Ernährung bei Verstopfung

Die Ernährung spielt bei Verdauungsproblemen eine entscheidende Rolle. Besonders bei Verstopfung ist auf eine optimale Ernährung zu achten.

Ernährung bei Verstopfung

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Die in den westlichen Industrieländern sehr häufige Obstipation ist nur in wenigen Fällen die Folge einer organischen Erkrankung. Ursache hierfür ist meistens Bewegungsmangel und die tief greifende Ernährungsumstellung seit den 30er Jahren dieses Jahrhunderts. Der Verzehr von Vollkornprodukten (Stärke, komplexe Kohlenhydrate) und Ballaststoffen geht zurück. Dagegen steigt der Verbrauch von Fetten, Eiweiß und raffinierten Kohlenhydraten (Zucker, weißes Mehl) kontinuierlich an.

In den Dickdarm übertretende Stärke und Ballaststoffe werden zum kleineren Teil unverändert mit dem Stuhl ausgeschieden und erhöhen das Stuhlgewicht durch Wasserbindung. Zum größeren Teil werden sie von der Darmflora abgebaut und vermehren das Stuhlgewicht durch Steigerung der Bakterienmasse. Diese natürliche abführende Wirkung fehlt bei den heutigen Ernährungsgewohnheiten. Ungefähr 30 bis 60 % der Erwachsenen in Deutschland leiden an Stuhlverstopfung, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind als Männer. Der Einsatz von Abführmitteln (durch Gewöhnung werden immer höhere Dosen notwendig) führt im Endeffekt nur zu einer Verstärkung der Symptomatik weil diese Medikamente die Ansprechbarkeit auf Dehnungsreize in der Darmwand herabsetzten. Außerdem können Abführmittel bei längerem Gebrauch zu Kaliummangel führen. Eine Ernährungsumstellung auf eine ballaststoffreiche Kost mit vielen Ballaststoffen also Vollkornprodukten, Gemüse, Salate und Obst ist also unumgänglich. Regelmäßige Bewegung darf nicht vergessen werden. Dabei sollte die Abführmitteldosis schrittweise reduziert und die Menge an Ballaststoffen gleichzeitig langsam gesteigert werden. So lassen sich bestimmte Symptome wie Völlegefühl und zunächst Verstärkung der Obstipation vermeiden. Diese Symptome bestehen nur vorübergehend bei der Ernährungsumstellung und bilden sich nach einiger Zeit von selbst zurück. Wenn der Darm über einen langen Zeitrum an Abführmittel gewöhnt ist kann es Wochen und Monate dauern bis er wieder richtig funktioniert.Lesen Sie auch unser Thema: Mucofalk

Ernährungsempfehlungen bei Obstipation

Es besteht die Möglichkeit die normalen Mahlzeiten mit Ballaststoffen wie Weizenkleie oder geschrotetem Leinsamen anzureichern (dazu viel trinken). Gesünder für den Darm ist es aber, die natürlichen ballaststoffreichen Lebensmittel zu bevorzugen:

Vollkornprodukte wie Vollkornbrot oder Getreideflocken, Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst, Kartoffeln, Trockenfrüchte und Nüsse. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt normalerweise eine Ballastsstoffaufnahme von 30g täglich. Bei Obstipation werden 40g täglich angestrebt. Diese 40 g Ballaststoffe sind zum Beispiel enthalten in:

150 g Vollkornbrot ( 12 g ), 100 g Roggenmischbrot ( 8 g), 250 g Kartoffeln ( 5 g), 200 g Karottengemüse ( 7 g ), 150 g frischer Apfel und 150 g Orange ( zusammen 8 g ).

Die Ernährungsumstellung erfolgt am besten langsam und schrittweise. Begonnen kann mit einer Erhöhung der Obst- und Gemüsemengen und anschließend wird Weißbrot durch Mischbrot und dann durch Vollkornbrot ersetzt. Ein Frühstück mit Vollkorngetreideflocken, Joghurt und frischem Obst ist sehr empfehlenswert. Damit die zugeführten Ballaststoffe ausreichend quellen können und der Stuhl gleitfähiger wird muss unbedingt auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. 1,5 bis 2 Liter sollen täglich getrunken werden. Bei heißem Wetter oder sportlicher Betätigung entsprechend mehr. Geeignet sind Wasser, Mineralwasser, verdünnte naturreine Obstsäfte, Tee. Wird Weizenkleie gegessen muss, um einen „ Kleie- Pfropf“ zu vermeiden, pro 1 bis 2 Esslöffel Kleie ein viertel Liter Wasser getrunken werden!

Zusammenfassung

Ernährung bei Obstipation

Ballaststoffreiche Kost ( mindestens 30 g Ballaststoffe täglich) aus Vollkornprodukten, Gemüse, Salat, Obst, Hülsenfrüchten, Kartoffeln.

  • Langsame und stufenweise Umstellung auf ballaststoffreiche Kost.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ( mindestens 1,5 bis 2 Liter täglich)

Ist die oben beschriebene Ernährungsumstellung nicht möglich kann zum Beispiel Weizenkleie den normalen Mahlzeiten zugefügt werden (zusammen mit Joghurt, Buttermilch oder unter ein Müsli gemischt). Hier auf jeden Fall reichlich trinken!! Pro 1 bis 2 Esslöffel Kleie soll mindestens ein viertel Liter Wasser getrunken werden.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 21.06.2009 - Letzte Änderung: 22.10.2021