Die Osteochondrosis dissecans lässt sich in ihrem Krankheitsverlauf in vier Stadien einteilen. Je nach Stadium sind die Symptome unterschiedlich ausgeprägt. Wenn eine Osteochondrosis dissecans im Röntgenbild oder MRT diagnostiziert wird, ist es wichtig festzulegen, in welchem Stadium sie sich befindet, da die Therapie je nach Stadium unterschiedlich ist. Eigentlich ist in jedem Stadium eine komplette Ausheilung möglich, jedoch kann dies Monate bis Jahre dauern.
Bei der Osteochondrosis dissecans stirbt ein Teil des Knochens unterhalb des Gelenkknorpels ab, sodass sich dieser ablösen kann und in der Gelenkhöhle lose vorliegt (Dissektat). Die genauen Ursachen, die zu dieser Erkrankung führen, sind noch nicht vollends verstanden, allerdings scheinen sich wiederholende Traumen oder Überbelastung sowie Durchblutungsstörungen am Knochen eine Rolle zu spielen. Infektionen des Knochens hingegen spielen keine Rolle in der Entstehung der Osteochondrosis dissecans. Es handelt sich bei der Krankheit somit um eine aseptische Knochennekrose.
Auftreten kann die Osteochondrosis an Gelenken am ganzen Körper oder bei Kindern auch an Wachstumsfugen.
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Wenn eine Osteochondrosis dissecans im Röntgenbild oder MRT diagnostiziert wird, ist es wichtig festzulegen, in welchem Stadium sie sich befindet, da die Therapie einer Osteochondrosis dissecans je nach Stadium unterschiedlich ist.
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Im ersten Stadium beginnt der Knochen aufgrund unbekannter Vorgänge lytisch zu werden, das heißt er beginnt sich aufzulösen. Im Röntgenbild wird dieses Stadium meistens nicht sichtbar, da der Knochen an keiner Stelle unterbrochen wird. Falls ein MRT des Kniegelenks angefertigt wird, kann man in diesem aber kleine Osteolysen als sich von der normalen Knochendichte abgrenzenden Herde erkennen. Zusätzlich besteht ein Knochenmarködem, also eine kleine Ansammlung von Flüssigkeit im Knochengewebe, die in einer wassergewichteten Sequenz des MRTs als Aufhellung imponiert. Der Knorpel ist noch intakt und erfüllt seine mechanische Funktion im Gelenk, daher sind Symptome eher schwach ausgeprägt. Möglicherweise tritt ein leichter Belastungsschmerz auf.
In diesem Stadium ist die Therapie der Wahl konservativ zu wählen. Der weitere Krankheitsverlauf wird beobachtet, eventuell gibt es Phasen, in denen das betroffene Gelenk vor starker Belastung geschont werden soll.
Wenn die Erkrankung weiter fortschreitet, kommt es zu einer zunehmenden Zerstückelung des Knochens in mehrere Fragmente. Die Nekrosen des Knochens werden größer, da zahlreiche Knochenbälkchen abgebaut werden oder zusammenbrechen. In diesem Fall kann man von Mikrofrakturen sprechen.
Gleichzeitig reagiert der Körper auf den Abbau indem er Vorgänge zur Stabilisierung einleitet. Die geschädigten Areale unterhalb des Knorpels werden durch eine Sklerosierung verstärkt. Das heißt, in diesem bereich wird vermehrt Knochengewebe eingelagert. Im Röntgenbild sieht man diese Sklerose als hellere Linie unterhalb des Gelenkknorpels.
An dieser Stelle ist die Gefahr einer weiteren Schädigung größer als im Stadium 1. Um eine Schädigung des Knorpels zu verhindern wird meistens ein Sportverbot verhängt, um dem Körper Zeit zur Regeneration der Defekte zu geben. Vor allem bei jungen Menschen bis zur Pubertät, deren Wachstumsfugen noch offen sind, gibt es eine gute Selbstheilungstendenz.
Unterstützend können Unterarmgehstützen verschrieben werden. Falls die Schmerzsymptomatik trotz Sportpause schlimmer wird, wird die Indikation zur Gelenkspiegelung gestellt. Dabei kann der Knorpel beurteilt werden. Im Stadium 2 ist dieser noch intakt. Der Arzt kann dann durch den Knorpel den Knochen anbohren und das Gewebe so zu einer weiteren Neubildung anregen.
Im nächsten Schritt kommt es zur Fragmentation. Von dieser wird klassischerweise gesprochen, wenn Kugelgelenke wie der Hüftkopf betroffen sind, da diese Kugel im Röntgenbild zerfällt und kleine Fragmente zurückbleiben. Auch an anderen betroffenen Gelenken kommt es zu ersten Ablösungen der Knorpel-Knochenstruktur. Erstmal bleibt das abgelöste Fragment (Dissektat) aber mit seiner Unterlage in Verbindung. Im Rahmen einer Gelenkspiegelung kann der Untersucher mit einem kleinen Haken unter das Knorpelstück greifen und es anheben, losgelöst ist es aber noch nicht.
Sowohl im Röntgenbild, vor allem aber auch im MRT sieht man eine Unterbrechung der normalerweise glatten Gelenkspalte. Im MRT wird dabei deutlich, dass die Unterbrechung im Bereich des Knorpels stattgefunden hat. Sklerosen und Ödeme (Flüssigkeitssaum) sind weiterhin sichtbar. Die Schmerzsymptomatik nimmt deutlich zu. Teilweise kann es zu akuten Schmerzen bei Bewegung kommen, wenn sich der beschädigte Knorpel einklemmt.
Im Rahmen der Kniespiegelung kann das Knorpelstück wieder fixiert werden. Vor allem bei jungen Patienten und eher oberflächlichen Defekten besteht eine gute Chance, dass der Knorpel wieder fest wächst.
Das Dissektat kann sich ablösen und liegt dann als freier Körper in der Gelenkhöhle. An der Seite, von der sich das Dissektat abgelöst hat, erkennt man ein leeres "Dissektatbett". Das freie Dissektat kann sich bei Bewegung verschieben und so erhebliche Schmerzen durch eine Einklemmung hervorrufen.
Auch in diesem Fall wird eine Gelenkspiegelung durchgeführt. Wenn der Knorpel trotz Loslösung noch vital erscheint, kann er wie im Stadium 3 mit kleinen Pins wieder fixiert werden. Falls der Defekt sehr tief oder das Knorpelstück offensichtlich avital ist, wird die Gelenkmaus entfernt und das Dissektatbett aufgefüllt.
Entweder wird hierfür ein Knorpelknochenzylinder aus einem wenig belastetem Areal des Gelenks entnommen und in die Defektzone verpflanzt oder eine Knorpelzelltransplantation durchgeführt. Dabei wird entweder neuer Knorpel aus körpereigenen Zellen gezüchtet, was eine längere Zeit in Anspruch nimmt, oder alternativ ein vorbereitetes Kollagenflies in den Defekt gesetzt. Allerdings haben diese Verfahren im Gegensatz zum Knorpel-Knochen-Zylinder nur bei oberflächlichen Defekten ein gutes Ergebnis.
Insgesamt kann in jedem Stadium eine Ausheilung ohne Einschränkung erreicht werden. Wichtig zu beachten ist aber, dass Knorpel ein sich langsam regenerierendes Gewebe ist. Daraus resultiert, dass es Monate bis Jahre dauern kann, bis eine vollständig uneingeschränkte Benutzung des Gelenks möglich ist.
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