Die Möglichkeiten, Lese- Rechtschreibschwierigkeiten oder gar eine Legasthenie früh zu erkennen, sind gegeben, allerdings erfordert es eine Offenheit dazu und setzt Grundkenntnisse voraus, Wahrnehmungsschwächen erkennen und Fehler, bzw. Auffälligkeiten deuten zu können. Schon im Vorschulalter können sich Auffälligkeiten bemerkbar machen, die zu Problemen im Schriftspracherwerb führen können. Insbesondere die Wahrnehmung spielt für die Vorbereitung auf den Lese- und Schreiblernprozess eine besondere Bedeutung.
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Alle Kinder, die Probleme (im schriftsprachlichen Bereich) aufweisen, haben ein Recht auf Förderung - ganz egal ob dies nun auf eine Legasthenie (Teilleistungsstörung bei mindestens durchschnittlicher Intelligenz) oder auf allgemeine schulische Probleme, beispielsweise in Kombination mit einer Rechenschwäche, einem ADS oder ADHS, einer Konzentrationsschwäche o.ä. zurückzuführen ist.
Die Möglichkeiten, Lese- Rechtschreibschwierigkeiten oder gar eine Legasthenie früh zu erkennen, sind gegeben, allerdings erfordert es eine Offenheit dazu und setzt Grundkenntnisse voraus, die eine Deutung der Fehler und der Auffälligkeiten erst ermöglichen.
Im Gegensatz zur Rechenschwäche gibt es nach derzeitigen Untersuchungen im Bereich der Lese- Rechtschreibschwächen mehr Jungen als Mädchen, die Probleme im Lesen und Rechtschreiben aufweisen.
Dabei ergaben die Untersuchungen auch, dass in den meisten Fällen dieses Ungleichgewicht schon vor Schulbeginn nachgewiesen werden konnte. Somit geht man davon aus, dass es einen engen Zusammenhang gibt zwischen frühen Auffälligkeiten und der späteren Problematik im Bereich Lesen und Rechtschreiben.
Weshalb Jungen tendenziell häufiger unter Problemen im Lesen und Rechtschreiben, somit auch häufiger unter einer Legasthenie leiden, ist nicht abschließend geklärt. Angenommen werden neben den genetischen Dispositionen auch hormonelle Unterschiede, aber auch die Tatsache der Self-fulfilling prophecy: Kinder, die wenig Selbstvertrauen in die eigene Leistung besitzen, Deutsch nicht gerne machen und eventuell sogar Angst davor entwickeln, haben häufiger auch Probleme im Lesen und Rechtschreiben. Ebenso verhält es sich mit Kindern, der der Schule gegenüber - aus welchen Gründen auch immer - negativ eingestellt sind.
Auch Kinder mit anderen Lernproblemen, wie zum Beispiel einer vorhandenen Konzentrationsschwäche, einem ADS mit oder ohne Hyperaktivität, aber auch Rechenschwäche können dazu neigen auch Probleme im schriftsprachlichen Bereich zu entwickeln.
Ein Kind kommt nicht als “unbeschriebenes Blatt” in die Schule. Es hatte bereits im vorschulischen Bereiche vielfach Kontakt mit der Schriftsprache. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Kinder beim Eintritt in die Schule die ganze Bandbreite an Leistungsfähigkeiten aufzeigen können.
Da gibt es unter anderem:
Kinder durchlaufen unterschiedliche Stadien des Schriftspracherwerbes, die individuell unterschiedlich lange dauern und anhalten können.
Es gibt unterschiedliche Modelle, die die schriftsprachliche Entwicklung beschreiben und in Stadien unterteilen.
Das Modell nach Gudrun Spitta entspricht in vielen Bereichen unseren Beobachtungen. Sie werden in der nachfolgenden Tabelle beschrieben. Das einer Stufe jeweils zugewiesene Alter beschreibt Circa - Werte. Schwankungen in beide Richtungen sind denkbar.
Vorab noch einige Anmerkungen zum besseren Verständnis:
Spricht man von einer Phonem - Graphem - Zuordnung will man damit ausdrücken, dass einem gesprochenen Buchstaben, bzw. einer gesprochenen Buchstabenverbindung das entsprechende Zeichen zugeordnet wird.
