Nachbehandlung eines Kreuzbandrisses

Die Nachbehandlung des Kreuzbandrisses ist abhängig von der Art und Weise der Kreuzbandoperation. Ziel der extern durchgeführten Krankengymnastik ist das Erreichen einer Kniegelenksbeugung von 90° und eine Streckung von 10° nach sechs Wochen von 0° sowie eine Kräftigung der kniegelenksstabilisierenden Muskulatur.

Nachbehandlung eines Kreuzbandrisses

Übungen

Generell kann man in der Nachbehandlung eines Kreuzbandrisses mit konsequenten Übungen viel erreichen.
Dabei ist es allerdings wichtig die Übungen genau auf den jeweiligen Zustand abzustimmen, da eine Überlastung selbst wieder schädlich sein kann.

Genaue Übungspläne gibt es als Buch oder E-Books oder können mit den behandelnden Physiotherapeuten abgesprochen werden. Oft geben diese ohnehin Übungen für zu Hause mit auf den Weg, die mindestens genauso wichtig sind, wie das angeleitete Training.
Ungefähr ab den Zeitpunkt, wenn auf die Unterarmgehstützen verzichtet werden kann ist auch ein moderates Training auf einem Fahrradergometer möglich.

Generell sollte man aber bei allen Aktivitäten Rücksprache mit dem behandelnden Arzt und Physiotherapeuten genommen werden, da die individuelle Belastbarkeit sehr unterschiedlich sein kann.
Deshalb sollten auch Wochenangaben in Übungsbüchern etc. nur als Richtwert aufgefasst werden. Generell sollte man was die Übungen angeht zwar am Ball bleiben, aber immer darauf achten, dass man sich nicht zu sehr belastet.
Dabei macht es Sinn, auf seinen Körper zu hören und bei ungewöhnlichen Schmerzen lieber mit der Übung aufzuhören.

Konservative Maßnahmen

Die konservative Behandlung nach einem Kreuzbandriss besteht zunächst in einer Ruhigstellung.

Dabei werden Schienensysteme eingesetzt, die das Knie stabilisieren und nur eine Beweglichkeit in sehr engen Grenzen ermöglichen.
Dabei kann der Beuge und Streckwinkel des Knies genau auf die jeweiligen Bedürfnisse eingestellt werden.
Die Entlastung durch Unterarmgehstützen ist in der Anfangsphase sehr wichtig. Nach und nach nimmt dann neben der Stabilisierung auch die Förderung der Beweglichkeit und Kraft einen wichtigen Stellenwert ein.

Bereits mit der Schiene können physiotherapeutische Übungen durchgeführt werden, die dann nach und nach gesteigert werden. Dabei ist eine gute Physiotherapie für die Heilung und den späteren Verlauf sehr wichtig und sollte nicht unterschätzt werden. Auch die Schmerztherapie gehört zur konservativen Nachbehandlung nach einem Kreuzbandriss und ermöglicht eine gute Physiotherapie und Belastungssteigerung.
Unterstützend können auch hier Maßnahmen, wie Kühlung, Hochlagern oder auch eine Lymphdrainage helfen, die Heilung zu verbessern.

Nach ca. 12 Wochen kann dann oft bereits mit leichtem Sport begonnen werden und die Kräftigung der Muskulatur so fortgesetzt werden. Dabei ist es bei allen Aktivitäten wichtig, diese mit dem behandelnden Arzt abzusprechen.

Lesen Sie hierzu auch unser Thema Kreuzbandriss Schiene

Schmerzen nach der Operation

Nach der Operation eine Kreuzbandrisses sind Schmerzen eine ganz normale Begleiterscheinung des Heilungsprozesses. (siehe: Symptome eines Kreuzbandrisses)
Trotzdem ist es wichtig, dass man diese Schmerzen ausreichend therapiert.

Dabei ist es nicht sinnvoll die Schmerzen aushalten zu wollen. Gerade nach Operationen und in der anschließenden Rehabilitation ist es wichtig, dass man möglichst schmerzfrei ist, um die Stärkungsübungen überhaupt durchführen zu können.
Hat man zu starke Schmerzen, verhindert das nicht nur eine gute Physiotherapie sondern kann auch zu Schonhaltungen oder im schlimmsten Fall zur Entstehung chronischer Schmerzen führen.

