DHB Rahmentrainingskonzeption

Die Rahmentrainingskonzeption dient in erster Linie der Talenförderung und Talentsichtung, sowie Orientierungshilfe im Verein.

Rahmentrainingskonzeption des DHB

Einleitung

Die Rahmentrainingskonzeption des Deutschen Handball Bundes (DHB) dient in erster Linie der Talentförderung auf Landesebene und Bundesebene. Sie dient jedoch auch als Trainingshilfe in jedem Handballverein. Die Rahmentrainingskonzeption ist wie ein Baukastensystem strukturiert.

Folgende Altersspezifischen Trainingsinhalte werden unterschieden:

  1. Grundlagenschulung (bis 12 Jahre)
  2. Grundlagentraining (12- 14 Jahre)
  3. Aufbautraining I (14- 16 Jahre)
  4. Aufbautraining II (16-18 Jahre)
  5. Anschlusstraining (neu, ab 19 Jahre)

Eine weitere Strukturierung bezieht sich auf die Inhaltliche Auseinandersetzung:

  1. Individuelle Ausbildung
  2. Kooperatives Handeln
  3. Leitlinien im Team
  4. Gegenstoß

1. Inhaltbaustein: Individuelle Ausbildung

Wie bereits im Kapitell Manndeckung beschrieben ist die 1 gegen 1 Situation eine elementare Spielsituation im Handball. Diese offensive Form der Abwehr fördert zugleich den zeitlichen Handlungsdruck der angreifenden Mannschaft, auch im Spiel ohne Ball, durch ständiges Freilaufen.

1.1 Grundlagenschulung der individuellen Ausbildung (Manndeckung)

Die E- Jugend und D- Jugend spielt im 6+1 System, während die Minis in einer 4+1 Formatierung spielen. Ziel ist die gegnerorientierte Manndeckung. Die Spieler lernen, den Gegenspieler ständig zu beobachten und sich auf dem Spielfeld zu orientieren. Diese 1 gegen 1 Situation ermöglicht die gezielte Schulung der Antizipationsfähigkeiten. Freilaufen, Durchbrechen, Anbieten sind Kernelemente dieser Spielform.

1.2 Grundlagentraining der individuellen Ausbildung (Positionsspiel)

Durch den Wechsel von der Manndeckung zur Raumdeckung ergeben sich neue Aktionsfelder für die Abwehrspieler. Die Abwehrspieler übernehmen die Funktion der Aushilfe bei versuchten Durchbrüchen der Angreifer, sowie eine Regelbewegung im gemeinsamen Verbund. Im Angriff wird das Positionsspiel (RA, RR, RM, RL, LA, KM) eingeführt, sowie die Angriffsgrundbewegungen (seitlich, auf Lücken stoßen).

1.3 Aufbautraining I der individuellen Ausbildung (1:1 in Tornähe und tiefem Raum)

Im Angriff wird auf allen Positionen das 1 gegen 1 Spiel durchgeführt. Täuschungen mit und ohne Ball in den verschiedenen Spielsituationen und situationsgemäße Folgehandlungen (Torwurf, Durchbruch, Pässe) stehen dabei im Mittelpunkt dieser Phase. Gleiches gilt dementsprechend für die abwehrende Mannschaft. Es wird versucht, den Gegner von allen Seiten abzuschirmen.

1.4 Aufbautraining II der individuellen Ausbildung (Detailarbeit 1:1)

Die Handlungsmöglichkeiten in der 1 gegen 1 Situation werden erweitert. Dies sind u. a. komplexe Täuschungsbewegungen (technisch- taktische Knotenpunkte). Die Abwehr agiert zwischen dem Kreisläufer und dem Ball. Pässe zum Kreisläufer müssen verhindert werden, sowie die Abschirmung von Lücken zum Durchbruch der Angreifer. Das Training ist komplex und unter Zeitdruck, mit Gegenstoßbewegungen.

1.5 Anschlusstraining der individuellen Ausbildung (Typbedingte Schulung)

Ziel ist es die individuellen Stärken in der 1:1 Situation des Spielers zu konkretisieren und gezielt zu verbessern, bzw. zu perfektionieren. Im Mittelpunkt steht das Wettkampfnahe Spielen unter den Druckbedingungen.

2. Inhaltsbaustein Kooperatives Spiel

Ziel dieses Bausteins ist das Zusammenspiel von Auslösehandlungen und Folgehandlungen. Aufbauend auf den Angriff gegen offensive Abwehrspieler werden Angriffsformationen gegen defensive Abwehrspieler geschult.

2.1 Grundlagenschulung des kooperativen Spiels. (Kleingruppen im Breite und Tiefe)

Aufgrund der Manndeckung in dieser Altersstufe entstehen große Räume, das Doppelpassspiel in Breite und Tiefe steht im Vordergrund. Jeder Spieler wird dabei besser in das Spielgeschehen integriert. Die gegnerorientierte Abwehr erfolgt ständig begleitend.

2.2 Grundlagentraining des kooperativen Spiels (Kooperation im Positionsspiel)

Hierbei werden die ersten Kooperationsformen Kreuzen, Parallelstoß, Doppelpass und Sperre entwickelt. Ziel ist das Schaffen und Nutzen von entstehenden Räumen. (Lauftäuschungen, raumöffnenden Bewegungen. Durch die raumgebundene Abwehr entstehen erste Kooperationsaufgaben wie Übergeben/ Übernehmen.

