Zahnhalteapparat

Das Zahnhalteapparat setzt sich aus mehreren Strukturen zusammen, die zusammen den Zahn im Kiefer fixieren. Außerdem dient es als sensorisches Organ, indem es unter anderem die Kräfte, die auf den Zahn wirken, dämpft. Durch mangelnde Mundhygiene kann das Zahnhalteapparat geschädigt werden.

Zahnhalteapparat

Was versteht man unter dem Zahnhalteapparat?

Der Zahnhalteapparat, auch als Parodontium bezeichnet, beschreibt die Strukturen, die den Zahn im Kiefer fixieren. Das bedeutet, die Wurzel des Zahns steckt nicht einfach im Kiefer, sondern wird über den Zahnhalteapparat verankert. Die Wurzeln der Zähne befinden sich in Knochenfächern, den sogenannten Alveolen. Der Zahnhalteapparat repräsentiert die Befestigung der Wurzeln in den Knochenfächern. Der Anteil des Ober- oder Unterkieferknochens, der die Knochenfächer beherbergt, wird als Alveolarfortsatz bezeichnet. Neben der Verankerung des Zahns gewährleistet der Zahnhalteapparat eine Dämpfung der auf die Zähne einwirkenden Kräfte, die bspw. beim festen Zubeißen entstehen können.

Anatomie des Zahnhalteapparats

Die Anteile, die als Einheit den Zahnhalteapparat bilden, sind:
1. Alveolarfortsatz (Processus alveolaris)

2. Wurzelzement

3. Wurzelhaut (Desmodont)

4. Zahnfleisch (Gingiva)

Die Wurzel des Zahns wird von dem Wurzelzement (cementum dentis) bedeckt. Zur Spitze der Wurzel hin ist dieser stärker ausgebildet als nach oben zur Zahnkrone hin. Hinsichtlich der Lage kann man verschiedene Zementzusammensetzungen differenzieren. Die Wurzelhaut (Desmodont) füllt den etwas 0,1 – 0,3 mm großen Spalt zwischen Wurzelzement und dem Alveolarknochen aus. Die Wurzelhaut besteht aus einem straffen, kollagenen Bindegewebe, den sogenannten Sharpey-Fasern. Die Fasern ziehen zwischen den Zement und dem Knochen hin und her und gewährleisten so die eigentliche Verankerung des Zahns in seiner Alveole (Knochenfach). Weiterhin verlaufen in der Wurzelhaut Nerven und Blutgefäße, die an der Spitze der Wurzel in den Zahn und das Zahnmark (Pulpa) einziehen und den Zahn versorgen. Das Zahnfleisch (Gingiva) umgibt die Zahnkrone (den Teil des Zahns den man im Mund sieht) manschettenartig. Auch sie ist Teil des Zahnhalteapparates. Zur Zahnwurzel hin ist sie eingestülpt, sodass eine kleine Furche in der Tiefe entsteht. Diese bezeichnet man als Zahnfleischtasche. Bei gesunden Verhältnissen des Zahnfleischs und des Zahnhalteapparates sollte diese Tasche nicht tiefer als 2 - 3 mm sein.

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Funktion des Zahnhalteapparats

Das Paradont ist für die Fixierung des Zahns im Kieferknochen essentiell. Aus diesem Grund wird die Einheit aus den vier verschiedenen Komponenten auch als Zahnhalteapparat bezeichnet. Die die Wurzelhaut bildenden Sharpey-Fasern gewährleisten eine fest Verankerung zwischen dem die Wurzel umgebenden Wurzelzement und dem Alveolarknochen. Diese kollagenen Fasern sind zu tausenden kreuz und quer in dem Spalt zwischen Zement und Knochen angeordnet, um einen Halt gegenüber den aus verschiedenen Richtungen stammenden Kräften zu garantieren. 

Weiterhin dient das Parodont sprich der Zahnhalteapparat als sensorisches Organ. Das bedeutet, dass es durch im Desmodont verlaufende Nervenfasern den Kaudruck regulieren kann und so Schäden am Zahnhalteapparat oder dem Zahn vermeiden kann. Eine weitere Funktion des Zahnhalteapparates ist die Abwehr von Keimen. Es kann also zu einem Gewissen Grad das Eindringen von Krankheitserregern verhindern. Zuletzt gewährleistet das Parodont einen kontinuierlichen Umbau des Kieferknochens.

Funktion der Kollagenfasern im Zahnhalteapparat

Die Kollagenfasern, die Bestandteil des Desmodonts sprich der Wurzelhaut sind, werden als sogenannte Sharpey-Fasern bezeichnet. Sie strahlen zu beiden Seiten in den Wurzelzement und den Alveolarknochen ein. Sie dienen also der federnden Fixierung des Zahns in seinem Knochenfach (Alveole) und fangen so den Kaudruck ab. Zahnmedizinisch unterscheidet man die Fasern nach ihrem Verlauf: Fibrae dentoalveolares (vom Zahn zur Alveole verlaufend), Fibrae dentogingivales (vom Zahn zum Zahnfleisch verlaufend), Fibrae alveogingivales (von der Alveole zum Zahnfleisch) und die Fibrae circulares.

