Schiene zur Behandlung eines Vorderen Kreuzbandrisses

In der Nachbehandlung der Operation eines Kreuzbandrisses ist das Anlegen einer Schiene für den Heilungsverlauf sehr wichtig, um die übermäßige Beugung des Kniegelenks zu verhindern.

Schiene zur Behandlung eines Vorderen Kreuzbandrisses

Einleitung

Die Stabilität des Kniegelenks wird durch mehrere Sehnen und Bandstrukturen gewährleistet. Der vordere Kreuzbandriss ist mit die häufigste Bandverletzung im Kniegelenk. Dabei entstehen neben einer Schwellung und Schmerzen vor allem auch Instabilitäten im Knie. Es besteht die Gefahr, dass der Unterschenkel gegenüber dem Oberschenkel nach vorne abrutscht bzw. luxiert. In den meisten aller Fälle, findet die Wiederherstellung der Stabilität durch eine sogenannte Kreuzbandplastik statt. Vor allem in der Nachbehandlung ist die Verwendung einer Schiene sehr wichtig, wobei auch schon im präoperativen Bereich (vor der Operation) eine Schiene angelegt werden kann.

Definition/Beschreibung

Eine Kreuzbandschiene oder auch Knie-Orthese hat die Aufgabe das Kniegelenk ruhig zu stellen. Das geschieht über Metallstäbe, die vom Oberschenkel (Femur) über das Kniegelenk (Articulatio genus) hinaus bis zum Unterschenkel reichen. Diese Metallstäbe sind in eine Art Klettverschlusssystem eingebracht, womit die Schiene am Oberschenkel und Unterschenkel entsprechend der Dicke der Beine des Patienten so befestigt werden kann, dass die Schiene stabil sitzt und nicht abrutscht, aber dem Patienten auch nicht ins Bein einschneidet.

Der Vorteil an vielen der Schienen ist, dass sie im Winkel variabel einstellbar sind. Damit ist der Winkel gemeint in dem der Oberschenkel und der Unterschenkel zu einander gehalten werden. Jeweils auf den Seiten des Knies befindet sich ein Rädchen oder ähnlicher Mechanismus mit dem ein fester Winkel eingestellt werden kann bzw. ein maximal mögliches Beugungsmaß.

Verwendungsgrund

Eine Schiene bei einem Kreuzbandriss kann auch vor einer Operation (präoperativ) genutzt werden. Wenn eine Verletzung vorliegt, bei der eine enorme Instabilität im Kniegelenk entsteht, durch die weitere Komplikationen entstehen könnten, kann das Anlegen einer Schiene am Kniegelenk schon vor der OP indiziert sein. Ein weiterer Grund kann auch einfach die Schmerzproblematik des Patienten sein, die durch eine Ruhigstellung des Knies durch eine Schiene verbessert werden kann. Weiterhin kann eine starke Gelenkschwellung im Knie das Anlegen einer Schiene nach sich ziehen, da dadurch das Abschwellen des Knies beschleunigt werden kann.

Im post-operativen Bereich, also in der Nachbehandlung einer Knie-Operation hat die Verwendung einer Schiene eine zentrale Bedeutung. Wenn im Zuge der Operation zum Beispiel eine Kreuzbandplastik durchgeführt wird, ist die Schiene relevant um ein Ausreißen der Plastik zu verhindern. Bei diesem Eingriff wird eine weniger relevante Muskelsehne als Kreuzbandersatz verwendet und innerhalb des Kniegelenks im Knochen befestigt. Das vordere Kreuzband verhindert, dass der Unterschenkel wegrutscht (luxiert). Es wird bei der Beugung (Flexion) des Knies gedehnt. Nach der Operation sollte die Dehnung und der Zug an den Befestigungsstellen im Knochen unbedingt verhindert werden, weil sonst die Gefahr des Ausreißens aus dem Knochen bestehen würde. Entsprechendes gilt bei anderen Bandstrukturen in eine andere Bewegungsrichtung.

Lesen Sie hierzu auch unser Thema Kreuzbandriss Operation

Anwendung nach der Operation

Wie in den vorigen Abschnitten beschrieben kann bei der Schiene ein Winkel eingestellt werden. Im Folgenden beziehen sich die Einstellungen auf die Situation nach einer Operation des vorderen Kreuzbandes. Der eingestellte Winkel bedingt dann den maximal möglichen Beugungswinkel. Je nach behandelndem Arzt und Art und Verlauf der Operationen findet postoperativ eine Fixierung des Knies in 0° - 10° Streck-Stellung statt. Das heißt, dass das Kniegelenk bei angelegter Schiene eine maximale Beugung von 10° ausführen kann. Die Schiene sollte möglichst den ganzen Tag getragen werden. Weiterhin sollten Gehstützen verwendet und eine Vollbelastung vermieden werden.

