Die Talgdrüsen der Brustwarze

Die Talgdrüsen an der Brustwarze dienen zum einen zum Schutz vor Austrocknung und erleichtern den Stillvorgang. Neue Studien haben festgestellt, dass die Talgdrüsen der Brustwarze Duftstoffe produzieren, die das Kind zum vermehrten Trinken anregen. Durch eine erhöhte Talgproduktion können sich die Drüsen aber entzünden und Schmerzen verursachen. Folglich können Atherome und Abszesse entstehen.

Die Talgdrüsen der Brustwarze

Definition

Eine Talgdrüse ist eine in der Lederhaut liegende spezielle Art von Drüse, welche über einen holokrinen Mechanismus ein fetthaltiges Sekret (Hauttalg oder Sebum) auf Körperoberflächen absondert. Ein holokriner Mechanismus beschreibt eine Form von Drüsen, welche das Sekret abgeben und dabei selbst zu Grunde gehen. 

Talgdrüsen finden sich in unterschiedlicher Konzentration überall am Körper außer auf der Innenseite von Händen und Füßen. Der Großteil der im Körper vorhandenen Talgdrüsen ist eng mit den Haaren assoziiert, es existieren jedoch an den Übergängen von Haut zu Schleimhaut (Augenlider, Lippen, Genitalien, Anus, Brustwarzen, Nasen- und Ohröffnungen) so genannte freie Talgdrüsen ohne Bezug zur Haarwurzel. Rund um die Brustwarze sitzen meist etwa kreisförmig angeordnet 10-15 besonders große freie Talgdrüsen, die man Glandulae areolares oder Montgomery-Drüsen nennt.

Anatomie der Talgdrüse

Talgdrüsen sind die einzigen holokrinen Drüsen des menschlichen Körpers und besitzen somit einen charakteristischen Aufbau. Als holokrin bezeichnet man eine Drüse, welche bei der Freisetzung des Sekrets vollständig zu Grunde geht. Man spricht dabei von Apoptose, also einer Form des programmierten Zelltodes.

Die Endstücke der Drüsen besitzen eine Birnen- oder Kolbenform und kommen meist in Gruppen vor, die sich einen kurzen gemeinsamen Ausführungsgang teilen. Im Gegensatz zu allen anderen Drüsenformen sind diese Endstücke vollständig mit Drüsenzellen, den Sebozyten, gefüllt und besitzen keinen Hohlraum. Das liegt daran, dass die Zellen selbst „zum Sekret werden“  indem sie vom äußersten Rand des Endstückes zum Ausführungsgang wandern, dabei ihre Form verändern und schließlich absterben.
An der Basis, also ganz außen, sitzen Basalzellen, aus denen durch Zellteilung immer wieder neue Drüsenzellen entstehen. 

Die Reifung der Sebozyten besteht aus zwei mikroskopisch gut sichtbaren Veränderungen: Zum einen lagert die Zelle Fette ein wodurch sie wächst und heller wird. Außerdem wird der zunächst recht grobfleckige, ovale Zellkern zunächst rund und schrumpft anschließend durch Verdichtung um schließlich zu zerfallen. Auch die anderen Zellorganellen gehen unter. Dieser Vorgang ist typisch für apoptotische (= kontrolliert absterbende) Zellen und wird als Pyknose bezeichnet.
Erreicht die Zelle das apikale Ende (lat. apex = Spitze), also die Grenzfläche zum Ausführungsgang, wird sie aus dem Zellverband ausgestoßen und zerfällt. Der Ausführungsgang besteht aus einer weiteren besonders flachen Zellform und mündet bei den meisten Talgdrüsen schon nach kurzer Zeit in den Haarfollikel mit dem er sich einen Ausgang teilt.

Neue Studien haben herausgefunden, dass einige Zellen der Montgomery-Drüsen in der Lage sind einen chemischen Duftstoff (sog. Pheromon) abzusondern. Der Mechanismus unterscheidet sich jedoch von der Talgsekretion, da die entsprechenden Zellen hierbei nicht vollständig zu Grunde gehen, sondern den Duftstoff in Form größerer Bläschen absondern.

Der Talg selbst ist ein gelbliches, dünnflüssiges Gemisch und besteht zum Großteil aus Triglyceriden (ca. 43%), also aus an Glycerin gebundenen Fettsäuren, freien Fettsäuren (ca. 15%), Wachsen (ca. 23%), Squalenen (ca. 15%) und Cholesterin (ca. 4%), also insgesamt sehr fettliebende Verbindungen. Daneben finden sich auch Proteine, sowie andere Zelltrümmer und Hautschuppen, die bei der Absonderung auf die Haut mitgerissen werden.

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Funktion der Talgdrüse

Die Talgdrüsen der Haut haben in erster Linie eine Schutzfunktion, da sie die Haut vor Austrocknung schützen. Die Montgomery-Drüsen spielen zusätzlich eine wichtige Rolle beim Stillvorgang, da sie dabei helfen den Mund des Säuglings mit der Brustwarze luftdicht zu verschließen und so den Saugvorgang erleichtern. Außerdem stellt der Talg einen zusätzlichen Schutz für die empfindliche Brustwarze da, welche durch das wiederholte Stillen einer hohen Belastung ausgesetzt ist. Viele Mütter klagen trotzdem in der Stillzeit über geschwollene  Brustwarzen, was einerseits an anatomischen Eigenheiten der sehr individuellen Brust liegen kann, aber auch an einer falschen Stilltechnik.