Schmerzen am Zahnhalteapparat

Eine der häufigsten Erkrankungen des Zahnhalteapparates ist die Entzündung des Zahnfleischs (Gingivitis). Diese entsteht häufig durch eine mangelnde Mundhygiene und sich daraus bildenden Belägen. Eine Gingivitis äußert sich in Rötungen, Schwellungen und Druckempfindlichkeiten des Zahnfleischs. Eine Gingivitis verschwindet nicht von selbst.

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Unbehandelt kann eine Gingivitis zu einer Parodontitis, sprich einer Entzündung des Zahnhalteapparates führen. Eine weitere Erkrankung beschreibt die sogenannte Parodontose. Sie ist nicht, wie im Volksmund oftmals falsch bezeichnet, das Gleiche wie die Parodontitis. Die Endung – itis ist eine Bezeichnung für eine Entzündung. Die Endung – ose beschreibt eine Erkrankung ohne Entzündung. Eine Parodontose ist ein nicht entzündlich bedingter Rückgang des Zahnfleischs. Man nimmt als Betroffener keine Schmerzen war. Oftmals spricht man anstelle von Parodontose auch von Rezessionen.  

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Entzündung am Zahnhalteapparat

Die wohl bekannteste Erkrankung des Zahnhalteapparates ist eine entzündlich bedingte fortschreitend zerstörende Erkrankung mit der Bezeichnung Parodontitis. In der Regel entsteht die Parodontitis aus einer einfachen Entzündung des Zahnfleischs (Gingivitis). Eine Parodontitis führt unbehandelt zur Zerstörung des Knochens, dabei lockert sich der Zahn langfristig und verliert seinen Halt im Knochenfach. Langfristig kann er dann verloren gehen. Weiterhin kann es sein, dass sich der Zahnnerv entzündet. Ursache einer Parodontitis können eine mangelnde Mundhygiene und daraus resultierende bakterielle Zahnbeläge (Plaque) sein.

Des Weiteren zählen Rauchen, Stress, Diabetes und hormonelle Umstellungen (z.B. in einer Schwangerschaft) zu den Risikofaktoren für die Entstehung einer Parodontitis. Die Symptome einer Parodontitis sind häufiges Zahnfleischbluten, angeschwollenes und zurück gehendes Zahnfleisch, gerötetes Zahnfleisch, gelockerte Zähne oder starker persistierender Mundgeruch. Das gefährliche an einer Parodontitis ist jedoch, dass häufig keine der genannten Symptome entstehen und sich die Parodontitis so über einen langen Zeitraum hinweg entwickeln kann. Ziel einer zahnärztlichen Behandlung in 6 Sitzungen ist es, die Entzündung zu stoppen und einen Erhalt des Zahns zu sichern.

Weitere Informationen finden Sie unter: Paradontitis

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Bakterien der Mundhöhle

Im Mundraum existieren eine Vielzahl verschiedenster Bakterienarten, die für den Menschen entweder harmlos oder sogar nützlich sind. Eine Entzündung des Zahnhalteapparates kann entstehen, wenn die Menge dieser Bakterien aufgrund von mangelnder Mundhygiene extrem zunimmt.

Weitere Informationen finden Sie unter: Entzündung des Zahnhalteapparates (Paradontitis)

Durch die mangelnde Entfernung der Beläge bildet sich auf die Dauer Zahnstein. Dieser begünstigt in der Folge wieder das Wachstum von Plaque in Richtung der Zahnwurzel. Es kommt zu einer Spaltbildung zwischen Zahnfleisch und Zahnwurzel – es entsteht eine Zahnfleischtasche. Diese Zahnfleischtasche stellt den perfekten und geschützten Lebensraum für Bakterien dar. Giftstoffe aus dem Bakterienstoffwechsel können in das Zahnfleisch eindringen und Abwehrreaktionen auslösen. Weiterhin gibt es starke und sehr aggressive Bakterienkomplexe, die zu einer fortschreitenden Zerstörung des Zahnhalteapparates führen können.

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Wie kann ich meinen Zahnhalteapparat verbessern?

Eine ausreichende und umfangreiche Mundhygiene legt stets den Grundstein für einen gesunden und langlebigen Zahnhalteapparat. Es ist also besonders wichtig stets darauf zu achten, dass man genügend Zeit in die eigene Mund- und Zahnpflege investiert.

Je fortgeschrittener die Parodontitis ist, desto schwieriger wird es, die entstandenen Schäden wieder zu revidieren. Eine vollständige Wiederherstellung des Ursprungszustandes ist jedoch nur möglich, wenn die Erkrankung des Zahnhalteapparates noch nicht weit fortgeschritten ist. Neben der guten Mundhygiene kann man als Betroffener versuchen, den Knochen sowie die Zahnhartsubstanz durch entsprechende Präparate zu stärken. Hierzu sollte man sich von seinem behandelnden Zahnarzt beraten lassen. Weiterhin ist es sehr wichtig, schädliche Bakterien aus dem Mundraum zu entfernen. Hierbei kann entweder ein im Rahmen einer Parodontitis Therapie verschriebenes Antibiotikum Abhilfe leisten, oder das sich stark bewährende Ölziehen zu Hause. Weiterhin gibt es seit kurzer Zeit eine sogenannte Parodont Crème auf dem Markt, die den Zahnhalteapparat stärken sollte. Auch mineralienhaltige Lebensmittel können helfen, den Zahnhalteapparat zu stären.

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Weitere Informationen zu Erkrankungen des Zahnhalteapparts finden Sie unter:

 

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 22.11.2017 - Letzte Änderung: 02.08.2022