Leichengift im Zahn - ein Gesundheitsrisiko?

Leichengift im Zahn entspricht der Nekrose der Pulpa bzw. der Verstoffwechselung der Abbauprodukte des abgestorbenen Pulpengewebes.

Leichengift im Zahn

Einleitung

Der Begriff „Leichengift“ eines Zahnes beschreibt die Tatsache, dass sich noch Gewebereste und Zellen sowie deren Stoffwechselprodukte im Zahn befinden, wenn der Nerv bereits abgestorben ist. Diese Biomasse in dem Wurzelkanalsystem eines Zahnes kann Stoffe absondern, die Entzündungen hervorrufen. 

Wobei die Bezeichnung "Leichengift" im Bezug auf die Zähne veraltet und sehr ungenau ist, da der Zahn an sich erhalten bleibt und nur die Pulpa (also Nerven und Blutgefäße) des Zahns stirbt und abgebaut wird; das heißt der Zahnnerv "verwest". Medizinisch korrekter wäre also: "Nekrose der Pulpa" oder "Verwesung des toten Zahnnervs".

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Ursachen - Warum bildet sich Leichengift im Zahn?

Allgemein gilt, dass eine Wurzelkanalbehandlung immer nur ein Versuch ist, einen Zahn zu retten.
Die Anatomie des Kanalsystems erschwert eine vollständige Entfernung von Restgewebe und eine Desinfektion durch die starken Verästelungen und Seitenkanäle im Bereich der Wurzelspitze. Dadurch bleibt fast immer Restgewebe in der Zahnwurzel. Dieses Restgewebe kann durch Bakterien verstoffwechselt werden und dadurch Toxine (Zellgifte) erzeugen.

Die Toxine wie Mercaptane und biogene Amine entstehen bei entzündlichen Prozessen und sind natürliche Stoffwechselprodukte, die nahezu in allen lebenden Organismen vorkommen. Mercaptane sind in Knoblauch oder Spargel enthalten und biogene Amine in frischem Fisch. 

Beim marktoten Zahn werden durch den Verbleib des Gewebes ständig Toxine ausgeschüttet, die zu Entzündungsreaktionen führen. Generell ist es richtig, dass Entzündungen innerhalb der Mundhöhle, auch unterhalb der Wurzelspitze, dazu fähig sind den gesamten Organismus zu beeinträchtigen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verursachen. Daher sollten die betroffenen Zähne schnellstmöglich behandelt werden, um die Entzündungszellen zu entfernen. 

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Welche Symptome macht Leichengift im Zahn?

Klassische Symptome von marktoten Zähnen können Aufbissschmerzen und eine Klopfempfindlichkeit sein. Weiterhin kann ein devitaler Zahn auch vollkommen symptomlos sein, weshalb er nicht bemerkt wird. Nach einiger Zeit kann er sich dunkel verfärben, wenn das enthaltene Blut der Blutgefäße nach Abbau Eisen freisetzt und das den Zahn grau verfärbt. Erst dann wird der abgestorbene Zahn durch den Patienten bemerkt.

In der Naturheilkunde sind viele Homöopathen der Meinung, dass Beschwerden jeglicher Art und Stelle des Körpers durch das "Leichengift" eines marktoten oder wurzelbehandelten Zahnes verursacht werden könnten und weshalb diese Zähne zu eliminieren seien. Diese Annahme ist allerdings durch keine Studien belegt, weshalb stets der behandelnde Zanarzt zu Rate gezogen werden sollte. 

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Behandlung - Was kann man gegen das Leichengift tun?

Therapiert wird ein marktoter Zahn durch eine Wurzelkanalbehandlung. Dabei kann die Wurzelfüllung mit thermoplastischem- oder stabilem Wurzelfüllmaterial vollzogen werden, was bedeutet, dass entweder konfektionierte Stifte eingebracht werden, oder mit einem flüssigen Füllmaterial verdichtet wird.

Bereits wurzelgefüllte Zähne mit andauernder chronischer Entzündung kann entweder durch eine Revision der alten Füllung und erneuten Wurzelfüllung oder durch eine Wurzelspitzenresektion, bei der die Wurzelspitze chirurgisch abgetrennt wird, durchgeführt werden.

Erst wenn die oben genannten Behandlungen nicht anschlagen, ist die Entfernung des Zahns nötig. 

Wie lange dauert die Behandlung?

Die Dauer einer Wurzelkanalbehandlung beträgt in der Regel drei Termine etwa im Wochentakt. Bei diesen Terminen wird das Kanalsystem aufbereitet und desinfiziert und in das nun saubere Milieu letztendlich die Wurzelfüllung eingebracht.
Die Wurzelspitzenresektion ist ein einmaliger Termin, der eine dreiviertel bis eineinhalb Stunden andauern kann. Nach beiden Eingriffen wird ca. zwei bis vier Wochen abgewartet, um zu sehen, ob die Behandlung angeschlagen, die Heilung vollzogen und der Zahn beschwerdefrei geworden ist.

Diagnose

Diagnostisch kann durch einen Test der Sulkusflüssigkeit des betroffenen Zahnes die Konzentration von Mercaptanen und Thioether bestimmt werden. Diese signalisieren allerdings nur, dass ein entzündlicher Prozess vorhanden ist.

Gewöhnlich tastet der Zahnarzt in der Mundhöhle und erstellt ein Röntgenbild des verdächtigen Zahns. 
Chronische Entzündungen unter der Wurzelspitze des Zahnes werden durch eine Knochenauflösung als Aufhellung im Röntgenbild deutlich. Weiterhin kann der betroffene Zahn auf Klopfen mit einer Schmerzantwort reagieren, was ebenfalls für eine apikale Parodontitis, eine Entzündung unter der Wurzelspitze, spricht.

Autor: Dr. Nicolas Gumpert Veröffentlicht: 03.01.2018 - Letzte Änderung: 28.11.2022