Das Riechen ist einer der wichtigsten menschlichen Sinne, die dafür verantworlichen Riechzellen befinden sich in der oberen Nasenmuschel.
Geruch, Geruchsorgan
Die Zellen, die für das Riechen verantwortlich sind, die Riechzellen, befinden sich in der Riechschleimhaut. Diese ist beim Menschen sehr klein ausgeprägt und liegt in der Regio olfactoria (Riechspalte), eine schmale Stelle der oberen Nasenhöhle. Begrenzt wird sie von der oberen Nasenmuschel und der gegenüberliegenden Nasenscheidewand.
Das Riechepithel ist mehrreihig aufgebaut: die am weitesten außen liegende Schicht wird von Stützzellen gebildet, darauf folgt die Schicht der eigentlichen Sinneszellen. Die tiefste Zellschicht wird durch die Basalzellen aufgebaut, welche auch als Stammzellen fungieren und zur Regeneration der Sinneszellen dienen. Die Lebenszeit der Sinneszellen beträgt etwa 30 – 60 Tage. Insgesamt gibt es in der Nase ca. 10 Millionen Sinneszellen. Sie besitzen kleine Riechhärchen, die in das Riechepithel ragen und für das Aufnehmen von Molekülen aus der Atemluft verantwortlich sind. Die Moleküle lösen einen Reiz aus, der über die Riechepithelfortsätze, die den Riechnerv (Nervus olfactorius) bilden, zum Bulbus olfactorius gelangen. Dort werden die Nerven verschalten und der Reiz wird zur Riechrinde und zu weiteren Bereichen im Gehirn weitergeleitet.
Wichtig ist ebenfalls, dass neben den eben genannten Sinneszellen in der Regio olfactoria auch sensible Fasern eines anderen Nervs liegen, die auf nichtaromatische, stechende Geruchsreize wie Ammoniak reagieren. Es handelt sich hierbei um Fasern des Nervus trigeminus.
Das Geruchsempfinden kann unterteilt werden in normale, quantitative und qualitative Wahrnehmung des Geruchs.
Das normale Riechen wird als Normosmie bezeichnet. Nicht so leicht davon abgrenzbar ist die Hyposmie, das verminderte Geruchswahrnehmen. Die Hyperosmie hingegen bezeichnet die verstärkte Wahrnehmung von Gerüchen. Den vollständigen Ausfall des Geruchsorganes bezeichnet man als Anosmie. Die oben genannten Begriffe werden den quantitativen Geruchsempfindungen zugeordnet.
Zu den qualitativen Geruchsempfindungen (Dysosmie) zählen: Parosmie (verzerrte/falsche Geruchsempfindung), Kakosmie (falsche Wahrnehmung als faul/unangenehm), Heterosmie (Unfähigkeit, Gerüche zu unterscheiden), Agnosmie (Unfähigkeit, wahrgenommene Gerüche zu erkennen), Phantosmie (Halluzination von Gerüchen).
Ätiologie:
Die akute virale Rhinitis ist wohl die häufigste Ursache für eine Verminderung des Riechvermögens. Grund dafür ist die vermehrte Sekretproduktion und die angeschwollenen Schleimhäute, die das Nasendach, der Bereich in dem sich das Riechepithel befindet, verlegt.
Die Viren können auch direkt die Sinneszellen schädigen und eine andauernde Riechstörung verursachen. Im klinischen Alltag gehört eine vorangegange Influenzainfektion zu den häufigsten Ursachen für eine Anosmie.
Auch eine allergische Rhinitis oder die unspezifische hyperreaktive Rhinopathie können eine angeschwollene Nasenschleimhaut und eine damit verbundene Hyposmie verursachen.
Die Polypenbildung aufgrund einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) führt oft zu einer Verlegung der Riechspalte und einer Hyposmie, bishin zur Anosmie.
Weitere Ursachen für eine Hyposomie oder Anosmie sind:
toxische Lösungsmittel oder Medikamente, Zinkmangel, Tumore wie das Ästhesioneuroblastom oder Meningeome, Abreissen der Filae olfactoriae (feine Fasern des Riechnervs) aufgrund eines Schädelhirntraumas, zentrale Übertragungs- oder degenerative Erkrankungen (Morbus Alzheimer), vererbte Störungen, die zu einer selektiven Hyposmie oder Anosmie führen und das Kallmann-Syndrom. Dabei können ein Ausfall des Riechsinnes und neuroendokrine Störungen auftreten.
Diagnositk der Riechstörungen: Wichtig ist eine spezifische Anamnese, ein normaler Geruchstest, sowie eine objektive Prüfung des Geruchssinnes mittels olfaktorisch evozierter Potentiale. Weitere notwendige Zusatzdiagnostiken sind die Messung der Zinkkonzentration im Serum, ein neurologischer Status, ein CT (Computertomographie) der Nasennebenhöhlen und Frontobasis, sowie ein MRT des Schädels.
Therapie: Das Wissen über die primären Ursachen ist Voraussetzung für eine kausale und erfolgreiche Therapie von Riechstörungen.
Bei einer klinischen Untersuchung des Riechvermögens wird der Patient aufgefordert die Augen zu schließen. Man hält ihm dann sogenannte „sniffin‘ sticks“ unter die Nase, das sind Stifte, die über einen charakteristischen Duftstoff verfügen.
Hauptsächlich werden aromatische Stoffe mit charakteristischen Gerüchen wie Pfefferminz, Kaffee oder Nelkenöl verwendet, die der Patient identifizieren soll. Es muss beachtet werden, dass die Gerüche pro Nasenloch, also getrennt voneinander dargeboten werden. Nun muss der Patient angeben, ob und was er riecht. Gibt der Patient keine Geruchsempfindung der aromatischen Duftstoffe an, wird an ihm ein nichtaromatischer Stoff wie Ammoniak getestet.
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