Propriozeption

Die Propriozeption basiert auf dem KOnzept der afferenten Rückmelung und wird neben der orthopaedischen Einlagenversorgung und der Krankengymnastik auch im Bereich des Krafttrainings eingesetzt. Propriozeption stammt der Wortherkunft nach aus dem lateinischen und bedeutet eigene Wahrnehmung.

Propriozeption

Synonyme

Tiefensensibilität, Eigenempfindung, propriozeptives Training

Aus dem lateinischen: "proprius= eigen" ; "recipere= aufnehmen"

englisch: proprioception

Einleitung

Die Propriozeption im sportlichen Krafttraining erfährt in den letzten Jahren eine stetig zunehmende Aufmerksamkeit. Obwohl noch viele Fragen zu dieser Trainingsweise unbeantwortet blieben, setzten viele Sportanbieter und Trainer auf diese Form des tiefensensiblen Muskelzuwachses. Bekannt ist die Propriozeption aus dem Bereich der orthopädischen Schuheinlagen, als Kinder mit Bewegungsanomalien mit dieser Form der orthopädischen Einlagen versorgt wurden und Erfolge in der Bewegungsstabilität erzielten. Im Bereich der Krankengymnastik und Rehabilitation von Bewegungsstörungen ist die Propriozeption im Vergleich zur Einlagenversorgung eine bereits langjährig bekannte Methode.

Die Propriorezeption gehört neben der Viszerozeption (Rückmeldung der inneren Organe) zur Gruppe der körpereigenen Rückmeldung. Die Wahrnehmung aus der Umwelt wird als Exterozeption bezeichnet.

Wie funktioniert die Propriozeption?

Unter der PNF (propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation) wird ein Behandlungssystem verstanden, das auf Basis afferenter Nervenbahnen Rückmeldung körpereigener Signale muskuläre Impulse setzt.

Vereinfacht: Bei einer Muskelkontraktion erfolgt die Reizleitung vom Gehirn zur Muskulatur über sog. efferente Bahnen. Die Rückmeldung von der Muskulatur zum zentralen Nervensystem erfolgt über die sog. Afferenten Bahnen. Diese Rückmeldung wird bewusst durch wackelige Unterlagen zur Instabilität des Gesamtsystems genutzt. Der Sportler, Patient steht somit im Ungleichgewicht und muss gezielt über die Rückmeldung (Afferenz) das Körpergleichgewicht halten bzw. Wiedererlangen. Durch EMG- Messungen (Elektromyographie)konnte nachgewiesen werden, dass bei dieser Art der muskulären Belastung die Muskelfasern im Muskel bis in tiefe Bereiche stattfindet.

Analysatoren

Der Mensch besitzt im Vergleich zu niedrigeren Lebewesen sog. kinästehtische Rezeptoren, die uns ermöglichen Reize aus den Gelenken, Gelenkkapseln, Sehnen, Bändern Faszien, Haut und der Muskulatur an das ZNS zurückzuleiten. In der menschlichen Bewegung sind somit Bewegungskorrekturen während des Bewegungsvollzugs möglich. Zusammen mit dem Gleichgewichtsorgan im Ohr (Vestibularapparat) geben diese Analysatoren dem Körper Rückmeldung über die Lage, die Bewegung, Haltung und Beschleunigung im Raum. Darüber hinaus werden auch Rückmeldungen über die Umwelt über die Afferenten Bahnen an das ZNS- weitergegeben. Dies sind z.B. Temperatureinwirkungen auf die Haut. Rückmeldungen der inneren Organe erfolgt über enterozeptive Reize über die afferenten Bahnen des vegetativen Nervensystem. Die Reize der affenrenten Bahnen werden verarbeitet und im ZNS über eine Schaltstellung durch efferente Bahnen an das Erfolgsorgan weitergeleitet. Diese können sein:

  • Für Bewegung (somato – motorische – Nerven)
  • Innere Organe (vizero – motorische – Nerven)
  • Drüsen (sekreto – motorische – Nerven)

Vereinfacht:

Läuft man mit verschlossenen Augen über einen Wechselnden Untergrund, fällt man nicht zwangsweise um. Die Rückmeldung der Afferenzen in der Fußsohle und Kniegelenke sorgen für eine Ausgleichsbewegung

Propriozeption und Diabetes

Beim Diabetes mellitus kommt es häufig zu einer peripheren Neuropathie, bei der sowohl die Efferenzen, als auch die Afferenzen in ihrer Funktionalität beeinträchtigt sind. Dadurch steigt die Sturzgefahr. Die Propriozeption funktioniert nicht und das Gangverhalten wird somit massiv beeinträchtigt. Daher spielt vor allem der optische Analysator beim Gehen eine zentrale Rolle. Bei Patienten mit zerebraler Bewegungsstörung funktioniert der afferente Analysator nicht mehr vollständig, und in Folge des zu hohen Muskeltonus gelangen nur ungenügend Informationen vom Erfolgsorgan (Muskel, Sehnen…) zum ZNS. Vereinfacht: Durch das vermehrte Stehen auf den Fußballen kann nicht genügend Rückmeldung von der Fußsohle aus erfolgen, somit kommt es zu Störungen in der Motorik. Die Propriozeption kann in diesem Fall jedoch verbessert werden.

Einfachstes Beispiel

Das einfachste Beispiel der Propriozeption ist der Eigenreflex im Kniegelenk. Durch einen leichten Schlag gegen die Patellasehne unterhalb der Kniescheibe kommt es zu einer Kontraktion im Oberschenkelmuskel. Warum? Die Patellasehne wird passiv gedehnt und dehnt somit den zugehörigen Muskel (M. quadrizeps femoris). Muskelspindeln in diesem Muskel registrieren diese Dehnung (Afferenz) und Bewirken eine Kontraktion (Efferenz).

Wo wird die Propriozeption angewandt?

Wie bereits oben beschrieben kommt es in der Krankengymnastik bei der Reha zum gezielten Einsatz der Propriozeption um gezielt die Rückmeldung des Körpers zu nutzen. In der orthopädischen Schuhversorgung werden speziell bei Diabetikern, aber auch Nicht- Diabetiker nutzen häufig die verbesserte Rückmeldung der Fußsohlen durch spezielle Pelotten in der Sohle. Des Weiteren wird die Propriozeption im modernen Kraftsport angewandt, um die Muskulatur durch die Körpereigene Rückmeldung gezielter zu entwicken. Darüber hinaus kommt es bei einem proprozeptiven Krafttraining zur Entwicklung der Bewegungskoordination.

weitere hilfreiche Informationen

Autor: Tobias Kasprak Veröffentlicht: 02.06.2009 - Letzte Änderung: 22.10.2021