Zur Schmerztherapie nach OP werden meist typische auch frei verkäufliche Schmerzmittel, wie Ibuprofen oder Diclofenac eingesetzt. Diese haben neben der Schmerz stillenden auch eine abschwellende und Entzündungshemmende Wirkung, was die Heilung nach der Operation fördert.
Aber auch mit einfachen Maßnahmen, wie Kühlen, Hochlagern und dem durchführen der angeordneten Übungen lassen sich die Schmerzen oft gut mindern und die Heilung verbessern.

Der zeitliche Ablauf

Nachbehandlungsschema Patellarsehenentransplantat

1. Tag

Lagerung auf Schaumstoffschiene, keine Belastung, isometrische Übungen Hüftbeuger, Abduktoren und Kniestrecker,aktive Übungen gesundes Bein - Kokontraktion.

2. Tag

Bewegungsübungen aktiv und passiv 0-0-90, 1/2 Körpergewicht Belastung, Motorschiene 2 x 1/2 Stunde täglich, volle Streckung, Patellamobilisation.

bis 3. Woche

Bewegungsübungen aktiv und passiv 0-0-90, 1/2 Körpergewicht Belastung, Einzelkrankengymnastik mit PNF, aktive Bewegungstherapiemit Widerständen, Kokontraktion, Stabilisierungs- und Koordinationsübungen mit Teilbelastung, Krafttraining der Ischiocruralmuskulatur, Kryotherapie 5 Minuten am Ende jeder Übungsserie.

4. bis 6. Woche

Bewegungsübungen aktiv und passiv 0-0-90, Vollbelastung, Steigende Widerstände beim Muskeltraining, Koordinationstraining, Schwimmbad, Isokinetik, Standfahrrad.

7. bis 12. Woche

Freies Bewegungsmaß, Vollbelastung (Alltagsbelastbarkeit meist nach 8 Wochen erreicht), Behandlung plus Laufband, Koordinations- und Geschicklichkeitstraining (Kippkreisel, Trampolin), Übungszeit 2 - 3 Stunden täglich.

ab 13. Woche

Freies Bewegungsmaß, Vollbelastung, Training nach Anspruch und Fortschritt, isokinetisches Muskeltraining, Fahrrad, Schwimmen.

Vermeidung dynamischer Sportarten im ersten postoperativen Jahr wegen Gefahr der Transplantatdehnung!

Nachbehandlungsschema Semitendinosustransplantat

1.-3. Tag:

Immobilisation in einer dorsalen Gipsschiene oder Lagerungsschine in 15°-Flexion (Beugung)
Kryotherapie (Kältetherapie), isometrische Spannungsübungen

4. Tag:

Anpassen der Don-Joy-Goldpoint-Orthese mit Extension/Flexion: 0-10-90°
Mobilisation und Gangschulung unter Vollbelastung
erste krankengymnastische Übungstherapie nach PNF

7.- 8. Tag:

Bei komplikationslosem Verlauf Entlassung des Patienten.

11. Tag:

Fädenentfernung

Ende 6. Wochen:

Nachuntersuchung
Aufhebung der Streckhemmung von 10°, Ext./Flex. der Orthese: 0 - 0 - 90°
die Orthese darf nachts entfernt werden

ab 13. Woche:

Nachuntersuchung
Abnahme der Orthese,

Vermeidung dynamischer Sportarten im ersten postoperativen Jahr wegen Gefahr der Transplantatdehnung!

Ziel der extern durchgeführten Physiotherapie (Krankengymnastik) ist ebenfalls das Erreichen einer Kniegelenksbeugung von 90°, einer Streckung von 10° und nach sechs Wochen von 0° sowie eine Kräftigung der kniegelenksstabilisierenden Muskulatur. Die Schulung der Propriozeption kann durch Trainingsgeräte (Minitrampoline) unterstützt werden.Sobald der Patient eine aktive Beugung von 90° erreicht, konnte ein Bewegungstraining auf einem Heimfahrrad durchgeführt werden. Joggen auf ebener Strecke mit angelegter Kniegelenksorthese wird frühestens 12 Wochen postoperativ zugestimmt, Sportarten wie Fußball, Basketball u.a. erst nach Ablauf eines Jahres.

Bitte beachten Sie auch die verwandten Themen: Bänderriss am Sprunggelenk.
Weiterführende Informationen finden Sie auch in der Rubrik Sportmedizin.

Weitere Informationen

Weitere anatomische Informationen

Autor: Dr. N. Gumpert Veröffentlicht: 18.10.2011 - Letzte Änderung: 30.03.2024