Dexamethason Hemmtest

Bei einem klinischen Verdacht auf ein Hyperkortisolismus, auch als Cushing Syndrom bekannt, sollte weiterführende Diagnostik erfolgen. Durch einen Dexamethason Hemmtest kann den Verdacht bestätigen.

Der Dexamethason Hemmtest

Der Dexamethason Hemmtest ist eine Untersuchung, die bei einem Verdacht auf Hyperkortisolismus durchgeführt wird. Der Hyperkortisolismus, auch als Cushing Syndrom bekannt, bezeichnet Erkrankungen, die mit einem erhöhten Kortisol Spiegel einhergehen. Durch das erhöhte Kortisol wird der Stoffwechsel des menschlichen Körpers negativ beeinflusst und er gerät aus dem Gleichgewicht.

Es können unterschiedliche Symptome, wie eine Stammfettsucht, gestörte Glukosetoleranz, Bluthochdruck und Muskelschwäche auftreten.

Die Indikationen

Der Dexamethason Hemmtest wird bei Verdacht auf ein Cushing Syndrom durchgeführt. Durch diese Untersuchung soll der Verdacht bestätigt werden. 

Patienten, die unter folgenden Symptomen leiden, bedürfen einer weiteren Abklärung: Vollmondgesicht, Stammfettsucht, gestörte Glukosetoleranz, Bluthochdruck, Unterfunktion der Keimdrüsen (bei Männern Potenzstörungen, bei Frauen Zyklusstörungen), Muskelschwäche und psychische Verstimmungen. Das sind die klassischen Symptome, die bei dieser Erkrankung hervorgerufen werden. Sie können einzeln oder in Kombination auftreten und sollten unbedingt ernst genommen und untersucht werden.

Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Die Symptome eines Cushing Syndroms.

Der Kurztest

Das Testprinzip beruht auf einer Suppression von Kortisol. Hierfür nimmt der Patient Dexamethason ein. Dexamethoson ist ein synthetisch hergestelltes Glukokortikoid, welches die gleiche Wirkung wie Kortisol besitzt. Um das weitere Prinzip der Untersuchung nachvollziehen zu können, sollte man allerdings die dahinterliegende Physiologie verstehen.
Damit der Körper Kortisol produzieren kann, benötigt er einen Stimulus. Dieser Stimulus erfolgt durch das Hormon ACTH (Adrenocorticotropin), welches in der Hypophyse gebildet wird und von dort in den Blutkreislauf ausgeschüttet wird. Das ACTH gelangt nun in die Nebennierenrinde und regt die Zellen zu einer Kortisolproduktion an. Folglich steigt der Kortisolspiegel im Blut an. 

Da aber zu viel Kortisol schädlich ist, hat der Körper einen Rückkopplungsmechanismus entwickelt. Ein hoher Kortisolspiegel hemmt die ACTH- Ausschüttung. Infolge dessen wird weniger Kortisol gebildet. Wenn dieser Spiegel aber wieder sinkt, steigt der ACTH- Spiegel und die Zellen in der Nebennierenrinde produzieren wieder vermehrt Kortisol.

Für den Kurztest entnimmt man den Patienten morgens Blut und bestimmt den Kortisolspiegel. Am gleichen Tag muss der Patient gegen Mitternacht nun das Dexamethason einnehmen. Am nächsten Tag erfolgt eine erneute Blutentnahme. Hier wird der Kortisolspiegel bestimmt und man beurteilt diesen. Bei gesunden Menschen sollte es zu einer Suppression kommen. Falls dies nicht der Fall ist, ist der Test positiv und es bedarf weiterer Abklärung. Hierfür sollte unter anderem der Dexamethason Langtest durchgeführt werden.

Der Langtest

Der Dexamethason Langtest erfolgt im Anschluss an den Kurztest. Er unterscheidet sich in der Dauer der Durchführung. In der Regel dauert dieser 3 Tage und beinhaltet mehrere Dosen an Dexamethason. 

Das Testprinzip beruht wieder auf einer Suppression von Kortisol. Falls das nicht der Fall sein sollte, spricht das für einen gestörten Mechanismus.
Eine zeitlich einsetzende Suppression spricht für eine Pathologie des zentralen Nervensystems - also der Hypophyse oder des Hypothalamus. Das sind spezielle Areale im Gehirn, die diesen Kreislauf regulieren. Das ACTH wird unter anderem von der Hypophyse produziert und ausgeschüttet. Störungen in diesem Bereich beeinträchtigen den ganzen Kreislauf.

Falls die Suppression aber gänzlich ausbleibt, deutet dies auf eine eigenständige Hormonproduktion. Das heißt der Rückkopplungsmechanismus, der normalerweise bei hohen Kortisolmengen einsetzen würde, fällt weg und das Hormon wird stetig weitergebildet. Meist ist diese eigenständige Produktion bei Tumoren zu beobachten. Hier bedarf es unbedingt weiterführender Diagnostik - inklusive bildggebender Verfahren.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter: Das Cushing Syndrom.

Die Vorbereitung

Für die Vorbereitung sind einige Punkte zu beachten. Der Patient sollte zur Blutentnahme nüchtern erscheinen, damit die Werte nicht verfälscht werden. Allerdings sollte ausreichend Wasser (kein Kaffe, keine sonstigen süßen Getränke, wie Orangensaft) getrunken werden. Eine erhöhte Menge an Flüssigkeit erleichtert nämlich die Blutentnahme.

