Nervensystem Aufbau

Das menschliche Nervensystem besteht aus dem Nervengewebe. Dazu gehören die Nervenzelle, diese sind wesentlichster Bestandteil des Nervengewebes. An der Nervenzelle entsteht die nervöse Erregung des Nervensystems, das Aktionspotential).

Aufbau des Nervensystems

Synonyme

Gehirn, ZNS, Nerven, Nervenfasern

Englisch: nervous system

Feingeweblicher Aufbau (Histologie)

Das Nervensystem besteht in erster Linie aus dem Nervengewebe. Zu diesem gehören die Nervenzelle oder Ganglienzellen (= Neuronen; diese sind wesentlichster Bestandteil des Nervengewebes; hier entsteht die nervöse Erregung, das Aktionspotential), die Nervenfasern (welche diese Erregung weiterleiten) und die Neuroglia (= Gliazellen. Diese haben mit den nervösen Vorgängen unmittelbar nichts zu tun, sondern haben hauptsächlich stützende, ernährende und isolierende Funktionen).

Mit bloßem Auge (=makroskopisch) betrachtet, kann man das Nervengewebe in die graue Substanz (Substantia grisea) und die weiße Substanz (Substantia alba) unterteilen. Die graue Substanz besteht in der Regel aus Nervenzellkörpern, welche dunkler erscheinen, während die weiße Substanz deshalb weiß erscheint, weil sie hauptsächlich das fetthaltige Myelin enthält: aus diesem Stoff nämlich bestehen die Markscheiden, die die Nervenzellfasern, die Axone, umhüllen.

Beim Gehirn (Großhirn und Kleinhirn) liegt die graue Substanz außen und bildet die Hirnrinde (Cortex), während die weiße Substanz im Inneren liegt. Nur einzelne Nervenzellansammlungen, sogenannte Kerngebiete, bilden noch einzelne Inseln grauer Substanz inmitten dieses Fasernetzes. Im Rückenmark dagegen liegen die markhaltigen Nervenfasern und damit die weiße Substanz auf der Außenseite, während die graue Substanz innen liegt und den Zentralkanal umgibt.

Gliederung

Das Nervensystem gliedert man in zwei Hauptabteilungen:

  1. das cerebrospinale Nervensystem und
  2. das autonome Nervensystem.

Das cerebrospinale Nervensystem ist nach seinen beiden Zentralorganen benannt:

  1. dem Gehirn (= lat. Cerebrum) und
  2. dem Rückenmark (= lat. Medulla spinalis).

Es regelt unsere Beziehungen zur Umwelt („Umweltnervensystem“) und tritt mit dem „Außen“ in Kontakt, indem es Reize aus dieser Umwelt aufnimmt, sie verarbeitet und angemessen darauf reagiert. Es wird auch somatisches Nervensystem genannt (soma = Körper) und unterliegt meist der Willkür: wir initiieren eine Bewegung, z.B. das Heben eines Armes, Kämpfen oder Weglaufen bei einer erkannten Gefahr, oder Kommunikation.

Man kann das cerebrospinale Nervensystem wiederum in ein zentrales und ein peripheres Nervensystem unterteilen. Beide sind jedoch Teile eines zusammenhängenden Systems, eine funktionelle Einheit.

Das Zentralnervensystem (ZNS) besteht aus den zentralen Organen Gehirn und Rückenmark und gleicht einem „Schaltwerk“, während das periphere Nervensystem (PNS) die Gesamtheit aller Hirn- und Rückenmarksnerven mit den Ganglien (Nervenzellansammlungen) beinhaltet, also im Prinzip alle von und zur Zentrale führenden Leitungskabel mit all ihren Verzweigungen und Verästelungen, und damit einem „Leitwerk“ gleicht.

Das autonome Nervensystem beherrscht und reguliert die Tätigkeit unserer inneren Organe und Drüsen und stimmt alle lebensnotwendigen und zumeist unbewusst ablaufenden Vorgänge sinnvoll aufeinander ab, z.B. die Regulierung der:

  • Verdauung von Nahrung
  • der Atmung oder
  • der Fortpflanzung

(= vegetative Funktionen; deshalb wird das autonome auch vegetatives Nervensystem genannt).
Autonom ist dieses Nervensystem deshalb, weil diese Vorgänge sich unserer willkürlichen Kontrolle entziehen und eigenen Gesetzmäßigkeiten unterliegen – sie funktionieren z.B. auch bei Bewusstlosigkeit.
Das autonome Nervensystem besteht aus drei funktionellen Anteilen: dem Sympathicus und dem Parasympathicus, die sich als Gegenspieler gegenüberstehen, und dem intramuralen System (Darmnervengeflecht).

Das cerebrospinale und das autonome Nervensystem funktionieren dennoch nicht unabhängig voneinander, sondern sind zu einer sinnvollen Einheit verknüpft.
Als Beispiel mag die Geschichte vom wilden Tier dienen, das den Steinzeitmenschen erschreckt: Das cerebrospinale Nervensystem erkennt die Gefahr (die Augen sehen das wilde Tier, das Gehirn bewertet es als größer und stärker und die Situation als potentiell lebensbedrohlich), woraufhin das autonome Nervensystem sofort alle Körperfunktionen, die für das Überleben notwendig sind, startet: die Pupillen weiten sich, die Muskeln werden besser durchblutet, der Blutdruck, die Atem- und die Herzfrequenz gesteigert, wohingegen die Verdauungsfunktionen zurückgefahren werden (Mundtrockenheit). Der Steinzeitmensch kann nun kämpfen oder flüchten („Fight-or-Flight-Reaktion“).
Heute stehen wir zwar selten wilden Tieren gegenüber, aber stress- oder angstauslösende Situationen bewirken noch immer die gleichen körperlichen Reaktionen: der Beinahe-Verkehrsunfall, der Vortrag vor der versammelten Mannschaft.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 01.05.2011 - Letzte Änderung: 25.07.2023