Neuere Forschungen legen außerdem nahe, dass das Sekret der Montgomery-Drüsen Pheromone, also chemische Duftstoffe, enthält, welche dem Säugling das Finden der Brustwarze erleichtern. Dies ist besonders in der Anfangsphase der Stillzeit wichtig, da der Säugling den Zusammenhang zwischen Brust und Nahrung zunächst noch erlernen muss. Daher werden die Montgomery-Drüsen auch gelegentlich als „besonders differenzierte Duftdrüsen der Haut“ bezeichnet.
Ein weiterer Versuch legt den Schluss nahe, dass die Duftstoffe die Säuglinge zu einem verstärkten Trinken animieren. Dabei spielt wohl auch die Menge der vorhandenen Montgomery-Drüsen eine Rolle, da die Säuglinge von Müttern mit einer höheren Anzahl dieser Drüsen auch schneller an Gewicht zunahmen.

Die Menge und Konsistenz an produziertem Talg wird zu einem großen Teil über die Sexualhormone reguliert, wobei Testosteron beides eher steigert und Östrogene eher hemmend wirken. Insofern spielt das Geschlecht eine große Rolle.
Daneben spielen aber auch Alter, Veranlagung, Ernährungszustand und Umwelteinflüsse eine Rolle. Im Falle des Duftstoffes sind die Einflussfaktoren noch ziemlich spekulativ, da dies noch ein vergleichsweise junges Forschungsthema ist. Auch hier geht man von einem großen Einfluss der Sexualhormone aus.

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Erkrankungen der Talgdrüsen an der Brustwarze

Verstopfte Talgdrüsen an der Brustwarze

Verstopfte Talgdrüsen sind ein Thema, mit dem jeder schon mal zu tun gehabt haben dürfte. Durch die Verstopfung können Mitesser und Pickel enstehen. Da die Haut in diesem Bereich besonders sensibel ist und die Talgdrüsen entsprechend groß sind, kann das besonders schmerzhaft sein. Gerade wenn die Verstopfung trotz Behandlung immer wieder auftritt wird dieser Leidensdruck noch erhöht. Daneben kann die geschwollene Stelle gerade an dieser Stelle auch ein ästhetisches Problem darstellen. Es wird außerdem darüber nachgedacht, ob eine solche verstopfte Talgdrüse den Milchfluss beim Stillen behindern kann.

Grundsätzlich ist der Entstehungsprozess hier sehr ähnlich zur Entstehung eines Pickels: Am Anfang steht häufig eine Vermehrung der Hornbildenden Zellen, welche als Mikrokomedo bezeichnet wird. Diese können gerade bei Akne-Patienten auch in frühen Stadien schon von einer leichten Entzündung begleitet sein. Beide Entwicklungen sind aber in diesem frühen Stadium in der Regel noch nicht mit dem Auge sichtbar und gelten als Vorstufen. Kommt nun neben der Hyperkeratose, der vermehrten Hornbildung, noch eine verstärkte Talgproduktion (Seborrhö) hinzu, kann sich ein richtiges Komedo bilden. Hierbei kommt es auf Grund der übermäßigen Verhornung und des Talgstauß zu einer propfenartigen Verstopfung des Ausführungsganges.
Dieses Komedo kann entweder offen oder geschlossen sein. Bei einem offenen Komedo liegt die Verstopfung weit an der Oberfläche auf Grund des Melanins in der Haut und von Reaktionen mit dem Sauerstoff der Luft verfärbt sich der Pfropf schwarz. Er ist von außen gut zu erkennen und wird als Mitesser oder Blackhead bezeichnet. Beim geschlossenen Komedo liegt die Verstopfung etwas tiefer und äußert sich von außen als eine kleine weiße Erhebung, weswegen man hier auch von Whiteheads spricht. Dieses abgeriegelte fetthaltige Sekret stellt einen idealen Nährboden für bestimmte Bakterien dar. Die darauffolgende Entzündung des umgebenden Gewebes als Teil der Immunreaktion, welche das Bakterienwachstum bekämpft, ist dann von außen als roter, geschwollener Pickel zu erkennen. All diese Prozesse können in sehr ähnlicher Form auch an der Brustwarze stattfinden.

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Knoten an der Brustwarze

Stellt man einen Knoten in der Nähe des Brustwarzenhofs fest, sollte man in jedem Fall zur Abklärung einen Arzt konsultieren, besonders wenn dieser Knoten über einen längeren Zeitpunkt konstant bleibt oder sogar wächst. In den meisten Fällen wird es sich um ein Atherom, also einen so genannten Grützbeutel, handeln. Trotzdem muss die Möglichkeit einer bösartigen Gewebeveränderung ausgeschlossen werden.
Hierzu testet der Arzt zunächst, ob sich der Knoten verschieben lässt und wie er auf Druck reagiert. Manchmal kann eine sichere Feststellung, dass es sich tatsächlich um ein Atherom handelt aber erst durch eine feingewebliche Untersuchung unternommen werden. Ein solches Atherom ist im Grunde genommen ungefährlich, sollte aber trotzdem entfernt werden, da es sich sonst zu einem Abszess entwickeln kann.