2.3 Aufbautraining I des kooperativen Spiels (Zusammenspiel alles Positionen)

Das Kreuzen, Sperre- Absetzten, Parallelstoß und Doppelpass sollte auf allen Positionen geschult werden. Schwerpunkt liegt beim Timing, situationsgemäßes Agieren, kooperatives Spiel als taktische Auslösehandlung. Die Schwerpunkte in der Abwehr liegen in der 2- Linien Abwehr 3:2:1, Übergeben/ Übernehmen in Tiefe und Breite, Blocken von Torwürfen, Angreifer Doppeln, Helfen, Passwege versperren. Ziel: Überzahl am Ballort schaffen.

2.4 Aufbautraining II des kooperativen Spiels (komplexe Gruppentaktik)

Die Gruppentaktische Angriffsformen werden nun in komplexer Form ausgeführt. Es entstehen variable Angriffskombinationen. Es ergibt sich durch die 5:1 und 6:0 Abwehr noch engere Räume, was ein genaueres und schnelleres Spiel erfordert. Training unter Zeitdruck. Durch die Einführung der 5:1, bzw. 6:0 Abwehr nimmt die Kooperation mit dem Torwart zu.

2.5 Anschlusstraining im kooperativen Spiel (Wettkampfnahes Training)

Angriff und Abwehr werden gegnerorientiert trainiert. Anpassung der gruppentaktischen Spielweise an individuelle Leistung. Training in offenen Situationen.

3. Inhaltsbaustein Leitlinien im Team

Leitlinien im Team ist nicht gleich Mannschaftstaktik. Die Leitlinien im Team stellen den Ordnungsrahmen dar, der von jedem Trainer gefüllt werden muss.

3.1 Grundlagenschulung der Leitlinien im Team (gleichmäßige Spielanteile)

Die Leitlinien im Team sind hierbei nur schwer zu realisieren, es ist jedoch darauf zu achten, dass die Kinder in diesem Alter auf allen Positionen zum Einsatz kommen.

3.2 Grundlagentraining der Leitlinien im Team (Entwicklung von Spielphasen im Positionsspiel)

Einführung der Aufbau, Vorbereitungs- und Abschlussphase im Positionsspiel. Positionierung im 3:3 Angriff. Die Abwehr sollte Phasenweise variabel gestaltet werden, dass dem Angriff neue Aufgaben gestellt werden. (Fernwürfe)

3.3 Aufbautraining I der Leitlinien im Team (Mannschaftstaktik)

Rhythmuswechsel im Aufbau, Vorbereitung und Abschluss. Regelbewegungen der Abwehr nutzen. Spielverlagerung mit Bindung der Abwehr auf einer Seite. Dynamisches Positionswechselspiel 2:4, 3:3. Die Abwehr steht in Grundformation 3:2:1, 4:2 (ballorientiert). Ziel ist es den Aktionsradius der Angreifer zu verkleinern.

3.4 Aufbautraining II der Leitlinien im Team (Verkürzung der Aufbauphasen)

Angriffe ohne Aufbauphase, taktische Positionswechsel. Taktische Verknüpfung des Positionsangriffs. Die Abwehr erarbeitet situative Passdeckungsvariationen. Die Grundformation steht in 5:1 oder 6:0 mit offensiver Grundausrichtung in geeigneten Situationen.

3.5 Anschlusstraining der Leitlinien im Team (Forcierung des Tempospiels)

Übergang aus dem Gegenstoß, taktischer Rhythmuswechsel. Angriffsverhalten der Abwehrformation anpassen, Ausnutzen individueller Fähigkeiten. Abwehrverhalten erfolgt ebenfalls auf Grundlage individueller Spielerprofile.

4. Inhaltsbaustein Gegenstoß

Das moderne Handballspiel ist durch schnelles Tempospiel gekennzeichnet. Der Gegenstoß ist deshalb Bestandteil der Ausbildung.

4.1 Grundlagenschulung des Gegenstoßes (schnelles Umschalten früh lernen)

Durch offensive Manndeckung wird der Ball oft in der gegnerischen Hälfte zurückgewonnen und der Tempogegenstoß früh eingeleitet.

4.2 Grundlagentraining des Gegenstoßes (Tempospiel in der Kleingruppe)

Das Tempospiel sollte in dieser Entwicklungsstufe in Kleingruppen geschult werden. Schnelle, kurze Pässe zur Spielfeldüberquerung.

4.3 Aufbautraining I des Gegenstoßes (Grundorganisation der 1. Und 2. Welle)

Der Gegenstoß sollte immer mit anderen Inhalten kombiniert werden. Im Angriff erfolgt eine besonderes Augenmerk auf die 1. Welle in allen Situationen. Die Spieler sollten aufgrund der Positionsvariabilität nicht zu früh auf einer Position festgemacht werden. Die Abwehr agiert situationsgemäß. Abschirmen der 1. Welle und aktives Verteidigen gegen die 2. Welle im Mittelfeld.

4.4 Aufbautraining II des Gegenstoßes (Weiterspielen der 3. Welle)

Das gezielte Weiterspielen bei einem Gegenstoß gegen eine bereits formierte Abwehr steht hierbei im Mittelpunkt. Im Vordergrund stehen einfache Auslösehandlungen, die auch bei einem aufgebauten Spielzug angewandt werden. Durch den schnellen Anwurf können Spielhandlungen sofort eingeleitet werden.

4.5 Anschlusstraining des Gegenstoßes (komplexes Gegenstoßkonzept)

Der Aspekt des Gegenstoßes erfolgt vermehrt unter dem Gesichtspunkt der Aufgabendifferenzierung. Individuelle Spielertypen übernehmen zunehmend spezifische Aufgaben.

Autor: Tobias Kasprak Veröffentlicht: 07.04.2009 - Letzte Änderung: 22.10.2021