Ein Ranvier-Schnürring entsteht durch eine Unterbrechung der Myelinscheiden an Nervenfasern und dient der Steigerung der Nervenleitungsgeschwindigkeit. Hierbei "springen" die Aktionspotentiale von einem Ranvier-Schnürring zum nächsten, was als saltatorische Erregungsweiterleitung bezeichnet wird.
Ein Ranvier-Schnürring ist eine ringförmige Unterbrechung der Fett- bzw. Myelinscheide, die Nervenfasern umgibt. Er dient im Zuge der „saltatorischen Erregungsleitung“ der Steigerung der Nervenleitungsgeschwindigkeit.
Saltatorisch, von lateinisch: saltare = springen bezeichnet den „Sprung“ eines Aktionspotentiales, der stattfindet, wenn es bei seiner Ausbreitung entlang des Axons (einer ummantelten Nervenfaser) auf einen Ranvier-Schnürring trifft.
Verschiedene Nervenfasern haben verschiedene Erregungsleitungsgeschwindigkeiten. So besitzen die besonders schnellen A-alpha Nervenfasern, die ihre Impulse zur Skelettmuskulatur leiten, eine Geschwindigkeit von knapp 120 m/s, also umgerechnet über 400 km/h! Diese schnelle Weiterleitung ist nur möglich, indem das Aktionspotential von Zeit zu Zeit springt, genauer gesagt, stets von einem Ranvier-Schnürring zum nächsten. Quasi wie ein Sprinter, der während seines Sprints zusätzlich noch Weitsprünge einlegt. Die Ranvier-Schnürringe befinden sich in regelmäßigen Abständen von 0,2 – 2mm auf dem Axon, jeweils zwischen zwei Schwannschen Zellen. Diese Zellen bilden die Myelinscheide, eine fettreiche Schicht, welche die Nervenfaser umhüllt und isoliert.
Im Bereich eines Ranvier-Schnürring ist die Dichte an spannungsabhängigen Natriumkanälen besonders hoch. Ein ankommendes Signal (also Aktionspotential) vom davorliegenden Ranvier-Schnürring wird durch den starken Natriumeinstrom von außen in den Nerv aufbereitet, verstärkt und sofort weitergeleitet, bis es auf den nächsten Schnürring trifft. Dort geht dasselbe Spiel von vorne los. Die Strecke zwischen den Schnürringen dient lediglich als Weiterleitungsstrecke und ist deswegen auch entsprechend gut isoliert. Der Schnürring funktioniert wie ein Verstärker auf der Nervenfaser.
Lesen Sie mehr zum Thema: Nerven
Als Demyelinisierung bezeichnet man den Verlust der Myelinscheide zwischen den Ranvier-Schnürringen. Zwar kommt es am Schnürring nach wie vor zu einer Weiterleitung des Aktionspotentials, diese ist aber ab einem bestimmten Grad der Erkrankung zu schwach, um den nächsten Schnürring zu erreichen. Das liegt daran, dass die Wegstrecke zwischen den Schnürringen nicht mehr myelinisiert (also isoliert) ist. Bekannte demyelinisierende Erkrankungen sind Multiple Sklerose oder die diabetische Neuropathie („Diabetischer Fuß“) .
Lesen Sie mehr zum Thema Demyelinisierung unter: Nervenschaden
Weitere Informationen zum Thema Ranvier-Schnürring finden Sie unter:
Folgende Themen könnten für Sie von Interesse sein:
Eine Übersicht aller Themen der Anatomie finden Sie unter Anatomie A-Z.