1. Phase:
2. Phase:
3. Phase:
4. Phase:
5. Phase:
6. Phase:
Kinder kommen somit in unterschiedlichen “Rechtschreibstadien” in die Schule. Sie alle im Anfangsunterricht “unter einen Hut” zu bekommen und dabei jedes Kind individuelle zu fördern und die Motivation hoch zu halten ist die Aufgabe des Anfangsunterrichtes. Ähnlich verhält es sich mit der Lernausgangslage bezogen auf die Lesefähigkeiten.
Ein Kind muss nicht schon vor der Einschulung Lesen und Schreiben lernen. Dieser Lernprozess vollzieht sich in der Regel in der Schule! Die nachfolgende Tabelle listet Grundvoraussetzungen auf, die für die bisherige Schriftsprach- und Leseentwicklung von Bedeutung waren und auch von großer Bedeutung für die nachfolgenden Entwicklungsstadien sein werden.
Dies sind:
Insbesondere die Wahrnehmung spielt für die Vorbereitung auf den Lese- und Schreiblernprozess eine besondere Bedeutung. Man unterscheidet verschiedene Sprachwahrnehmungsleistungen, die für den Lese- und Schreiblernprozess unverzichtbar sind und in gewisser Weise die verschiedenen Wahrnehmungsbereiche miteinander verbinden.
Hinzu kommt die Notwendigkeit, dass sich ein Kind über einen bestimmten Zeitraum hinweg konzentrieren kann. Im ersten Schuljahr sollte ein Kind dazu in der Lage sein, sich über einen Zeitraum von 15 bis 20 Minuten hinweg konzentriert mit einer Aufgabe beschäftigen zu können. Kann es das nicht, heißt es noch lange nicht, dass eine Konzentrationsschwäche vorliegt. Es bedeutet aber, dass die Konzentrationsfähigkeit trainiert werden sollte.
Die vielen Unterschiede und unterschiedlichen Lernausgangslagen erfordern in erster Linie einen pädagogischen Übergang vom Kindergarten zur Grundschule. Es zeigt sich häufig, dass viele Problem nur anfänglich bestehen und sich ohne weitere Einmischung von ganz alleine lösen. Es gibt aber auch - und das darf nicht verschwiegen werden - Kinder, deren Einschulungsprobleme sich verfestigen und echte Krisen - bis hin zur Schulphobie - auslösen können. Symptome hierfür können sein: Aggressivität, Unruhe (“zappeln”), Unaufmerksamkeit, “unbegründetes” Weinen, Lernblockaden, Überforderung, ...
Es ist daher von enormer Bedeutung, dass der Übergang so gestaltet werden muss, dass ein Erfolg in der (weiterführenden) Schule wahrscheinlich wird. Dies ist aber nicht nur die alleinige Aufgabe des Kindergartens und der Schule, sondern auch Aufgabe der Eltern, die maßgeblich die Entwicklung und Erziehung des Kindes beeinflussen und begleiten. Viele Probleme, die in der Schule auftauchen, können - mit der richtigen Sensibilität und den entsprechenden diagnostischen Maßnahmen und Fähigkeiten - schon in der vorschulischen Entwicklung des Kindes herausgefunden werden.
Wie bereits oben schon angedeutet, ist die Fähigkeit der Sprachwahrnehmung eng mit der generellen Wahrnehmung verbunden. Man kann sogar sagen, dass sie - ohne die Entwicklung der generellen Wahrnehmungsfähigkeit gar nicht möglich wäre. Dies bedeutet aber auch, dass die Wahrnehmungsschulung einen enormen Einfluss auf das Lesen- und Schreibenlernen ausübt.
Breuer / Weuffen unterscheiden verschiedene Sprachwahrnehmungs- leistungen, so genannte Differenzierungsfähigkeiten, die die Basis bilden für jegliche Sprach-, Schreib- und Lesefähigkeiten.
Werden Probleme in den nachfolgend genannten Bereichen nicht frühzeitig erkannt, können Teilleistungsschwächen wie zum Beispiel Legasthenie oder Dyskalkulie die Folge sein, oder aber sich eine Lese- Rechtschreibschwäche (LRS) oder eine Rechenschwäche entwickeln.
Unterschieden werden:
Die Fähigkeit zur Unterscheidung im ...
... optisch - graphomotorischen Bereich:
... phonematisch - akustischen Bereich:
... kinästhetisch - artikulatorischen Bereich:
... melodisch - intonatorischen Bereich:
... rhythmisch - strukturierenden Bereich: