Glukosetoleranztest in der Schwangerschaft

Der Glukosetoleranztest ist eine Untersuchung, die im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge bei allen Schwangeren zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche durchgeführt wird und einen möglichen Schwangerschaftsdiabetes zu entdecken oder auszuschließen.

Glukosetoleranztest in der Schwangerschaft

Definition - Was ist ein Glukosetoleranztest?

Der orale Glukosetoleranztest (oGTT) ist ein Test, der die Glukoseverarbeitung des Körpers überprüft. Erhöhte Blutzuckerwerte in diesem Test sprechen für eine Glukosetoleranzstörung oder sogar einen Diabetes mellitus. Der orale Glukosetoleranztest wird im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche durchgeführt um einen Schwangerschaftsdiabetes auszuschließen.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Glukosetoleranztest - Wofür ist er?

Indikationen

Der Glukosetoleranztest wird bei allen schwangeren Frauen zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge durchgeführt. Bei Risikofaktoren für einen Schwangerschaftsdiabetes, wie z.B. ein Schwangerschaftsdiabetes in einer vorherigen Schwangerschaft, kann bereits vor der 24. Schwangerschaftswoche eine Bestimmung des Nüchternblutzuckers erfolgen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema unter: Untersuchungen in der Schwangerschaft

Vorbereitung - Muss man nüchtern sein?

Beim Glukosetoleranztest müssen zwei Formen unterschieden werden. Der “normale” Glukosetoleranztest (75g-oGTT) und der Glukosetoleranztest in der Schwangerschaft (50g-oGTT) unterscheiden sich in der Menge des Zuckers in der Trinklösung.

Beim Test der in der Schwangerschaft durchgeführt wird muss die Schwangere nicht nüchtern sein. Sollte dieser Test allerdings erhöhte Werte anzeigen muss nochmal der reguläre 75g-oGTT durchgeführt werden. Für diesen Test sollte man auf jeden Fall nüchtern sein, also 12 Stunden vorher nichts gegessen und keine süßen Getränke zu sich genommen haben.

Ablauf

Beim Glukosetoleranztest in der Schwangerschaft muss die Patientin eine Zuckerlösung mit 50g Glukose trinken. Nach einer Stunde Wartezeit wird nun der Blutzuckerwert gemessen. Ist dieser unter 135mg/dl kann ein Schwangerschaftsdiabetes ausgeschlossen werden. Liegt der Wert über 135mg/dl gilt der Blutzucker als erhöht. Es sollte dann an einem anderen Tag nochmals  der 75g-oGTT durchgeführt werden.
Bei diesem muss die Patientin nüchtern sein und ein Nüchternblutzucker bestimmt. Es wird im Anschluss eine Zuckerlösung mit 75g Glukose getrunken. Nach 2 Stunden erfolgt eine erneute Blutentnahme zur Bestimmung des Blutzuckers.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Blutzuckermessung

Kann man das auch selbst machen?

Es gibt bereits Versuche einen solchen Test für Zuhause zu entwickeln. Bisher gibt kann der Glukosetoleranztest jedoch nur beim Arzt durchgeführt werden. Dies liegt daran, dass eine genaue Durchführung mit der richtigen Menge an Zucker und einem genauen Einhalten der Zeitabstände notwendig ist. In manchen Praxen erfolgt außerdem die Blutentnahme aus der Vene, statt über einen Fingerpieks, um einen genaueren Wert zu erhalten

Auswertung - das sind Normalwerte

Die Normalwerte sind:

  • Nüchternblutzucker unter 92 mg/dl

  • Wert nach einer Stunde unter 180mg/dl

  • Wert nach zwei Stunden  unter 153mg/dl

Wird einer dieser Grenzwerte überschritten besteht Verdacht auf einen Schwangerschaftsdiabetes.

Wie sollte der Wert nach einer Stunde sein?

Beim Glukosetoleranztest in der Schwangerschaft sollte der Wert eine Stunde nach dem Trinken von 50g Glukose unter 135mg/dl liegen. Wird dieser Wert überschritten, sollte an einem anderen Tag ergänzend der 75g-oGTT durchgeführt werden um den Verdacht auf einen Schwangerschaftsdiabetes zu bestätigen oder zu widerlegen.

Nebenwirkungen

Der Glukosetoleranztest hat keine gravierenden Nebenwirkungen. Das Trinken der Zuckerlösung kann gegebenenfalls zu Übelkeit und Erbrechen führen, da die Lösung sehr süß ist. Eine weitere Nebenwirkung können kleine Blutergüsse durch die Blutentnahme sein.

Kann das gefährlich für mein Baby sein?

Der Glukosetoleranztest stellt keine Gefahr für das Baby dar. Er ist sogar eine sinnvolle Untersuchung, da ein unentdeckter und unbehandelter Schwangerschaftsdiabetes Folgen für das Baby haben kann. Bei einem Schwangerschaftsdiabetes kann es zu schnellerem Wachstum des Kindes kommen. Dies hat Folgen wie einen erhöhten Sauerstoffverbrauch, ein Atemnotsyndrom bei der Geburt oder die Einlagerungen von Glykogen im Herzmuskel was zu Erkrankungen des Herzmuskels führen kann. Folgen des unbehandelten Diabetes können weiterhin eine Unterzuckerung des Kindes nach der Geburt und ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen wie Herzfehler und Fehlbildungen des Magen-Darm-Traktes sein.

Lesen Sie mehr zum Thema unter: Schwangerschaftsdiabetes

Dauer

Da beim Glukosetoleranztest auf jeden Fall mit einer Wartezeit von einer Stunde bis zur Bestimmung des Blutzuckers eingerechnet werden muss, sollten für die gesamte Durchführung des Test etwa 90 Minuten eingeplant werden. Die Dauer kann natürlich je nach Wartezeit in der Praxis variieren.

Kosten

Die Kosten für den Glukosetoleranztest betragen etwa 20 Euro. Die Kosten werden allerdings im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen für Schwangere von der Krankenkasse übernommen.

Zahlt das die Krankenkasse?

Die Kosten für den Glukosetoleranztest in der Schwangerschaft werden seit 2012 von der Krankenkassen im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen für Schwangere übernommen. Ist der Wert erhöht werden ebenfalls die Kosten für den 75g-oGTT übernommen. Wenn 75g-oGTT jedoch, wie manchmal von Ärzten empfohlen, ohne den 50g-oGTT Vortest durchgeführt wird zahlt die Krankenkasse diesen Test jedoch nicht.

Was sind die Alternativen?

Bei Risikofaktoren für Schwangerschaftsdiabetes, wie ein Diabetes bei Angehörigen oder ein Schwangerschaftsdiabetes in vorherigen Schwangerschaften, kann eine Messung des Nüchternblutzuckers bereits vor der 24. Schwangerschaftswoche erfolgen.

Eine alternative Untersuchung zur Entdeckung eines Schwangerschaftsdiabetes gibt es nicht. 

 

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter:

Eine Übersicht aller Themen aus dem Bereich der Diagnostik finden Sie unter: Diagnostik A-Z

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 13.11.2019 - Letzte Änderung: 22.10.2021