Innerhalb der nächsten Tage findet dann eine Beübung des Knies durch einen Physiotherapeuten statt. Dieser darf und soll eine Beugung des Kniegelenkes durchführen. Dabei sollte die maximale passive Beugung des Kniegelenkes langsam gesteigert werden. Am ersten postoperativen Tag kann nach Ziehen der Redon-Drainagen (Schläuche im Gelenk, durch die Restblut und Flüssigkeit aus dem Gelenk abfließen kann) mit einem vorsichtigen passiven Durchbewegen des Knies begonnen werden. Es kann dabei durchaus sein, dass dies nicht immer komplett schmerzfrei ist. Wichtig ist hierbei, dass der Patient die Bewegungen nicht aktiv durchführt, sondern dass das Knie durch den Therapeuten bewegt wird (passive Bewegung). Innerhalb der ersten Woche kann so die maximale passive Beugung immer weiter gesteigert werden. Dafür kann auch eine elektronische CPM-Schiene verwendet werden (siehe unten).

Ab der zweiten Woche nach der Operation kann die Schiene auf eine Beugung von bis zu 90° eingestellt werden – das heißt, dass der Patient bei angelegter Schiene das Knie selbst bis zu 90° beugen kann. Weiterhin sollten Gehstützen verwendet werden und maximal mit 50% des Gewichtes belastet werden.

Ab der 4. -5. Woche kann die Schiene ohne maximale Beugungseinstellung verwendet werden. Der Patient darf das Gelenk nun auch voll belasten.

Nach ungefähr 8 Wochen kann die Schiene abgelegt werden.

Die individuellen Zeiten ab wann und wie belastet werden darf, sowie welcher maximale Winkel erlaubt ist, kann bei jeder Person anders sein. Dementsprechend sollte sich der Patient an den Nachbehandlungsplan halten, der bei der Entlassung aus der Klinik mitgegeben wird. Weiterhin sollte auch dieser Plan bezogen auf den individuellen Heilungsverlauf angewendet werden. Da auch eine physiotherapeutische Anschlussbehandlung erfolgt, wird häufig durch den Physiotherapeuten die weitere Nutzung der Schiene überwacht und kontrolliert. Bei Beschwerden und Unklarheiten sollte aber unbedingt eine Wiedervorstellung bei den behandelnden Ärzten vorgenommen werden.

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Anwendung der Schiene im Alltag

Auch wenn die Schiene am Knie lästig sein kann, sollte sie doch unbedingt getragen werden, da davon die adäquate Heilung abhängt.

In den ersten vier Wochen sollte die Schiene immer getragen werden. Das heißt auch in der Nacht während des Schlafens. Da auch hier durch unbewusste Bewegungen oder das Ausblenden der Knieproblematik ein Ausreißen der Operationsstelle provoziert werden könnte. In den nächsten Wochen reicht es, wenn die Schiene über den Tag über angelegt ist.

Sport und Aktivität

Während manche Sportarten, wie Radfahren schon nach einem Monat oder Schwimmen nach zwei Monaten wieder durchgeführt werden dürfen, sollten Sportarten mit schnellen Bewegungsabläufen und/oder Körperkontakt erst nach 9-12 Monaten wieder aufgenommen werden.

Generell gilt, dass bei Sport und anderen, das Knie belastenden Aktivitäten, die Schiene getragen werden sollte. Dies kann auch bedeuten, dass sie während der Arbeit getragen werden muss. Generell sollte dies immer in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

Lesen Sie hierzu auch unser Thema Kreuzbandriss Dauer

Auto fahren nach Kreuzbandriss

Eine sehr häufig gestellte Frage ist, ob mit man mit einer Schiene am Knie Auto fahren dürfe. Generell gibt es keine Gesetze, die dagegen sprechen. Es sollte aber im Einzelfall mit dem behandelnden Arzt und auch der Versicherung gesprochen werden, inwieweit Gründe dagegen sprechen. Für den Heilungsverlauf ist es auf jeden Fall elementar wichtig, dass die Schiene auch beim Autofahren getragen wird, damit bei Wegziehen des Beines oder Ähnlichem keine übermäßige und potentiell für die Heilung gefährliche Beugung stattfindet.

Motor- bzw. CPM-Schiene

CPM ist die Abkürzung für „Continuous Passive Motion“. Dabei handelt es sich um eine Schiene, die durch einen kleinen Elektromotor betrieben wird und die dem Patienten dabei helfen kann, durch passive Bewegungen den Heilungsverlauf zu unterstützen.

Das betroffene Bein des Patienten wird in der Schiene befestigt. Durch das Einschalten des kleinen Motors der Schiene findet eine kontinuierliche passive Beugung und Streckung des Knies statt, ähnlich dem Bewegungsmusters beim Radfahren.

Der enorme Vorteil dieser Schiene ist, dass je nach Verlauf der Heilung jedes relevantes Bewegungsausmaß, welches bei dem Patienten beübt werden soll, eingestellt werden kann. Dadurch kann das Knie viel häufiger bewegt werden, auch ohne dass ständig ein Physiotherapeut anwesend sein muss und eben auch ohne die Gefahr, dass der Patient durch fehlende Überwachung überschießende Bewegungen macht, die den Heilungsverlauf verzögern würden.

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Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 02.11.2016 - Letzte Änderung: 30.03.2024