schilddrüse: Herzrasen, starke Schweißbildung, Unruhe, Hyperaktivität und Gewichtsverlust trotz starkem Hunger und viel Nahrung
  • renale Hypertonie: zu hohe Systole, normale oder nur leicht erhöhte Diastole, ansonsten fehlen spezifische Symptome
  • Hyperaldosteronismus: vermehrter Durst, Hypokaliämie (zu niedriger Kaliumspiegel), Blut-pH-Wert zu sauer (metabolische Azidose)
  • Akromegalie: lange Extremitäten
  • Cushing-Syndrom: Vollmondgesicht, Stammfettsucht, Muskelschwäche, dünne Haut, Depressionen
  • Phäochromozytom: plötzlich rasendes, schnell pochendes Herz für einige Sekunden/Minuten

Somit kann man allgemein sagen, dass eine zu hohe Systole ein Symptom für viele Erkrankungen darstellt und deshalb vor allem die Begleitsymptome sowie Alter und Erscheinung (Ernährung, Lebensstil) des Patienten mitberücksichtigt werden müssen.

Diagnose

Um die Diagnose einer zu hohen Systole zu stellen, genügt meist ein einfaches Blutdruckmessgerät. Der physiologische Wert sollte circa zwischen 115-130mmHg liegen.
Für den alltäglichen Gebrauch gibt es automatische Messgeräte.

Therapie

Liegt ein erhöhter systolischer Blutdruck vor, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten:

  • Gesunder Lebensstil: Rauchen, Alkohol und ein übermäßiger Fleischkonsum können dafür sorgen, dass die Gefäße geschädigt werden, was zu einer zu hohen Systole führt. Besonders bei der primären Hypertonie, bei der die genaue Ursache für die Erkrankung unklar ist, sollte der Patient versuchen, durch einen gesunden Lebensstil aktiv etwas gegen die zu hohe Systole zu tun. Durch Ausdauersport, gesunde Ernährung und das bewusste Vermeiden von Stresssituationen können viele Patienten ihre zu hohe Systole häufig in den Griff bekommen.
  • Beta-Blocker: Reicht eine Umstellung des Lebensstils nicht aus, um die zu hohe Systole zu ändern, gibt es Medikamente, welche allerdings als letztes Mittel der Wahl eingesetzt werden sollten. Beta-Blocker blockieren, wie der Name schon sagt, die beta-Rezeptoren am Herzen. Dies führt dazu, dass das Herz nicht mehr so stark pumpt und somit keine zu hohe Systole verursachen kann.
  • Diuretika: Diese entwässern den Körper und vermindern somit das Blutvolumen des. Dadurch wird eine zu große Belastung auf das Herz durch ein zu großes Blutvolumen vermieden.
  • ACE-Hemmer: Hierbei handelt es sich um Medikamente, welche dafür sorgen, dass ein System von verschiedenen Hormonen gehemmt wird. Durch die Hemmung dieses Systems wird der Blutdruck automatisch nach unten reguliert, was dazu führt, dass die Systole gesenkt wird.
  • Calcium-Kanal-Blocker: Diese blockieren die Calcium-Kanäle am Herzen und sorgen somit dafür, dass das Herz mit weniger Kraftaufwand schlägt.

Da alle Medikamente mit starken Nebenwirkungen behaftet sind, sollte ein Patient zunächst versuchen, seinen Lebensstil zu verbessern, bevor zur medikamentösen Therapie gegriffen wird.

Wird die zu hohe Systole aufgrund einer bestehenden Erkrankung, wie beispielsweise einer Schilddrüsenüberfunktion, verursacht, so muss diese Erkrankung zunächst behandelt werden. Meist verschwindet bereits dadurch die zu hohe Systole.

Lesen Sie hier mehr zum Thema: Wie kann ich die Systole senken?

Hausmittel bei einer erhöhten Systole

Wichtig ist bei der isolierten systolischen Hypertonie vor allem die Senkung des systolischen Wertes, da dieser auf Dauer durch den erhöhten Druck die Gefäßwände überbelastet. So haben sich verschiedene Hausmittel zur Senkung des Blutdruckes bewährt. Sehr effektiv ist dabei vor allem eine großzügige körperliche Bewegung wie zum Beispiel beim Nordic Walking, Joggen oder Schwimmen. Hiermit kann der systolische Wert um etwa 5 bis 10 mmHg gesenkt werden. Ebenfalls sehr wichtig ist eine ausgewogene Ernährungsweise. Zu achten ist auf eine geringe Aufnahme von Salz, da dieses bei erhöhter Aufnahme zu einem isolierten Anstieg des systolischen Blutdruck führen kann (weniger als 6 Gramm pro Tag). Bei der Zubereitung von Mahlzeiten wird von Medizinern das großzügige Verwenden von Kräutern empfohlen. Auch frische Zwiebeln, Sellerie und Knoblauch sollen eine blutdrucksenkende Wirkung entfalten können. Ebenfalls können traditionelle Kneipp-Anwendungen durchgeführt werden.

Homoöpathie bei einer erhöhten Systole

Gewisse homöopathische Substanzen vermögen eine Blutdrucksenkung zu bewirken. Dabei können Heilmittel wie Adonisröschen (Adonis Vernalis), das Indianerhanf Apocynum, Aranin (Heilwirkung der schwarzen Nachtspinne) oder das Arnica Montanum eingesetzt. Besonders letzteres gehört zur traditionellen Standardtherapie bei Bluthochdruck.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter:

Eine Übersicht aller Themen der Anatomie finden Sie unter Anatomie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 22.06.2015 - Letzte Änderung: 25.07.2023