Im Grunde genommen handelt es sich beim Atherom auch um eine verstopfte Talgdrüse, welche sich aber noch nicht entzündet hat. Dafür hat der Druck innerhalb der Drüse dafür gesorgt, dass sich ein umkapselter Beutel gebildet hat. Von außen sieht man nur eine kleine Beule, welche manchmal einen kleinen schwarzen oder grauen Punkt trägt. Der Betroffene berichtet oft von einem Spannungsgefühl um das Atherom herum.
Die Größe kann stark variieren: Meistens werden Atherome erst bemerkt, wenn sie etwa die Größe einer Erbse haben und können bis zur Größe eines Hühnereis anschwellen. Auf keinen Fall sollte man ein solches Atherom selbst durch ausdrücken entfernen, da hier ein erhöhtes Entzündungsrisiko besteht. Außerdem sollte die Kapsel des Atheroms mit entfernt werden um zu verhindern, dass es sich einfach wieder neu entwickelt.

Erfahren Sie hier mehr zum Thema: Knoten in der Brust.

Abszess an der Brustwarze

Aus einem Atherom kann sich durch Entzündung ein Abszess entwickeln, jedoch kann dieser im Grunde genommen auch unabhängig von Talgdrüsen überall im Körper entstehen, besonders gerne an häufig belasteten Stellen, wie Innenschenkel oder Gesäß. Im Falle der Brust kann ein Abszess im sehr ungünstigen und seltenen Fall sich auch aus einer einfachen durch das Stillen verursachten Entzündung der Brustwarze (Mastitis puerperalis) entwickeln.

Wie beim Atherom ist die entsprechende Stelle von einer Kapsel umgeben, welche in diesem Fall aber nicht mit fetthaltigem Sekret, sondern mit Eiter gefüllt ist. Eiter oder fachsprachlich Pus ist eine gelbliche dickflüssige Absonderung, die durch das Absterben von Immunzellen entsteht. Meistens wird diese Reaktion durch Staphylokokken, Streptokokken oder E. coli ausgelöst.
Im Fall der Brust liegt der Abszess meistens recht nahe an der Hautoberfläche und kann schon von außen anhand der typischen Entzündungszeichen erkannt werden. Ein Abstrich des Eiters kann Aufschluss über den verantwortlichen Erreger gewähren. Auch hier ist absolut davon abzuraten selbst die Eiterbeule aufzustechen. Der Abszess sollte am besten sauber und vollständig entfernt werden. Im schlimmsten Fall kann der Erreger in die Blutbahn gelangen und dort eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen, vor allem wenn sowieso ein geschwächtes Immunsystem vorliegt.

Wurde der Abszess rechtzeitig und ordnungsgemäß entfernt, heilt er in der Regel innerhalb weniger Wochen vollständig aus. Wichtig ist dafür, dass die zurückbleibende offene Wunde regelmäßig gesäubert und der Verband gewechselt wird.

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Wie kann man die Talgdrüsen an der Brustwarze ausdrücken?

Grundsätzlich ist vom eigenen Ausdrücken der verstopften Talgdrüsen eher abzuraten, da hier ein erhöhtes Risiko für Infektionen und Narbenbildung besteht. Wer es allerdings unbedingt selbst machen möchte, sollte einige hygienische Vorgaben beachten: Zunächst mal sollte er die betroffene Stelle gründlich waschen, am besten auch mit einer antibakteriellen Waschlotion. Dann empfiehlt es sich die Haut einem ein Dampfbad mit Kamille oder mit sauberen, mit warmem Wasser getränkten Baumwolltüchern zu behandeln. Dadurch vergrößern sich die Poren etwas und lassen sich später leichter ausdrücken. Danach wird die Haut vorsichtig trockengetupft.

Unmittelbar bevor man zum eigentlichen Ausdrücken kommt, sollte man sich die Hände gründlich desinfizieren um Entzündungen vorzubeugen.  Am besten drückt man vorsichtig von beiden Seiten ohne Fingernägel, da sich so der Druck relativ gleichmäßig verteilt. Dieser Vorgang wird etwas erleichtert, wenn man die Stelle zuvor mit einer über dem Feuerzeug sterilisierten Nadel vorsichtig aufsticht. Besser als das Ausdrücken ist das Absaugen mittels einer 50mm-Spritze und selbstverständlich steriler Nadel. Tritt statt Eiter klare Flüssigkeit oder Blut aus, sollte man sofort aufhören. Zuletzt sollte die betroffene Stelle ein zweites mal mit einem hautfreundlichen Mittel desinfiziert werden.

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Weiterführende Information

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Eine Übersicht aller Themen der Dermatologie finden Sie unter: Dermatologie A-Z.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 05.04.2019 - Letzte Änderung: 24.05.2022