Darüber hinaus sollten einige Lebensmittel nicht verzerrt werden. Diese sollten aber im Schema, das sie von ihrem Arzt bekommen, erwähnt werden. Dieses Schema erklärt die einzelnen Punkte des Testes nochmals genau und nennt Ihnen die Uhrzeiten für die Einnahme des Dexamethasons.

Der Ablauf

Falls die Indikation gestellt wurde, sollte der Dexamethason Hemmtest vorbereitet werden. Der behandelnde Arzt sollte Ihnen die Gründe für die Durchführung des Tests erklären und sie aufklären.

Zunächst wird der Dexamethason Kurztest durchgeführt. Hierfür wird dem Patienten morgens um 8 Uhr Blut entnommen und die Kortisolmenge wird bestimmt. Am gleichen Tag soll der Patient um 23 Uhr das Dexamethason einnehmen und am nächsten morgen um 8 Uhr eine erneute Blutentnahme durchführen lassen. Je nach Ergebnis erfolgt dann der Langzeittest. Der Ablauf des Langzeittests ist unterschiedlich bzw. hängt  von dem Labor, welches den Test auswertet, ab. Hierfür sind aber spezielle Schemata vorhanden, die Ihnen der behandelnde Arzt aushändigt. 

Nach der Bewertung der Befunde sollte bei einem positiven Testergebnis der weitere Verlauf besprochen werden. Meist wird eine Bildgebung durchgeführt um tumoröse Veränderungen auszuschließen.

Die Auswertung

Zunächst sollte man wissen, dass ein positives Ergebnis nicht zwingend ein Cushing Syndrom beweist. Beispielsweise können einige Medikamente (Antiepileptika) das Ergebnis beeinflussen. Auch viel Stress oder psychische Erkrankungen, wie eine Depression, haben Einfluss auf den Kortisolspiegel. Es können weitere Tests zur Ergänzung durchgeführt werden um die Diagnose endgültig zu sichern.

Bei der Durchführung des Kurztests sollte der Cortisolspiegel bei einem gesunden Menschen nach der Dexamethason Gabe abfallen. Falls dies nicht der Fall ist, liegt sehr wahrscheinlich ein Cushing Syndrom vor, dass man differentialdiagnostisch weiter abklären sollte. Man kann zwischen einem primären und sekundären Cushing Syndrom unterscheiden.

Ein primäres Cushing Syndrom wird durch eine tumoröse Veränderung der Nebennierenrinde ausgelöst. Hier sollte weitere Diagnostik durch bildgebende Verfahren (Ultraschall, MRT) erfolgen. Ein sekundäres Cushing Syndrom wird durch eine Störung der Hypophyse oder des Hypothalamus verursacht. Auch hier können tumoröse Veränderungen, wie z.B. ein Hypophysenadenom, ursächlich sein. Eine weiterführende Bildgebung ist in diesem Fall auch empfehlenswert.

Informieren Sie sich hier rund über das Thema: Das Cushing Syndrom.

Die Risiken

Risiken bei einem Dexamethason Test sind nicht bekannt. Bei Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff kann es zu allergischen Reaktionen kommen.

Was sind die Alternativen?

Es sind alternative Testmethoden vorhanden - wie zum Beispiel eine Kortisolbestimmung im 24h Sammelurin, ein sogenannter CRH Test und ein Insulin-Hypoglykämietest. Sie sollten am besten in Kombination durchgeführt werden um die Aussagekraft zu erhöhen.

Lesen Sie auch den Artikel: Der Cushing Test.

Dexamethason Hemmtest beim Tier

Auch bei Tieren lässt sich der Dexamethason Test anwenden um den Verdacht eines Cushing Syndroms zu bestätigen.

Bei Hunden gibt es zwei Varianten um diesen Test durchzuführen - hierfür kann man dem Hund eine niedrige Dosis an Dexamethason (Low-Dose) oder eine hohe Dosis (High-Dose) verabreichen. Eine High Dose Ausführung erlaubt die Differenzierung des Cushing Syndroms. Man kann je nach Ursache zwischen einem primären  und einem sekundären Cushing Syndrom unterscheiden. Bei einem primären Cushing liegt die Ursache der Erkrankung in der Nebennierenrinde. Diese produziert übermäßig viel Kortisol, obwohl der Spiegel schon zu hoch ist. Tumoröse Veränderungen können der Grund hierfür sein. Bei einem sekundären Cushing Syndrom liegt die Pathologie in der Hypophyse oder im Hypothalamus. Das sind Areale im Gehirn, welche die Hormonproduktion und den Kreislauf regulieren.

Bei einer Katze verwendet man die Low-Dose Ausführung. Eine Unterscheidung zwischen primären und sekundären Cushing Syndrom ist meist nicht notwendig, da tumoröse Veränderungen der Nebennierenrinde fast nicht vorkommen.

Erfahren Sie hier mehr zu diesem Thema: Das Cushing Syndrom beim Hund.

Die Kosten

Da eine medizinische Indikation für die Durchführung eines Dexamathason Hemmtests vorliegt, sollten die Kosten von der Krankenkasse übernommen werden.

Die Kosten des Tests sind in der Tiermedizin meist selbst zu tragen. Sie liegen zwischen 150 - 200 Euro.

Weiterführende Information

Nähere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter:

Eine Übersicht aller Themen der Diagnistik finden Sie unter: Diagnostik A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 07.08.2019 - Letzte Änderung: 22.10.2021